Möriken

Möriken
Möriken-Wildegg
Wappen von Möriken-Wildegg
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Lenzburg
BFS-Nr.: 4203Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 5103
Koordinaten: (656199 / 252028)47.4166618.183333387Koordinaten: 47° 25′ 0″ N, 8° 11′ 0″ O; CH1903: (656199 / 252028)
Höhe: 387 m ü. M.
Fläche: 6.61 km²
Einwohner: 3971
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.moeriken-wildegg.ch
Karte
Karte von Möriken-Wildegg

Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Wartung/Pixel

Möriken-Wildegg, bis 1951 offiziell Möriken genannt, (schweizerdeutsch: Mörike-Wildegg) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Lenzburg des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt im Zentrum des Kantons an der Mündung der Bünz in die Aare.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde besteht aus den beiden Ortsteilen Wildegg (359 m ü. M.) und Möriken (387 m ü. M.), die etwas mehr als einen Kilometer voneinander entfernt sind. Während Wildegg an der Aare liegt, befindet sich Möriken etwas zurückversetzt im Bünztal. Nördlich von Möriken erhebt sich der bis zu 645 Meter hohe Chestenberg, ein Ausläufer des Kettenjuras. Das Gelände steigt steil bis zu einem in Ost-West-Richtung verlaufenden schmalen Grat an. Ein Ausläufer des Grats erstreckt sich in Richtung Süden, an dessen Ende sich das Schloss Wildegg befindet. Am anderen Ende im Osten befindet sich das Schloss Brunegg.

Südwestlich an Möriken vorbei fliesst in einer kleinen Senke die Bünz. Der Abschnitt auf dem Gemeindegebiet ist einer der wenigen, die nicht begradigt wurden. Im Zentrum von Wildegg nimmt die Bünz den Aabach auf und mündet knapp zweihundert Meter weiter westlich in die Aare. Der Fluss ändert hier seine Fliessrichtung von Ost nach Nord.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 661 Hektaren, davon sind 240 Hektaren bewaldet und 143 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 645 Metern auf dem Grat des Chestenbergs, die tiefste Stelle liegt auf 350 Metern an der Aare.

Nachbargemeinden sind Veltheim und Holderbank im Nordwesten, Lupfig und Birr im Norden, Brunegg im Nordosten, Othmarsingen im Südosten, Lenzburg und Niederlenz im Süden, Rupperswil im Südwesten sowie Auenstein im Westen.

Bronzesiedlung Chestenberg
Hinweistafel zur Bronzesiedlung
Chestenberg mit Schloss Brunegg

Geschichte

Auf dem Grat des Chestenbergs - oberhalb des Schlosses Brunegg - bestand in der späten Bronzezeit eine kleine Dorfsiedlung. Vom 1. bis ins 4. Jahrhundert gab es hier ein römisches Landhaus (villa); das damalige Legionslager Vindonissa lag nur ein paar Kilometer weit entfernt. Das Dorf Möriken geht auf eine alamannischen Gründung zurück. Im Jahr 1292 wurde es als Mörinkon erstmals urkundlich erwähnt. Einen indirekten Hinweis auf die Ortschaft enthält eine Urkunde von 1283, die Ulricus de Moerinchon als Zeugen aufführt. Die Burg Wildegg wurde Ende des 12. Jahrhunderts durch die Grafen von Habsburg auf der Felsrippe über dem Engpass auf der rechten Seite der Aare errichtet; das genaue Baudatum ist nicht bekannt.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Möriken gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Die Reformation wurde 1528 eingeführt. Das Dorf bildete zwar bereits im 15. Jahrhundert einen eigenen Gerichtsbezirk im Amt Lenzburg, blieb aber stets von den Wildegger Schlossherren wirtschaftlich abhängig. Diese besassen nämlich den grössten Teil des Waldes, eine Domäne mit über 100 Hektaren Wirtschaftsland, Rebberge am Berghang und eine Mühle am Talausgang. Um diese Mühle herum entwickelte sich später das Dorf Wildegg. Ab 1483 herrschte elf Generationen lang die aus Brugg stammende Familie Effinger auf der Wildegg.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Möriken-Wildegg gehört seither zum Kanton Aargau. Wildegg entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Schauplatz der industriellen Revolution in der Schweiz. Vor allem die Firma Laué & Cie. trieb die Entwicklung voran, als sie begann, Baumwolltücher farbig zu bedrucken (Indienne). 1848 begann in Wildegg die Zeit der Hutflechterei.

Am 15. Mai 1858 erhielt die Gemeinde einen Anschluss an das Eisenbahnnetz der Schweiz, als die Strecke Brugg - Aarau mit einem Bahnhof in Wildegg eröffnet wurde. 1889 entstand eine Zementfabrik; Steinbrüche in den nahen Jurahügeln und die Aare lieferten die nötigen Rohstoffe (Kalkstein, Tonmergel, Wasser). Am 1. Oktober 1895 erreichte die Seetalbahn von Lenzburg her den Bahnhof Wildegg (am 2. Juni 1984 stillgelegt und durch eine Busverbindung ersetzt). Historisch wertvolle Teile der alten Fabrikanlagen stehen unter Denkmalschutz.

Im 20. Jahrhundert siedelten sich weitere Industrien an, unter anderem ein Kupferdraht-Isolierwerk und eine Hartweizenmühle. Im Gegensatz zu Wildegg blieb in Möriken der bäuerliche Charakter lange Zeit erhalten. Der Ortsteil entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einer bevorzugten Wohnsiedlung; seit 1900 hat sich die Einwohnerzahl verdreifacht.

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Antonius

Das Schloss Wildegg, auf einem felsigen Ausläufer des Chestenbergs gelegen, besteht im Kern aus einer gut erhaltenen Burg aus dem 12. Jahrhundert mit Bergfried und Palas. Im 17. Jahrhundert wurde die Burg vergrössert und in ein barockes Wohnschloss umgebaut. Schlossbesitzerin Julie Effinger starb 1912 ohne Nachkommen. Sie vermachte das Schloss mit der gesamten Ausstattung und die dazugehörende Domäne der Eidgenossenschaft, die das ganze Gut dem Schweizerischen Landesmuseum zur Verwaltung übergab.

Pfarrkirche: Die dem hl. Antonius geweihte Kirche, die auf einer erhöhten, auf drei Seiten von der Bünz umflossenen Landzunge liegt, wurde 1428 erstmals erwähnt, 1949 abgebrochen und 1966/69 durch einen modernen Neubau des Architekten Justus Dahinden ersetzt.

Der Villenbezirk in Wildegg entstand zu Beginn des Zeitalters der Industrialisierung, als die Fabrikbesitzer repräsentative Wohngebäude im klassizistischen und neugotischen Stil errichten liessen. Dazu zählen das Haus Dolder (1785 für Johann Rudolf Dolder erbaut), das Lauégut (1790), das Amslergut (1800) und das Haus Isler (1825).

Gegenüber dem Gasthof Bären befindet sich ein kleiner Kurgarten, welcher 1977 eingeweiht wurde. Zentrum der Anlage ist der 1832 gebohrte, 117 Meter tiefe Jodbrunnen (begehbar). Bis zu Beginn der 1960er Jahre wurden hier täglich 40 bis 60 Liter Jodwasser abgefüllt und als gesundheitsförderndes Naturwasser verkauft.[2]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Gelb Mohrenkopf mit roten Lippen und Ohrringen über schwebendem rotem Sechsberg.» Der Mohrenkopf, eine volkstümliche Deutung des Namens Möriken, erschien erstmals 1592 auf einem Grenzstein. Als Wildegg immer mehr an Bedeutung gewann, kam der Wunsch auf, diese Ortschaft im Wappen mitzuberücksichtigen. Dies geschah im Juni 2002, als der rote Sechsberg der Familie Effinger als Symbol Wildeggs eingefügt wurde.[3]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[4]

Jahr 1764 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 426 821 1161 1750 2134 2399 2867 2858 3406 3413

Am 31. Dezember 2007 lebten 3841 Menschen in Möriken-Wildegg, der Ausländeranteil betrug 18,3 %.[5] Bei der Volkszählung 2000 waren 59,9 % reformiert, 25,1 % römisch-katholisch, 4,5 % moslemisch und 1,1 % christlich-orthodox; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 90,6 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,8 % Italienisch, 1,7 % Serbokroatisch, 0,8 % Türkisch, 0,7 % Albanisch, 0,6 % Französisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Sergio Caneve.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Möriken-Wildegg gehört zum Friedensrichterkreis Othmarsingen.

Wirtschaft

In Möriken-Wildegg gibt es rund 1300 Arbeitsplätze, davon 6 % in der Landwirtschaft, 26 % in der Industrie und 68 % im Dienstleistungsbereich.[7] Die wirtschaftlichen Tätigkeiten und die Industrie konzentrieren sich auf den Ortsteil Wildegg. Die wichtigsten Unternehmen sind die 1920 gegründeten Kupferdraht-Isolierwerke, die Hartweizen-Mühle der Migros und die Jura-Cement-Werke. Der Ortsteil Möriken ist vor allem ein Wohngebiet, hat aber auch mehrere Dienstleistungsbetriebe. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der näheren Umgebung, z.B. in Lenzburg, Brugg und Aarau.

Der Kamin der Jura-Zement Werke in Wildegg ist mit 125 Meter Höhe einer der höchsten Kamine in der Schweiz.

Verkehr

Hofgut des Schlosses Wildegg, im Hintergrund Möriken

Wildegg liegt am Kreuzungspunkt der Hauptstrassen nach Aarau, Brugg und Lenzburg. Eine autobahnähnliche Schnellstrasse führt zum Anschluss Aarau-West der Autobahn A1 bei Hunzenschwil und weiter nach Aarau. Weitere Autobahnanschlüsse befinden sich bei Mägenwil und Lenzburg. Der Bahnhof Wildegg liegt an der Haupteisenbahnlinie Olten - Aarau - Brugg - Baden - Zürich. Zwischen den Bahnhöfen Wildegg und Lenzburg verkehren zwei Buslinien der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg. Eine weitere Buslinie verkehrt von Lenzburg über Möriken nach Brunegg.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über vier Kindergärten und zwei Schulzentren, in denen alle Schulstufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.

Kultur

Möriken-Wildegg verfügt über eine reiche Vereinskultur. Über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist die Operettentradition. Seit 1891 gibt es Theatervorführungen und seit 1925 Musiktheater. Der Bau eines neuen Gemeindesaals 1959 bot professionelle Rahmenbedingungen und legte den Grundstein für den nachhaltigen, bis heute andauernden Erfolg. Pro Saison gibt es jeweils 30 Aufführungen mit zusammen 20'000 Besucherinnen und Besuchern. Operettenfreunde reisen nicht nur aus der gesamten Deutschschweiz, sondern auch aus dem nahen Deutschland an. Als Besonderheit der Operette Möriken-Wildegg hat sich die Pflege eines wenig bekannten Repertoires erwiesen. So fand 2001 mit Jacques Offenbachs Werk Die Tochter des Tambour-Majors sogar eine schweizerische Erstaufführung statt. Einer der vielen Vereine ist auch die Musikgesellschaft Möriken-Wildegg, die mit einer angegliederten Majorettengruppe (eine der wenigen in der Schweiz) auftritt.

Persönlichkeiten

In Möriken-Wildegg wurden geboren:

Weitere Personen mit Bezug zur Gemeinde:

  • Yul Brynner )1920-1985), amerikanischer Schauspieler; war weltberühmter Bürger von Möriken-Wildegg. Seine Mutter war Russin, sein Vater Schweizer Konsul in Russland und stammte ursprünglich aus Möriken. Brynner besuchte 1967 erstmals seine Heimatgemeinde und tätigte eine grosszügige Spende für das gemeindeeigene Ferienhaus auf der Bettmeralp.
  • Ernst Brugger (1914-1998), Schweizer Politiker (FDP), Bundesrat, Bundespräsident im Jahr 1974; besass das Bürgerrecht von Möriken-Wildegg.
  • Paul Karrer (1889-1971) Schweizer Chemiker, Nobelpreisträger der Chemie, verbrachte seine Jugendjahre in Wildegg, und besuchte die Bezirksschule in Lenzburg.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Michael Stettler, Emil Maurer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau - Bezirke Lenzburg und Brugg. Verlag Birkhäuser, Basel 1953.
  3. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  4. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Lenzburg - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau

Weblinks


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