Neustädter Rathaus (Hanau)

Neustädter Rathaus (Hanau)
Die Fassade des Neustädter Rathauses
Aufriss und Schnitt des Rathauses von Christian Ludwig Hermann, ca. 1725
Ursprüngliche städtebauliche Anordnung des Rathauses - Aufnahme vor 1889
Dachgiebel vom Neustädter Rathaus
Wappen der Hanauer Neustadt am Rathaus Balkon

Das Neustädter Rathaus ist das Rathaus der Stadt Hanau.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Neustädter Rathaus in liegt im Zentrum der früheren Hanauer Neustadt, am Marktplatz. Vor dem Neustädter Rathaus steht seit dem 18. Oktober 1896 das Nationaldenkmal der Brüder Grimm. Das Gebäude ist in einer Achse mit der Wallonisch-Niederländischen Kirche, der zentralen Kirche in der Neustadt Hanau, platziert. Die Sichtverbindung wird durch die Paradiesgasse hergestellt.

Grundsteinlegung

Bereits 1606 war der Bau des Rathauses beschlossen, aus Kostengründen aber immer wieder hinausgeschoben worden. Die Stadtverwaltung residierte so lange in angemieteten Gebäuden. Erst mehr als hundert Jahre nach der Gründung der Hanauer Neustadt kam es am 11. Juni 1725 unter der Regierung des Grafen Johann Reinhard III. zur Grundsteinlegung für ein eigenes Rathaus der Neustadt.[1]

Das im barocken Stil erbaute Neustädter Rathaus mit seinem Walmdach mit Mansarden wurde 1723–33 von Christian Ludwig Hermann entworfen.[2] Der Landesherr unterstützte den Bau mit günstigem Baumaterial und indem er Gerüstholz vom Bau des Schlosses Philippsruhe zur Verfügung stellte.[3] Der Bau wurde 1733 abgeschlossen. Einige Jahre später wurden – ebenfalls durch Christian Ludwig Hermann – Hintergebäude zur Langstraße hin errichtet. Sie enthielten das Archiv, Das Gefängnis und die Wohnung des Amtsdieners.[4]

Das Gebäude

Die Fassade ist aus rotem, fränkischen Sandstein errichtet. Der Frontgiebel am Dach zeigt das Doppelwappen des Grafen Johann Reinhard III. und seiner Frau, Dorothea Friederike von Brandenburg-Ansbach. Rechts und links wird es von zwei allegorischen Frauenfiguren als Symbol für Gerechtigkeit und Frieden geschmückt. Zur linken die Gerechtigkeit mit ihren Symbolen Waage, Zepter und Adler mit Schwert zu ihren Füßen. Zur Rechten der Frieden mit goldener Fackel, Buch und dem Kranich zu Füßen. Der Kranich symbolisiert Wachsamkeit und Sicherheit. Am gusseisernen Balkon ist das farbige, vergoldete Wappen der Neustadt mit der Jahreszahl 1733 angebracht.

Das Gebäude drückt das Selbstbewusstsein der Neustadtgründer aus, die dieses sehr repräsentative Gebäude, auch ein gebautes Symbol ihrer Selbstverwaltung, in die Mitte der Stadt stellten.

Glockenspiel im Rathausturm

Der Rathausturm des Neustädter Rathauses ist eine nachträgliche Ergänzung aus dem Jahr 1755 und erhielt eine Uhr und ein Glockenspiel mit 18 Glocken.[5] Beim Wiederaufbau des Gebäudes nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch wieder ein Glockenspiel eingebaut. Es spielt täglich zur gegebenen Uhrzeit folgende Werke:

  • 10:00 Uhr Die güldene Sonne - Frühchoral von Johann Georg Ahle
  • 12:00 Uhr Wer sich die Musik erkiest - Kanon aus op. 45 II von Paul Hindemith
  • 16:00 Uhr Menuett - Historischer Hanauer Satz 1755
  • 18:00 Uhr Gut'n Abend gut'n Abend euch allen hier beisamm' - Volksweise 1860

Zerstörung und Wiederaufbau

Das Neustädter Rathaus wurde in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs bis auf die Umfassungsmauern zerstört. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in dem und um das historische Gebäude ein neues Rathaus errichtet. Die Stadtverwaltung nutzte bis 1964 das Schloss Philippsruhe provisorisch. Für das neue Rathaus wurden die erhaltenen Fassadenteile und Umfassungsmauern des historischen Gebäudes restauriert und wieder verwendet. Im Gegensatz zur Vorkriegssituation, in der das Rathaus ein in die geschlossene Gebäudezeile der Nordseite des Marktplatzes integriertes Gebäude war, wurde es nun frei- und u-förmig mit neuen Verwaltungsgebäuden im damals üblichen, sachlichen Waschbeton-Stil mit Flachdächern umstellt. Der barockisierende Dachausbau dieser modernen Verwaltungsbauten erfolgte erst zwanzig Jahre später.

Literatur

  • Carolin Krumm, Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau, hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2006, S. 149. ISBN 3-8062-2054-9
  • Fried Lübbecke: Hanau. Stadt und Grafschaft. Köln, 1951, S. 275ff.

Einzelnachweise

  1. Lübbe, S. 275f.
  2. Inge Wolf: Christian Ludwig Hermann - Baudirektor am Hanauer Hof. In: Hanauer Geschichtsblätter30 (1988), S. 445-555 (458ff).
  3. Lübbe, S. 276.
  4. Lübbe, S. 278.
  5. Lübbe, S. 277.

Weblinks

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