- Museum für Naturkunde (Berlin)
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Das Museum für Naturkunde in Berlin ist ein Naturkundemuseum mit über 30 Millionen Objekten. Ursprünglich Teil der Humboldt-Universität zu Berlin ist es seit 1. Januar 2009 eine Stiftung des Öffentlichen Rechts mit dem vollständigen Namen „Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin“ (häufig kurz: „Naturkundemuseum“, auch „Humboldt-Museum“ genannt, vor 1945: „Zoologisches Museum der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin“). Es befindet sich in der Invalidenstraße, in der Oranienburger Vorstadt im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin.
Der nach Plänen von August Tiede angelegte, ursprünglich dreiflügelige Bau wurde 1889 eröffnet und vereinte drei bis dahin eigenständige Institutionen der Berliner Universität: das Geologisch-Paläontologische, das Mineralogisch-Petrografische und das Zoologische Museum. Letzteres war bereits 1809 von dem Naturforscher Johann Centurius von Hoffmannsegg gegründet worden. Von 1914 bis 1917 folgte die Errichtung eines weiteren Quertrakts.
Das Museum ist vor allem wegen des Skeletts von Brachiosaurus brancai bekannt, das weltweit größte aufgebaute Skelett eines Dinosauriers. Das bislang besterhaltene Skelett der Gattung wurde von einer deutschen Expedition in den Tendaguru-Schichten der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, heute Tansania, gefunden. Das Art-Epithet brancai ehrt den damaligen Museumsdirektors Wilhelm von Branca, der die Finanzierung der Expedition ermöglicht hatte. Allerdings wurde von Taylor (2009) eine detaillierte Studie veröffentlicht, die das aufgebaute Skelett mit dem Holotyp von Brachiosaurus verglich, und zu dem Schluss kam, dass das Tendaguru-Material in eine eigene Gattung Giraffatitan zu stellen sei.[1]
Der Brachiosaurus brancai ist das zentrale Element der neuen Ausstellung „Saurierwelt“ im überdachten Lichthof des Museums. Diese Ausstellung widmet sich der Fundstelle Tendaguru (Oberjura). Neben dem Brachiosaurus sind weitere sechs Dinosaurier zu sehen: Dicraeosaurus, Diplodocus, Kentrosaurus, Allosaurus, Dysalotosaurus und Elaphrosaurus. Ausstellungsinseln widmen sich dem Luftraum beziehungsweise dem aquatischen Bereich von Tendaguru. Im Lichthof zu sehen ist außerdem das sehr gut erhaltene Original eines Archaeopteryx („Berliner Exemplar“), des ältesten bekannten Vogels aus den Solnhofener Plattenkalken Süddeutschlands.
Im neuen Saal „Evolution in Aktion“ befindet sich die Ausstellung zur heutigen Vielfalt der Lebensformen (Biodiversität) am Beispiel der Tiere. Eine zwölf Meter lange und vier Meter hohe „Biodiversitätswand“ gibt mit 3000 verschiedenen Tieren einen Eindruck dieser Vielfalt. Die Ausstellung zeigt die Tierwelt als das Ergebnis der Evolution, die vor etwa 3,5 Milliarden Jahren begonnen hat. Es geht um die Mechanismen, die hier wirken, und zu welchen Ergebnissen sie führen. In einer Medieninstallation stellt das Museum der biologischen Diversität eine geistige Diversität gegenüber: Anhand von sieben Grundfragen wird die Vielseitigkeit der Sicht des Menschen auf das Phänomen Leben vorgestellt.
Das Museum zeigt außerdem: Minerale, Fossilien, Huftiere und Einheimische Tiere. Als kulturhistorisch wertvoll gelten die Dioramen, die verschiedene Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zeigen.
Die Sammlungen des Museums, die außerhalb des Ausstellungsbereiches liegen, umfassen Objekte der Mineralogie, Zoologie und Paläontologie. Insgesamt umfasst die Sammlung über 30 Millionen Objekte, unter anderem 130.000 ausgestopfte Vögel mit etwa 90 % aller Vogelarten weltweit und 130.000 in Alkohol eingelegte Fische. Neben seinem öffentlichen Bildungsauftrag mit den Dauer- und Sonderausstellungen, sieht das Museum seine Aufgaben in der wissenschaftlichen Dokumentation und Interpretation der belebten und unbelebten Natur, die in unterschiedlichen Forschungsvorhaben realisiert wird.
Aktuelle Forschungsthemen sind die Rekonstruktion der Evolution verschiedener Tiergruppen, Biodiversitätsforschung in heutigen Lebensräumen, Zoodiversität im Wandel von Umwelt und Nutzung unter anderen im südlichen Afrika, Biogeographie, Paläoökologie, die frühe Entwicklung von Sonnensystemen, der Aufprall von Asteroiden auf der Erde und deren Auswirkung auf die Erdkruste und die Biosphäre sowie die Bildungsforschung.
Als Forschungseinrichtung bildet das Museum für Naturkunde zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam auch wissenschaftlichen Nachwuchs aus.
Generaldirektor war vom 1. Januar 2006 bis 31. Dezember 2010 Reinhold Leinfelder. Derzeit ist sein bisheriger Stellvertreter Ferdinand Damaschun Amtierender Generaldirektor.
Seit 1. Januar 2009 ist das Museum für Naturkunde wegen der überregionalen Bedeutung und des gesamtstaatlichen Interesses an seiner Forschungsarbeit Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und seit dem 24. September 2009 Gründungsmitglied des Humboldt-Rings.
Umbauten
2005 wurde das Skelett von Brachiosaurus brancai abgebaut, das 1937 aus mehreren Teilskeletten und modellierten Ergänzungen zusammengesetzt worden war. Es wurde präpariert, abgegossen und im Frühjahr 2007 nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen neu aufgestellt. Das Skelett ist seitdem einen Meter höher als zuvor, da die Vorderbeine durchgestreckt unter den Körper montiert werden. Zudem wurde der Schwanz nicht länger auf dem Boden liegend rekonstruiert, da heute bekannt ist, dass Brachiosaurus wie auch alle anderen Dinosaurier seinen Schwanz nicht auf dem Boden schleifte, sondern über dem Boden trug.
Der Abbau der Saurier inklusive des großen Skeletts geschah aufgrund der Sanierung des Daches und des gesamten großen Ausstellungsaales, die aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), des Landes Berlin und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin finanziert wurde. Insgesamt wurden mit einem Volumen von rund 16 Millionen Euro vier Säle und ein Treppenhaus saniert und vollständig mit multimedialen Komponenten neu gestaltet. Am 13. Juli 2007 fand die Wiedereröffnung mit neuen Ausstellungen zur Evolution des Lebens und der Erde statt. Innerhalb eines Jahres nach dieser Wiedereröffnung haben über 731.000 Besucher das Museum besucht.
Der im Zweiten Weltkrieg am 3. Februar 1945 durch einen Bombenangriff zerstörte und seither als Ruine dastehende Ostflügel wurde ab Mitte November 2006 nach zehnjähriger Planung für 29,6 Millionen Euro wieder aufgebaut, bis er im September 2010 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Dort sind rund 80.000 Gläser mit Flüssigpräparaten von Fischen und Reptilien in 70-prozentigem Alkohol ausgestellt.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Taylor, M.P. (2009). A re-evaluation of Brachiosaurus altithorax Riggs 1903 (Dinosauria, Sauropoda) and its generic separation from Giraffatitan brancai (Janensch 1914). Journal of Vertebrate Paleontology 29(3):787-806.
- ↑ Tagesspiegel, abgerufen 13. September 2010
Weblinks
Commons: Museum für Naturkunde (Berlin) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Offizielle Seite des Museums
- Christian Schwägerl: Hinein in die Genese des Lebens, FAZ vom 12. Juli 2007
- Erdferkel, Rüsselspringer und woher wir eigentlich kommen sciencegarden-Artikel über die Forschung am Museum für Naturkunde
- Der Mensch - auch nur eine Episode. Bericht über eine Dauerausstellung im Museum für Naturkunde. Berliner Zeitung vom 13. Juli 2007
- Typuszeichnungen des wissenschaftlichen Zeichners Nils Hoff am Museum für Naturkunde (Berlin)
- Einträge in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
52.5302413.379228Koordinaten: 52° 31′ 48,9″ N, 13° 22′ 45,2″ OKategorien:- Museum in Berlin
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