Wappen der Grafschaft Hanau

Wappen der Grafschaft Hanau
Hanauer Wappen am ehemaligen Gasthof "Zum Löwen" in Altheim. Der Hosenbandorden ("Honi soit qui mal y pense") ist aber eine freie Zutat

Das Wappen der Grafschaft Hanau war zunächst das Wappen der Herrschaft Hanau und seit 1429 der Grafschaft Hanau. Es entstand im 13. Jahrhundert, in Anlehnung an das Wappen der Grafen von Rieneck.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Wappen von Rieneck nach dem Scheibler'schen Wappenbuch 1450–1480
Wappen der Herren und Grafen von Hanau nach dem Scheibler'schen Wappenbuch

Reinhard I. von Hanau beteiligt sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der Auseinandersetzung der Mainzer Erzbischöfe mit den Grafen von Rieneck um die Macht im westlichen Spessart. Reinhard I. stand auf der Seite der Erzbischöfe. Der lang anhaltende Konflikt endete 1271 mit dem Sieg des Mainzer Erzbischofs Werner von Eppstein. Teil des Friedensschlusses war, dass eine Tochter des Grafen Ludwig III. von Rieneck, Elisabeth, mit reicher Aussteuer und unter ihrem Stand (!), an den Sohn Reinhards I., Ulrich I., verheiratet werden musste.

Die Hanauer – offensichtlich stolz auf diesen ständischen Aufstieg – gestalten ihr eigenes Wappen nach dem entsprechenden Rienecker Vorbild – gelb / rot, nur eben Sparren statt der Rienecker Balken. Den bisher geführten steigenden Löwen, der in Reitersiegeln Reinhards I. geführt wurde, geben sie auf. Er erscheint unter Ulrich I. und Ulrich II. nur noch in einigen Sekretsiegeln. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erscheinen als gräfliches Hanauer Wappensymbol nur noch die Sparren.[1] Ebenfalls Ulrich II. übernimmt dann auch noch die Rienecker Helmzier, einen weißen, aufsteigenden Schwan, mit dem die Rienecker ihre Abstammung von Lohengrin nachweisen wollten. Diese identische Helmzier führte zum Streit, der 1367 mit einem Vergleich beendet wurde: Rieneck führt einen ganzen stehenden, Hanau aber einen wachsenden halben Schwan.

Spätere Veränderungen

Ende der Grafschaft Rieneck

Die Ähnlichkeit der Wappen führt in späteren Jahrhunderten zu der Vermutung, dass beide Häuser aus der selben Wurzel stammen. Jedenfalls benutzt Graf Philipp III. von Rieneck dieses Argument als absehbar wurde, dass er ohne männliche Erben sterben würde und Kaiser Karl V. um die Eventualübertragung seiner Lehen an Graf Philipp III. von Grafschaft Hanau-Münzenberg bat, was der Kaiser auch gewährte. Da der Kaiser im gleichen Jahr abdankte, versuchte der Graf von Hanau diese Übertragung von dessen Nachfolger König Ferdinand I. bestätigt zu erhalten. Bevor das jedoch geschah, starb Graf Philipp III. von Rieneck am 3. September 1559. Hinsichtlich der materiellen Erbansprüche konnte der Graf von Hanau gegenüber den Rienecker Lehnsherren so nur wenig durchsetzen, jedoch übernahm er das Wappen der Rienecker und deren Namen in seine Titulatur.

Wappen der Grafschaft Hanau-Lichtenberg

Wappen der Grafschaft Hanau-Lichtenberg bis 1642: Quadranten: Grafschaft Hanau, Grafschaft Zweibrücken, Herrschaft Lichtenberg, Herrschaft Ochsenstein; Mittelschild: Herrschaft Bitsch
Das kombinierte gräfliche Hanauer Wappen am Kanzleibau (heraldisch rechts, Allianzwappen mit Magdalena Claudia von Pfalz-Zweibrücken- Birkenfeld-Bischweiler.)

Mit der Lichtenberger Erbschaft Philipps des Älteren 1480 sowie des Erbes von Zweibrücken-Bitsch 1570 wurden verschiedene weitere Felder in das Hanau-Lichtenberger Wappen eingefügt. Als die Hanau-Münzenberger Linie 1642 ausstarb und das Stammland an Hanau-Lichtenberg unter Graf Friedrich Casimir fiel, wurden beide Wappen kombiniert.[2] Die Gestaltung ist an mehreren historischen Gebäuden in Hanau noch zu sehen, so am Nebeneingang des Marstalls, am Kanzleigebäude des Hanauer Stadtschlosses (heute Stadtbibliothek), am Frankfurter Tor sowie am Neustädter Rathaus.

Das Wappen enthielt nun folgende Felder, in der oberen Reihe heraldisch rechts: Drei rote Sparren in goldenem Feld (Grafschaft Hanau), Mitte: Rote Balken in goldenem Feld bzw. achtfach von Rot und Gold quergestreift (Grafschaft Rieneck), heraldisch links: roter Löwe in goldenem Feld (Grafschaft Zweibrücken); Zweite Reihe heraldisch rechts: Von Rot und Gold quergeteilt (Herrschaft Münzenberg), Mitte: Schwarzer Löwe in silbernem Feld mit roter Schildbord (Herrschaft Lichtenberg), heraldisch links zwei silberne Querbalken in rotem Feld (Herrschaft Ochsenstein); Mittelschild: Roter Schild mit goldenem Schildbort (Herrschaft Bitsch). Die zugehörigen Helmkleinode von der heraldisch rechten Seite: 1. Wachsender Schwan (Grafschaft Hanau), 2. Sitzender roter Löwe zwischen zwei schwarz-weißen Federbüschen (Grafschaft Zweibrücken), 3. Pfauenschwanz zwischen zwei rot-goldenen Fähnlein auf einem Fürstenhut (Herrschaft Münzenberg), 4. Silberner Schwan auf gekröntem Helm (Grafschaft Rieneck), 5. Schwanenrumpf (Herrschaft Lichtenberg), 6. Rumpf eines Mannes mit rot-silberner Mütze und ebensolchem Kleid (Herrschaft Ochsenstein).

Nachwirkungen

Ende der Grafschaft Hanau

Wappen des Großherzogtums Darmstadt, das Wappen von Hanau: unten Mitte
Wappen des Kurfürstentums Hessen, das Wappen von Hanau: oben Mitte (geviertelt mit Rieneck)

1736 starb mit Graf Johann Reinhard III. der letzte männliche Vertreter des Hanauer Grafenhauses. Aufgrund eines Erbvertrags von 1643 fiel der Hanau-Münzenberger Landesteil an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aufgrund der Ehe der einzigen Tochter des letzten Hanauer Grafen, Charlotte, mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) von Hessen-Darmstadt der Hanau-Lichtenberger Anteil nach dort. Beide Herrscherhäuser und beide Staaten, sowie deren Nachfolgestaaten, das Kurfürstentum Hessen (bis zu seinem Untergang 1866) und das Großherzogtum Hessen (bis zur Einführung der Republik 1918) führten das Hanauer Wappen als Bestandteil des eigenen Wappens weiter.

Wappen der Stadt Hanau

Heutige Nutzung

  • Das Wappen wird heute von der Stadt Hanau weiter genutzt. Dabei durchlief es einige Veränderungen. Die heute gültige Form geht auf einen Vorschlag des Heraldikers Adolf Matthias Hildebrandt aus dem Jahr 1905 zurück, die bereits versuchte, einige unhistorische Elemente wegzulassen.[3]
  • Auch die Fürsten von Hanau verwenden das alte Hanauer Wappen als Bestandteil des eigenen Wappens.

Literatur

  • Hans-Peter Lachmann: Siegel der Herren und Grafen von Hanau. In: 675 Jahre Altstadt Hanau, Festschrift zum Stadtjubiläum, Hanau 1978, S. 141–149.
  • Eckhard Meise: Herrschaftswappen in der Hanauer Innenstadt. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2000/2 S. 74–103.
  • Theodor Ruf: Hanau und Rieneck. Über das wechselhafte Verhältnis zweier benachbarter Adelsgeschlechter im Mittelalter. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte, 8. Bd., Nr. 6, S. 300-311.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eckhard Meise: Herrschaftswappen in der Hanauer Innenstadt. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2000/2 S. 79f.
  2. Eckhard Meise: Herrschaftswappen in der Hanauer Innenstadt. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2000/2 S. 83.
  3. Zur Geschichte des Stadtwappens siehe Eckhard Meise: Die Wappen der vereinigten Städte Hanau. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2005 S. 41–77, zur Tätigkeit Hildebrandts besonders S. 65ff.

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