- Myrrdin
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Merlin ist einer der bekanntesten sagenhaften Zauberer. Er war der Lehrer von König Artus und wahrscheinlich die Schöpfung von Geoffrey von Monmouth, der ihn in seinem Werk „Historia Regum Britanniae“ (lat. Geschichte der britischen Könige) 1136 erstmals auftreten lässt (Artus-Sage). Der Legende nach war Merlin der mächtigste Zauberer der Welt.
Es verschmolzen in ihm zwei in der inselkeltischen Mythologie verankerte Figuren: der Dichter-Prophet („fili“ genannt) „Myrddin Lailoken“ und „das vaterlose Kind“, der jugendliche Seher „Ambrosius“.
Er ist Sohn eines Incubus, eines gefallenen Engels, und einer Demetierprinzessin und Klosterfrau, eines Königs oder eines Gottes. In anderen Erzählungen wird er von der kornisch-keltischen Naturgöttin Mab erschaffen. Er ist als Opfer für Vortigerns Festung vorgesehen, verblüfft jedoch den Usurpator und seine Druiden mit seiner Wahrsagergabe und indem er die Ursache für das Scheitern eines Festungsbaus von Vortigern (Castel Gwrtheyrn) in den walisischen Bergen erklärt: In einem See unter der Festung schlafen ein roter und ein weißer Drache. Als der See trockengelegt wird, erwachen die Drachen und beginnen zu kämpfen. Der rote Drache steht für Britannien und der weiße Drache für die Sachsen, die in Britannien eingefallen sind (oder auch für Wales und England nach einer anderen Deutung, siehe unten). Schließlich siegt der rote Drache, der heute noch das Wappentier von Wales ist.[1] Unter anderem sagt Merlin das Kommen von Artus und seinen Taten voraus. Nach Geoffrey von Monmouth wird auch die Entstehung von Stonehenge durch die Zauberkräfte Merlins bewirkt: Für Uther Pendragon, den Vater von Artus, versetzte Merlin einen Steinkreis von Irland in die Ebene von Salisbury als Grabmal für die Ritter, die im Kampf gegen die Sachsen gefallen waren.[1]
Eine der Figuren, die in die Figur des Merlin einflossen, war der walisische Barde Myrddin, der die Gabe der Wahrsagung erhalten haben soll, als er während der Schlacht von Arfderydd 573 den Verstand verlor, in die Wälder rannte und dort mit einem Apfelbaum sprach, der ihm Nahrung und Weisheit lieferte. Diese Geschichte erzählt auch Geoffrey von Monmouth in seiner Vita Merlini (um 1150) nach älteren walisischen Gedichten.
In der Artussage soll er an der Zusammenkunft von Artus' Eltern beteiligt gewesen sein, er leitet den Helden an und gibt ihm den Auftrag, den Heiligen Gral zu suchen, in manchen Darstellungen soll er auch Artus Schwert Excalibur in den Stein gesteckt haben. Von seiner Geliebten, die in manchen Darstellungen mit der Herrin vom See gleichgesetzt wird, wird er, nachdem er ihr alle seine Geheimnisse verraten hat und sie selbst zaubern kann, in einem unsichtbaren Gefängnis gefangen gehalten oder in eine Eiche verwandelt. Er ist nie auf „natürliche“ Weise gestorben, sondern wurde, wie auch Artus, in eine Anderswelt entrückt oder er residiert noch heute in einem Palast auf dem Meeresgrund.
Merlin werden positive Eigenschaften zugeschrieben. Seine Person markiert in manchen der uns heute bekannten, ausschließlich christlichen Darstellungen den Bruch mit dem alten keltischen Glauben, denn während er selbst ein der Magie Kundiger bleibt (schließlich wird er manchmal als Druide dargestellt), wird er zugleich zum Bringer des Christentums – ein Symbol für die Epoche der Christianisierung, in der diese Sagenwelt festgeschrieben wurde. Eines seiner Vorbilder, der walisische Barde Myrdin Wyllth, soll der erste getaufte Barde gewesen sein. Myrdin Wyllth wurde in einem Bardenverzeichnis des Dichters Taliesin erwähnt, der selbst eine Vorlage für Merlin gewesen sein könnte. Merlin wurde oft auch gleichgesetzt mit Aneirin, einem Erzdruiden des alten England, oder Gwydion mâb Dôn, der als vaterloser Halbgott in die britannische Mythologie einging. Der Beiname "mâb Dôn" bedeutet Sohn von Dôn, einer alten keltischen Göttin.
Die Herkunft des Namens wird teilweise auf einen hypothetischen Titel des höchsten britischen Druiden, benannt nach dem gleichnamigen auch in Großbritannien heimischen Falken (siehe Merlin (Vogel)) oder auf die Umbenennung Myrddins in Merlin zur Vermeidung von Ähnlichkeiten mit dem französischen merde zurückgeführt.
Merlins Prophezeiungen, wie zum Beispiel über den Untergang der Welt, erlangten solche Bedeutung, dass das Konzil von Trient sie 1563 verbot. Auch Jeanne d' Arc war bei ihrem Prozess 1431 die Frage gestellt worden, ob sie an diese Prophezeiungen glaube. Ebenfalls von Merlin stammt eine Prophezeiung über einen Kampf zwischen einem weißen und einem roten Drachen – der rote Drache gewinnt am Schluss – die vielfach als Prophezeiung über den Kampf der Waliser gegen die Engländer gedeutet wird (siehe Flagge von Wales).
Die Figur Merlins wird in der Literatur (Wieland, Goethe, H. Heine, Edwin Arlington Robinson, C. S. Lewis) und in zahlreichen Filmen thematisiert. Auch in den Harry-Potter-Romanen taucht er auf: Er ist nicht nur auf einer der Schokofrosch-Sammelkarten zu sehen, sondern wird auch oft mit Harry Potter oder dessen Direktor und Mentor Dumbledore verglichen – auch wenn es logischerweise viele Unterschiede in Handlungsweise und Philosophie gibt. Stephen King bezieht sich in seinem Opus-Magnum „Der Dunkle Turm“ in großem Maße auf die Artus-Sagen unserer Welt. In seinem Buch fällt der Hauptfigur Roland Deschain die Position des Guten zu während sein größter Widersacher in der Jugend der böse Zauberer Marten (abgeleitet von „Merlin“) ist. In dem Buch „Avalons Rückkehr“ von Stephen Lawhead kehrt Merlin in die jetzige Zeit zurück und bildet seinen „neuen“ König Arthur aus. Es gibt aber auch eine Buchreihe von T. A. Barron, die von der Jugendzeit Merlins handelt. Des Weiteren gibt es in der 10. Staffel der Sci-Fi Serie Stargate – Kommando SG-1 einen Alien-Charakter, welcher in der Serie der „echte“ Merlin ist (ein Antiker, der in der Zeit König Artus als Merlin auf der Erde gelebt hat).
In Marion Zimmer Bradleys Zyklus „Die Nebel von Avalon“ ist Merlin im Gegensatz zum restlichen Sagenschatz ebenfalls (s.o.) kein Name, sondern eine Art Titel. So lautet bei ihr die vollständige Bezeichnung: „Taliesin, Merlin von Britannien“.
Siehe auch
Quellen
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