Nachfolge des US-Präsidenten

Nachfolge des US-Präsidenten
Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten

Die Nachfolge des Präsidenten der Vereinigten Staaten wird durch die Verfassung und den Presidential Succession Act von 1947 geregelt. Aus der Verfassung ergibt sich, dass – falls der Präsident aus irgendwelchen Gründen aus dem Amt scheidet – der Vizepräsident nachrückt. Ist dieses Amt unbesetzt, so rücken nach dem Presidential Succession Act in dieser Reihenfolge der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Präsident pro tempore des Senats und danach die Mitglieder des Kabinetts in einer im Gesetz festgelegten Reihenfolge nach. Durch die Einfügung des 25. Zusatzartikels zur Verfassung der Vereinigten Staaten 1967, welcher die Nachnominierung eines Vizepräsidenten ermöglicht, wurde es deutlich unwahrscheinlicher, dass die Liste zur Ersatznachfolge des Präsidenten zur Anwendung kommt. In der Geschichte der Vereinigten Staaten wurden bisher nur Vizepräsidenten Nachfolger von vorzeitig aus dem Amt geschiedenen Präsidenten.

Da, anders als in parlamentarischen Regierungssystemen, der Präsident im amerikanischen politischen System vom Volk gewählt wird und eine Verkürzung der Amtszeit nicht erwünscht ist, bedarf es einer genauen Regelung, wie mit dem Wegfall des Präsidenten umzugehen ist: Eine einfache Nachwahl etwa durch das Parlament ist nicht möglich. Andererseits ist eine auch zeitlich lückenlose Ersatznachfolge unbedingt erforderlich, da der Präsident gleichzeitig Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist: Eine Vakanz in diesem Amt würde die gesamte amerikanische Bundesexekutive lähmen.

Inhaltsverzeichnis

Presidential Succession Act von 1947

Da die Verfassung der Vereinigten Staaten nur die direkte Nachfolge des Vizepräsidenten vorsieht, enthielt der ursprüngliche Verfassungstext die Bestimmung, dass der Kongress durch einfaches Gesetz festlegen kann, wie im Falle des Wegfalls von Präsident und Vizepräsident weiterverfahren wird. Diese Möglichkeit hat er durch die Verabschiedung der drei Presidential Succession Acts (1792, 1886 und 1947) wahrgenommen.

Das derzeit gültige Gesetz aus dem Jahr 1947 ist in Title 3, Chapter 1, Section 19 des United States Code, der amtlichen Sammlung amerikanischen Bundesrechts, festgehalten:

Unterabsatz (a)

Unterabsatz (a) regelt, dass in allen Fällen, in denen weder Präsident noch Vizepräsident ihr Amt ausüben können, der Sprecher des Repräsentantenhauses als Präsident amtiert. Hierzu muss er jedoch aus diesem Parlamentsamt zurücktreten und sein Mandat niederlegen. Der Sprecher des Repräsentantenhauses ist der gewählte Vorsitzende der Kammer und dem Präsidenten des Deutschen Bundestages vergleichbar.

(a) (1) If, by reason of death, resignation, removal from office, inability, or failure to qualify, there is neither a President nor Vice President to discharge the powers and duties of the office of President, then the Speaker of the House of Representatives shall, upon his resignation as Speaker and as Representative in Congress, act as President.
(2) The same rule shall apply in the case of the death, resignation, removal from office, or inability of an individual acting as President under this subsection.
(a) (1) Wenn aufgrund des Todes, des Rücktrittes, der Amtsenthebung, der Amtsunfähigkeit oder Fehlens der Wählbarkeit weder ein Präsident noch ein Vizepräsident zur Verfügung steht, um die Rechte und Pflichten des Amtes des Präsidenten auszuüben, amtiert der Sprecher des Repräsentantenhauses – nach seinem Rücktritt als Sprecher und als Mitglied des Repräsentantenhauses – als Präsident.
(2) Die gleiche Regel findet Anwendung im Fall des Todes, des Rücktrittes, der Amtsenthebung oder der Amtsunfähigkeit einer Person, die nach diesem Unterabsatz als Präsident amtiert.

Unterabsatz (b)

Unterabsatz (b) bestimmt, was passiert, wenn auch der Sprecher des Repräsentantenhauses das Amt nicht ausüben kann: In diesem Fall wird der vom Senat gewählte Präsident Pro Tempore amtierender Präsident. Allerdings muss auch dieser zuvor von seinem Amt im Senat und von seinem Mandat als Senator zurücktreten. Präsident des Senates ist an sich der Vizepräsident. Dieser übt allerdings ausschließlich im Falle einer Stimmengleichheit ein Stimmrecht aus und sitzt den Verhandlungen im Senat nur selten vor. Der Senat wählt deswegen den Präsidenten Pro Tempore, der im Falle der Abwesenheit des Vizepräsidenten formal die Sitzungen leitet. Es handelt sich dabei stets um den dienstältesten Senator der Mehrheitspartei; dieser überträgt die tatsächliche Sitzungsleitung aber meist seinerseits auf einen jüngeren Senator.

(b) If, at the time when under subsection (a) of this section a Speaker is to begin the discharge of the powers and duties of the office of President, there is no Speaker, or the Speaker fails to qualify as Acting President, then the President pro tempore of the Senate shall, upon his resignation as President pro tempore and as Senator, act as President.
(b) Wenn zu der Zeit, zu welcher nach Unterabsatz (a) dieses Absatzes der Sprecher [des Repräsentantenhauses] die Ausübung der Rechte und Pflichten des Amtes des Präsidenten auszuüben beginnen müsste, kein Sprecher im Amt ist, oder wenn dem Sprecher die Wählbarkeit als amtierender Präsident fehlt, amtiert der Präsident Pro Tempore des Senats – nach seinem Rücktritt als Präsident Pro Tempore und als Senator – als Präsident.

Unterabsatz (c)

Unterabsatz (c) sieht vor, dass ein amtierender Präsident (also die durch dieses Gesetz als Nachfolger des Präsidenten bestimmte Person) grundsätzlich bis zum Ende der Amtsperiode die Befugnisse des Präsidenten ausübt. Allerdings gibt es zwei Ausnahmen von dieser Regel: Wenn Präsident oder Vizepräsident nur wegen des Fehlens der Wählbarkeit oder wegen einer Amtsunfähigkeit ausgefallen sind, übernehmen diese nach Beseitigung dieses Mangels ihre Ämter wieder. Der englische Begriff „failure to qualify“ kann auch bedeuten, dass noch kein Präsident gewählt ist: Wenn in der Volkswahl kein Kandidat die absolute Mehrheit der Wahlmännerstimmen erhält, so wird es Aufgabe des Repräsentantenhauses, einen Präsidenten zu wählen. Kann sich diese Kammer jedoch nicht bis zum Stichtag für den Amtsantritt (20. Januar) auf einen Präsidenten einigen, so unterliegt der Präsident dem „failure to qualify“. Also amtiert für die Zeit, bis die Kammer einen Präsidenten gewählt hat, ihr (bisheriger) Sprecher als Präsident.

(c) An individual acting as President under subsection (a) or subsection (b) of this section shall continue to act until the expiration of the then current Presidential term, except that –
(1) if his discharge of the powers and duties of the office is founded in whole or in part on the failure of both the President-elect and the Vice-President-elect to qualify, then he shall act only until a President or Vice President qualifies; and
(2) if his discharge of the powers and duties of the office is founded in whole or in part on the inability of the President or Vice President, then he shall act only until the removal of the disability of one of such individuals.
(c) Eine Person, die nach Unterabsatz (a) oder (b) dieses Absatzes als Präsident amtiert, bleibt amtierender Präsident bis zum Ende der dann laufenden Amtszeit, mit folgenden Ausnahmen:
(1) Wenn ihre Ausübung der Rechte und Pflichten des Amtes vollständig oder teilweise auf dem Fehlen der Wählbarkeit sowohl des neugewählten Präsidenten wie des neugewählten Vizepräsidenten beruht, so bleibt die Person nur solange amtierender Präsident, bis ein Präsident oder ein Vizepräsident die Wählbarkeit erlangt hat.
(2) Wenn ihre Ausübung der Rechte und Pflichten des Amtes vollständig oder teilweise auf der Amtsunfähigkeit des Präsidenten oder Vizepräsidenten beruht, so bleibt die Person nur bis Wiederherstellung der Amtsfähigkeit einer dieser Personen amtierender Präsident.

Unterabsatz (d)

Unterabsatz (d) definiert ferner, was passiert, wenn auch der Präsident Pro Tempore des Senats das Amt nicht ausüben kann. In diesem Fall wird die Liste der Minister abgearbeitet. Auch eine solche Amtsübernahme bedarf des Rücktrittes als Minister, der durch das Ablegen des Amtseides automatisch eintritt. Ein Minister, der als Präsident amtiert, bleibt solange im Amt, bis die Amtszeit des Präsidenten ausläuft, es sei denn, dass sich vorher ein Präsident, Vizepräsident, Sprecher des Repräsentantenhauses oder Präsident Pro Tempore des Senates findet, der dann das Amt ausüben kann. Die Wiederherstellung der Amtsfähigkeit eines eigentlich höher stehenden Ministers (Beispiel: Der Außenminister war amtsunfähig, deshalb wurde der Finanzminister amtierender Präsident. Danach wird der Außenminister wieder amtsfähig.) beeinträchtigt den amtierenden Präsidenten nicht (im Beispiel bleibt der Finanzminister damit amtierender Präsident).

(d) (1) If, by reason of death, resignation, removal from office, inability, or failure to qualify, there is no President pro tempore to act as President under subsection (b) of this section, then the officer of the United States who is highest on the following list, and who is not under disability to discharge the powers and duties of the office of President shall act as President: Secretary of State, Secretary of the Treasury, Secretary of Defense, Attorney General, Secretary of the Interior, Secretary of Agriculture, Secretary of Commerce, Secretary of Labor, Secretary of Health and Human Services, Secretary of Housing and Urban Development, Secretary of Transportation, Secretary of Energy, Secretary of Education, Secretary of Veterans Affairs.
(2) An individual acting as President under this subsection shall continue so to do until the expiration of the then current Presidential term, but not after a qualified and prior-entitled individual is able to act, except that the removal of the disability of an individual higher on the list contained in paragraph (1) of this subsection or the ability to qualify on the part of an individual higher on such list shall not terminate his service.
(3) The taking of the oath of office by an individual specified in the list in paragraph (1) of this subsection shall be held to constitute his resignation from the office by virtue of the holding of which he qualifies to act as President.
(d) (1) Wenn aufgrund des Todes, des Rücktrittes, der Amtsenthebung, der Amtsunfähigkeit oder Fehlens der Wählbarkeit kein Präsident Pro Tempore zur Verfügung steht, um nach Unterabsatz (b) als Präsident zu amtieren, so amtiert derjenige Amtsträger der Vereinigten Staaten, der auf der folgenden Liste am höchsten steht und nicht gehindert ist, die Rechte und Pflichten des Amtes des Präsidenten auszuüben, als Präsident: Außenminister, Finanzminister, Verteidigungsminister, Generalstaatsanwalt (Justizminister), Innenminister, Landwirtschaftsminister, Handelsminister, Arbeitsminister, Gesundheitsminister, Bauminister, Verkehrsminister, Energieminister, Bildungsminister, Kriegsveteranenminister.
(2) Eine Person, die nach diesem Unterabsatz als Präsident amtiert, tut dieses bis zum Ende der dann laufenden Amtszeit, allerdings nicht, wenn zuvor eine wählbare und höher eingestufte Person amtieren kann, mit der Ausnahme, dass die Entfernung der Amtsunfähigkeit einer auf der Liste nach Paragraph (1) dieses Unterabsatzes höher eingestuften Person oder das Erlangen der Wählbarkeit einer Person, die auf ebendieser Liste steht, die Amtszeit des amtierenden Präsidenten nicht beendet.
(3) Die Ableistung des Amtseides durch eine in der Liste nach Paragraph (1) dieses Unterabsatzes gilt als Rücktritt von dem Amt, kraft dessen er für das Amt des amtierenden Präsidenten wählbar geworden ist.

Unterabsatz (e)

Unterabsatz (e) enthält technische Details: Er sieht vor, dass alle amtierenden Präsidenten auch als Präsident wählbar sein müssten. Er schließt damit etwa eingebürgerte Bürger, die zwar Minister, aber nicht Präsident werden können, aus der Nachfolgeliste aus. Weiter muss ein Minister schon vor dem Beginn der Abarbeitung der Ministerliste ordnungsgemäß, d. h. mit Zustimmung des Senates, ernannt worden sein. Schließlich ist festgehalten, dass der amtierende Präsident das Präsidentengehalt bekommt.

(e) (1) Subsections (a), (b), and (d) of this section shall apply only to such officers as are eligible to the office of President under the Constitution. Subsection (d) of this section shall apply only to officers appointed, by and with the advice and consent of the Senate, prior to the time of the death, resignation, removal from office, inability, or failure to qualify, of the President pro tempore, and only to officers not under impeachment by the House of Representatives at the time the powers and duties of the office of President devolve upon them.
(2) During the period that any individual acts as President under this section, his compensation shall be at the rate then provided by law in the case of the President.
(e) (1) Die Unterabsätze (a), (b) und (d) dieses Absatzes finden nur Anwendung auf Amtsträger, die nach der Verfassung für das Amt des Präsidenten wählbar sind. Unterabsatz (d) findet nur Anwendung auf Amtsträger, die vor dem Zeitpunkt des Todes, des Rücktrittes, der Amtsenthebung, der Amtsunfähigkeit oder dem Fehlen der Wählbarkeit des Präsidenten Pro Tempore mit Zustimmung des Senates ernannt worden sind, und nur auf Amtsträger, die zum Zeitpunkt, zu dem die Rechte und Pflichten des Amtes des Präsidenten auf sie übergehen, nicht vom Repräsentantenhaus nach dem Impeachment-Verfahren angeklagt sind.
(2) Während des Zeitraums, in dem eine Person nach diesem Absatz als Präsident amtiert, erhält er das Gehalt, welches durch Gesetz für den Präsidenten vorgesehen ist.

Aktuelle Reihenfolge

US-Vizepräsident Joe Biden

Nach aktuellem Stand würden im Falle des Ausscheidens von Präsident Barack Hussein Obama, Jr. folgende Personen in dieser Reihenfolge amtierender Präsident:

  1. Vizepräsident Joseph R. Biden;
  2. die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Patricia D’Alesandro Pelosi;
  3. der Präsident Pro Tempore des Senats, Robert Carlyle Byrd;
  4. die Außenministerin, Hillary Clinton;
  5. der Finanzminister, Timothy F. Geithner;
  6. der Verteidigungsminister, Robert Gates;
  7. der Justizminister (Attorney General), Eric Holder;
  8. der Innenminister, Ken Salazar;
  9. der Landwirtschaftsminister, Tom Vilsack;
  10. der Handelsminister, Gary Locke;
  11. die Arbeitsministerin, Hilda Solis;
  12. die Gesundheitsministerin, Kathleen Sebelius;
  13. der Bauminister, Shaun Donovan;
  14. der Verkehrsminister, Ray LaHood;
  15. der Energieminister, Steven Chu;
  16. der Bildungsminister, Arne Duncan;
  17. der Kriegsveteranenminister, Eric K. Shinseki;
  18. die Heimatschutzministerin, Janet Napolitano.

Der Vizepräsident rückt nach dem 25. Zusatzartikel aus dem Jahr 1967 im Falle der endgültigen Erledigung des Präsidentenamtes in dieses Amt nach, er wird also „Präsident“ und nicht nur „amtierender Präsident“. Im Falle einer vorübergehenden Amtsunfähigkeit des Präsidenten wird auch der Vizepräsident nur amtierender Präsident. Diese Frage, ob ein Vizepräsident beim endgültigen Wegfall des Präsidenten tatsächlich „Präsident“ oder „amtierender Präsident“ wird, war vor dem 25. Zusatzartikel verfassungsrechtlich nicht unumstritten gewesen, durch den Präzedenzfall von John Tyler im Jahr 1841 und seinen Nachfolgern allerdings politisch entschieden. Die seit damals gängige Praxis der tatsächlichen Amtsnachfolge wurde dann 1967 nur noch verfassungsrechtlich kodifiziert.

Jede andere Person als der Vizepräsident kann – unabhängig davon, ob der Präsident dauerhaft oder nur vorübergehend wegfällt – nur „amtierender Präsident“ sein. Ein „amtierender Präsident“ besitzt allerdings die gleichen Befugnisse wie der Präsident; es handelt sich also um eine rein technische Unterscheidung.

Historische Entwicklung der Präsidentennachfolge

Die Präsidentennachfolge wurde durch den ursprünglichen Verfassungstext und drei (vom Kongress beschlossene) einfache Gesetze, die Presidential Succession Acts von 1792, 1886 und 1947, bestimmt. Hinzu kamen zwei Zusatzartikel zur Verfassung: der 20. Zusatzartikel von 1933 und der 25. Zusatzartikel von 1967), die Einfluss auf die Präsidentennachfolge nahmen. Diese Verfassungszusätze wurden vom Kongress und drei Vierteln der amerikanischen Bundesstaaten ratifiziert und damit Bestandteil der amerikanischen Verfassung.

Der ursprüngliche Verfassungstext von 1787

Die Verfassung der Vereinigten Staaten sieht im zweiten Artikel, erster Abschnitt des ursprünglichen Textes vor, dass „[i]n Case of the Removal of the President from Office, or of his Death, Resignation, or Inability to discharge the Powers and Duties of the said Office, the same shall devolve on the Vice President, and the Congress may by Law provide for the Case of Removal, Death, Resignation or Inability, both of the President and Vice President, declaring what Officer shall then act as President, and such Officer shall act accordingly, until the Disability be removed, or a President shall be elected“, dass also im Falle der Amtsenthebung des Präsidenten, seines Todes, seines Rücktrittes oder seiner Unfähigkeit, die Rechte und Pflichten des Amtes auszuüben, dasselbe auf den Vizepräsidenten übergeht. Ferner regelt der Satz, dass der Kongress durch Gesetz Vorsorge für den Fall des Verlustes beider Amtsträger treffen kann, indem er definiert, welcher Amtsträger dann als Präsident amtieren soll. Der 25. Zusatzartikel klärte einige bis dahin umstrittene Interpretationen dieses Satzes auf; sie spielten für die Präsidentennachfolge jedoch nie eine Rolle.

Diskussionen im ersten Kongress 1791

Im Januar 1791, also kurz vor dem Ende der Legislaturperiode des ersten Kongresses, schlug ein Ausschuss des Repräsentantenhauses vor, im Falle der Notwendigkeit der Nachfolge den Außenminister amtieren zu lassen, da dieses Ministerium das älteste war. Weil zu diesem Zeitpunkt jedoch der den Federalists ablehnend gegenüberstehende Thomas Jefferson Außenminister war, provozierte dieser Vorschlag Proteste (Jefferson wurde schließlich 1801–1809 doch noch Präsident). Ein anderer Vorschlag war, den Vertreter des Präsidenten Pro Tempore, auch als ersten Nachrücker ins Präsidentenamt vorzusehen. Diese Idee stieß auf Ablehnung, da nicht klar war, ob der Präsident Pro Tempore weiter Senator bliebe und damit die Gewaltenteilung unterlaufen würde. Außerdem wurde noch vorgeschlagen, den Obersten Richter der Vereinigten Staaten (englisch: Chief Justice) in die Reihenfolge mitaufzunehmen. Schlussendlich vertagte sich der Kongress und überließ das Problem dem zweiten Kongress.

Der Presidential Succession Act von 1792

Der zweite Kongress einigte sich schließlich 1792 auf eine Fassung, die nach dem Vizepräsidenten den Präsidenten Pro Tempore des Senats, dann den Sprecher des Repräsentantenhauses in der Liste sah. Der Chief Justice wurde aus Gründen der Gewaltenteilung außen vor gelassen, obwohl gleichzeitig zwei Vertreter der Legislative in die Liste mitaufgenommen wurden. Bis heute wurde der Chief Justice nie zu einem potentiellen Ersatzmann für den Präsidenten.

Der Presidential Succession Act von 1792 wurde nie angewandt. Dennoch gab es einige Fälle, in denen zu seiner Anwendung nicht viel gefehlt hat. In der Zeit zwischen 1792 und 1886 starben fünf Vizepräsidenten, einer trat zurück und vier Vizepräsidenten folgten dem Präsidenten während der laufenden Amtszeit ins Amt nach: Insgesamt gab es also zehn Zeiträume, in denen es keinen Vizepräsidenten gab. Wäre in einem dieser zehn Zeiträume der Präsident weggefallen, so wäre nach dem Presidential Succession Act von 1792 der Präsident Pro Tempore des Senates amtierender Präsident geworden.

Um ein Haar wäre dieser Fall 1868 eingetreten: Präsident Andrew Johnson war 1865 Abraham Lincoln ins Amt gefolgt. Johnson wurde einige Zeit später vom Repräsentantenhaus angeklagt, da er gegen einige Bürgerrechtsgesetze des Kongresses sein Veto eingelegt hatte. Bei der entscheidenden Abstimmung über die Amtsenthebung 1868 schließlich verpassten seine Gegner die notwendige Zweidrittelmehrheit im Senat um eine Stimme. Es gibt Spekulationen, nach denen einige Senatoren, die eigentlich für Johnsons Amtsenthebung gestimmt hätten, angesichts seines potentiellen Nachfolgers, des Präsidenten Pro Tempore, Benjamin Wade, dem extreme Ansichten in Richtung verschärfter Niederhaltung und weiterer Bestrafung der Südstaaten unterstellt wurden, gegen eine Verurteilung Johnsons stimmten. Ein Zeitungsartikel lautete: „Andrew Johnson is innocent because Ben Wade is guilty of being his successor.“ („Andrew Johnson ist unschuldig, weil Ben Wade schuldig ist, sein Nachfolger zu sein.“)

Der Presidential Succession Act von 1886

1886 beschloss der Kongress ein neues Gesetz über die Nachfolge des Präsidenten: Er entfernte die Vorsitzenden der beiden Kammern aus der Liste und nahm stattdessen die Minister auf, beginnend mit dem Außen-, dem Finanz- und dem Kriegsminister. Die Reihenfolge entsprach der Reihenfolge der Gründung der Ministerien.

Diese neue Reihenfolge erschien politisch sinnvoller, da zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Außenminister Präsident geworden waren, jedoch noch kein Vorsitzender aus dem Kongress, und wurde weithin angenommen.

Auch das Gesetz von 1886 fand nie Anwendung, obwohl auch zwischen 1886 und 1947 drei Vizepräsidenten starben und drei ihrem Präsidenten ins Amt nachfolgten.

Der 20. Zusatzartikel von 1933

Der 20. Zusatzartikel von 1933, der im Wesentlichen ein neues Datum für die Vereidigung des Präsidenten, des Vizepräsidenten und der Mitglieder des Kongresses festsetzt, enthält in seinem dritten Absatz auch eine Regelung, dass für den Fall des Fehlens der Wählbarkeit sowohl von Präsident wie Vizepräsident der Kongress bestimmen kann, wer sodann als Präsident amtiert. Dies ist neben dem ursprünglichen Verfassungstext die zweite Stelle in der amerikanischen Verfassung, die den Presidential Succession Act zur näheren Bestimmung des Verfassungswortlautes vorsieht. Der 20. Zusatzartikel war jedoch keine Voraussetzung für die Verabschiedung des Presidential Succession Acts von 1947.

Der Presidential Succession Act von 1947

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tode von Präsident Franklin D. Roosevelt unterstützte Präsident Harry S. Truman aktiv eine neue Nachfolgegesetzgebung, die schließlich zum aktuellen Presidential Succession Act führte.

Dabei wurden die Vorsitzenden der beiden Kongresskammern erneut eingefügt, diesmal jedoch in der Reihenfolge Sprecher des Repräsentantenhauses vor Präsident Pro Tempore des Senates. Die Kabinettsmitglieder folgten in der Reihenfolge der Entstehung ihrer Ministerien, wobei das Verteidigungsministerium den Platz des Kriegsministeriums einnahm.

Der 25. Zusatzartikel von 1967

Im 25. Zusatzartikel wurde 1967 nach fast 200 Jahren eine Möglichkeit geschaffen, nachträglich einen Vizepräsidenten zu ernennen, wenn beide Häuser des Kongresses einem solchen Vorschlag zustimmen. Diese Änderung erfolgte in der Zeit nach der Ermordung John F. Kennedys 1963 und stellte zudem einige weitere Fragen, insbesondere nach der Feststellung der Amtsunfähigkeit des Präsidenten, verfassungsrechtlich klar. Die Reihenfolge der möglichen Nachfolger wurde durch den 25. Zusatzartikel zwar nicht verändert. Er reduzierte jedoch drastisch die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt ein anderer als der Vizepräsident dem Präsidenten nachfolgt.

Anwendungen und Änderungen seit 1947

Auch der Presidential Succession Act von 1947 ist bisher nie tatsächlich zur Anwendung gekommen. Nach dem Tod John F. Kennedys 1963 war das Amt des Vizepräsidenten knapp eineinhalb Jahre unbesetzt, da Lyndon B. Johnson Kennedy ins Amt nachgefolgt war und ein Vizepräsident noch nicht nachnominiert werden konnte (der 25. Zusatzartikel wurde erst vier Jahre später verabschiedet).

Mitte der 1970er Jahre, in der Endphase der Amtszeit Richard Nixons, gab es zwei weitere Situationen, in denen der Sprecher des Repräsentantenhauses dem Präsident ins Amt nachgefolgt wäre: Im Oktober 1973 war Spiro Agnew wegen eines Bestechungsskandals zurückgetreten, erst im Dezember 1973 wurde Gerald Ford zum neuen Vizepräsidenten ernannt. In dieser Zeit erwartete man allgemein, dass Präsident Nixon im Zuge der Watergate-Affäre zurücktreten würde. In diesem Fall wäre mit dem demokratischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Carl Albert, ein politischer Gegner des bisherigen Präsidenten ins Amt gekommen. Albert war der Ansicht, dass er kein Recht habe, ein Amt, das die Wähler einem Republikaner anvertraut hätten, auszuüben, und kündigte für den Fall seiner amtierenden Präsidentschaft an, bald einen republikanischen Vizepräsidenten zu ernennen und anschließend zu dessen Gunsten zurückzutreten. Auch wenn der Fall so nicht eintrat, wird Alberts Ankündigung als wichtiger Präzedenzfall angesehen.

Mit dem Rücktritt Richard Nixons im August 1974 und dem Nachrücken Fords ins Präsidentenamt wurde das Amt des Vizepräsidenten erneut vakant. Erst im Dezember 1974 wurde Nelson Rockefeller als Vizepräsident vereidigt.

Der Presidential Succession Act ist seit 1947 einige Male geändert worden, um Änderungen der Ministerialstruktur abzubilden beziehungsweise neu geschaffene Ministerien (am Ende der Liste) einzufügen.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden einige potenzielle Nachfolger wie der Sprecher des Repräsentantenhauses, Dennis Hastert, an sichere Orte gebracht, um die Nachfolge abzusichern. Viele Abgeordnete wollten in der Folge der Terroranschläge die Einfügung des neuen Heimatschutzministeriums in einer höheren Position als am Ende der Liste erreichen und argumentierten, dass der Heimatschutzminister in einem solchen Notstandsfall für das Amt des Amtierenden Präsidenten besser geeignet wäre als etwa der Bauminister. Tatsächlich wurde der Heimatschutzminister kurzzeitig nach dem Justizminister an achter Stelle der Nachfolge eingefügt, doch dieses Gesetz endete mit der Amtszeit des 109. Kongresses und wurde seither nicht wieder eingebracht. Durch die House Resolution 3199 wurde der Presidential Succession Act am 9. März 2006 zum bislang letzten Mal dahingehend ergänzt, den Heimatschutzminister nun wieder am Ende der Reihenfolge hinter dem Minister für Kriegsveteranen in die Nachfolgeregelung aufzunehmen.

Verfassungsrechtliche Diskussion

Einige bedeutende amerikanische Verfassungsrechtler wie Akhil Reed Amar bezweifeln die Verfassungsmäßigkeit der Aufnahme des Sprechers des Repräsentantenhauses und des Präsidenten pro Tempore des Senats in die Liste. Sie argumentieren, dass der Begriff „officer“ im verfassungsrechtlichen Sinne nur Angehörige der Exekutive und der Judikative, nicht jedoch der Legislative umfasse. Ferner hatte schon James Madison 1792 angemerkt, dass die Verfassung ausdrücklich die Gewaltenteilung gebiete. In diesem Zusammenhang sei die Einbeziehung von Personen aus einer anderen Gewalt als der Exekutive in eine Nachfolgeregelung für die Exekutive verfassungsrechtlich fragwürdig.

Vorkehrungen für das Ausreichen der Liste

Spekulationen über eine erweiterte Liste

Bezüglich der Nachfolgeregelung des Präsidenten bestehen auch Verschwörungstheorien über die Existenz einer deutlich längeren und geheimen Liste, die Hunderte Politiker einschließlich aller Gouverneure und Senatoren enthalten soll. Sollte eine solche Liste existieren, so wäre angesichts der Eindeutigkeit des Presidential Succession Act ihre verfassungsrechtliche Bindungswirkung höchst fragwürdig. Prinzipiell wäre es jedoch möglich, den Presidential Succession Act so zu erweitern, dass die genannten Gouverneure oder Senatoren mit aufgenommen werden.

Designated survivor

Zur Sicherstellung, dass mindestens ein Amtsträger der Liste auch im schlimmsten Fall überlebt, wird für den Fall der Zusammenkunft aller Listenmitglieder ein Minister als „designated survivor“ bestimmt, der sich weitab von Washington für den Fall eines Terroranschlages oder großen Unfalls zur Übernahme des Präsidentenamtes bereit hält. Ein solcher „designated survivor“ wird regelmäßig für die Rede zur Lage der Nation bestimmt, bei der ansonsten der Vizepräsident, alle Kabinettsmitglieder und die Mitglieder des Kongresses anwesend sind. Jedoch wird von jeder Partei und von jedem Haus je ein Abgeordneter als weiterer „designated survivor“ bestimmt, sodass diese vier Personen im Notfall die Vorsteher ihres Hauses wählen könnten, welche danach unverzüglich das Amt als amtierender Präsident anträten.

Sollten jedoch auch diese Personen umkommen, gibt es keine ausdrücklichen Regelungen, wer dann die Nachfolge antritt: Stellvertretende Minister kämen nicht in Frage, da sich die Nachfolgeregelung ausdrücklich auf vollwertige Kabinettsmitglieder bezieht.

Siehe: Liste der Designated survivors

Fiktionale Anwendung der Präsidentennachfolge über den Vizepräsidenten hinaus

Die Übernahme des Präsidentenamtes durch den Vizepräsidenten erscheint in vielen amerikanischen Print- und Filmerzeugnissen. Seltener dagegen sind die Werke, in denen über den Vizepräsidenten hinaus die Amtsnachfolge besprochen wird, mithin der Presidential Succession Act als solcher angewandt wird:

  • Im Roman The Man von Irving Wallace aus dem Jahr 1964, also noch vor der Ratifikation des 25. Zusatzartikels, stirbt der Vizepräsident an einem Herzinfarkt. Der Präsident und der Sprecher des Repräsentantenhauses sterben beide bei einem Unfall in Europa, sodass der Präsident Pro Tempore des Senates, ein Afroamerikaner, amtierender Präsident wird. Konservative Mitglieder beider Parteien finden schnell Vorwände, ihn des Amtes zu entheben. Der Roman wurde 1972 verfilmt.
  • Line of Succession von Brian Garfield (1972) enthält das Szenario, dass zwischen dem Tag der Wahl und dem der Vereidigung der designierte Präsident, der designierte Vizepräsident und der Sprecher des Repräsentantenhauses durch Terroristen getötet werden. Der Präsident Pro Tempore gilt als inakzeptabel für das Amt des Präsidenten. Deshalb versucht der noch im Amt befindliche, abgewählte Präsident im Amt zu bleiben.
  • Im Roman Thirty-four East von Alfred Coppel aus dem Jahr 1974 wird der Vizepräsident von arabischen Terroristen entführt. Gleichzeitig kommt der Präsident bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Da der Vizepräsident offenbar amtsunfähig ist, übernimmt der Sprecher des Repräsentantenhauses als amtierender Präsident die Macht. Er wird dabei aber als schwacher Charakter dargestellt, der vom Stabschef manipuliert wird.
  • Im Roman Trinity’s Child von William Prochnau aus dem Jahr 1983 (1990 als By Dawn’s Early Light verfilmt) fällt Washington einem Nuklearangriff zum Opfer, bei dem das halbe Kabinett stirbt. Der Innenminister übernimmt die Präsidentschaft und führt den Dritten Weltkrieg fort. Es stellt sich jedoch heraus, dass der Präsident noch lebt. Allerdings weigert sich der Innenminister, sein Amt wieder abzugeben, sodass es für einige Zeit kollidierende Befehle gibt.
  • In der Fernsehserie The West Wing aus dem Jahr 2003 wird die Tochter des Präsidenten entführt, woraufhin der Präsident seine Amtsunfähigkeit erklärt, um nicht erpressbar zu sein. Da der Vizepräsident kurz zuvor zurückgetreten war, übernimmt der oppositionelle Sprecher des Repräsentantenhauses die amtierende Präsidentschaft, bis der Präsident nach der Rettung seiner Tochter sein Amt wieder übernimmt.
  • In der Fernsehserie Welcome, Mrs. President aus dem Jahr 2005 erleidet die Präsidentin einen Blinddarmdurchbruch. Ähnlich wie beim vorherigen Beispiel ist auch hier der Vizepräsident kurz zuvor zurückgetreten, so dass der oppositionelle Sprecher des Repräsentantenhauses die Präsidentschaft übernimmt. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kehrt die Präsidentin in ihr Amt zurück.

Literatur

  • Ruth Caridad Silva: Presidential Succession. Greenwood, New York 1968, ISBN 0-8371-0229-4
  • Stephan W. Stathis: Presidential Succession. In: Leonard W. Levy, Louis Fischer (Hrsg.): Encyclopedia of the American Presidency. MacMillan Reference Books, Houndmills, Basingstoke, Hampshire und New York 1998, ISBN 0-02-865052-2

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