Musiktheoretisch

Musiktheoretisch

Die Musiktheorie ist ein Teilgebiet der Musikwissenschaft, das sich heute v. a. mit Harmonielehre, Kontrapunkt und Formenlehre befasst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von der Antike bis zum Mittelalter hatten praktisch-ausführende und theoretische Musiker wenig oder gar nichts miteinander zu tun. Während die praktische Musikausübung (wozu auch die Komposition gehörte) den Charakter eines Lehrberufs hatte und im Ansehen entsprechend niedrig stand, wurde die theoretische Musik (lat. Musica) innerhalb der „Sieben Freien Künste“ zum höher stehenden mathematischen Zweig, dem „Quadrivium“, gerechnet. Die Musiktheoretiker beschäftigten sich hauptsächlich mit mathematischen, kosmologischen und religiösen Betrachtungen, die sie in rein theoretischer Weise auf Tonleitern und Rhythmen bezogen, ohne dass aus diesen Betrachtungen jemals klingende Musik entstanden wäre.

Erst mit der Entstehung der Mehrstimmigkeit im Mittelalter begannen sich Theorie und Praxis mehr miteinander zu befassen; erstmals gab es auch Persönlichkeiten, die Theoretiker und Komponisten waren (z. B. Léonin, Pérotin). In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich theoretisch fundierte Kompositionslehren heraus, die mit der jeweiligen Musikpraxis in vielfältiger Wechselwirkung standen.

Im Zeitalter der Aufklärung setzte die Musikgeschichtsschreibung ein, und die Aufgabenfelder der Musiktheorie erweiterten sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zur umfassenden und immer noch in Entwicklung befindlichen Musikwissenschaft.

Musiktheorie im heutigen Sinne

Heute versteht man unter „Musiktheorie“ eine Gruppe von Themengebieten der systematischen Musikwissenschaft, die sich mit den Gestaltungsformen musikalischen Materials sowie mit der Bedeutung und der Wirkungsweise von Musik beschäftigen. Dies sind vor allem:

Ferner:

Somit verhilft die Musiktheorie zu einem durch Analyse gewonnenen Zugang zum Bau und zur Wirkung der Musik. Daher wird in den heutigen universitären Studienplänen die Musiktheorie (im Gegensatz zur Musikwissenschaft) als künstlerisches Studium betrachtet.

Literatur

  • Helga de la Motte-Haber, Oliver Schwab-Felisch (Hrsg.): Musiktheorie. Handbuch der Systematischen Musikwissenschaft Band 2. Laaber-Verlag, Laaber 2004, ISBN 3-89007-563-0
  • Guerino Mazzola, Stefan Müller: The Topos of Music: Geometric Logic of Concepts, Theory, and Performance. Birkhäuser 2002, ISBN 3-7643-5731-2

Weblinks

Lehrklaenge (Online-Lehrgang für Musiktheorie)


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