- Motorola
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Motorola, Inc. Rechtsform Incorporated ISIN US6200761095 Gründung 25. September 1928 Auflösung 4. Januar 2011 Auflösungsgrund Aufspaltung in Motorola Mobility und Motorola Solutions Sitz Schaumburg (Illinois), USA Leitung Greg Brown (CEO) Sanjay Jha (Co-CEO) Mitarbeiter 53.000 (Dezember 2009) [1] Umsatz 22.044 Mio $ (2009) [1] Branche Telekommunikation Produkte Mobilfunk, Netzwerk Website www.motorola.com Motorola Inc [moʊtəˈɹoʊlə] mit Sitz in Schaumburg in Illinois ist das Vorgängerunternehmen der durch seine Aufspaltung im Januar 2011 entstandenen Unternehmen Motorola Solutions und Motorola Mobility. Motorola war ein international tätiger Hersteller elektronischer Systeme und Bauelemente mit den Schwerpunkten Mobile Kommunikation, Netzwerke und eingebettete Systeme.
In Deutschland wurde das Unternehmen lange Zeit durch die Motorola GmbH in Idstein[2] vertreten (früher in Neuhof). 2004 erzielte Motorola Deutschland mit circa 2.500 Mitarbeitern (2002 noch 3.500) einen Umsatz von rund 4,3 (2,6) Milliarden Euro. Seit dem 2. Mai 2011 wird Motorola in Deutschland durch die Motorola Solutions Germany GmbH (Bündelfunk und TK-Lösungen) und die Motorola Mobility Germany GmbH (Mobiltelefone) repräsentiert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Galvin Manufacturing Corporation (GMC) wurde 1928 von den Brüdern Paul V. Galvin und Joseph E. Galvin gegründet und 1947 in Motorola umbenannt.
GMC baute 1930 das erste kommerziell erfolgreiche Autoradio der Welt. Das Modell 5T71 kostete 110–130 US-Dollar. Das Radio bekam wegen seiner schweren und voluminösen Ausführung die Bezeichnung „Motorola“, eine Wortschöpfung aus Motor (motorcar, motion) und ola (Schall, Welle, la ola) (nach anderen Quellen (brand eins): „Eine Kombination aus Automobil und Victrola, dem legendären Grammofon“). Der Erfolg war so groß, dass er bald in den USA zum Synonym für den Hersteller und für ein Autoradio überhaupt wurde.
Erfolgreich wurde die Firma durch Geräte der Unterhaltungselektronik und Funkgeräte für den Einsatz bei Polizei und Militär. Bei der Entwicklung von mobilen Telefonen nahm Motorola eine führende Stellung ein.
Viele Missionen der frühen US-amerikanischen Raumfahrt hatten Funkeinrichtungen an Bord, die von Motorola entwickelt wurden. Motorola war auch Initiator des Iridium-Satellitentelephonsystems.
Breite Verwendung fanden und finden die Mikroprozessoren der Serie Motorola 68000, der PowerPC-Serie und die Digitalen Signalprozessoren (DSP) der Motorola-56000-Reihe.
Der Semiconductor Products Sector (SPS), der Halbleiterbereich von Motorola, wurde mit zwei Börsengängen ausgegliedert: Aus dem Teilbereich Semiconductor Components Group (SCG), der hauptsächlich diskrete Bauelemente und Standardprodukte herstellte, entstand im April 2000 die ON Semiconductor Corp. mit Sitz in Phoenix, Arizona. Der Rest der SPS, der die komplexeren Produkte wie Prozessoren produzierte, bildete Mitte Juli 2004 die Freescale Semiconductor Inc. mit Sitz in Austin, Texas.
Der Computerhersteller Apple, der viele Jahre Chips von Motorola beziehungsweise Freescale verbaute, verabschiedete sich zunächst schrittweise vom PowerPC und stattet inzwischen alle seine Computer mit Intel-Prozessoren aus.
Im Juli 2010 kündigten Nokia Siemens Networks und Motorola den Abschluss einer Vereinbarung darüber an, dass Nokia Siemens Networks die Mehrheit der Vermögenswerte im Geschäftssegment Mobilfunknetzinfrastruktur von Motorola übernehmen werde. Wegen eines Rechtsstreit konnte dieser Schritt erst im April 2011 vollzogen werden, zu einem Kaufpreis von 975 Millionen, statt ursprünglich geplanter 1,2 Milliarden US-Dollar.[3] Durch den Kauf bekommt Nokia Siemens Networks rund 50 Mobilfunkbetreiber als neue Kunden. Es wird erwartet, dass bei Abschluss der Transaktion etwa 7500 Mitarbeiter aus dem Mobilfunknetzinfrastruktur-Geschäft von Motorola zu Nokia Siemens Networks wechseln werden.[4][5]
Aufspaltung
Im März 2008 gab Motorola bekannt, dass das Unternehmen aufgrund massiver Verluste von Marktanteilen in zwei Sparten aufgeteilt wird. Es sollten ein Mobilfunk- und ein Breitband-Netzwerkunternehmen entstehen, die beide als eigenständige Unternehmen an der Börse notiert sein sollten. Der Abschluss des Prozesses war für 2009 geplant.
Im Januar 2011 schloss Motorola seine Aufspaltung in zwei eigenständige Unternehmen ab. In Zukunft wird Motorola unter dem Namen „Motorola Mobility“ und „Motorola Solutions“ auftreten, wobei Motorola Mobility das Handygeschäft und Motorola Solutions die Geschäftskundensparte beinhaltet. Beide Unternehmen sind als eigenständige Gesellschaften an der Börse notiert. CEO von Motorola Mobility ist Sanjay Jha, während Motorola Solutions vom bisherigen Konzernchef Greg Brown geführt wird.
Hauptprozessoren
Grundlagen und historische Entwicklung
In der frühen Entwicklungsphase von Prozessoren war Motorola, damals noch deutlich vor Intel, die wesentliche Kraft für Neuentwicklungen von CPUs. Durch die Dynamik dieser beiden Firmen entstanden weitere Hersteller von CPUs, die aber meist nur über eine schmale, wenn zum Teil auch durchaus erfolgreiche Produktpalette verfügten. Verbreitete Beispiele aus dem „Motorola-Lager“ sind MOS Technology und Rockwell International, die unter anderem den MOS Technology 6502 (Commodore PET, Apple II) oder 6510 (Commodore C64) produzierten. Erst die Verwendung von Intel-Prozessoren in den von IBM Anfang der 1980er Jahre erfolgreich auf dem Markt gebrachten PCs drängte Motorola von der Führungsposition ab.
Architektonisch hoben sich Motorola-CPUs und deren Verwandte deutlich von denen aus dem Intel-Lager ab. Auffällig ist zum Beispiel der lineare Adressbereich, der ohne eine Segment-Offset-Adressierung auskommt und somit leichter in Assemblercode zu programmieren ist und der bei der Busanbindung weniger Aufwand macht. Während Intel lange Zeit einen multiplexten Adress- bzw. Datenbus verwendete, bei dem nacheinander Adressbus und Datenbus auf den gleichen Leitungen der CPU angelegt wurden, trennte Motorola den externen Adress- und Datenbus vollständig.
Bis heute durchgängig ist die unterschiedliche Art, in der Daten, die länger als 8 Bit (1 Byte) sind, gespeichert und übertragen werden. Motorola-Prozessoren sind Big Endian.
Motorola-CPUs
- Motorola 6800 8-Bit-Prozessor, der sich wenig verbreitete. Nachfolge-CPUs waren der Motorola 6802 und der sehr erfolgreiche Motorola 6809, der erstmals indizierte Adressierung bot.
- Motorola 68000 CPU mit 32-Bit-Datenregistern, 24-Bit-Adress- und 16-Bit-Datenbus. Wurde unter anderem in den ersten Apple Macintosh, in den Atari ST und in den ersten Commodore-Amiga verwendet. Diese CPU trennte als eine der ersten zwischen Supervisor- und User-Mode, das in Unix-Systemen erste große Verbreitung fand.
- Motorola 68000er-Familie Derivate aus dem 68000-Core wurden immer leistungsfähiger und behaupteten sich lange im Wettkampf mit den x86-Prozessoren von Intel und AMD und wurden in den weiteren Modellen der Macintosh- und Amiga-Computer verwendet. Siehe auch Motorola Dragonball.
- Motorola 88000 RISC-Prozessor, der als Nachfolger der 68000-Familie geplant war, aber zugunsten des PowerPC aufgegeben wurde.
- Der PowerPC-Prozessor löste die sehr erfolgreiche 68000-Familie in Apples Macintosh-Computern ab. Wesentliches Merkmal gegenüber aktuellen Intel-CPUs ist die traditionell geringe Leistungsaufnahme, weshalb der Power-PC auch in eingebetteten Anwendungen immer häufiger eingesetzt wird, in denen die geringe Erwärmung der CPU meist von großer Bedeutung ist.
Grafikprozessoren
Weitgehend vergessen sind heute die Grafikprozessoren von Motorola aus den 1980er-Jahren, obwohl sie weit verbreitet waren. Der Motorola 6845 war Herzstück der Standard-IBM-Grafikkarten MDA und CGA, sowie der HGC von Hercules. Auch im Schneider/Amstrad-Homecomputer CPC sowie der Commodore-8000er-Serie tat er seinen Dienst. Sein Befehlssatz ist heute noch als Untermenge in aktuellen Grafikprozessoren auch anderer Hersteller enthalten.
Mobiltelefone
Motorola baute im Jahre 1983 mit dem DynaTAC das erste Mobiltelefon. Im Jahre 1989 stellte Motorola mit dem MicroTAC das kleinste und leichteste Mobiltelefon seiner Zeit vor. Im Jahre 1992 folgte mit dem International 3200 das erste GSM-Mobiltelefon. In Amerika ist Motorola Marktführer in dieser Sparte und kann sich dort zum Beispiel auch gegen Nokia behaupten. Motorola produzierte mit dem StarTAC das erste Klapphandy und mit dem MicroTAC 8900 das erste Dual-Band-Gerät sowie mit der Timeport Serie im Jahr 2000 die ersten Triband-Geräte. Motorola stellte auch als erstes Unternehmen serienreife UMTS-Mobiltelefone her. Auf der Motorola-Plattform basieren auch die ersten UMTS-Handys von Siemens. Motorola ist unter anderem mit dem V980, dem E1000 und der A-Serie (A920, A925, A1000) am europäischen UMTS-Markt vertreten.
Nach den ersten Mobiltelefonen Anfang der 1990er Jahre führte Motorola in Europa lange eher ein „Schattendasein“, unter anderem, weil Mobiltelefone von Motorola für den amerikanischen Markt zugeschnitten sind. Zudem gibt es in Amerika auch andere Mobilfunkstandards, die auf anderen Frequenzen senden und nicht kompatibel mit den europäischen GSM-Frequenzen sind. Mit dem besonders flachen Klapphandy Motorola RAZR konnte ein Verkaufshit gelandet werden; über 50 Millionen Stück wurden verkauft.
In jüngster Zeit ist die Handysparte von Motorola in der Krise. 2008 sanken die Umsätze um 39 Prozent. Bei den weltweiten Verkaufszahlen ist Motorola heute auf den dritten Platz hinter Samsung zurückgefallen, nachdem man für viele Jahre auf dem zweiten Platz hinter Nokia war. Motorola erwog zeitweise einen Verkauf der Handysparte, die im ersten Quartal 2008 einen Verlust von 418 Millionen USD schrieb und einen Anteil am Gesamtumsatz von 44,3 Prozent hat. Seit Ende 2009 spielt Motorola u.a. mit dem Motorola Milestone wieder ganz vorne mit. Das Smartphone basiert auf dem Google Betriebssystem Android 2.0 und war als direkter Konkurrent zum Apple iPhone 3GS zu sehen.
Im Gegensatz zu den meisten Android-Mobiltelefonen ist es jedoch bei den Modellen von Motorola nicht möglich, ein Custom-ROM aufzuspielen. Dies ist mittlerweile nicht nur unter „Hackern“ sehr verbreitet, da solche Custom-ROMs u. a. Fehler beheben und zusätzliche Funktionen bieten. Motorola empfiehlt potentiellen Kunden, denen diese Funktionalität wichtig ist, den Kauf eines Konkurrenzproduktes.[6]
Nachdem Stimmen von vielen Kunden laut wurden, lenkt Motorola nun ein und kündigt offiziell an künftig keine Bootloader mehr zu sperren. Für bereits im Umlauf befindliche Geräte würde an einer Software gearbeitet, welche mit einem Update aufgespielt werden kann, um den Bootloader zu entsperren. Damit ist es in Zukunft möglich auch auf Android-Mobiltelefonen von Motorola sogenannte Custom-ROM Module aufzuspielen.[7]
Am 15. August 2011 gab die Google Inc. bekannt, dass sie die Mobilfunksparte von Motorola, Motorola Mobility, für 12,5 Milliarden US-Dollar übernehmen will.[8] Die Übernahme muss allerdings noch durch die Kartellbehörden genehmigt werden, was einige Zeit[9] in Anspruch nehmen kann (Stand Oktober 2011). Die Übernahme wird jedoch nicht nur von den Wettbewerbshütern sondern auch von Googles Partnern kritisch gesehen, da diese eine zukünftige Bevorzugung von Motorola befürchten.[10]
Mobilfunkbasisstationen
Kaum bekannt ist, dass Motorola einer der größten Lieferanten von Mobilfunkbasisstationen war. Dieser Geschäftsbereich wurde 2010 von Nokia Siemens Networks (NSN) aufgekauft.
Professioneller Mobilfunk
Als Hersteller der GP- und GM-Serie professioneller Funkgeräte versorgt Motorola einen Großteil der Anwender von Betriebsfunk und Bündelfunk in Deutschland. Varianten dieser Geräte besitzen eine Zulassung nach der Technischen Richtlinie für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) und sind damit bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten im Einsatz. Weitere BOS-Funkgeräte stammen aus der MX-Serie (Saber-Series). Zudem hat Motorola die Funksystemsparte von Bosch Telecom übernommen und damit ein Beinahe-Monopol bei der Neubeschaffung von Fahrzeugfunkgeräten für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben eingenommen.
Paging
Bevor die Entwicklung reif für Mobiltelefone war, gehörte Motorola zu den Marktführern von Paging-Technologien. Dies beinhaltete eine Vielzahl von Endgeräten sowie der dazugehörigen Netz-Infrastruktur. So entwickelte Motorola eigene Übertragungsverfahren, um sich auf dem Markt behaupten zu können. Es gab bzw. gibt zwei Zielgruppen: zum einen die kommerziellen Nutzer und auf der anderen Seite die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben mit dem Ziel, ihr Personal zu alarmieren.
Funkchips (RFID)
Im September 2006 übernahm Motorola für 3,16 Milliarden Euro den Funkchiphersteller Symbol Technologies mit Sitz in Holtsville, New York (USA). Das 1975 gegründete Unternehmen produziert Scanner für Barcodes und Funkchips (RFID) und stellt RFID-Lesegeräte auf Basis des Betriebssystems Windows CE her. Symbol Technologies hält zudem über 900 Patente im Bereich der Mobiltechnologie, darunter für WLAN und RFID.
Umweltschutz
Greenpeace stellt Motorola in puncto Umweltschutz auf Platz 6 von 18 Elektroherstellern (Stand Okt. 2010; Platz 1 ist am umweltfreundlichsten). Dabei geht es um gefährliche chemische Substanzen in der Produktionskette sowie Entsorgung und Recycling.[11]
Siehe auch
- andere Prozessorhersteller: AMD, Intel, VIA, Transmeta
- Team Motorola; ehemaliges Radsportteam (1991–1996), dessen Hauptsponsor Motorola war
Weblinks
Commons: Motorola – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Motorola, Inc.: Geschäftsbericht 2009. Abgerufen am 14. April 2010 (PDF, englisch).
- ↑ motorola.com
- ↑ http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/preisnachlass-auf-motorola-netzwerksparte/4116232.html
- ↑ Reuters: Nokia Siemens erkauft sich größere Präsenz auf US-Markt
- ↑ Pressemitteilung zum Kauf von Teilen der Mobilfunknetzinfrastruktur-Vermögenswerte durch Nokia Siemens Networks
- ↑ MOTODEV Blog
- ↑ Auch Motorola will keine gesperrten Bootloader mehr
- ↑ Google Investor Relations: "Google to Acquire Motorola Mobility"
- ↑ US-Kartellwächter haken bei Motorola-Übernahme nach, heise online, 29. September 2011
- ↑ Motorola-Übernahme: Acer-Manager warnt Google, heise online, 21. September 2011
- ↑ Greenpeace: A Guide to Greener Electronics
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