NAG-Protos Typ 204

NAG-Protos Typ 204

Der erste NAG-Protos Sechszylinder wurde 1926 von dem Berliner Automobilhersteller NAG zunächst als NAG 12/60 PS Typ D6 auf den Markt gebracht. Die Konstruktion stammte von Oberingenieur Christian Riecken. Nachdem man im Folgejahr die Protos-Automobilsparte von Siemens-Schuckert übernommen hatte, verkaufte man den gleichen Wagen als gemeinsame Entwicklung unter dem Namen NAG-Protos 12/60 PS.

Gleiches geschah mit dem schon 1927 entwickelten Modell NAG 14/70 PS Typ D7. Er hieß dann NAG-Protos 14/70 PS.

Beide Fahrzeuge hatten Pressstahlrahmen aus U-Profil, die mit zwei Starrachsen versehen waren. Die Vorderachsen hatten Halbelliptik-Blattfedern, die Hinterachsen Underslung-Halbfedern. Der Sechszylinder-OHV-Reihenmotor des D6 lieferte 60 PS aus 3,1 Litern Hubraum, der des D7 70 PS aus 3,6 Litern. Über ein unsynchronisiertes 4-Gang-Getriebe mit Mittelschaltung wurde die Motorkraft an die Hinterräder weitergeleitet.

1928 wurde aus dem 12/60 PS der NAG-Protos Typ 201; der 14/70 PS zum NAG-Protos Typ 204. Der neue Konstrukteur Gabriel Lenard aus Frankreich, den Riecken ersetzt hatte, entwickelte für die beiden Modelle mit etwas größerer Karossereie eine halbautomatische Fliehkraftkupplung, die beim Anfahren wie eine Drehmomentwandler agierte. Zum Gangwechsel allerdings musste, wie bisher, weiterhin die Kupplung getrennt werden. Diese "Zentrifugia-Kupplung" wurde zusammen mit einem 3-Gang-Getriebe verbaut.

Der von Simson (Suhl) übernommene Paul Henze, der 1929 die Nachfolge von Lenard antrat, entwickelte 1930 für die Sechszylinder einen Niederrahmen, der ebenfalls aus U-Profil-Pressstahl aufgebaut war. Versehen mit einem 4 Liter - Motor mit 80 PS entstanden so der NAG-Protos Typ 207 für die 4- und 6-sitzigen Karosserievarianten und der NAG-Protos Typ 208 für das Sport-Cabriolet. Die Radstände beider Modelle waren übrigens gleich!

Alle Sechszylindermodelle verkauften sich nicht besonders gut, da sie in die Weltwirtschaftskrise hineingeboren wurden und zudem mit etablierten Modellen wie dem Mercedes-Benz Nürburg 460 / 500 und dem Horch 8 konkurrierten. Bis zur Produktonseinstellung 1933 entstanden höchstens 2.000 Exemplare aller Typen.

Technische Daten

Typ D6 (12/60 PS) D7 (14/70 PS) 201 (12/60 PS) 204 (14/70 PS) 207 (16/80 PS) 208 (16/80 PS)
Bauzeitraum 1926 – 1928 1927 - 1928 1928 - 1930 1928 - 1930 1930 - 1933 1930 - 1933
Aufbauten T4, L4 T6, L4, PL4, PC4 T4, L4, Cb4, R2 T6, L4, PL4, PC4 PL4, Cb4, PC4 Cb2
Motor 6 Zyl. Reihe 4-Takt 6 Zyl. Reihe 4-Takt 6 Zyl. Reihe 4-Takt 6 Zyl. Reihe 4-Takt 6 Zyl. Reihe 4-Takt 6 Zyl. Reihe 4-Takt
Ventile obengesteuert (ohv) obengesteuert (ohv) obengesteuert (ohv) obengesteuert (ohv) obengesteuert (ohv) obengesteuert (ohv)
Bohrung x Hub 74 mm x 120 mm 80 mm x 120 mm 74 mm x 120 mm 80 mm x 120 mm 84 mm x 120 mm 84 mm x 120 mm
Hubraum 3075 cm³ 3594 cm³ 3075 cm³ 3594 cm³ 3963 cm³ 3963 cm³
Leistung (PS) 60 70 60 70 80 80
Leistung (kW) 44 51 44 51 59 59
bei Drehzahl (1/min) 3000 3000 3000 3000 3200 3200
Verdichtung 5,6 : 1 5,6 : 1 5,6 : 1 5,6 : 1 5,25 : 1 5,75 : 1
Verbrauch 20 l / 100 km 20 l / 100 km 20 l / 100 km 20 l / 100 km 22 l / 100 km 22 l / 100 km
Getriebe 4-Gang 4-Gang 3-Gang mit Zentrifugia- Kupplung 3-Gang mit Zentrifugia- Kupplung 3-Gang mit Zentrifugia- Kupplung 3-Gang mit Zentrifugia- Kupplung
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h 90 km/h 95 km/h 95 km/h 100 km/h 110 km/h
Leergewicht 1800 - 1900 kg 1800 - 1900 kg 1950 - 2100 kg 1950 - 2100 kg 2100 - 2200 kg 2000 kg
Zul. Gesamtgewicht 2400 - 2500 kg 2400 - 2500 kg 2600 - 2750 kg 2600 - 2750 kg 2800 - 2900 kg 2500 kg
Elektrik 6 Volt 6 Volt 6 Volt 6 Volt 6 Volt 6 Volt
Länge 4700 mm 4700 mm 5000 mm 5000 mm 5050 mm 5050 mm
Breite 1750 mm 1750 mm 1760 mm 1760 mm 1800 mm 1800 mm
Höhe 2000 mm 2000 mm 2000 mm 2000 mm 1760 mm 1650 mm
Radstand 3380 mm 3380 mm 3380 mm 3380 mm 3480 mm 3480 mm
Spur vorne/hinten 1420 mm / 1420 mm 1420 mm / 1420 mm 1420 mm / 1420 mm 1420 mm / 1420 mm 1450 mm / 1450 mm 1450 mm / 1450 mm
Reifengröße 32" x 6,00" oder 6,00-20 32" x 6,00" oder 6,00-20 32" x 6,00" oder 6,00-20 32" x 6,00" oder 6,00-20 6,50-20 6,50-20

Quelle

  • Oswald, Werner: Deutsche Autos 1920-1945, 10. Auflage, Motorbuch Verlag Stuttgart (1996), ISBN 3879435197

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