Naturschutzjugend

Naturschutzjugend

Die Naturschutzjugend (NAJU) ist die selbständige Kinder- und Jugendorganisation der deutschen Naturschutzorganisation Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie in Bayern des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV – der bayerischen Partnerorganisation des NABU). Mit etwa 75.000 Mitgliedern im Alter von 6 bis 27 Jahren ist die NAJU einer der größten und aktivsten Jugendumweltverbände in Europa. Gegründet wurde sie im Jahr 1982 als Jugendorganisation des damaligen Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV), 1987 wurden die damalige bayerische LBV-Jugend integriert und der gemeinsame heutige Name eingeführt. Heute ist die NAJU bundesweit in 15 Landesverbänden organisiert, nur im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine eigenständige Landesebene. Zusätzlich existieren über 800 Kinder- und Jugendgruppen auf Orts- und Kreisebene. Die Naturschutzjugend ist Vollmitglied des Deutschen Bundesjugendrings.

Ziel der NAJU ist es, Kinder und Jugendliche für die Natur zu sensibilisieren, ihnen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln und ihr aktives Engagement für den Natur- und Umweltschutz zu fördern. Dafür werden vielfältige Kampagnen, Projekte und Aktionen auf die Beine gestellt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Unter dem damaligen Namen Deutsche Bund für Vogelschutz verabschiedete der NABU 1979 das "Giessener Programm" womit sich der Bund einem breiteren Themenspektrum (Flora & Fauna, Landnutzung, Gewässerschutz etc.) öffnete. In der DBV-Jugend-Kreisgruppe Wesel wurde 1981 ein Antrag erarbeitet, der diese Entwicklung auch für die DBV-Jugendorganisation umsetzt. Ziel war auch die Jugendorganisation auf Bundesebene eigenständig zu organisieren und Haushaltsautonomie für die DBV-Jugend zu erreichen. Ein entsprechendes Memorandum wurde u.a. von Jochen Flasbarth erarbeitet und unterzeichnet. 1982 wurde die Diskussion auf den ersten Deutschen Jugend-Naturschutztag weiter geführt, bei dem 200 DBV-Jugend Mitglieder unter den 650 Teilnehmern waren. Beim ersten DBV-Bundesjugendkongress Ende 1982 sprachen sich die Delegierten für einen entsprechenden Antrag bei der DBV-Bundesvertreterversammlung aus. 1983 gelang es der DBV-Jugend eine eigenständige Satzung für die Jugendorganisation bei der DBV-Tagung in Münster durchzusetzen. Jochen Flasbarth wurde der erste Vorsitzende des eigenständigen Jugendverbandes. Es folgten klare politische Akzentsetzungen.

Mit der Umbenennung des DBV zu Naturschutzbund Deutschland benannte sich auch die DBV-Jugend in Naturschutzjugend um. Heute ist die Arbeit auf Bundesebene von einer zunehmenden "Professionalisierung" geprägt und stark auf die Umweltbildung und Jugendbeteiligung ausgerichtet.[1]

Tätigkeiten

Die Jugendarbeit findet überwiegend in den einzelnen Gruppen im lokalen Rahmen statt. Die Gruppen entscheiden eigenständig, ob sie sich eher naturkundlich, im praktischen Naturschutz, im Umweltschutz sowie sozialen Themen engagieren. Auf Landesebene bietet die Naturschutzjugend in der Regel ein Aktions- und Seminarprogramm an, das sich an Aktive der Gruppen richtet. In einigen Bundesländern findet hier eine enge Zusammenarbeit mit befreundeten Organisationen wie der BUNDjugend statt.

Projekte

Große Projekte auf Bundesebene, die sich an die eigenen Gruppen in den Ländern und vor Ort, aber auch an Umweltgruppen an Schulen und andere externe Gruppen richten, sind oder waren in den letzten Jahren:

Die Klima-Akademie ist als Bildungsprojekt für Jugendliche angelegt, die sich mit den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels auf den Vogelzug und auf die großen Land- und Meeresökosysteme beschäftigen und selbst aktiv werden wollen. Darüber hinaus bietet die Klima-Akademie den Teilnehmer/innen die Gelegenheit, ihre eigenen Ideen mit professioneller Unterstützung weiterzuentwickeln und ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen. Das Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz gefördert.

Die Entsiegler fand im Jahr 2005 zum Thema nachhaltige Siedlungsentwicklung statt: Jugendliche von 12 bis 21 Jahren wurden zum Mitmachen eingeladen. Kernstück war das Entsiegler-Spiel, eine Kombination aus Online-Spiel und konkreten Aktionen vor Ort, an dem sich Schulklassen, Arbeitsgruppen und freie Gruppen beteiligen können. Mit der Kampagne wurden Inhalte zu den Themen: Umwelt, Flächenverbrauch, Siedlungspolitik, Lärm, Staub, Emissionen, Luft, Verkehr, alternative Energie jugendgemäß aufbereitet.

Die Fluss-Connection war eine Jugendkampagne des Jahres 2007: An ihr beteiligten sich 450 Jugendliche, die bundesweit 482 Aktionen an Flüssen und Bächen durchführten. Das Kampagnenziel der NAJU, 3910 Flusskilometer symbolisch zu retten, wurde von den Jugendlichen weit übertroffen: Insgesamt 9805 Punkte haben die Gruppen durch ihre praktischen Aktionen beim Kampagnen-Wettbewerb erworben. Damit sind 9805 Flusskilometer symbolisch gerettet worden. Im Anschluss an die Fluss-Connection fand die Fluss-Connection 2 statt, bei der unter dem Motto „Werde NAJU-Fluss-Experte“ fünf Großprojekte durchgeführt werde sollten. Erfolgreichstes Vorhaben war dabei die Renaturierung des Baches Drosselbek in Hamburg.

Be(e) in contact! ist ein im Januar 2009 begonnenes Bundesprojekt und möchte Jugendliche, Jugendgruppen, Schulklassen und AGs motivieren und unterstützen mit der Imkerei zu beginnen. Honigbienen sind durch ihre einzigartige Bestäubungsleistung von Pflanzen unersetzlich für die Artenvielfalt in der Natur. Das Projekt findet in Kooperation mit dem Deutschen Imkerbund (DIB) und Mellifera e.V. statt.

Im Jahr 2009 startete außerdem die aktuelle Kampagne „Wildes Land Deutschland“, die sich mit den Themenbereichen Fledermausschutz, Alte Bäume und Alleen, Deine Region und Öffentlichkeitsarbeit befasste. Die Kampagne, die für Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren ausgelegt ist, begann zur Europäischen Fledermausnacht 2009 und endet mit der „Batnight“ 2010. Auf der Internetseite können Gruppen ihre durchgeführten Naturschutzaktionen einstellen. Parallel zu „Wildes Land Deutschland“ wurde auch das erste deutsche Naturschutz-Wiki aufgebaut.

Kooperationen

Die Naturschutzjugend arbeitet mit anderen Jugendverbänden in Deutschland und im europäischen Ausland zusammen. Sie ist Mitglied bei Youth and Environment Europe (YEE), dem europäischen Dachverband von Jugendumweltverbänden.

JUUS

Das Gemeinschaftsprojekt mit der deutschen Sportjugend setzt sich für mehr Rücksicht auf die Natur bei Sportarten im Freien wie zum Beispiel Klettern, Kanu fahren, Snowboarden und Radfahren ein. Dazu werden den Sportverbänden qualifizierte Schulungen für ehrenamtliche Teamer angeboten.

Jugendbündnis Zukunftsenergie

Das JBZE ist ein 2004 gegründetes bundesweites, offenes Netzwerk von verschiedenen Jugendumweltverbänden und Einzelpersonen im jungen Erwachsenenalter von 17 – 27Jahren. Die NAJU ist Mitglied in diesem Netzwerk, welches sich die 100%ige Versorgung des primär nationalen Energiebedarfs mit ökologisch regenerativen Energien zum Ziel gemacht hat. Im Jugendbündnis arbeiten selbst organisierte Arbeitskreise, die unter Anderem Seminare anbieten, Schulen besuchen und vor Ort über erneuerbare Energien aufklären. Das Jugendbündnis Zukunftsenergie hat seit Bestehen viele Projekte organisiert und durchgeführt. So nahmen unter Anderem 2 Jugenddelegierte des JBZE an der 2006 in New York stattfindenden 14. Sitzung der Commission on Sustainable Development (CSD) teil, um dafür zu sorgen, dass bei Themen wie Energie, Klima und nachhaltige Industrie auch die Interessen der Jugend berücksichtigt werden. Ein Vorhaben war die Teilnahme des JBZE an den Kundgebungen und der Demonstration in Kopenhagen bezüglich der dort stattfindenden UN-Klimakonferenz im Dezember 2009. Dort traten sie gemeinsam mit circa 100.000 Menschen dafür ein, dass die internationale Klimapolitik von den Regierenden intensiver vorangetrieben wird. Derzeit sind folgende Organisationen Mitglieder des Jugendbündnisses: Naturschutzjugend (NAJU) im Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), BUNDjugend, Naturfreundejugend Deutschlands, Katholische Landjugendbewegung (KLJB). Bundesarbeitsgemeinschaft evangelische Jugend im ländlichen Raum (BAG ejl)

Zielgruppe: Kinder

Für Kinder bietet die Naturschutzjugend zwei Projekte, für Gruppen innerhalb des Verbandes und in der offenen Kinderarbeit mit Schulklassen und Einzelteilnehmern.

Kinderbereich Rudi-Rotbein und NAJUversum

Der Kinderbereich des NAJU ist nach ihrem Maskottchen, dem Weißstorch Rudi Rotbein, benannt. In enger Abstimmung mit dem Erwachsenenverband werden bundesweit Kindergruppen angeboten, die sich spielerisch mit Naturkunde und Naturerlebnis beschäftigen, sowie kindgerecht Umweltthemen aufgreifen. Zur Unterstützung bietet die NAJU Kindern im Alter von 8 bis 13 Jahren auf der Internetseite NAJUversum Wissen zu Tieren, Pflanzen und Menschen an, welches in kindgerechten, kurzen Texten zur Verfügung steht.

Erlebter Frühling

Seit 1984 lädt die NAJU jedes Jahr zum Erlebter Frühling ein. Das Projekt ist damit das am längsten laufende Kinderprojekt im Naturschutz. Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren werden dazu ermuntert, einen bestimmten Lebensraum zu erforschen. Dazu werden jährlich vier Frühlingsboten ausgewählt, die für das thematisierte Ökosystem stehen.

Im Jahr 2008 handelt es sich um Streuobstwiesen mit den vier Boten Wildbienen, Steinmarder, Apfelbäume und Kuckuck. Das Projekt endet mit einem Wettbewerb, in dem alle Kinder ihre Erlebnisse und Entdeckungen kreativ darstellen können. In den umweltpädagogischen Materialien der NAJU finden sich eine Vielzahl von Ideen und Anregungen, um den Kindern den Lebensraum und die Frühlingsboten näher zu bringen.

Einzelnachweise

  1. http://www.datenhafen.org/intranet/oeffentlich/NajuGeschichte.pdf

Weblinks


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