- Mystischer Akkord
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Der Mystische Akkord ist ein akustischer Tredezimakkord - d. h. große Terz, reine Quinte, kleine Septime, große None, übermäßige Undezime (#11) und große Tredezime - hier ohne Quinte, der in der rechts abgebildeten weiten Lage in der Musik von Alexander Skrjabin besonders häufig vorkommt. Diese Verwendungsform des auch im französischen Impressionismus bereits vielfältig auftretenden akustischen Siebenklanges (z. B. in der Grundstellung wie in den verschiedensten Umkehrungen, eng oder weit gesetzt, vollständig oder unvollständig, figuriert oder unfiguriert) zeichnet sich durch die weite Nonlage, durch das Fehlen der Quinte und durch die unmittelbar über dem Grundton instrumentierte #11 (skalar: Tritonus) aus. Bedingt durch die hierbei entstehende vertikale Mischung aus übermäßigen, verminderten und reinen Quarten hat man zunächst angenommen, es handelte sich hierbei um einen mehrfach alterierten Quartenakkord. Inzwischen weiß man, dass weite Lagen nicht nur bei Drei- und Vierklängen sondern selbstverständlich auch bei Fünf- , Sechs- und Siebenklängen vorkommen können. Das Fehlen der Quinte und die weite Auftragungsform ändern indessen auch bei akustischen Siebenklängen nichts an ihrer terzgeschichteten Grundstruktur, genauso wie bei klassischen Septimakkorden, die auch bei gelegentlich fehlender Quinte und auch in einer weiten Lage als solche erkannt werden können.
Skrjabin, in dessen kompositorischer Entwicklung ohnehin eine zunehmend dissonierende Tendenz zu beobachten war, begann allmählich, alterierte Vorhaltsakkorde dominantischen Charakters „einzufrieren“, was dazu führt, dass die Dominante ihren ursprünglichen Charakter verliert und vielmehr zum Klangzentrum wird.
Aufgrund Skrjabins Einbindung von Philosophie und Mystik in sein schöpferisches Werk hat man diesem Akkord den Namen „Mystischer“ oder „Prometheus-Akkord“ gegeben, Letzteres wegen dessen extrem häufiger Verwendung in Skrjabins letztem Orchesterwerk „Promethée. Le Poème du feu“ op. 60 („Prometheus – Das Poème des Feuers“, „Poème“ ist eine von Skrjabin entwickelte Gattung).
Literatur
- Gárdonyi-Nordhoff: Harmonik. Wolfenbüttel 2002, S. 180 ff. ISBN 3-7877-3035-4
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