Motorola CN620

Motorola CN620

Das CN620 von Motorola gilt als eines der weltweit ersten Mobiltelefone, die sowohl GSM als auch WLAN sowie "PTT over Cellular" (POC) implementiert hatten.

Das CN620 erhielt seine FCC-Zulassung im Juni 2004 und wurde bereits kurze Zeit später während der ersten Testphase an ausgewählte Firmenkunden verteilt.

Die große Besonderheit und der damals revolutionäre Gedanke hinter dem CN620 waren die Möglichkeit, ein Gespräch über das hauseigene WLAN mittels VOIP zu beginnen und dann ohne Gesprächsabbruch über das GSM-Netz weiter zu telefonieren, sobald das Mobiltelefon außer WLAN-Reichweite gelangte.

Der umgekehrte Weg, sprich, die direkte Übernahme eines Gespräches ohne Gesprächsabbruch von GSM hin zu WLAN bzw. VOIP war jedoch (abgesehen von einigen speziellen Ausnahmesituationen) nicht möglich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit dem CN620 und seiner Fähigkeit des Roamings über die GSM-Grenzen hinaus wollte Motorola ein Gerät schaffen, dass ein Haus- bzw. VOIP-Telefon als auch ein E-Mail- bzw. internetfähiges GSM-Handy in nur einem einzigen, kompakten Gerät vereinte.

Bereits von Anfang an hatten die Entwickler nicht den privaten Heimanwender, sondern die großen Firmenkunden als Zielgruppe im Auge, obwohl gerade bei den privaten Anwendern das Interesse an einem solchen Gerät gegeben war, wie der ehemals große Zuspruch nach der Ankündigung des Gerätes noch heute bezeugt.

Doch Motorola erhoffte sich bei den Firmenkunden noch mehr Erfolg. Eine Vielzahl der Angestellten in den großen Firmen haben in ihren Büros nach wie vor ein Festnetztelefon als auch ein Handy und müssen auf beiden Geräten im Arbeitsalltag immer erreichbar zu sein.

Da der Trend schon damals weg vom GSM-Mobiltelefon hin zum kostengünstigeren VOIP-Telefon ging, hoffte man, den großen Firmen mit dem CN620 eine optimale Lösung präsentieren zu können.

Markteinführung

Trotz der ansich vielversprechenden Idee hinter dem CN620 kam das Gerät über die Testphase leider nie hinaus und wurde von Motorola nicht mehr in den regulären Handel gebracht, denn der Teufel steckte auch hier, wie so oft, im Detail:

Bis zuletzt kämpfte das CN620 mit dem immensen Stromverbrauch, den die stetige Erreichbarkeit im GSM als auch zugleich im WLAN mit sich brachte.

Schon im Prototypenstadium machte sich der hohe Stromverbrauch des Gerätes als eines der größten Probleme unangenehm bemerkbar. Eine maximale Sprechzeit von knapp 190 Minuten bis das Mobiltelefon wieder an die Steckdose musste, erwies sich als nicht bürotauglich. Hier half auch der von Motorola dann gratis beigelegte 1100 mAh Zweitakku nicht viel weiter.

Technische Fehlentscheidung

Auch die zunächst von Motorola angekündigte Kompatibiltät des CN620 zum WLAN-Standard IEEE 802.11b und IEEE 802.11g wurde vollends aufgegeben und das Gerät erhielt lediglich nur mehr eine IEEE-802.11a-Kompatibilität.

Der höherfrequentige 802.11a-Standard mit seiner dynamischen Frequenzwahl (DFS) und der Möglichkeit zur Regelung der Sendeleistung (TPC) - wurde den b/g-Standards (ohne Sendeleistungsregelung) vorgezogen.

In der Praxis erwies sich jedoch, das man auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Die Nutzung von 802.11a erbrachte im Alltag trotz Sendeleistungsregelung nicht die erhoffte Stromersparnis.

Auch hatte das CN620 mit Reichweitenproblemen im WLAN zu kämpfen und war nur in unmittelbarer Umgebung zur Basissation zu verwenden.

Vielen Privatanwender, die bereits einen der schon damals sehr weit verbreiteten und günstigen WLAN-Router nach dem 802.11b/g-Standard ihr Eigen nannten und auf die Markteinführung eines b/g-tauglichen CN620 warteten, wurden schlagartig als Käufergruppe ausgeschlossen. Gerade diese Gruppe der Privatkäufer hatte sich zuvor erhofft, sich zuhause oder unterwegs mit dem CN620 in eines der vielen (oftmals kostenlosen) WLAN einzuklinken und dort dann gratis bzw. sehr vergünstigt zu telefonieren.

Ein weiteres Problem ergab sich dadurch, dass das CN620 auf Basisstationen, Router und sehr spezielle Software, die z.B. das Roaming überwachte und steuerte von den Firmen Proxim und Avaya angewiesen waren, da Motorola bei der Entwicklung des CN620 mit diesen beiden Firmen eine ausschließliche Kooperation eingegangen war.

Abschreckende Kostenhürde

Die Kunden mussten also neben dem CN620 gleich die (teuere) proprietäre Hardware und Software von Proxim und Avaya miteinkaufen - was sich für kleine bis mittelständige Unternehmen kaum noch lohnte und noch mehr potentielle Käufer abschreckte.

Zwar erkannte auch Motorola bald diese Problematik und versprach mit dem Nachfolger, dem CN622, ein Mobiltelefon, dass auch die beiden fehlenden WLAN-Standards b und g unterstützen sollte, jedoch wurde dieses Vorhaben nie mehr umgesetzt; die Kooperationspartner waren sich über den möglichen Erfolg nicht mehr einig und die Konkurrenz startet eigene, zum CN620 inkompatible Produkte.

Obwohl das Mobiltelefon technisch sehr ausgereift war und die Bedienung des auf Windows CE NET 4.2 PRO basierenden Gerätes komfortabel und ohne größere Probleme flüssig von der Hand ging, wurde die Produktion in den USA sofort nach der gescheiterten Testphase wieder eingestellt und die wenigen, bereits verkauften Geräte aus der Testphase wurden zurückgenommen oder konnten für einen Bruchteil des damaligen Kaufpreises übernommen werden.

Das Motorola CN620, dass auch bei uns in Europa angekündigt worden war, schaffte nach der gescheiterten Testphase den Sprung über den Atlantik und in unsere Läden nicht mehr und gilt heute in Fachkreisen als gesuchtes Sammlerstück.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Funknetz GSM Quadband 850/900/1800/1900 MHz und WLAN / PTT
Maße 97 mm × 52 mm × 29 mm
Gewicht 145 g
Display-Auflösung 176 × 220 Pixel
Display-Farbtiefe 65.536 Farben
Akkulaufzeit Standby 80 h
Sprechen ca. 2 h
Betriebssystem Windows CE Ver. 4.2 NET PRO
Digitalkamera Nein
Außendisplay Auflösung 96x32
Displaytyp Typ LCD-TFT
Datentransfer via ActiveSync über USB-Kabel oder via Bluetooth (Bluetooth bei einigen Modellen nicht vollständig implementiert)
Akku 800 mAh Li-ION bzw. 1100 mAh Alternativakku

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