Nendingen an der Donau

Nendingen an der Donau
Nendingen
Koordinaten: 48° 0′ N, 8° 52′ O48.0060463146458.8602805137634637Koordinaten: 48° 0′ 22″ N, 8° 51′ 37″ O
Höhe: 637 m ü. NN
Fläche: 18,7 km²
Einwohner: 2851 (1. Sep. 2007)
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 78532
Vorwahl: 07461
Karte
Nendingen innerhalb der Stadt Tuttlingen mit seinen Nachbargemeinden

Nendingen ist ein ländlich geprägtes Dorf an der jungen Donau zwischen Mühlheim an der Donau und der Kreisstadt Tuttlingen, dessen Ortsteil es seit 1973 ist. Es hat rund 2850 Einwohner und geht auf eine alemannische Siedlung zurück. Regionale Bekanntheit hat es wegen seiner katholischen Pfarrkirche, als Tor zum Naturpark Obere Donau und als Ringerhochburg (ASV Nendingen).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Nendingen liegt im Tal der Oberen Donau, umgeben von den Hochebenen der Schwäbischen Alb.

In das Hochplateau des Großen Heubergs zieht sich das Naherholungsgebiet Ursental mit seinem Rast-, Sport- und Spielplatz an der Quelle des Ursentaler Baches. Im Ursental befindet sich außerdem ein besonderer Grenzstein, weil im Mittelalter viele Gemeinden von der Quelle profitieren wollten. Dies sind im Uhrzeigersinn Nendingen, Wurmlingen, Rietheim, Dürbheim und Mühlheim. Das Ursental ist nach dem Altental/Rottweiler Tal das zweite Landschaftsschutzgebiet.

Nendingen verfügt außerdem über reichlich agrar- und forstwirtschaftlich nutzbare Flächen. So sind 55,44 % der Gemarkung Wald und 36,36 % landwirtschaftlich (680 ha) genutzte Fläche. Etwa 5 % der Gemarkung sind bebaut. [1]

Früher wurde in Nendingen die Teilung der Erbflächen vor allem durch das Anerbenrecht vollzogen, wobei es bei zwei männlicher Erben, die den Hof übernehmen mochten, auch zur Realteilung jedes einzelnen Feldes kam.[2] So gab es vor allem bis zur baden-württembergischen Flurbereinigung 1979, aber auch noch heute, viele sehr kleine oder „unförmige“ Felder, auch durch die vergleichsweise hohe Anzahl an landwirtschaftlichen Familienbetrieben und damit Besitzern.

Der Großteil der 1036 ha Waldflächen, vor allem Buchenwälder, liegt südlich des Ortes Richtung der angrenzenden Gemeinden Mühlheim mit dessen Stadtteil Stetten, Fridingen und Neuhausen. Teile dieser Waldflächen (160 ha) gehören auch heute noch der Familie Enzberg, für deren Bewirtschaftung bis ins 19. Jahrhundert Nendinger Leibeigene, vor allem Tagelöhner und Bauern, verantwortlich waren. Durch die vom Baron von Enzberg verlangten hohen Abgaben und den harten Arbeitsbedingungen kam es 1786 zu Aufständen, die der Lokaladel nur durch Hilfe des Kaisers zu Wien niederschlagen konnte.

Besitzer Waldfläche in ha
Stadt Tuttlingen (früher Gemeindewald Nendingen) 700
von Enzberg 160
Land Baden-Württemberg 22
Katholische Kirchengemeinde Nendingen 8
Diözese Rottenburg-Stuttgart 1
Flugplatz Neuhausen 12
Tauschwald mit Stetten 3
privat 139

Am südlichen Rand liegen 26 Hektar des Neuhauser Flugplatzes auf Nendinger Gemarkung. Der 48. Breitengrad geht zentral durch die Nendinger Gemarkung.

Der Ortskern von Nendingen liegt auf 637 Metern. Die höchste Stelle der Gemarkung stellt der Bräunisberg mit 892 m ü. NN, wobei sich die höchste Stelle des Berges auf Mühlheimer Gebiet befindet. Eine noch erhaltene Ruine zeugt von der ehemaligen Bräunisburg, die dem Berg seinen Namen gegeben hat. Der höchste „Gipfel“ auf Nendinger Gebiet ist Brennten mit 828 m ü. NN im Süden der Gemarkung.

Die niedrigste Stelle mit 633,7 Metern über NN befindet sich auf den Breitwiesen (genauer Kreuzwiesen), einem sehr breiten und flachen Wiesengebiet Richtung Stetten, das aus Hochwasserschutz nicht bebaut werden darf.

Geologie

Beim Gestein Nendingens handelt es sich wie im gesamten Heuberg-Bereich um Weißen Jura. Eine Besonderheit ist das starke Auftreten von Bohnerzen, welches die Nendinger Bauern früher zum Nebenerwerb gesammelt und an die Schwäbische Hüttenwerke weitergegeben haben.

Nachbarortschaften

Die umliegenden Gemeinden und Ortsteile sind im Uhrzeigersinn von Westen Tuttlingen, Wurmlingen, Rietheim, Dürbheim, Mühlheim, Stetten, Fridingen, Neuhausen und Liptingen.

Ortsgliederung

Siedlungen außerhalb des Dorfgebietes sind:

  • Ziegelhütte mit Ottilienkapelle (im Südwesten), errichtet um 1560
  • Schinderhütte (im Süden)
  • Altental (im Süden)
  • Neumühle (im Osten), erbaut 1834 vom Müller Xaver Schellinger
  • Aussiedlerhof mit Wasserreservoir (im Norden)

Geschichte

Steinzeit bis Antike

Die ersten Niederlassungen auf der heutigen Nendinger Gemarkung sind rund 6000 Jahre alt. Dabei zeugt unter anderem um einen Breitmeisel aus der Jungsteinzeit, der im Ursental gefunden wurde. Auch Funde aus der Spätbronze- (Gefäßscherben) und der Hallstattzeit (Hügelgräber) zeugen von einer frühen und durchgehenden Existenz von Siedlungen auf der Nendinger Gemarkung. In der späten La-Tène-Zeit belegen keltische Münzen aus Bronze am alten Weg zum Bräunisberg die Bevölkerung.

Der Ort Nendingen ist die Gründung eines Sippenoberhauptes oder Grundherrn namens Nando, der sich hier mit Familie und dienstbaren Leuten während der Vertreibung der Römer durch den germanischen Volksstamm der Alemannen zwischen 260 und 300 nach Christus niederließ und der der Siedlung den Namen gab. Davon zeugen noch heute allemanische Reihengräber Auf Galgen.

Mittelalter

Erste urkundliche Erwähnung von Nendingen

792 verschenkte Graf Gerold, ein Schwager Karls des Großen, das Dorf an das Kloster Reichenau, das die weltliche Verwaltung in die Hände der von Äbten bestellten Amtsleute (Vögte) legte. Als Vögte der Abtei waren die Grafen von Nellenburg eingesetzt. Später kam Nendingen an das Geschlecht der Hirscheck zu Konzenberg, danach an Friedrich von Wartenberg und Heinrich von Diesenhofen. Danach wurde Nendingen an Albrecht von Steusslingen und dessen Söhne Konrad und Heinrich weitergegeben.

Im Hochmittelalter ist der Ortsadel „von Nendingen“ belegt.

Das Jahr 1092 ist die erste urkundliche Erwähnung von Nendingen und gilt daher als das Gründungsjahr von Nendingen. Im Jahre 1094 findet sich die Aufzeichnung zur Gründungsgeschichte des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, dass die Freien A(da)lbert und Eberhard von Nendingen ihren Besitz in Othelineswilare (Ettisweiler) dem Heiligen Georg übergaben.[3]

  • 1138: Folkmar von Nendingen

Die Blasiuskapelle im Fronhof wird im Jahr 1160 erwähnt, ebenso, dass der Herzog von Spoleto dem Kloster St. Blasien Eigenleute zu Nendingen übergibt. Um 1200 hält das Kloster Salem als Salzmonomolist auf Halldorf zwei Höfe als Lagerplätze. Der erste Pfarrer von Nendingen wird mit Luitfried Plebanus 1239 erwähnt.

Friedrich von Wartenberg verkauft an Freiherr von Zollern sein Gut in Nendingen mit dem Zehnten und dem Kirchensatz.

  • 1372: Beita von Nendingen, Gemahlin des Ritters von Ow

Am 21. Februar 1392 verkauft Graf Friedrich von Zollern Nendingen um 700 Pfund Schilling an Konrad von Weitingen

  • 1394 Anna von Nendingen, unvermählt: Sie vermachte ihren gesamten Besitz an Graf Heinrich zu Fürstenberg

Am 21. September 1409 wurde Nendingen für 8500 fl von Konrad und Volz von Weitingen an ihre Vettern Friedrich und Engelhardt von Enzberg verkauft.

Neuzeit

Nendingen im Jahre 1863

Am 21. Februar 1633 kam es zu einer großen Schlacht zwischen schwedischen und österreichischen-kaiserlichen Truppen mit einer vernichtenden Niederlage der schwedischen Truppen unter General Rosa bei der 200 Mann am Ortseingang von Nendingen umgebracht wurden. 1635 stirbt ein Drittel der Einwohner durch die Pest. 1643 fand die Schlacht bei Tuttlingen auch auf den Breitwiesen statt.

1782 ist Johann Baptist Schwarz Vogt in Nendingen. Bei der Schlacht bei Liptingen gab es auch Gefechte auf Nendinger Gemarkung. Im Jahre 1802 wurde in Nendingen die erste Holzbrücke über die Donau errichtet. Im Zuge der Mediatisierung und des Reichsdeputationshauptschlusses durch Befehl Napoleons I. im Jahre 1805 fiel Nendingen an Württemberg und wurde 1808 dem Oberamt Tuttlingen unterstellt. Drei Nendinger fallen bei Napoleons Russlandfeldzug. 1836 werden die Fronen abgelöst.

1859 macht German Wolf das erste Foto von Nendingen. 1860 wird die Straße nach Tuttlingen gebaut. 1866 fallen 20 Bürgersöhne bei der Schlacht von Königgrätz. Im Krieg gegen Frankreich sterben 19 Nendinger. 1878 wird die Postargentur in Nendingen eingerichtet. 1890 brachte der Bahnhof mit dem Anschluss an die Donautalbahn einen großen Aufschwung für das Dorf. 1902 wird die Donau verlegt und eine neue Brücke gebaut. Im ersten Weltkrieg fallen 64 und drei Nendinger werden vermisst. 239 von insgesamt 1220 Einwohner sind ausgerückt. 1915 erhält das Rathaus das erste Telefon. 1920 kommt der letzte Nendinger aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Das erste Auto Nendingens kaufte sich 1921 Leopold Betzler, dessen Schokoladenfabrik 1937 abbrannte; die erste Kramer-Zugmaschine schaffte sich der Landwirt Josue Berchtold 1935 an. Das erste Neubaugebiet Nendingens entstand 1937 mit zwölf identischen Siedlungshäusern. In diesen Jahr wird auch die Nachtwächterstelle aufgegeben. Durch Umordnung des Deutschen Reichs kommt Nendingen vom Oberamt Tuttlingen 1938 zum entstandenen Landkreis Tuttlingen.

Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass Nendingen als erste Gemeinde Württembergs 1939 eine Ortslautsprecheranlage erhalten hat. Während des Zweiten Weltkriegs fielen 93 Nendinger Soldaten, 34 blieben vermisst. Durch Luftangriffe am 23. Februar 1945 starben weitere vier Nendinger Bürger. Am 21. April 1945 wurde Nendingen durch französische Truppen besetzt. In der Zeit bis 1949 wurden vier Nendinger durch Übergriffe der fremden Soldaten ermordet. Im Dezember 1954 wird die Festhalle eingeweiht, 1955 überschwemmt der Talbach den gesamten Ortskern. Zu dieser Zeit war Nendingen die Gemeinde mit dem größtem Pferdebestand im Landkreis Tuttlingen.[4]

Am 1. Januar 1973 verlor Nendingen bei der Gemeindereform seine Eigenständigkeit, als es mit Eßlingen und Möhringen an der Donau nach Tuttlingen eingemeindet wurde. Dabei gab es innerhalb der Gemeinde teilweise starken Unmut über den Verlust der Eigenständigkeit. So wurde unter anderem eine Eigenständigkeit aus geschichtlichen Gründen im Gemeindeverwaltungsverband Donau-Heuberg oder auch im Verwaltungsraum Tuttlingen angestrebt, wie sie in Wurmlingen geschah. Schließlich stimmte der Gemeinderat Nendingens vor allem aus finanziellen Gründen der Eingemeindung durch die Stadt Tuttlingen zu. Damit mussten auch viele Nendinger Straßen, die es schon in Tuttlingen gab, einen neuen Namen finden, z. B. wurde die Schillerstraße zur Ottilienstraße oder die Bahnhofstraße zur Bräunisbergstraße, weshalb diese auch am Bahnhof und nicht erst am Bräunisberg endet. Ein Unikat stellt die Kirchstraße dar, deren Bürger mit Leserbriefen und Petitionen eine Umbenennung verhindert haben, sodass sie in Tuttlingen in Stadtkirchstraße umbenannt wurde. Bis zur Eingemeindung lautete die Postleitzahl Nendingens 7201, danach 72(00) Tuttlingen (16). Am 1. Juli 1993 wurde sie mit der deutschlandweiten Umstellung auf 78532 Tuttlingen umgeändert.

Das Jahrhunderthochwasser mit dem Höchststand am 16. Februar 1990 war das größte Hochwasser seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur durch den nach dem Hochwasser 1981 erhöhten Damm blieb der Ortskern trocken, jedoch war die Verbindungsstraße nach Tuttlingen tagelang gesperrt.

Im Jahre 1992 hat Nendingen das 900jährige Bestehen mit einer großen Parade gefeiert. Dabei wurde auch das Nendinger Heimatbuch herausgebracht, an dem ein Dutzend Nendinger geschrieben haben, unter anderem Kreis- und Gemeinderat Wolfgang Wuchner sowie Ortschaftsrat Franz Schilling.

1998 wurde eine 110 kV-Stromleitung über die Gemarkung von Tuttlingen nach Fridingen fertig gestellt, weswegen es große Proteste innerhalb des Orts gab mit Klagen bis vor das Bundesverwaltungsgericht[5] und Reportagen im Südwest-Fernsehen.

Wappen

Wappen von Nendingen

Das Nendingen Wappen geht auf Konrad von Nendingen zurück, dessen seit 1366 bekanntes Wappen ein mit drei Lilien bestecktes Schild zeigt. Die Farben dazu sind die Enzberger Farben blau und gold. Im September 1958 wurde das Nendinger Wappen durch das baden-württembergische Innenministerium offiziell festgelegt. Empfohlen wurde das Wappen von der Archivdirektion Stuttgart, da es den Nendinger Ortsadel und die spätere Herrschaft unter den Enzbergs verbindet.

Die Blasonierung dazu lautet: In Blau ein goldenes Dreiecksschildchen, dessen Ecken in Dreipaßform mit je einer goldenen Lilie besteckt sind.[6]

Obwohl es die Farben blau und gold sind, werden sie heute blau-gelb dargestellt (vgl. schwarz-rot-gold).

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1. Januar 1834 955
1848 1118
1853 1039
1855 966
1875 946
1. Januar 1880 991
1885 1.000
1. Januar 1910 1.200
Jahr Einwohner
1933 1.385
1939 1.478
1950 1.583
1964 2.000
1. Januar 1970 2.146
1. Januar 1992 2.612
1. Januar 2002 2.803
20. Januar 2007 2.850

Die Bevölkerungsdichte beträgt damit 153 Einwohner je km² im Jahr 2008.

Durch die strengen politischen und den schlechten wirtschaftlichen Bedingungen unter der Enzberg'schen Herrschaft haben viele Nendinger versucht sich durch Freikauf und Auswanderung ein besseres Leben zu ermöglichen. So sind zwischen 1740 und 1880 ungefähr 50 Personen ins von Habsburg von den Türken zurück eroberte Gebiet ausgewandert (Donauschwaben). Auch später unter der württembergischen Königsherrschaft und durch die Entwicklung der Revolution 1848 wanderten in nur zwei Jahren (1954/55) über 70 Personen in die USA aus. Zwischen 1800 und 1900 waren es über 200 Personen, die in die Vereinigten Staaten und nach Südamerika auswanderten, sodass die Bevölkerung durch das Auswanderungssaldo insgesamt stagnierte, obwohl die natürlich Bevölkerungszahl stark zunehmend war. Nach der miserablen Wirtschaftslage mit der Inflation 1923 wanderten weitere 22 Personen, vor allem nach Brasilien und Argentinien aus.

Obschon Nendingen im Gegensatz seiner Nachbargemeinden Fridingen und Mühlheim nie Stadtrecht zugesprochen bekam, hatte es bis weit ins letzte Jahrhundert mehr Bewohner als Fridingen, mehr als Mühlheim noch heute. Im 19. Jahrhundert war es noch die siebtgrößte Gemeinde des Oberamts Tuttlingen. Eine Besonderheit Nendingens ist, dass die Einwohner Nendingens lange Zeit „unter sich“ geblieben sind, was sich nicht nur in alten Dokumenten mit typischen Namen, sondern auch noch heute zeigt durch besonders starke Häufungen der Namen Schwarz (220 Personen), Huber (170), Schilling (140), Mattes (110), Betzler oder Berchtold. Zur Unterscheidung hat deshalb ein Großteil der Bewohner bis heute einen Übernamen. In Nendingen wird von der einheimischen Bevölkerung schwäbisch gesprochen. Dabei sind aufgrund der Nähe Tendenzen zum Heubergerischen und zum Bodenseealemannischen zu erkennen. Der Dialekt wird relativ zu den umliegenden Gemeinden noch sehr stark gesprochen.

Nendinger Heimatlied

Zum 200. Jubiläum der Nendinger Kirche wurde 1955 vom Pfarrer Franz Deißler das Nendinger Heimatlied komponiert, welches von Anton Freitag vertont wurde. Später wurde es vom Gemeinderat offiziell anerkannt und wird so zu bedeutenden Anlässen gespielt. Die erste Strophe lautet:

Wo Donauwellen fließen,
da liegt die Heimat mein.
Vom Berg die Felsen grüßen
im hellen Sonnenschein;
vom Bräunisberg und Hebsack schau'n
tiefdunkle Wälder in die Au'n:
Mein Nendingen im Donautal,
dich grüß' ich tausendmal!''

Religion

Heute sind immer noch über 80 % der Nendinger Bevölkerung Katholiken. Bis 1945 lag die Quote noch bei 100 %[7], da der Katholizismus in Nendingen eine lange Geschichte hat.

Die katholische Kirche

Die Kirche von Nendingen im Jahre 1861
Die Kirche von Nendingen im Jahre 1904

Nendingen gehört seit 1817 bzw. 1828 zum württembergischen Bistum Rottenburg und seit dessen Gründung zum untergeordneten Dekanat Tuttlingen-Spaichingen.

Der liber decimationis erwähnt den ersten Pfarrer Nendingens 1239. Weitere Daten weisen darauf hin, dass in Nendingen schon früh eine Kirche stand: 1479 wird ein ewiger Jahrtag gestiftet, 1534 erwirbt man in Talheim den Hochaltar für die Nendinger Kirche, 1682 wird beim Bau des Kirchturms der untere Teil belassen. Aus diesem Jahr stammt auch das im Jahr 2001 restaurierte Turmkreuz, wie eine in der Turmkugel aufgefundene Urkunde belegt. Die Tauf-, Ehe- und Totenbücher bestehen seit 1654. Bis zu dessen Auslösung war die Gemeinde Teil des Bistums Konstanz.

Die jetzige Kirche wurde in den Jahren 1754/55 erbaut, wobei der untere Teil des Turms der früheren Kirche erhalten blieb. Die Patrone St. Petrus und Jakobus (Maior) sind urkundlich erstmals im Jahr 1736 erwähnt und wurden von der Vorgängerkirche übernommen. Erneuerungen am Inneren und Äußeren des Kirchengebäudes fanden in den Jahren 1881, 1902/03 bei der Donauverlegung, 1933/34 und von 1972 bis 1975, 1994/95 und 2001 statt.

Die ansehnliche Kirche mit dem schlanken, das Ortsbild prägenden Turm (1863 auf 42,5 Meter erhöht) zeigt barocken Baustil mit Anklängen an das Rokoko. Das Glockenhaus und der Turmaufsatz ist der Gotik und der Romanik zuzuordnen. Im Innern findet sich eine reiche Ausstattung aus verschiedenen Stilrichtungen. Jüngste Ausstattungsstücke sind der von Wendelin Matt, Trossingen, im Jahre 1994 geschaffene Zelebrationsaltar mit Ambo. Der Maler V. Maria Schilling, wahrscheinlich aus Villingen, malte die Blätter der Seitenaltäre bereits 1751. Die Skulpturen stammen vom Barockbildhauer Franz Korb aus Mühlheim. Beachtenswert ist vor allem das Ensemble der Taufe Jesu im Jordan, das Vortragekreuz und der in der Osterzeit zu sehende Auferstehungschristus. Von schlichter Schönheit sind die beiden Barockfiguren Maria und Josef auf den Seitenaltären. Das Deckengemälde „Die Einführung der Bruderschaft vom Allerheiligsten Altarsakrament durch den Bischof von Konstanz“ malte 1933/34 August Braun aus Wangen. Das Deckenbild im Chor „Huldigung der katholischen Jugend vor Christus“ fertigte zu gleicher Zeit sein Neffe.

Der um 1880 neu gefasste Hochaltar (Das Orginalbild „Abendmahl Jesu“ von Ignaz Schilling hängt im Gemeindesaal) zeigt eine Kreuzigungsgruppe und darüber das Bild „Das Opfer des Melchisedech“ mit der Darbringung von Brot und Wein. Die beiden Figuren im Chor, die hl. Verena und die hl. Margaretha, sind der Spätgotik zuzuordnen. Das Altarblatt des Marienaltars hat die Aufnahme Mariens in den Himmel zum Thema, darüber Joseph mit der Lilie. Wie bei der Darstellung der gekrönten Maria mit dem Kind handelt es sich hier um Werke aus der Barockzeit. Am rechten Seitenaltar ist das Martyrium der hl. Agatha dargestellt, ebenfalls dem Barock entstammend. Die Pieta in der vorderen, linken Wandnische der Kirche ist ein Werk des aus Nendingen stammenden Bildhauers Berchtold und wurde am Ende des 19. Jahrhundert geschaffen. Die beiden Figuren an der Schiffswand, nochmals eine hl. Verena und eine Anna selbdritt, sind barock, ebenso die imposante Kreuzigungsgruppe an der gegenüberliegenden Schiffswand. Vermutlich stammen diese Figuren von der abgebrochenen Wallfahrtskirche Maria Hilf auf dem Welschenberg bei Mühlheim. Gute Volkskunst zeigen die Gipsreliefs der zwölf Apostel, die an den Wänden verteilt sind (1756). Die Medaillons am Chorbogen, die hl. Elisabeth und den hl. Konrad darstellend, fertigte in den 30er Jahren der Bildhauer Alfred Tönnes aus Sigmaringen.

Die Orgel aus dem Jahre 1952 ist ein Werk der Firma Späth aus Ennetach. Im Turm hängen vier Glocken. Die tiefste ist die Christusglocke (c' 1945 kg), die zweite die Wetterglocke (e' 1000 kg), die dritte die Marienglocke (g' 689 kg), die vierte die Petrus- und Jakobusglocke (a' 463 kg). Die wertvollste von den vier Glocken ist die aus dem Jahre 1712 stammende Wetterglocke. Sie hat alle Stürme der Zeit überstanden und wurde bei der Glockengießerei Rosenlaecher in Konstanz gegossen. Die übrigen drei Glocken wurden 1955 von F. W. Schilling in Heidelberg gegossen. Außerhalb der Kirche, an der Südwestecke, schuf Professor Weiß aus Nürnberg im Jahre 1886 einen Ölberg mit lebensgroßen Figuren. Das Werk geht auf eine Stiftung zurück. Rechts vom Kirchenportal steht eine Statue des hl. Nepomuk, die daran erinnert, dass hier einmal eine Donaubrücke über den Fluss führte. Das stattliche Pfarrhaus ist ein Bau aus dem Jahre 1760. Baumeister war Gregorius Flaig aus Villingen. Zuletzt wurde es im Jahre 1979 restauriert und erhielt im Jahr 2001 einen neuen Fassadenanstrich.

Der Friedhof Nendingens ist 78 Hektar groß und für Gläubige aller Religionen als Bestattungsstätte frei. 1920 hat er Kriegsgefallenen-Denkmal erhalten. 2006 wurde er durch eine Urnenwand erweitert.

Im Jahre 1988 wurde das katholische Gemeindehaus „Bischof-Moser-Haus“ eröffnet.

Seit 2001 bildet die Nendinger Gemeinde „St. Petrus und Jakobus major“ zusammen mit den Tuttlinger Gemeinden „St. Gallus“ und „Maria Königin“ die „Seelsorgeeinheit Tuttlingen-Nendingen“.

Im Moment sammelt der eigen dafür errichtete Orgelbauverein Nendingen e. V. Geld für eine neue Orgel.


Nendingen liegt am Donau-Randen-Pilgerweg von Beuron über den Randen und Schaffhausen nach Einsiedeln.

Stetten

Der Pfarrer von Nendingen war laut der ältesten amtlichen Statistik, dem „liber decimationis“ von 1275, außerdem der Seelsorger von Stetten. Darin eingeschlossen war die Beisetzung der Stettener Bürger in Nendingen. Dies änderte sich auch nicht 1492 als Stetten die St. Nikolaus-Kapelle von Friedrich von Ensberg gestiftet bekamen. Mit einem Vertrage von 1781 wurde die Zugehörigkeit Stettens auf Nendingen und Mühlheim verteilt. Diese Teilung endete erst 1812 als Stetten in die Stadtpfarrei Mühlheim eingepfarrt wurde und ab 1815 die Zehnten und die Geldzinse an Mühlheim gingen.

Ludwigstal

Nach der Reformation gab es in der Stadt Tuttlingen lange Zeit keine katholische Kirche, sodass im Jahre 1698 der Württembergische Herzog Eberhard Ludwig den im Ludwigstal wohnenden Arbeitern die Erlaubnis gab, ihre Kinder im nahen Nendingen zu taufen und ihre Toten dort begraben zu dürfen. Im Jahre 1873 erfolgte schließlich die Umpfarrung in die neu errichtete Stadtpfarrei Tuttlingen.

Kapellen

  • Blasiuskapelle, deren erste Erwähnung aus dem Jahre 1160 stammt
  • Ottilienkapelle, erbaut 1743
  • Marienkapelle, erstmalige Erwähnung 1815
  • Anna-Kapelle, erstmalige Erwähnung 1583

Schwesternstation

Nendingen besitzt eine Schwesternstation, die 1902 zur Krankenpflege und zur Kinderschule durch zwei Vinzentiner-Schwestern des Klosters Untermarchtal gegründet wurde. Der katholische Kindergarten "St. Vinzenzius" existiert heute noch mit ungefähr 50 Kindern neben dem städtischen Kindergarten Nendingen. Aktuell sind die beiden Schwestern Anthia, als Mesnerin der Kirche, und Kresentiana, innerhalb des Altenpflegedienstes „Diakonie“ tätig, in Nendingen.

Die evangelische Kirche

Evangelische Bevölkerungsteile wanderten erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Vertreibung aus Ostpreußen und den Donauschwaben zu. Später folgte auch Zuzug aus umliegenden Gemeinden, sodass 1970 die evangelische Kirche „Krippe Christi“ erbaut wurde. Nendingen untersteht der Kirchengemeinde Mühlheim.

Politik

Aktuelle Lage

Der Ortsvorsteher von Nendingen heißt Hans-Dieter Schwarz (CDU).

Politische Angelegenheiten, die sich ausschließlich auf Nendingen beziehen, werden durch den Nendinger Ortschaftsrat geregelt. Dieser besteht aus elf ehrenamtlichen Räten, einschließlich des Ortsvorstehers. Dieser bildet das Bindeglied zum Tuttlinger Gemeinderat und dem Oberbürgermeister.

Der Ortschaftsrat setzt sich seit den Wahlen im Jahr 2004 wie folgt zusammen:[8]

Die Bürgerinitiative „Wir für Nendingen“ konnte nicht in das Kommunalparlament einziehen.

Die nächsten Wahlen sind am 7. Juni 2009.

Im Ortschaftsrat steht aktuell eine Teilnahme beim 23. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2010 zur Debatte.

Bürgermeister und Ortsvorsteher

(bis 1918 Schultheiß, danach (erster) Bürgermeister, ab 1973 Ortsvorsteher)

Jahr Politiker
- 1830 Huber
1830 - 1859 Barnabas Mattes
1859 - 1861 Schwarz
1861 - 1869 Theobald Wolf
1869 - 1902 Konrad Schilling
1902 - 1906 Eugen Schwarz
1906 - 1931 Franz Xaver Mattes
1931 - 1940 Walter Johner
1940 - 1941 Karl Haid¹
1941 - 1945 Xaver Schwarz²
1945 Carlen Bran³
1945 - 1962 Theodor Schilling
1962 - 1973 Werner Präg
1973 - 1975 Alfred Schwarz
1975 - 1980 Georg Schwarz
1980 - 2004 Georg Betzler (CDU)
2004 - Hans-Dieter Schwarz (CDU)

¹ fällt 1941 im Krieg ² 1940 - 1945 als Stellvertretender Bürgermeister gewählt ³ kommissarisch

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das kulturelle Zentrum bildet der „Latschari-Platz“. Er stellt nicht nur ein Treffpunkt für die Dorfjugend dar, sondern bildet auch den Raum für die Sommerfeste einiger Nendinger Vereine. Außerdem wird hier der Nendinger Maibaum aufgestellt, der im Jahre 2005 von den Lesern des Gränzboten zum schönsten Maibaum des Kreises gewählt wurde.

Außerdem verfügt Nendingen über eine 1954 erbaute Festhalle in der viele Kulturveranstaltungen wie das jährliche Theater oder auch Konzerte stattfinden und eine Sporthalle nebenan. Sporthalle und Festhalle sollen in den nächsten Jahren zu einer großen multifunktionalen Halle umgebaut werden, in deren Rahmen die alte Festhalle abgerissen wird.

Museen

Im Nendinger Rathaus befindet sich ein Heimatmuseum in dem große Teile der Nendinger Geschichte archiviert sind. Außerdem befindet sich an der Hauptstraße die Kunstgalerie Artefakt, in der regionale Künstler wie Veronika Olma ihre Werke zur Schau stellen. Im Industriegebiet Nendingens befindet sich zudem ein historisches Bauernmuseum, das die Entwicklung der Landwirtschaft in der Region zeigt.

Sport

Zum Zentrum Nendingens avanciert die Sporthalle bei den Ringkämpfen des Erstliga-Vereins ASV Nendingen, wenn sich 500 bis 800 Fans in die kleine Halle drängen. Außerdem finden in der Halle die Handballspiele aller Altersklassen des TV Nendingen statt. Bis 2003 hatte die aktive Damen-Mannschaft noch, um den Vorschriften der Regionalliga zu entsprechen, in der Tuttlinger Mühlau-Halle gespielt. Jedoch wurde die Mannschaft nach mehr als fünf Jahren in der der Regionalliga zurückgezogen und spielt nun in der Bezirksklasse.

Der Sportplatz Nendingens namens „Häldele“ (schwäbischer Diminutiv für Halde) befindet sich auf einem Donau-Umlaufberg auf über 700 Metern Höhe. Zwei Fußballplätze, zwei Tennisplätze, ein Spielplatz sowie die Vereinshäuser des TV Nendingen, des VfL Nendingen und des TC Nendingen bilden das Areal.

Sport in der Festhalle findet durch die Tischtennis-Herren und die verschiedenen Tanz- und Gymnastikgruppen statt.

Ein Highlight stellt das jährliche Fußballturnier von einzelnen Dorfteilen gegeneinander dar. Mannschaften sind dabei Bahnhof, Galgen, Zeitenlob, Damm-Wasen und Hinter den Häusern.

Außerdem verfügt Nendingen über ein Schützenhaus, das im Sengentäle zwischen verschiedenen landwirtschaftlich genutzten Schuppen befindet.

Wintersport gibt es in Nendingen durch eine sechs Kilometer lange Loipe auf dem Leutenberg zwischen Tuttlingen und Nendingen vom B311-Parkplatz Mattsteig zu erreichen. Dazu angrenzend ist der Nendinger Skihang, der jedoch nur über einen mobilen Schlepplift verfügt und so nur für Skikurse genutzt wird.

Veranstaltungen

Neben der Fastnacht ist das Wasserfest, welches alle zwei Jahre stattfindet, ein Zuschauermagnet in der Region. Das Dreikönigsschießen des Schützenvereins, der große Preisbinokel der Jungen Union und das Theater des Turnvereins über die Weihnachtstage sind weitere jährliche Veranstaltungen. Im Juni 2009 wird der deutsche Supermoto-Pokal in Nendingen ausgetragen, wo mit mehr als 10.000 Zuschauern gerechnet wird.[9]

Fasnacht

Auch die Nendinger Fasnet findet am Latschari-Platz ihr Zentrum: So wird am „Schmotzigen Dunnschdig“ der Narrenbaum von Mitgliedern des Zunftrates und der Handball-Hexen aufgerichtet. Dies findet im Beisein Hunderter Hemdglonker statt, die sich zuvor durch einen Sternmarsch auf dem Platz eingefunden haben. Am Fasnetsonntag zieht dann der Fasnetsumzug durch den gesamten Ort. Der „Fasnetsmärkt“ am Montag auf dem Latschari-Platz bildet den Abschluss des Programms der fünften Jahreszeit. Die älteste Figur der Nendinger Fasnet ist der Strohbär, außerdem gibt es noch das Hansele, das Grasweible und der Schorengeist. Außerdem haben sich parallel zur Narrenzunft, die in der Tradition der mittelalterlichen Nagelschmied-Zunft steht, im Jahre 1994 die Hornstoa-Hexen gegründet. Nach dem jahrelang die traditionelle Mühlheimer Narrenzeitung über die lustigen Nendinger Ereignisse des letzten Jahres berichtete, gibt es seit 1999 eine von der Narrenzunft Nendingen herausgegebene. Die Narrenzunft Nendingen ist Mitglied des Narrenfreundschaftsring Schwarzwald-Baar-Heuberg. Eine Besonderheit bildet der Rekrutenwagen, ein Wagen der seit 1921 (mit wenigen Unterbrechungen) jedes Jahr zum Fasnachtsumzug von den aktuellen Rekruten des Orts errichtet wird und während der Fasnacht auch als Schanklokal dient.

Vereine und Organisationen

Wirtschaft und Infrastruktur

Die katholische Pfarrkirche „St. Petrus und Jakobus“ zählt zu den besterhaltenen und sehenswertesten Kirchenbauten des Spätbarock mit Anklängen an das Rokoko in der Region. Das Rathaus mit der Ortsverwaltung, die Kirche sowie die Schule liegen im Ortskern.

Das aktuelle Neubaugebiet Hoch (1,86 ha), mit einer Höhe bis 702 Metern über NN die höchstgelegene Bebauung der Orts, steht für die ständige Vergrößerung und Erweiterung von Nendingen. Trotz der aktuellen demographischen Entwicklung wird mit einer weiteren Ausdehnung gerechnet, da Nendingen aufgrund der verkehrsgünstigen Lage zu Tuttlingen weiterhin einen attraktiven Wohnort darstellt. So ist derzeit das Neubaugebiet Unterm Hägle (3,92 ha) auf Lett beziehungsweise ob der Kapelle in Planung. Einer Fortführung des Neubaus auf das Hochplateau des Häldeles ist umstritten. Außerdem steht im Gemeinderat Tuttlingen ein Neubaugebiet Leutenberg/Ehental zur Debatte, welches sich teilweise auf Nendinger Gemarkung befinden würde. Die eigentlich günstigere Bebauung im flachen Tal in zentraler Lage ist aufgrund des Wasserschutzgebietes „Riedgraben“ im Westen und des gewollten Überschwemmungsgebietes im Osten nicht möglich.

Die Stromversorgung geschieht, im Gegensatz zur Kernstadt, durch die EnBW, die Wasserversorgung durch die Stadtwerke Tuttlingen mit Wasser des Ursentalgebietes und des Wasserschutzgebietes „Riedgraben“ zwischen Tuttlingen und Nendingen. Dieses Wasserschutzgebiet ist aus ehemalige Donauauen und -windungen entstanden, die durch den Bahnbau vom Fluss abgeschnitten wurden. Zur Information wurden 2005 Tafeln am Rand des Radwegs errichtet.

Das wirtschaftliche Rückgrat der Gemeinde bildet seit den 80er Jahren das nahe der Donau gelegene Gewerbegebiet Brenner mit vielen Klein- und mittelständischen Betrieben. Größte Arbeitgeber sind dabei das Speditionsunternehmen Rettenmeier, die Bauunternehmung Schwarz und das medizintechnische Unternehmen Tekno-Medical. Der größte Anteil der Firmen fungiert als Zulieferer für die Tuttlinger Medizintechnik-Riesen, wie Aesculap oder Karl Storz. Insgesamt bietet die heimische Wirtschaft 250 Arbeitsplätze. Im Jahr 2008 hat der Ortschaftsrat einer Erweiterung des Industriegebiets um 3 ha in Richtung Tuttlingen zugestimmt und so den Trend der letzten beiden Jahrzehnte fortgesetzt mehr Wirtschaft im Ort ansiedeln zu wollen. Lange Zeit prägten in Nendingen nur kleine Handwerksbetriebe, besonders Nagelschmieden das Ortsbild, sodass größere Betriebe, wie das Medizintechnikunternehmen Berchtold mit über 400 Mitarbeitern, nach Tuttlingen umsiedelten. Dies geschah unter anderem auch deshalb, weil der nepotistisch-geprägte Gemeinderat oftmals Bauland für Expansionen verweigerte.

Trotz der expandierenden heimischen Wirtschaft ist Nendingen ein Pendler- und Wohnort, sodass der Großteil in der nahen Kreisstadt Tuttlingen arbeitet, was an 600 Pendlern täglich zu erkennen ist. Dies hat schon lange Tradition, etwa bei der nahen Ludwigstaler Schmelze.

Im Gegensatz zu umliegenden Gemeinden verfügt Nendinger außerdem noch über einen großen Agrarsektor, was an zehn eigenständigen Betrieben mit bis zu 80 Tieren zu erkennen ist. Jedoch setzt auch hier die landläufige Tendenz ein, dass es immer weniger, aber dafür größere Agrarbetriebe gibt. Die Nendinger Milchbauern geben ihre Milch an die OMIRA weiter. Eine besondere Tradition hatte die Ziegenzucht in Nendingen, weshalb es 1901 bis 1978 sogar einen eigens dafür errichteten Ziegenzuchtverein gab.

Gaststätten

Die mit Abstand wichtigste Nendinger Brauerei war das 1780 gegründete Lammbräu. Es konnte zwar nie mit den großen Tuttlinger Brauereien, wie Pfauen, mithalten, war aber trotzdem im Lokalmarkt gut vertreten. Die Lagerung des Biers über den Sommer fand im „Lammkeller“ statt, einer Höhle am Rande des Waldgebietes „Eichen“, die mit Hilfe von gebrochenem Donau-Eis gekühlt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Lammkeller als Schutzbunker zweckentfremdet. In den 1950er Jahren beendete Lammbräu seine Produktion, wobei die Gaststätte „Lamm“ bis heute betrieben wird.

Eine weitere bedeutungsvolle Gaststätte ist der „Hirsch“. Vor allem liegt dies am geschichtsträchtigen Gebäude, eines der Ältesten noch erhaltenen Nendinger Gebäude, welches in seiner Grundform aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt. Bis zur Errichtung der heutigen Festhalle war der Saal der Gastwirtschaft der größte im Ort und diente deshalb als Ort für zahlreiche Versammlungen und Tanzveranstaltungen. So gab es in den 1950er Jahren auch Bestrebungen, den Saal statt eines Neubaus zur neuen Festhalle auszubauen. Als 1999 die letzten Pächter die Gastwirtschaft Hirsch aufgaben, wurde der rechte Teil des nach Geschossfläche größten Gebäudes Nendingen umfangreich renoviert und bietet jetzt Wohnraum für zehn Familien. Außerdem befindet sich seit November 2008 eine Bar in der Schankstube des alten „Hirschen“.

Verkehr

Öffentlicher Verkehr

Nendingen verfügt über einen Bahnhaltepunkt an der Donautalbahn von Ulm nach Donaueschingen. Der Ringzug bedient Nendingen unregelmäßig und verbindet den Ort mit Tuttlingen und Fridingen an der Donau. Nachdem der Bahnhof 1981 geschlossen worden war, wurde der Nendinger Bahnhaltepunkt 1990, also schon vor dem Ringzug-Konzept, im Zuge des am Wochenende fahrenden Naturpark-Express und mit der Einrichtung eines Schülerzuges wiedereröffnet. Durch die benutzerunfreundliche Verbindung von nur sechs Zügen pro Tag in jede Richtung, wobei der letzte um 16.45 Uhr fährt, und der guten Resonanz des Ringzugs gibt es Bestrebungen, den Nendinger Haltepunkt im Zuge einer Tuttlingen Stadtbahn besser anzubinden.[10]

So verläuft der ÖNVP im Moment vor allem über den Bus-Verkehr, wo Nendingen mit den beiden Haltestellen „Anker“ und „Hirsch“ an die Linien 74 50 und 18 angeschlossen ist. Die 74 50 verläuft von Tuttlingen über Fridingen nach Irndorf, Bärenthal oder der Kreisstadt Sigmaringen, die 18 führt von Tuttlingen über Mühlheim nach Königsheim oder Mahlstetten. Nendingen wird so werktags im Mittel jede halbe Stunde und am Wochenende stündlich verbunden, wobei die Anbindung in den letzten Jahren immer weiter ausgedünnt wurde. Außerdem fährt zweimal täglich ein innerörtlicher Schülerbus, der die Haltestellen „Haldenstraße“, „Altentalstraße“ und „Schule“ mit der Bushaltestelle „Bahnhof“ verbindet. Nendingen befindet sich im Verkehrsverbund TUTicket.

Autoverkehr

Die L 277 von Tuttlingen nach Riedlingen führt durch Nendingen, welche besonders im Sommer für Motorradfahrer durch den kurvenreichen und landschaftlich schönen Verlauf zwischen Tuttlingen und Sigmaringen beliebt ist. Da der Verkehr in den 1990er Jahren zeitweise über 15.000 Fahrzeuge pro Tag betrug und dabei mit der Verkehrslast manche Bundesstraße übertraf, war lange Zeit eine Nendinger Umgehungsstraße angedacht. Jedoch kam dieses Projekt trotz der zugesicherten Finanzierung durch das Land Baden-Württemberg nicht zu stande, da sich die Parteien nicht auf ein Konzept einigen konnten. Dieser Misserfolg und das Absinken der Fahrzeugzahl sind Gründe, weshalb es wohl beim bisherigen, sehr kurvenreichen Verlauf durch den Ort bleibt. So wurde das Projekt aus dem vordringlichen in den weiteren Bedarf zurück gestuft, wobei die Umgehungsstraße weiterhin im Flächennutzungsplan der Stadt Tuttlingen verzeichnet ist. Ein Vorschlag der Grünen sieht für die Zukunft eine Reduzierung des Tempolimits innerhalb der Ortsdurchfahrt auf 30 km/h vor, insbesondere hinsichtlich der Neugestaltung der B 311 auf ihrem Verlauf zwischen Neuhausen und Tuttlingen.

Im jetzigen Verlauf verläuft die B 311 rund vier Kilometer über Nendinger Gemarkung. Dabei tangiert sie das Hofgut Altental mit dem zugehörigen Gasthof „Adler“. An der eher ungebräuchlichen, aber etymologisch korrekten Bezeichnung „Rottweiler Tal“ wird die Bedeutung des Altentales als mittelalterliche Handelsroute deutlich. Dieser Handelsroute über Meßkirch, Neuhausen, das Altental, Nendingen, Tuttlingen bis weiter nach Freiburg hat es Nendingen zu verdanken, dass Kaiserin Elisabeth auf einer Reise von Wien nach Paris durch den Ort kam.

Unmotorisierter Verkehr

Als Fahrradfahrer oder auch als Wanderer ist Nendingen über den stark frequentierten Donauradweg zu erreichen. Der Radweg durchquert Nendingen im Industriegebiet und ist auf den Breitwiesen Richtung Stetten früh überschwemmt, welche als Überschwemmungsgebiet dient. Der Wanderweg Schwäbische-Alb-Südrand-Weg verläuft von Tuttlingen nach Sigmaringen größtenteils auch auf dieser Strecke.

Der Heuberg-Allgäu-Weg, ein ausgebauten Wanderweg in Nord-Süd-Richtung führt von der Schwäbischen Alb (Rußberg, Böttingen) via Nendingen und Neuhausen zum Bodensee.

Bildung

Hauptartikel Grund-, Haupt- und Werkrealschule Nendingen mit Montessori-Profil

Das Schulhaus von Nendingen im Jahre 1896

Die Grund-, Haupt- und Werkrealschule Nendingen mit Montessori–Profil geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Der Bau des ersten Nendinger Schulhauses datiert von 1825, wobei die Erbauung für den noch heute genutzten Backsteinbau im Jahre 1896 geschah. Die Erweiterung um das weiße Schulhaus erfolgte im Jahre 1921. Dort befindet sich heute neben Klassenräumen der GHS auch eine Außenstelle der Tuttlinger Johann-Peter-Hebel-Schule für geistig behinderte Kinder. Seit den 90er Jahren besuchen die Nendinger Kinder entgegen den Richtlinien vor allem die Realschule in Mühlheim, alle anderen weiterführenden Bildungseinrichtungen sind jedoch in Tuttlingen. Nendingen verfügt über zwei Kindergärten: Den katholischen Kindergarten „St. Vinzenzius“ im Schwesterhaus Nendingen, dessen Träger das Kloster Untermarchtal ist, und den städtischen Kindergarten, der gleich wie die Grundschule mit der Montessori-Pädagogik lehrt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Orts

Personen, die in Verbindung zu Nendingen stehen

  • John William Smith (1883–1942), erster Bürgermeister von Detroit, dessen Mutter aus Nendingen stammt, wohnte zeitweilig in Nendingen
  • Franz Anton von Scharpff (1809–1879), Theologe, Schriftsteller und Domkapitular, war 1861 bis '62 Pfarrer in Nendingen

Literatur

  • Nendingen - Ein Buch von Nendingern für Nendinger, Hrsg.: Stadtverwaltung Tuttlingen, 1992

Einzelnachweise

  1. Flächennutzungsplan der Stadt Tuttlingen
  2. http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag06_03_07.pdf Regionale Entwicklung der Betriebsgrößenstruktur in der Landwirtschaft
  3. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Landesarchiv zu Karlsruhe, Oberrheinische Historische Kommission. G. Braun, 1858. S. 214
  4. Nendingen - Ein Buch von Nendingern für Nendinger, Hrsg.: Stadtverwaltung Tuttlingen, 1992
  5. http://www.neues-nebelhorn.de/2002-07-08.htm Artikel über gesetzesgerechte Enteignung
  6. Nendingen - Ein Buch von Nendingern für Nendinger, Hrsg.: Stadtverwaltung Tuttlingen, 1992
  7. Oberamt Tuttlingen#Einwohnerzahlen 1875
  8. Ortschaftsrat
  9. Race in Town Ausrichter des Pokals
  10. Diskussion über die Tuttlinger Stadtbahn, Lokalausgabe des Gränzboten vom 21. August 2006
  11. http://www.nebraskastudies.org/0700/frameset_reset.html?http://www.nebraskastudies.org/0700/stories/0701_0115.html
  12. http://genealogytrails.com/iowa/germans.html

Weblinks


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