Mynarek

Mynarek

Hubertus Mynarek (* 6. April 1929 in Groß Strehlitz, Oberschlesien) ist ein deutscher Philosoph, Theologe und Kirchenkritiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Mynarek wuchs in einem katholischen Elternhaus auf. Die NSDAP schlug ihn für den Besuch einer NS-Eliteschule vor, was ihm aber von seinem Vater untersagt wurde. Stattdessen besuchte er das Gymnasium in Groß Strehlitz.

Theologiestudium

1945 geriet Mynarek in polnische Gefangenschaft. Während der Wochen seiner Haft fasste er den Entschluss, katholischer Priester zu werden. Er studierte Theologie, Philosophie und Psychologie und schloss 1952 mit einem Examen über theologische Aspekte bei dem Lebensphilosophen Max Scheler ab. 1953 wurde Mynarek zum katholischen Priester geweiht. 1954 promovierte er über „Johannes Hessens Philosophie des religiösen Erlebnisses“.

Professur

1958 siedelte Mynarek in die Bundesrepublik Deutschland über und wurde 1966 als Professor für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft an die Universität Bamberg berufen. 1968 wechselte er als Professor für Religionswissenschaft an die Universität Wien. An dieser Fakultät wurde er 1971/72 zunächst Prodekan (stellvertretender Dekan), dann Dekan.

Kirchenaustritt

1972 verfasste Mynarek einen offenen Brief an Papst Paul VI., in welchem er die Aufhebung des Zölibates und die Demokratisierung der katholischen Kirche fordert. Im gleichen Jahr trat er aus der Kirche aus und heiratete. Eigenangaben zufolge ist er damit der erste Universitätsprofessor der deutschsprachigen Theologie im 20. Jahrhundert gewesen, der aus der Katholischen Kirche austrat. Noch 1972 wurde ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Vom österreichischen Staat wurde er daraufhin zwangspensioniert. Mynarek sieht darin einen Beweis für die weitgehende Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat, die in Österreich und in Deutschland häufig zur Unterdrückung kirchenkritischer Meinungen führe.

Gerichtliche Auseinandersetzungen

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In vielen seiner Bücher – etwa in Herren und Knechte der Kirche oder in Eros und Klerus – kritisiert er die Lehre der katholischen Kirche, der er vor allem ihre hierarchisch-undemokratische Organisation sowie die fehlende Gleichberechtigung der Frau vorwirft. Ebenso kritisiert er die Sexualmoral der katholischen Kirche. Unter anderem bemängelt er auch das persönliche Verhalten von Kirchenvertretern, da sie meist – entgegen ihrem öffentlichen Auftreten – unehrlich, wollüstig, machtgierig und heuchlerisch seien. Darunter falle auch der heutige Papst und damalige Bischof Joseph Ratzinger. Besonders die Veröffentlichung des Buches Herren und Knechte der Kirche brachte Mynarek zahlreiche Schadenersatzklagen ein, infolge derer er den Großteil seines Eigentums verlor. In abschließenden Urteilen wurden die Klagen letztlich verworfen. Unter anderem wies der Bundesgerichtshof eine hohe Schadenersatzklage des Bertelsmann-Verlages ab. Dieser hatte dem Professor vorgeworfen, die Veröffentlichung seines Buches vertragsbrüchig zurückgewiesen und die Rechte entgegen allen Absprachen einem anderen Verlag zugewiesen zu haben. Der ausgetretene Theologe hat dies mit dem Hinweis bestritten, dass der Verlag die Veröffentlichung vorsätzlich immer wieder hinausgezögert habe. Weiter gab er an, dass hohe Kirchenvertreter ihm ausdrücklich gedroht hätten, ihn wegen seiner Bücher auf Dauer finanziell ruinieren oder ihn auf sonstige Art fertigmachen zu wollen.

Engagement in Organisationen

Mynarek arbeitete fortan als freier Schriftsteller. Er ist Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft Christen in den Grünen, denen er aber nur kurze Zeit angehört. In den 1970er Jahren erfolgt seine Annäherung an die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft, in deren Auftrag er 1979 sein Buch Orientierung im Dasein verfasst. Mynarek schrieb zahlreiche Beiträge für die Zeitschrift diesseits, die Hauptpublikation und Mitgliederzeitschrift des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD). Sein Buch Die neue Inquisition erschien 1999 im – dem Universellen Leben nahe stehenden – Verlag Das Weiße Pferd. In der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim will er für die Partei Die Linke bei der Kommunalwahl kandidieren.[1]

Familie

Hubertus Mynarek ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt in Odernheim in der Nähe von Bad Kreuznach.

Werke

  • Johannes Hessens Philosophie des religiösen Erlebnisses, Schöningh (Abhandlungen zur Philosophie, Psychologie und Soziologie der Religion, N.F., Heft 7/8), München 1963
  • Der Mensch, Sinnziel der Weltentwicklung. Entwurf eines christlichen Menschenbildes auf dem Hintergrund eines dynamisch-evolutionären Kosmos unter besonderer Berücksichtigung von Ideen H. Schells und Teilhard de Chardins (= Habilitationsschrift von 1966), Schöningh, München 1967
  • Mensch und Sprache. Über Ursprung und Wesen der Sprache in ihrer anthropologischen Valenz, Herder, Freiburg 1967
  • Gott oder der Mensch im Mittelpunkt? Christozentrik als Versöhnung von Theozentrik und Anthropozentrik, Auer, Donauwörth 1968
  • Der Mensch, das Wesen der Zukunft. Glaube und Unglaube in anthropologischer Perspektive, Schöningh, München 1968
  • Existenzkrise Gottes? Der christliche Gott ist anders, Winfried-Werk, Augsburg 1969
  • Herren und Knechte der Kirche, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1973, ISBN 3-462-00970-2
    • Neubearbeitete Auflage: Ahriman, Freiburg 2002, ISBN 3-89484-504-X
  • Der kritische Mensch und die Sinnfrage. Vor dem Hintergrund einer säkularisierten Welt, Selbstverlag, Berlin 1976
  • Religion. Möglichkeit oder Grenze der Freiheit, Wissenschaft und Politik, Köln 1977, ISBN 3-8046-8538-2
  • Eros und Klerus. Vom Elend des Zölibats, Econ, Düsseldorf 1978, ISBN 3-430-16960-7
    • Neuauflage: Die Blaue Eule, Essen 1999, ISBN 978-3-89206-950-8
  • Orientierung im Dasein. Der Lebensweg des Menschen in ganzheitlich-religiöser Sicht, Verlag Deutscher Unitarier, München 1979, ISBN 3-922483-03-8
  • Zwischen Gott und Genossen. Als Priester in Polen, Ullstein, Berlin 1981, ISBN 3-550-07944-3
  • Religiös ohne Gott? Neue Religiosität der Gegenwart in Selbstzeugnissen. Eine Dokumentation, Erb, Düsseldorf 1983, 251 S., ISBN 3-88458-057-4
  • Verrat an der Botschaft Jesu. Kirche ohne Tabu, Das Wort, Rottweil 1986, ISBN 3-89201-001-3
  • Ökologische Religion. Ein neues Verständnis der Natur, Goldmann, München 1986, ISBN 3-442-12005-5
  • Die Vernunft des Universums. Auf der Suche nach den Lebensgesetzen von Kosmos und Psyche, Goldmann, München 1988
    • Neuauflage: Die Blaue Eule, Essen 2003, ISBN 3-89924-066-9
  • Die Kunst zu sein. Philosophie, Ethik und Ästhetik sinnerfüllten Lebens, Mehr Wissen, Düsseldorf 1989
    • Neuauflage: Die Blaue Eule, Essen 1998, ISBN 3-89206-877-1
  • Mystik und Vernunft, Walter, Olten 1991
    • Überarbeitete Neuauflage: LIT, Münster 2001, ISBN 978-3-8258-5312-9
  • Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und Islam, Knesebeck, München 1992
    • Neuauflage: Asku-Presse, Bad Nauheim 2006, ISBN 3-930994-16-X
  • Erster Diener Seiner Heiligkeit. Ein kritisches Portrait des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993
  • Jesus und die Frauen. Das Liebesleben des Nazareners, Eichborn, Frankfurt am Main 1995
    • Neuauflage: Die Blaue Eule, Essen 1999, ISBN 978-3-89206-935-5
  • Das Gericht der Philosophen. Ernst BlochErich FrommKarl Jaspers über Gott – Religion – Christentum – Kirche, Die Blaue Eule, Essen 1997, ISBN 3-89206-808-9
  • Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland. Mentalität - Motivation - Methoden kirchlicher und staatlicher Sektenbeauftragter, Das Weiße Pferd, Marktheidenfeld 1999, ISBN 3-9808322-1-X
  • Casanovas in Schwarz. Zehn Schlüsselgeschichten über Priesteraffären mit Frauen, Die Blaue Eule, Essen 2000, ISBN 3-89206-339-7
  • Unsterblichkeit, Die Blaue Eule, Essen 2005, ISBN 3-89924-133-9
  • Der polnische Papst. Bilanz eines Pontifikats, Ahriman, Freiburg 2005, ISBN 3-89484-602-X
  • Papst-Entzauberung. Das wahre Gesicht des Joseph Ratzinger und die exakte Widerlegung seiner Thesen, Books on Demand, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-8033-1
  • Eine Jugend im Osten des Dritten Reiches, Die Blaue Eule, Essen 2008, ISBN 978-3899242171

Aufsätze

Einzelnachweise

  1. Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach: Listen der Linken stehen schon (eingesehen am 11. Dezember 2008)

Weblinks


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