- Nadītu
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Nadītu bezeichnet einen Rechtsstatus von Frauen in der babylonischen Gesellschaft.
Nadītu waren vor allem in der altbabylonischen Gesellschaft bezeugte Frauen, die nicht wie normalerweise üblich innerhalb eines patriarchal geleiteten Familienverbandes lebten. Nadītus lebten meist in klosterähnlichen Anlagen - hatten dort aber in der Regel ein eigenes Haus - und waren rechtlich selbstständig. Sie konnten Verträge schließen, Geld verleihen und anderes tun, was normalen Frauen verwehrt war; in den Quellen erscheinen sie uns als sehr aktiv. Meist waren diese Frauen Angehörige der Oberschicht, oft der Königsfamilie.
Als finanzielle Grundlage hatten sie ihre Mitgift (die sie an keinen Mann weitergeben mussten; die Mitgift war die Abfindung der Frauen dafür, dass in patriarchaler Linie vererbt wurde). Es ist nicht ganz klar, ob Nadītus nicht trotzdem heiraten durften, oder ob das nur ganz speziell den Nadītus vorbehalten waren, die zum Marduk-Tempel gehörten. Offenbar wurde aber sexuelle Enthaltsamkeit verlangt oder zumindest Kinderlosigkeit gefordert, was auch die Bedeutung des Begriffes Nadītu - die Brachliegende nahelegt. Im Todesfall fiel die Mitgift an die Brüder oder andere Verwandte.
Die religiöse Funktion der Nadītus ist nicht ganz klar. Es ist nicht anzunehmen, dass sie Priester oder dergleichen waren, wohl aber konnten sie um Fürsprache bei der jeweiligen Gottheit gebeten werden.
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