Münchner Kammerspiele

Münchner Kammerspiele

Die Münchner Kammerspiele sind ein traditionsreiches städtisches Theater in München.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Münchner Kammerspiele, Maximilianstraße

Die Münchner Kammerspiele wurden 1911 als privat betriebenes Theater von Erich Ziegel gegründet und starteten ein Jahr später im Münchner Lustspielhaus an der Augustenstraße ihre Arbeit. Unter dem seit 1917 amtierenden Intendanten Otto Falckenberg erfolgte 1926 der Umzug in das Schauspielhaus in der Maximilianstraße. Der von Carl und Richard Riemerschmid im Jahr 1901 errichtete Jugendstilbau ist bis heute die Heimat der Münchner Kammerspiele.

Die Kammerspiele wurden nach 1933 städtisch; Falckenberg blieb trotz Konflikten mit dem Nazi-Regime aber bis 1944 Direktor. 1944 konnten Techniker und Schauspieler nach einem Brandbombenangriff das Zuschauergebäude retten, das Bühnenhaus brannte aus und wurde nach Kriegsende wiederhergestellt.

1961 kam es zur Eröffnung des 1983 noch einmal umgebauten Werkraumtheaters als zweiter, kleinerer Spielstätte. Das Schauspielhaus wurde 1971 unter der Leitung von Reinhard Riemerschmid erstmals gründlich renoviert. 2000 wurde mit einer erneuten Generalinstandsetzung des Hauses begonnen; im März 2003 konnte der Spielbetrieb dort wiederaufgenommen werden.

Derzeit verfügen die Münchner Kammerspiele über drei Spielstätten: die große Bühne des Schauspielhauses und zwei kleine Bühnen, die des Werkraumtheaters sowie die „Neues Haus“ genannte Bühne im neuen Probengebäude (Bauzeit 1997–2001, Architekten Gustav Peichl, Stefan A. Schumer, Walter Achatz).

Die Rechtsform der Münchner Kammerspiele änderte sich mit Beginn des Jahres 2004, seitdem wird das Theater als Eigenbetrieb geführt. Der Eigenbetrieb umfasst neben dem Spielbetrieb der Münchner Kammerspiele noch zwei weitere Betriebsteile, die Otto-Falckenberg-Schule und die Schauburg (München) am Elisabethmarkt.

Die Intendanten

Die Zeit nach 1945 war geprägt von den Intendanten Erich Engel (1945–1947), Hans Schweikart (1947–1963), August Everding (1963–1973), Hans-Reinhard Müller (1973–1983), Dieter Dorn (1983–2001) und Frank Baumbauer (2001–2010). Seit Beginn der Saison 2010/2011 leitet Johan Simons das Theater.

Die Regisseure

In den 1920er Jahren galten die Kammerspiele als wohl wichtigste deutschsprachige Bühne außerhalb Berlins. Persönlichkeiten wie Bertolt Brecht inszenierten hier Stücke. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus geprägt durch die Arbeiten des Intendanten Erich Engel und bald auch durch die Inszenierungen von Bruno Hübner und Axel von Ambesser (letzterer begann seine sehr erfolgreiche Regiekarriere an diesem Haus), später kam dazu der Regisseur und Schauspieler Fritz Kortner, der aus dem Exil zurückgekehrt war. In den 1960er Jahren inszenierte der damalige Regieassistent der Kammerspiele Peter Stein zum ersten Mal eigenverantwortlich. In den 1970er Jahren prägten die Arbeiten des Dramatikers Franz Xaver Kroetz und die Theaterfantasien von Robert Wilson das Theater. In den 1980er Jahren schuf George Tabori herausragende Inszenierungen. Auch heute zählt das Theater zu den besten deutschen Sprechbühnen und konnte zahlreiche Preise und Auszeichnungen entgegennehmen.

2002 wurden die Kammerspiele erstmals mit der Produktion Alkestis für den Nestroy-Theaterpreis nominiert. 2005 konnte es beim Berliner Theatertreffen mit Die Nibelungen in der Regie von Andreas Kriegenburg sogar den begehrten Preis für die beste Inszenierung gewinnen. 2006 und 2007 ist das Theater abermals für den Nestroy nominiert.

2007 wurde es mit Andreas Kriegenburgs Drei Schwestern eingeladen. 2008 wurde das Theater mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.

Die Direktoren

Die Schauspielschule

1946 wurde die dem Haus angegliederte Schauspielschule (Otto-Falckenberg-Schule) gegründet.

Auszeichnungen und Ehrungen

2009 wurden die Kammerspiele vom Magazin Theater heute und einer Jury aus 41 Theaterkritikern zum Theater des Jahres gekürt sowie für das beste Bühnenbild von Regisseur Andreas Kriegenburg, der für das Stück Prozess von Franz Kafka ein bewegliches Auge entworfen hatte, ausgezeichnet.

2009 wurden die Kammerspiele mit einem Nestroy-Theaterpreis für die beste deutschsprachige Aufführung (Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel)) ausgezeichnet.

Literatur

  • Sabine Dultz (Hrsg.): Die Münchner Kammerspiele. Schauspieler, Regisseure, Aufführungen 1976–2001. Mit Dieter Dorn und Michael Wachsmann. Fotos von Oda Sternberg. Hanser, München 2001, 605 S., zahlr. Ill., ISBN 3-446-20000-2.

Weblinks

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