- Mullah
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Ein Mullah (auch: Mollah, nordafrikanisches franz. moulay; persisch ملا) ist ein islamischer Lehrer, Prediger, Geistlicher oder Theologiestudent. Abgeleitet wird die Bezeichnung aus dem Arabischen مولى maulā: „Herr“, „Meister“ oder „Beschützer“. Ursprünglich war Molla die allgemeine Bezeichnung für schiitische Religions- und Rechtsgelehrte, nach ihrer arabischen Anrede maulā.
Inhaltsverzeichnis
Religiöse Titel
Heute ist der Titel gebräuchlich für alle schiitischen Geistlichen. Als religiöse Titel unter dem Oberbegriff „Mullah“ (häufigste Schreibweise) gelten:
- Talib (Schüler)
- Saghat-ol-islam, auch Saghatoleslam (Vertrauter des Islam)
- Hodjat-ol-islam, auch Hodschatoleslam (Beweis des Islam)
- Hodjat-ol-islam val moslemin, auch Hodschatoleslam val moslemin (Beweis des Islam und der Muslime)
- Ajatollah (Zeichen Gottes)
- Ajatollah al-Ozma oder Großajatollah (größtes Zeichen Gottes)
Der höchste Titel der schiitischen Geistlichkeit lautet Marja-e taqlid (absolute Instanz / Quelle der Nachahmung) und fand zuletzt in der Person Ajatollah al-Ozma Borujerdi († 1961) allgemeine Anerkennung.
Anzahl
Buchta (2004) beziffert die Zahl der Geistlichen (Mullah) im heutigen Iran mit:
- 14 Großajatollah
- 5.000 Ajatollah
- 28.000 Hodschatoleslam
- 180.000 einfache Geistliche (Sänger, Vorbeter, Prediger, Freitagsprediger)
Im Jahre 1977 zählte man im Iran, nach Angaben des Staatsminister für Religiöse Stiftungen, nur 85.000 Mullahs.
Weitere Bezeichnungen
Im islamisch-orientalischen Kulturkreis wird der Titel allgemein als Ehre bekundender Namenszusatz eines Adligen verwendet.
Das Wort findet sich u. a. in Nordafrika auch in Ortsnamen und Namen von Heiligtümern, die nach einem bestimmten Mullah benannt wurden.
Gebrauch als Beleidigung im Iran
Bis zum 20. Jahrhundert wurde der Begriff für rangniedrige Geistliche verwendet, deren Kompetenz eher im Erzählen der Passionsgeschichten um Ashura lag und nicht etwa in der Lehre oder im Erlassen von islamischen Rechtsgutachten.
Heutzutage wird das Wort Mullah zuweilen gerade von säkular eingestellten Iranern als eine Abwertung Geistlicher verwendet, um die Autorität von Ajatollahs oder anderer ranghoher Kleriker in Misskredit zu bringen.
Um diesem Sprachgebrauch etwas entgegenzusetzen, wird gerade seit der islamischen Revolution das Wort Rohani als angemessene Bezeichnung für alle Geistliche des schiitischen Islams benutzt.[1]
Siehe auch
Literatur
- Wilfried Buchta: Schiiten. Hugendubel, München u. a. 2004, ISBN 3-7205-2491-4, (Diederichs Kompakt).
- Reza Hajatpour: Der brennende Geschmack der Freiheit. Mein Leben als junger Mullah im Iran. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-51812-409-9, (Edition Suhrkamp 2409).
- Heinz Halm: Die Schia. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03136-9.
- Moojan Momen: An Introduction to Shi'i Islam. The History and Doctrines of twelver Shi'ism. Yale University Press, New Haven CT u. a. 1985, ISBN 0-300-03499-7, S. 203.
- Roy Mottadeh: Der Mantel des Propheten oder Das Leben eines persischen Mullah zwischen Religion und Politik. 2. unveränderte Auflage. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32289-1.
Einzelnachweise
- ↑ Momen, Moojan, An Introduction to Shi'i Islam, Yale University Press, 1985, p.203
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