Münchner Kanalisation

Münchner Kanalisation

Die Münchner Stadtentwässerung ist ein öffentliches Unternehmen der Abwasserwirtschaft. Sie dient dem Umweltschutz und der Gesundheitsvorsorge. Aufgabe ist die Abwasserableitung und -reinigung sowie die Klärschlammentsorgung der Landeshauptstadt München, angeschlossener Zweckverbände und Gemeinden. Die Münchner Stadtentwässerung ist ein Eigenbetrieb der Landeshauptstadt München. Ihr Sitz ist im Technischen Rathaus in Berg am Laim.


Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Hauptziele des Eigenbetriebs sind der Umweltschutz und die Gesundheitsvorsorge. Aufgabe der Münchner Stadtentwässerung ist die Abwasserableitung, die Abwasserreinigung und die Entsorgung des Klärschlamms der Landeshauptstadt München sowie angeschlossener Zweckverbände und Gemeinden.

Zahlen, Daten, Fakten

  • 1.200 Kilometer begehbare Kanäle und 1.146 Kilometer Rohrkanäle
  • 13 Regenbeckenrückhalteanlagen mit einem Gesamtvolumen von 706.000 Kubikmetern
  • Dükeranlagen und Regenüberläufe
  • 141.000 Hausanschlüsse und 70.000 Straßenabläufe leiten jährlich rund 192 Millionen Kubikmeter Abwasser aus München und der Umgebung in das Kanalnetz ein
  • 2 Kläranlagen und 1 Klärschlammverbrennungsanlage
  • circa 850 Mitarbeiter
  • circa 230 Millionen Euro Umsatz

Geschichte

vor 1900

1811 entstand der Abwasserkanal vom Promenadeplatz zum Hofgraben. In den nächsten Jahren entstanden unsystematisch ca. 21 km weitere Kanäle. Allerdings wurde immer der noch der Großteil an Fäkalien und Unrat einfach auf der Straße oder in Abortgruben entsorgt.

1836 erkannte der Arzt und Hygieniker Max von Pettenkofer die Ursache der immer wiederkehrenden Seuchen (vor allem der Cholera) in in der schlechten Wasserver- und -entsorgung der Münchner Bürger. Seine Versuche, eine systemische Wasserversorgung und Abwasserentsorgung einzurichten scheiterten am Geldmangel und am Desinteresse der Politik. Erst die Choleraepidemie von 1854, die 3000 Münchner Bürger das Leben kostete (darunter als prominentestes Opfer die bayerische Königin Therese) brachte ein Umdenken. Die innerhalb kurzer Zeit auf 130.000 Anwohner angewachsene Stadt München versorgte bis dahin ihre Bürger mit Pumpbrunnen, deren Wasserqualität durch das Abwasser im Boden stark beeinträchtigt war. Pettenkofer erreichte, dass die Regierung von Oberbayern die Stadtverwaltung München mit dem Ausbau des Kanalsystems beauftragte.

Der Bauingenieur und spätere Stadtbaurat Arnold Zenetti plante den Bau und verantwortete die Durchführung des ersten Sielsystems der Schönfeld-, Max- und Ludwigsvorstadt (Bauzeit 1862 bis 1887).

1885 entstand in der Stadtverwaltung München eine erste Abteilung zur Stadtentwässerung. Anfangs war insbesondere die Kanalreinigung wichtig, da sich die Anwohner immer wieder über die Geruchsbelästigung beschwerten. 1899 wurde die Schwemmkanalisation eingeführt, was zur Durchsetzung des Spülklosetts in München führte.

Ab 1900

Das Münchner Kanalnetz wurde stetig systematisch erweitert. Zur Jahrhundertwende war es auf 225 Kilometer angewachsen. Rund 78 Prozent der damals 480 000 Einwohner waren an das Kanalsystem angeschlossen. Durch die Verbesserung der hygienischen Situation sank die Sterblichkeit deutlich von 41,7 Personen je 1000 Tausend Einwohner im Jahr 1879 auf 15,6 Personen je 1000 Einwohner im Jahr 1910.

1926 ging das erste Münchner Klärwerk Gut Großlappen in Betrieb. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Kanalnetz systematisch weiter ausgebaut, die Abwassermenge stieg weiter an. 1989 wurde das zweite Münchner Klärwerk Gut Marienhof in Betrieb genommen. 1998 geht eine Klärschlammverbrennungsanlage am Klärwerk Gut Großlappen in Betrieb.

2006 sind praktisch aller Münchner Bürger und Betriebe (99,9 Prozent) an das 2400 km lange Abwasserentsorgungssystem angeschlossen.

Kläranlagen

Die Münchner Stadtentwässerung betreibt zwei Kläranlagen im Münchner Norden, das Gut Großlappen und das Gut Marienhof.

Gut Großlappen (seit 1926)

  • biologische Reinigungsstufen einschließlich einer Nährstoffelimination
  • mechanische Reinigung mit Sandfängen und Absetzbecken
  • biologische Reinigung, deren Belebungsbecken mit anaeroben und aeroben Zonen zur biologischen Phosphor- und Stickstoffentfernung ausgestattet sind
  • Überwachung der Reinigungsleistung des Klärwerks erfolgt durch ein betriebseigenes Labor
  • Klärschlammverbrennungsanlage (seit 1998)

Gut Marienhof (seit 1989)

  • biologische Reinigungsstufen einschließlich einer Nährstoffelimination
  • mechanische Reinigung mit Sandfängen und Absetzbecken
  • biologische Reinigung, deren Belebungsbecken mit anaeroben und aeroben Zonen zur biologischen Phosphor- und Stickstoffentfernung ausgestattet sind
  • Sandfilter zur weiteren Schwebstoffentfernung
  • Abwasserdesinfektionsanlage zur Reduktion von Keimen und der Verbesserung der hygienischen Wasserqualität der Isar
  • Überwachung der Reinigungsleistung des Klärwerks erfolgt durch ein betriebseigenes Labor

Regenrückhalteanlagen

In München fallen circa 1000 mm Niederschlag pro Jahr, was den höchsten Wert aller deutschen Großstädte darstellt. Bei sehr starken Regenfällen sind die Kanäle und die beiden Klärwerke trotz doppelter Auslegung überlastet. Um eine sichere Ableitung der durch den Regen stark verdünnten Abwässer zu gewährleisten, gibt es im Stadtgebiet momentan 23 Regenauslässe, die vom Kanalnetz direkt in die Isar führen.

Seit 1979 gibt es gesetzliche Auflagen, dass 90 Prozent der abbaubaren Schmutzstoffe durch ein Klärwerk geleitet werden müssen. Um diese Auflagen zu erfüllen, werden große Niederschlagsmengen in unterirdischen Becken (sogenannten Regenrückhalte- und Regenüberlaufbecken) zwischengespeichert und bei nachlassenden Niederschlag kontrolliert den Klärwerken zugeleitet. Selbst bei sehr starken Niederschlägen wird eine Einleitung von Mischwasser in die Isar so weitestgehend vermieden.

Bei starken Niederschlägen wird das Mischwasser aus dem Kanal über eine Betontrennwand in die aus mehreren Teilbecken bestehenden unterirdischen Bauwerke geleitet. Ist ein Teilbecken gefüllt, läuft das Wasser weiter in ein weiteres Becken. Im Falle des zweistöckigen Regenrückhaltebeckens unter dem Hirschgarten werden die unteren Becken über Fallschächte gefüllt. Die Entleerung der oberen Becken erfolgt durch das Öffnen eines Schiebers, bei den tiefer liegenden Becken durch Pumpwerke. Durch einen Ablaufkanal wird das Mischwasser wieder dem städtischen Kanalnetz und somit einer Reinigung in den Klärwerken zugeführt.

Insgesamt betreibt die Münchner Stadtentwässerung 13 Regenrückhalteanlagen mit einem Gesamtvolumen von 706.000 Kubikmetern. Zur Veranschaulichung: dies entspricht in etwa einer Wassermenge, mit der sich das Spielfeld der Allianz Arena 70 Meter hoch unter Wasser setzen ließe.

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