- NSU-Quickly
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Das Moped NSU Quickly war eines der ersten "echten" Mopeds der deutschen Nachkriegsgeschichte. Es markierte den Beginn der Massenmotorisierung im Zuge des Wirtschaftswunders.
Das Moped wurde erstmals im Jahre 1953 zur Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung (IFMA) präsentiert. Mit einer breit angelegten Werbekampagne unter Mitwirkung vieler prominenter Persönlichkeiten, u. a. auch Sophia Loren und Peter Alexander, wurde „der Kampf um den letzten Fußgänger“ laut Werbeaussage gestartet.
Vom bekannten NSU-Werbechef Artur Westrup stammte der Spruch: Nicht mehr laufen, Quickly kaufen!. Auch andere Sprüche zur Quickly sind überliefert. Anlässlich des Besuchs des sowjetischen Ministerpräsidenten Bulganin in der Bundesrepublik kam folgender (gewiss nicht authentischer) Spruch unter die Leute: Als Bulganin die Quickly sah, stand er tief beeindruckt da. Dann gab er zu, ganz unumwunden: Die ist nicht von uns erfunden! (gedacht als Anspielung auf die damaligen Versuche der Sowjets, alle wichtigen Erfindungen russischen Erfindern zuzuschreiben). In diesem Spruch kreuzt sich die „Geschlechts-Bestimmung“ einer/eines Quickly: NSU selbst gab zunächst vor, „DAS Quickly“ sei richtig. Die meisten Menschen aber sprachen das Moped mit „DIE Quickly“ an.
In späteren offiziellen Verkaufsprospekten heißt es ebenfalls DIE Quickly.Die NSU Quickly war bei ihrer Vorstellung auf der IFMA ´53 (u.a. HEINKEL Perle) einer von vielen Vertretern der neuen Fahrzeuggattung "Moped", der den Begriff des Gesetzgebers "Fahrrad mit Hilfsmotor“ für die Breite Masse ersetzten sollte. Die Bezeichnung „Moped“ stand übrigens schon vor Präsentation der ersten Fahrzeuge fest - er ist auf den Namensvorschlag der Motorenfabrik "ILO" zurückzuführen, der im Rahmen eines Wettbewerbs gefunden wurde. Trotz nominal nur 1,4 PS (1 kW), später 1,7 PS (1,25 kW) geht die Quickly recht flott zur Sache und ist obendrein bei einem Verbrauch von weniger als zwei Litern Benzin auf 100 km auch heute noch (2006), also 53 Jahre später, mit die sparsamste Art − und im Falle der "N"-Modelle auch die leichteste Art − motorisiert zu sein.
Die Quickly wurde ein großer Erfolg und bereits 1954 hatte NSU die 100 000ste Quickly produziert.
Die Quickly war für viele Leute, die bislang nur Fahrrad fuhren, der Inbegriff des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts der 1950er Jahre: nicht mehr selbst strampeln müssen. Obwohl mit der Quickly − technische Besonderheit − auch Folgendes funktionierte: Bei Stillstand des Motors und gezogener Kupplung ließen die Pedale über das Getriebe eine Kraftübertragung zum Hinterrad zu. Die Quickly besaß zum „Kupplung-gezogen-halten“ eigens einen kleinen Drahtbügel, der zum Fixieren der offenen Kupplung vor den gezogenen Handgriff gesetzt werden konnte.
Das ursprüngliche Modell, gebaut ab Herbst 1953, wurde weiterentwickelt und bereits 1955 gesellte sich die Quickly S (Spezial) an die Seite des bisherigen Modelles "N" (Normal). 1955 kostete die Quickly N 465,00 DM, die Quickly S dagegen 515,00 DM. Die Quickly S bot eine zusätzliche Seitenstütze, Tachometer in der Lampe, seitliche Spritzschutzecken und Chromfelgen. Der 3,1-Liter-Tank wurde von einem 4,45-Liter-Tank ersetzt, den dann ein Jahr später auch die N-Modelle erhielten. Als technische Neuheit wurde 1957 ein Dreiganggetriebe angeboten. Die technische und gewichtsmäßige Aufrüstung war möglich geworden, nachdem die Gewichtslimitierung für Mopeds (ursprünglich 33 kg) ab 1956 aufgehoben worden war.
Um noch weitere Käuferschichten anzusprechen und dem zunehmenden Wunsch nach mehr Luxus und Zubehör entgegenzukommen, wurde 1957 die Quickly L (Luxus) auf den Markt gebracht. Sie sollte speziell die weiblichen Käuferschichten ansprechen und dem Trend zum Motorroller hin optisch folgen. Dazu wurde bei der „Luxus“ der Lenker komplett verkleidet (Profillenker), das Hinterrad erhielt eine Federung und einen komplett verkleideten Hinterbau. Außerdem kamen die Luxus-Ausführungen in neuen Farbkombinationen sowie mit populären Weißwandreifen. Hieraus wurde bis zum Erscheinen der „S 23/2“ das zweisitzige Modell „S 2“ entwickelt; Kuriosum hier: die einzig an diesem Modell eingesetzte Radgröße 25".
1958 kam dann - möglich geworden durch den Wegfall der gesetzlichen Forderung nach 26" Rädern - als sportliche Ergänzung die Quickly Cavallino, ein Modell mit italienisch-sportlichem Flair. 1959 kam die Quickly T, die „Traum“-Quickly − blechverschalt, gebläsegekühlt und mit Hinterradfederung. 1960 erschien die sportliche „TT“ 1961 kam als einziges Kickstarter-Modell die „TT/K“.
Ende 1961 wurde die Modellpalette gestrafft. Die Modelle „TT“ und „TT/K“ wurden nach nur einem Jahr Bauzeit eingestellt. Es verblieben die vorher schon eingeführten „S 23“ und „S23/2“, das „T“-Modell und das Basismodell „N“, welches nun auch 23-Zoll-Räder hatte. Allen gemeinsam blieb − ob Sportmodell oder „N“-Ausführung − der 1,7-PS-Motor, den es mit handgeschaltetem Zwei- oder Dreiganggetriebe gab.
Wo Hersteller wie Kreidler, Hercules oder Zündapp sich über wachsenden Absatz freuten, verlor NSU im 50-cm³-Markt immer mehr den Anschluss. Die Strategie sah bei NSU eine Abkehr vom Zweirad und die Hinwendung zum Automobil vor.
Noch 1962 entwickelte NSU die Quick 50, ein Kleinkraftrad, das allerdings mit nur 4,3 PS und 70 km/h Endgeschwindigkeit im neuen und heiß umkämpften Kleinkraftrad-Markt trotz einer Neukonstruktion des Motors (Viergang-Fußschaltung!) keine Chancen hatte, sich gegen die etablierte Konkurrenz durchzusetzen. So wurden von diesem Modell bis 1966 nur ca. 9 300 Stück gebaut.
Wann genau die letzte Quickly gebaut wurde, ist leider nicht mehr eindeutig festzustellen, da das NSU-Archiv durch die Hochwasser führende Sulm mehrfach überschwemmt wurde. Die auf Halde produzierten Fahrzeuge wurden jedenfalls noch bis ins Jahr 1969 verkauft.
Der NSU-Prinz löste nun endgültig die Zweiräder in Neckarsulm ab. Als Antriebsquelle lebte der gebläsegekühlte Dreigang-Quickly-Motor abgewandelt noch einige Jahre in Form des Einbaumotors Typ 35 in einer Gartenfräse der Fa. Agria weiter, der Agriette, die daher oftmals mit dem Spitznamen „Kräutermoped“ bezeichnet wird.
Das letzte immer noch in Produktion befindliche Quickly-Teil stellt der seit 1957 von der Form her unverändert hergestellte 4,45-l-Tank der Quickly dar, der noch immer von Agria an einer Gartenfräse montiert wird. Insgesamt wurden ca. 1,5 Mio. NSU-Quickly-Mopeds gebaut, und somit kann dieses Modell als eines der erfolgreichsten Mopeds überhaupt gelten.
NSU QUICKLY Typenübersicht
- QUICKLY N (Standardausführung, ursprünglich nur QUICKLY, 26"-Räder, bis 1956 3,1-l-Tank)
- QUICKLY S (Spritzschutzecken in den Schutzblechen, 4,5-l-Tank, Tacho in Lampe, Seitenstütze, Chromfelgen)
- QUICKLY S/2 (25"-Räder, 4,5-l-Tank, Tacho in Lampe, Chromfelgen, größere Naben, Doppelsitzbank)
- QUICKLY L (26"-Räder, Blechschalenlenker, verkleidetes Hinterrad, Hinterradfederung)
- QUICKLY Cavallino (Telegabel, Hinterradschwinge, 10,8-l-Tank, Sitzbank, italienisches Design)
- QUICKLY T (Langschwinge vorn, 1,7-PS-Motor mit Gebläsekühlung, zweisitzig,Triebsatzschwinge)
- QUICKLY TT (Langschwinge vorn, 11,8-l-Tank mit Knieschluss,Triebsatzschwinge)
- QUICKLY TT/K (Wie QUICKLY TT, aber mit Kickstarter)
- QUICKLY N 23 (23"-Räder, Nachfolgemodell der QUICKLY N mit ähnlicher Ausstattung)
- QUICKLY S 23 (23"-Räder, eckiger Knieschlusstank, optional Sattel oder Doppelsitzbank)
- QUICKLY F (23"-Räder, eckiger Knieschlusstank, Hinterradfederung. Letzte Neuentwicklung)
NSU Quickly in Film & Fernsehen
In der TV-Serie Irgendwie und Sowieso (Bayerischer Rundfunk, 1986) spielte Ottfried Fischer den Jungbauern Alfons Kerschbaumer, der wegen seiner Leidenschaft für die NSU Quickly Sir Quickly genannt wurde. Er fuhr die NSU Quickly L, die "Luxus-Version".
In der Tatort-Folge "Müll" ist eine Quickly F23, Bj. 1964, mit Anhängerkupplung zu sehen, die es damals als Sonderausstattung gab. Kommissar Freddy Schenk zitiert einen alten Werbespruch: „Der Berg ist steil, die Sonne sticht, der Quickly-Fahrer merkt es nicht."
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