Mylodon

Mylodon
Mylodon
Alte Darstellung des Skeletts

Alte Darstellung des Skeletts

Systematik
Höhere Säugetiere (Eutheria)
Nebengelenktiere (Xenarthra)
Zahnarme (Pilosa)
Faultiere (Folivora)
Mylodontidae
Gattung: Mylodon
Wissenschaftlicher Name
Mylodon
Owen, 1840

Mylodon war ein 3,5 bis 4 Meter großes, bodenlebendes Riesenfaultier Südamerikas, das am Beginn des Holozäns ausstarb.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Mylodon hatte eine Schulterhöhe von ca. 1,3 m und war etwa 3,5 m lang. Es ähnelte dem nah verwandten Glossotherium (= Paramylodon), das zur gleichen Zeit in Nord- und Südamerika lebte. Beide sind durch den kurzen Schädel mit der abgeschnitten wirkenden Nasenregion gekennzeichnet. Mumifizierte Reste von Mylodon aus der Ultima Esperanza Höhle in Chile zeigen raues gelbliches Fell. In die Haut waren kleine Knöchelchen eingelagert, die wohl als Schutz vor Raubfeinden gedient haben.

Überrest eines Mylodonfells im Museum für Naturkunde (Berlin)

Lebensweise und Verbreitung

Mylodon existierte vom mittleren Pleistozän bis ins frühe Holozän hinein. Es war auf den Südamerikanischen Kontinent beschränkt und vor allem in den Südlichen Grasgebieten verbreitet. Anders als viele andere Riesenfaultiere, die sich von Laub ernährten, war Mylodon genau wie Glossotherium wohl ein Grasfresser. Demnach wird es wohl ein Steppenbewohner gewesen sein.

Cueva del Milodón, Patagonien, Chile

Aussterben

1896 entdeckte Hermann Eberhard 25 Kilometer nordwestlich von Puerto Natales im Süden von Chile in einer Höhle Fell- und Knochenreste des Riesenfaultiers, die heute im British Museum in London aufbewahrt sind. Ebenso ist die Cueva del Milodón archäologische Fundstätte der ersten Besiedelung Patagoniens. Die Höhle wurde offenbar von den damaligen Menschen zugemauert, weshalb man vermutet, dass sie Mylodon als Fleischreserve in der Höhle gefangenhielten. Nach der sogenannten Overkill-Hypothese ist das Aussterben der Riesenfaultiere und vieler anderer Tierarten am Ende des Pleistozän auf übermäßige Jagd durch steinzeitliche Jäger zurückzuführen. Die jüngsten Überreste von Mylodon sind etwa 8.500 Jahre alt. In der Annahme, dass Mylodon noch nicht ausgestorben sei, führte der Engländer Hesketh Pritchard 1902 eine Expedition nach Patagonien, kehrte jedoch erfolglos nach England zurück.

Berühmtheit erlangte Mylodon durch den Reisebericht von Bruce Chatwin, der dem Riesenfaultier eine lange Textpassage in seinem Buch In Patagonien (1977) widmete.

Cueva del Milodón, Patagonien, Chile

Arten

  • Mylodon domesticum: Patagonien, Spätpleistozän (ursprünglich Grypotherium genannt)

Literatur

  • Paul S. Martin, Richard G. Klein (Hrsg.): Quaternary Extinctions. A Prehistoric Revolution. The University of Arizona Press, Tucson AZ 1984, ISBN 0-8165-1100-4.
  • Arno Hermann Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band 3: Vertebraten. Teil 3: Mammalia. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Gustav Fischer Verlag, Jena 1989, ISBN 3-334-00223-3.
  • Erich Thenius: Grundzüge der Faunen- und Verbreitungsgeschichte der Säugetiere. Eine historische Tiergeographie. 2. völlig neubearbeitete Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-437-30312-0.

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