Museum Kolumba

Museum Kolumba
Außenansicht des Kolumba-Neubaus
Detailansicht der Außenwand

Kolumba ist das Kunstmuseum des Erzbistums Köln und neben dem Wallraf-Richartz-Museum das älteste Museum in Köln. Der neue Name beruht auf dem am 15. September 2007 eröffneten Neubau des Schweizer Architekten und Pritzker-Preisträger des Jahres 2009 Peter Zumthor für das Museum an der Stelle der kriegszerstörten romanischen Kirche St. Kolumba.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Museum wurde 1853 vom Christlichen Kunstverein für das Erzbistum Köln gegründet und ging 1989 in die Trägerschaft des Erzbistums Köln über. Ausgehend von der traditionellen Sammlungsstruktur des 1853 gegründeten Diözesanmuseums versteht sich Kolumba als Kunstmuseum in kirchlicher Trägerschaft, das jenseits aller Sparten und Spezialisierungen Fragen künstlerischer Gestaltung umfassend darstellen möchte. Als Museum der Nachdenklichkeit sieht sich Kolumba als ein Angebot zur Auseinandersetzung mit dem zur Kunst gewordenen Leben.

Die Sammlung

Elfenbeinkruzifix (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts)

Die Sammlung reicht von der Spätantike bis in die Gegenwart, von romanischer Skulptur bis zur Rauminstallation, von mittelalterlicher Tafelmalerei bis zum Radical Painting, vom gotischen Ziborium bis zum Gebrauchsgegenstand des 20. Jahrhunderts. Die Suche nach einer übergreifenden Ordnung, nach Maß, Proportion und Schönheit ist als verbindendes Element aller künstlerischen Gestaltung der Leitfaden der Sammlung. Schwerpunkte bilden das frühe Christentum (herausragende koptische Gewebe), Malerei, Plastik und Goldschmiedekunst des 11. bis 16. Jahrhunderts (u.a. Herimannkruzifix mit römischem Lapislazuliköpfchen, romanischer Kruzifix aus Erp, Stephan Lochners Madonna mit dem Veilchen), Zeugnisse der Volksfrömmigkeit und eine der vollständigsten Sammlungen von Rosenkränzen.

Dieser Bestand erfuhr 1996 eine herausragende Bereicherung durch die Schenkung Härle, in der zwei Drittel einer der ehemals bedeutendsten deutschen Privatsammlungen mittelalterlicher Skulpturen enthalten sind. Das 19. Jahrhundert ist mit Malerei, Handzeichnung und religiöser Druckgraphik vertreten. In Bereich der Klassischen Moderne konnte eine kleine Sammlung aufgebaut werden, die als Brückenkopf zwischen dem 19. Jahrhundert und zeitgenössischer Kunst eine wesentliche Rolle spielt. Die Schenkung des Teilnachlasses von Andor Weininger, der am Bauhaus in Weimar und Dessau von großer Bedeutung war, setzte hier 1999 einen Meilenstein. In der Moderne richtet sich die Sammlungstätigkeit auf künstlerische Diskurse, die auf dem Höhepunkt ihrer Zeit Fragestellungen der menschlichen Existenz verfolgt haben, die gerade auch für die Kirche von Bedeutung sind.

Ein besonderer Ankauf gelang 1999 mit Unterstützung verschiedener Kulturstiftungen und privater Mäzene aus dem Besitz des Fürsten Eugen Fürst zu Oettingen-Wallerstein: Es handelt sich um ein romanisches Elfenbeinkruzifix, das Kunsthistoriker in die 2. Hälfte des 12. Jahrhundert datieren und der rheinisch-maasländischen Tradition zuordnen. Die 53 cm große Skulptur des Corpus Christi zeichnet sich durch hohe Plastizität und für die frühe Zeit außergewöhnliche Präzision der Gesichtszüge und Haare aus. Das Antlitz trägt nach überwundenem Leiden friedliche und sehr menschlich-individuelle Züge.

Das lebende Museum

Das lebende Museum unterscheidet nicht zwischen ständiger Sammlung und Wechselausstellung. Es zeigt in jährlich mehrfachem Wechsel Werke der eigenen Sammlung in sich verändernden Kontexten. Charakteristisch für das fast private Ambiente sind das Fehlen von Objektbeschriftungen sowie das Miteinander der Werke unabhängig von chronologischen, stilgeschichtlichen oder medialen Zusammenhängen. Stets versucht die Präsentation die Präsenz des Kunstwerks zu realisieren. Von wenigen Hauptwerken abgesehen, die als identifizierende Werke immer an ihrem Ort sind, ist gleichzeitig nur eine Auswahl der Sammlung ausgestellt, deren Inszenierung wechselnden Gesichtspunkten folgt. In der Reihe Sterne für Kolumba werden während der kommenden Jahre Arbeiten aus den verschiedensten Sammlungsbereichen und monographische Werkschwerpunkte vorgestellt. Der Dialog zwischen den Werken steigert deren Erlebnis- und Deutungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt deshalb bleiben Einzelausstellungen (etwa Andy Warhol – Crosses oder Joseph Marioni – Triptych) ebenso in Erinnerung wie die kunstimmanente Fragestellungen bearbeitenden Themenausstellungen (Über die Farbe, Über die Ambivalenz, Über die Wirklichkeit).

Seit 1993 zeigt die Reihe … im Fenster zeitgenössische Einzelpositionen. Mehrfach war das Museum mit seinem Konzept auswärts zu Gast und ließ sich auf ungewohnte Kontexte ein (u.a. Kölnischer Kunstverein, Kunsthalle Baden-Baden, Kirche und Kunststation St. Peter, Köln, Schauspielhaus Köln). Mit Leihgaben ist Kolumba von Bilbao bis Brisbane, von New York bis Berlin international vertreten. Als Trilogie versteht sich die Reihe der großen Handschriftenausstellungen, die das Museum gezeigt hat (Vaticana 1992, Die Kölner Dombibliothek 1998, ars vivendi – ars moriendi 2001).

Die Neupräsentation des eigenen Kunstbestandes wechselt jeweils zum 14. September eines jeden Jahres, dem Fest der Kreuzerhöhung (nach vorheriger zweiwöchiger Schließung).

In „Raum 10“ werden jeweils in vierteljährlichem Wechsel die Reihe zeitgenössischer Positionen fortgesetzt. Dazu erscheint jeweils ein Künstlerheft.

Gebäude

Fundamente/Ausgrabungen der zerstörten romanischen Kirche St. Kolumba

Bis zum 9. April 2007 befand sich das Museum in unmittelbarer Nähe zum Kölner Dom.

Nach den Plänen des Schweizer Architekten Peter Zumthor wurde ein Neubau errichtet (Grundsteinlegung 1. Oktober 2003), der am 15. September 2007 durch Kardinal Meisner eingeweiht wurde.

Der Neubau bezieht sowohl die Fundamente der im Zweiten Weltkrieg zerstörten romanischen Kirche St. Kolumba und als auch die von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm an ihrer Stelle erbaute Kapelle Madonna in den Trümmern ein.

Wichtige Museumsbestände

Auszeichnungen

  • 2008: „Preis für Architektur in Deutschland 2008“, verliehen vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) Frankfurt am Main und damit zur bedeutendsten Architektur im Jahre 2008
  • 2009: Museumspreis für Kuratoren und Ausstellungsmacher der Kulturstiftung hbs

Zitat

„Zur Sensibilisierung von Wahrnehmung: Wir wünschen uns ein lebendes Museum bezogen auf die Realität und die Würde des Vorhandenen, eine raumschaffende Architektur, zurückhaltende und langlebige Materialien, ein Minimum an Technik, Einfachheit und Funktionalität im Detail, eine sorgfältige und materialgerechte Ausführung, einen selbstverständlichen Ort für die Menschen und die Kunst

Präambel der Auslobung des Architekturwettbewerbs 1997

Weblinks

50.9384166666676.95427777777787Koordinaten: 50° 56′ 18″ N, 6° 57′ 15″ O


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