- Neuzeitliche Philosophie
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Die Philosophie der Neuzeit (17. und 18. Jahrhundert) ist ein Abschnitt der Philosophiegeschichte, der einerseits vom neuen naturwissenschaftlichen Weltbild (seit Kopernikus und Galilei) und den dazugehörigen mathematischen Methoden (analytische Geometrie, Analysis) bestimmt war; andererseits nahm sie in der Theorie die politischen Umbrüche vorweg, die in der Französischen Revolution gipfelten.
Inhaltsverzeichnis
Rationalismus
Der Ansatz des Rationalismus stand im Widerstreit zu dem des Empirismus. Die Unterscheidung lässt sich sinnvollerweise so formulieren: Ein Rationalist legt seiner philosophischen Welterklärung vor allem die vernünftige Schlussfolgerung zu Grunde, während ein Empirist in seiner philosophischen Welterklärung nur solche Hypothesen akzeptiert, die sich auf sinnliche Wahrnehmung zurückführen lassen. Allerdings sind in den Texten aller rationalistischen Philosophen auch empiristische Elemente zu finden, und umgekehrt.
Als Begründer des Rationalismus gilt vor allem René Descartes. Andere Denker, zum Beispiel der niederländische Philosoph Baruch Spinoza und der deutsche Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz, entwickelten den cartesianischen Rationalismus weiter.
Der erkenntnistheoretische Rationalismus fand auch in anderen Bereichen der Philosophie Verwendung. So glaubte er, dass sich die elementaren Grundsätze menschlicher Moral aus der reinen Vernunft ergäben.
René Descartes (1596-1650)
René Descartes war Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler. Er wird als „Vater der neueren Philosophie“ bezeichnet, denn er begründete den modernen Rationalismus. Die Richtung des Denkens, die Descartes beeinflusste, wird auch Cartesianismus genannt.
Descartes entwickelt seine Methode des philosophischen Denkens erstmals im Discours de la méthode, in dem er Regeln aufstellt, nach denen man vorgehen müsse, um zum wahren Wissen zu gelangen. Er ist der Meinung, dass die gängige Annahme, dass wissenschaftliche Erkenntnis aus sinnlicher Wahrnehmung und Denken entspringt, hinterfragt werden muss. Unsere Sinne täuschten uns oft, beispielsweise bei optischen Täuschungen oder bei Wahrnehmungen im Traum. Aber auch dem Denken dürfe man nicht ungeprüft vertrauen, denn ein Dämon könnte so auf einen einwirken, dass man zu falschen Schlüssen komme und sich täuscht. Deshalb ist zunächst einmal an allem zu zweifeln. Wenn ich aber zweifle, so kann ich selbst in einem Fall, wo ich mich täusche, nicht daran zweifeln, dass ich zweifle und dass ich es bin, der zweifelt, d.h. ich bin als ein Denkender existent. Der erste unbezweifelbare Satz heißt also: "Ich denke (=zweifle), also bin ich" (cogito ergo sum). Er ist, so Descartes, "notwendig wahr, sooft ich ihn ausspreche oder denke". Descartes analysiert dann dieses zweifelnde Ich und bestimmt es als eine nicht ausgedehnte, denkende Substanz: als res cogitans. Zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse geht Descartes davon aus, dass alles das wahr ist, was klar und deutlich erkannt werden kann. Dazu muss aber sicher sein, d.h. bewiesen werden, dass Gott existiert um die Verbindung zur ausgedehnten Substanz, der res extensa zu gewährleisten.
Für Descartes gründen die beiden Substanzen res extensa und res cogitans in sich selbst. D.h. sie bedürfen keines anderen Grundes. Die Welt teilt sich in eine Objekt- und eine Gedankenwelt, in Leib und Seele, Körper und Geist. Die res extensa ist physischer Körper, hat somit Ausdehnung, ist teilbar, dekomponierbar, zerstörbar, unterliegt den Regeln der Kausalität. Die res cogitans dagegen ist das Denken selbst. Sie ist ausdehnungslos, unteilbar und unvergänglich. Das Denken ist auch im radikalsten Zweifel nicht abtrennbar vom Ich. Dieser Dualismus führt allerdings zu einem zentralen Problem, nämlich zur Frage nach der Verbindung zwischen diesen absolut unterschiedlichen Seiten. Mit der Fraglichkeit Gottes ist die Wahrheit dieser Verbindung radikal in Frage gestellt. Descartes kannte dieses Problem und widmete der Frage nach Gott deshalb so große Aufmerksamkeit.
Die aristotelische Hervorhebung des Organischen negiert Descartes. Selbst der menschliche Körper wird einmal als bloße „Gliedermaschine“, dann wieder als „Leichnam“ beschrieben. Er reduzierte den lebenden Organismus des Menschen auf dessen Mechanik und wurde damit zum Begründer der neuzeitlichen Iatrophysik, in der Menschenmodelle und (versuchte oder gedachte) Konstruktionen von Menschenautomaten eine wichtige Rolle spielten.
Bendikt de Spinoza (1632-1677)
Baruch de Spinoza war Rationalist innerhalb der frühmodernen Philosophie. Außerdem war er einer der ersten neuzeitlichen Vertreter des Pantheismus und des nicht-normativen Denkens. Im Gegensatz zu Descartes vertrat er keine dualistische, sondern eine monistische Weltanschauung, indem er in allem ein einziges Ganzes sieht, das er Substanz nennt (s. Neutraler Monismus).
Er vertrat die Ansicht, dass Christentum und Judentum vorübergehende Phänomene seien. Sein Tractatus theologico-politicus wurde 1674 zusammen mit Thomas Hobbes Leviathan von der holländischen Regierung verboten. Ein signifikantes Beispiel für Spinozas Argumentationsstruktur bildet sein Ausspruch "Ignorantia non est argumentum".
Blaise Pascal (1623-1662)
Blaise Pascal war ein französischer Philosoph, Physiker und Mathematiker. Er widmete sich philosophischen und religiösen Fragen und erlangte Ruhm wegen seiner Angriffe auf die Kasuistik, einer beliebten Methode katholischer Denker, vor allem der Jesuiten. Als Anhänger der Lehre der Jansenisten sprach er in seinen Schriften von einer unendlichen Ferne zwischen Gott und den Menschen und von der Unbeeinflussbarkeit der göttlichen Gnade.
Pascals berühmtestes philosophisches Werk waren die Pensées, eine Sammlung persönlicher Gedanken über menschliches Leiden und den Glauben an Gott; sie sollten als Grundlage und Skizze einer großangelegten Apologie des Christentums, die er noch zu schreiben beabsichtigte, dienen. Hierin findet man die Pascalsche Wette, welche beweisen soll, dass der Glaube an Gott vernünftig ist: „Wenn Gott nicht existiert, verliert man nichts, wenn man an ihn glaubt; wenn Gott aber existiert, verliert man alles, wenn man nicht glaubt.“
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
Gottfried Wilhelm Leibniz war Wissenschaftler, Mathematiker, Diplomat, Rechtsgelehrter, Physiker, Historiker, Bibliothekar und Doktor des weltlichen und des Kirchenrechts. Er gilt als der universale Geist des 17. Jahrhunderts. Leibniz zählt zu den Frühaufklärern, die den Grundstein für die Bewegung der Aufklärung gelegt haben.
Harmonie ist ein prägender Begriff von Leibniz´ Philosophie. Er beschreibt Harmonie als Summe von unendlich vielen unendlich kleinen Krafteinheiten, den sogenannte Monaden. Diese sind die Urbestandteile der Weltsubstanz. Durch Gott vereint, halten sie die Welt zusammen. Weiter behauptete Leibniz, Monaden seien Individuen, es gäbe keine zwei gleiche Monaden, und jede Monade habe ein Bewusstsein. Weiter behauptete er, jede Monade sei abgeschottet von außen und habe keinerlei Wechselwirkung mit anderen Monaden. Es gibt nur die Monaden und ihre Vorstellungen, sonst nichts. Die Monaden haben aufeinander keinerlei Wirkung. Jede existiert für sich und aus sich. Gott hat zu Beginn der Welt die Monaden, die aus der Urmonade Gott hervorgegangen sind, so geschaffen, dass sie, wenn jede einzelne nur ihren eigenen Gesetzen folgt, sie alle so zusammenwirken, als ob sie eine Wirkung aufeinander hätten. Die Harmonie war also von vornherein festgelegt. Er kennzeichnet diesen Zustand mit dem Begriff der „prästabilierten Harmonie“. Damit löst er das Problem der Verbindung von Körper und Seele.
Leibniz ging davon aus, dass Gott alles aus dem Nichts geschaffen hat und alles was Gott geschaffen hat, gut ist. Da Gott allmächtig, allwissend und allgütig sei, könne dies gar nicht anders sein. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass überall eine wunderbare Ordnung zu finden ist.
Christian Wolff (1679-1754)
Christian Freiherr von Wolff war ein bedeutender deutscher Universalgelehrter, Philosoph, Jurist und Mathematiker. Er gehörte zu den bedeutendsten Vertretern des Naturrechts. Die deutsche Philosophie verdankt ihm vor allem ihre terminologische Grundlegung; viele von ihm definierten Begriffe wie „Bedeutung“, „Aufmerksamkeit“ oder „an sich“ wurden später in die Alltagssprache übernommen.
Wolff systematisierte zentrale Teile der Philosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz und prägte das System des Rationalismus.
Empirismus
Der Empirismus ist eine erkenntnistheoretische Richtung, die alle Erkenntnis aus Sinneserfahrungen ableitet.
Der Empirismus steht im Gegensatz zum Rationalismus, der die Vernunft als für den Erkenntnisprozess wesentlich hervorhebt. Der Empirismus hingegen legt das Schwergewicht auf die Erfahrung und sinnliche Wahrnehmung. Unabhängig von seinem philosophischen Wahrheitsgehalt hat der Empirismus als Grundlage wissenschaftlicher Arbeit eine große Bedeutung bis in die Gegenwart. Neben der Abduktion bildet die Induktion als typische Schlussweise des Empirismus das Fundament wissenschaftlicher Theoriebildung. Als logischer Empirismus oder Positivismus floss der Empirismus auch in moderne Strömungen der Philosophie ein.
Er stand im Gegensatz zu den Konzepten der britischen Empiristen John Locke und David Hume, die der Meinung waren, dass die Sinne grundlegende Erkenntnis lieferten. Zudem standen sie den Skeptikern entgegen, die das Erlangen sicherer Erkenntnis für unmöglich hielten.
Francis Bacon (1561-1626)
Francis Bacon (Baron Baco von Verulam) war ein englischer Philosoph und Staatsmann. Er gilt als Wegbereiter des Empirismus. Der Ausspruch "Wissen ist Macht" wird ihm zugeschrieben.
Nach Bacon sei das Ziel der Wissenschaft die Naturbeherrschung im Interesse des Fortschritts. Der Mensch könne die Natur jedoch nur dann beherrschen, wenn er sie kenne. Das Ziel naturwissenschaftlichen Erkennens jedoch werde vom Philosophen bestimmt, der müsse auch die allgemein verbindlichen Methoden finden.
Neben seiner Untersuchung der idola waren folgende zwei Schlussfolgerungen Bacons besonders fruchtbar: erstens genüge es nicht, eine durch Induktion gewonnene Schlussfolgerung zu akzeptieren. Vielmehr müsse der Forscher die negativen Instanzen mit besonderer Sorgfalt prüfen; das sind die Fälle, die eine Ausnahme von einer bisher gültigen Regel belegen. Denn: in der Philosophie genügt bereits ein einziges Gegenbeispiel, die (angeblich bereits bewiesene) Wahrheit einer Folgerung zu widerlegen (damit hatte er das Falsifikationsprinzip formuliert). Zweitens war Bacon davon überzeugt, dass menschliches Wissen kumulativ ist. Damit hatte er sich von der Ansicht der Scholastiker befreit, die meinten, alles, was der Mensch wissen könne, sei bereits in der Heiligen Schrift bzw. den Werken des Aristoteles enthalten.
Als überzeugter Gegner spitzfindiger Diskussionen, die keine neuen Erkenntnisse bringen konnten, setzte er auf eingehende Naturbeobachtung und das Experiment - Empirie also. Wissenschaftlich brauchbare Beobachtungen mussten für ihn wiederholbar sein. Aus ebendiesem Grunde war Bacon auch gegenüber der Intuition voreingenommen: intuitiv bzw. durch Analogieschlüsse gewonnene Erkenntnisse gehörten nicht zu seinem Weltbild als Empiriker.
Thomas Hobbes (1588-1679)
Thomas Hobbes war ein englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph. Er versucht, naturwissenschaftliche Methoden auf die Staatsphilosophie zu übertragen. Dementsprechend ist seine Philosophie dem Methodenkonzept des sogenannten "mos geometricus" verpflichtet. In der Staatsphilosophie gründet er den Staat (in einer Analogie als "künstlicher Mensch") auf einen Gesellschaftsvertrag.
Der Staat ist nach Hobbes die einzig mögliche Lösung zur Beendigung des Naturzustands. Im Naturzustand hat jeder Mensch aufgrund seines Naturrechts ein Recht auf alles. Wegen der menschlichen Begierden, die nach Hobbes keine Grenzen kennen, herrscht im Naturzustand ein Krieg aller gegen alle, bellum omnium contra omnes, in dem jeder durch seine Mitmenschen bedroht ist, homo homini lupus (Der Mensch ist des Menschen Wolf). Der Mensch ist weiter kein „zoon politikon“, wie bei Aristoteles, sondern durch Furcht und Vernunft gekennzeichnet und wird geleitet durch das "Wölfische" in ihm und nicht durch Nächstenliebe. Er ist prinzipiell egoistisch. Auch die Willensfreiheit leugnet er.
Der Selbsterhaltungstrieb und das Verlangen, ein besseres Leben zu führen, bringen die Menschen dazu, ihr natürliches Recht auf alles aufzugeben und einen Gesellschaftsvertrag abzuschließen. Jeder schließt mit jedem anderen einen Vertrag, in dem er sein Recht, sich selbst zu beherrschen, an einen Dritten abtritt unter der Bedingung, dass dies der andere auch tut. Dieser freiwillige Zusammenschluss führt zu einem absolutistischen Staat. Für den Souverän bevorzugt Hobbes einen Monarchen. Gleichzeitig schließt er unter seinem Souverän nicht andere Staatsformen, z.B. Demokratie oder Oligarchie aus. Mit der "modernen" Gewaltenteilung hat Hobbes nichts im Sinn, Exekutive, Legislative und Judikative sind in der Person des Souveräns vereinigt.
John Locke (1632-1704)
John Locke war einer der Hauptvertreter des Empirismus, Vater der modernen Erkenntniskritik und Begründer des materialistischen Sensualismus. Er war ein Vorläufer der Quantitätstheorie und vertrat den Naturrechtsgedanken. Er verwarf die Vorstellung von angeborenen Ideen und bezeichnete das anfängliche Bewusstsein als leer wie ein unbeschriebenes Blatt (tabula rasa), das erst durch Erfahrung gleichsam gefüllt wird.
Er erklärt in seinem politischen Hauptwerk "Two Treatises of Government" (Zwei Abhandlungen über die Regierung) Freiheit, Gleichheit und Unverletzlichkeit von Person und Eigentum zu den höchsten Rechtsgütern. Das Eigentum rechtfertige sich aus dem Selbsterhaltungsrecht. Dabei ist das Eigentum bei Locke zunächst durch den persönlichen Gebrauch begrenzt: Man darf der Natur nicht mehr entnehmen, als man selbst verbrauchen kann.
Locke entwickelt die von Thomas Hobbes aufgebrachte Theorie vom Gesellschaftsvertrag weiter, wonach die Beziehung zwischen Volk und Regierung als Volksverhältnis einer freien bürgerlichen Eigentümergesellschaft interpretiert wird. Dabei weitet er das Widerstandsrecht gegen die Regierung erheblich aus. Wie auch Hobbes ging er von einer Art Naturzustand aus, aber im Gegensatz zu Hobbes war er nicht der Ansicht, dass der Mensch von Grund auf schlecht sei, sondern dass er es erst mit der Einführung des Geldes würde.
George Berkeley (1685-1753)
George Berkeley war ein irischer Theologe, Empirist und Philosoph der Aufklärung. Berkeleys wichtigster Beitrag zur Philosophie, insbesondere der Erkenntnistheorie, ist sein radikaler subjektiver Idealismus. Berkeleys Grundgedanke kommt im Satz esse est percipi, oder esse est percipi (vel percipere) ("Sein heißt Wahrgenommenwerden [oder Wahrnehmen]") zum Ausdruck. Danach ist das Sein einer Sache gleichbedeutend mit ihrem Wahrgenommenwerden. Für Berkeley sind nur Wahrnehmungen und wahrnehmende Subjekte existent. Eine von der menschlichen Wahrnehmung unabhängige für sich bestehende Außenwelt hält er für einen Widerspruch in sich, weil diese weder erkennbar, noch aufweisbar oder qualitativ beschreibbar ist. Solche "leeren" Begriffe haben nach Berkeley in der Philosophie nichts zu suchen. Dies gilt auch für die Begriffe "absoluter Raum" und "absolute Zeit" in der Naturwissenschaft Isaac Newtons.
Da Berkeley unterstellte, dass die Welt nichts anderes als ein Phänomen des menschlichen Bewusstseins ist, ist eine Konsequenz seiner Überlegungen, dass die Welt abhängig ist von ihrem Beobachter. Die Ideen, an denen wir dank unserer Seele teilhaben, sind nach seiner Auffassung auf den göttlichen Geist zurückzuführen.
Aufklärung
Die Aufklärung ist eine rationalistische Emanzipationsbewegung des Bürgertums. Grundlage dafür sind die Erkenntnisse des Humanismus, der Reformation und der rationalistischen Philosophie. Dabei wird die Vernunft zur Grundlage aller Erkenntnisse und zum Maßstab allen menschlichen Handelns. Die Aufklärung übt starke Kritik am Gottesgnadentum und der Alleinherrschaft des Monarchen. Sie fordert die Menschenrechte ein und bezieht eine Gegenposition gegenüber der christlichen Kirche. Die Aufklärer fordern die Wiederherstellung unverformter natürlicher Lebensweisen, die Gewaltenteilung und Mitspracherechte insbesondere für das Bürgertum. Ein so genannter Gesellschaftsvertrag und Verfassungen sollen diese Rechte absichern.
David Hume (1711-1776)
David Hume war ein schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker. In Anlehnung an John Locke und George Berkeley betrachtete er das Sein der Dinge als eine substanzlose Abfolge von Phänomenen im Bewusstsein, dem – im Gegensatz zu Berkeley – aber keine von den Vorstellungen losgelöste Wirklichkeit zukommt. Auch die Seele oder das Ich sind ohne Substanz, sondern ein Bündel von wechselnden und damit unbeständigen Vorstellungen und Gefühlen.
Jean-Jacques Rousseau (1712-1778)
Jean-Jacques Rousseau war ein französischer Schriftsteller, Philosoph und Staatstheoretiker. Er macht die Gesellschaft seiner Zeit dafür verantwortlich, dass der Menschheit die natürlichen Stärken verloren gingen. Sie dient einzig dem Zweck, Eigentum und Macht der Besitzenden zu sichern. Das Eigentum führt jedoch zu Ungleichheit und Unfreiheit. Er fordert, dass den Menschen die „Ungewissheit, die Unschuld und die Armut“ zurückgegeben werden solle, damit sie von den Übeln des zivilisatorischen und wissenschaftlichen Fortschritts erlöst sei.
Im Unterschied zu vielen anderen zeitgenössischen Schriftstellern appelliert Rousseau nicht an die Vernunft. Vielmehr will er die Menschen dazu bringen, wieder ihrem Instinkt zu vertrauen. Alle Übel, die man in der Welt findet, sind auf Handlungen zurückzuführen, die von der naturwidrigen moralischen Reflexion beeinflusst wurden.
Rousseau stellt sich die grundlegende Frage, wie ein von Natur aus freies Individuum seine Bedürfnisse befriedigen kann, ohne zugleich die Grundlage des Zusammenlebens durch sein blind-egoistisches Verhalten zu zerstören. Dieses Paradox löst er durch die gedankliche Konstruktion eines a priori vorhandenen gemeinsamen Willens des Volkes auf: Die „volonté générale“ richte sich am allgemeinen Wohl aus, nicht an dem des Einzelmenschen. In einem Urgesellschaftsvetrag treten die Individuen ihre natürliche Freiheit an ein religiös überhöhtes Staatswesen ab, welches den allgemeinen Willen vollstreckt. Nur auf diesem Wege lasse sich verhindern, dass einzelne ihre natürliche Freiheit über diejenige der anderen stellten und diese dadurch beherrschten. Das Gemeinwohl wird gewährleistet, indem das Wohl der bloßen Einzelexistenz dem Wohl des Volksganzen nachgeordnet wird.
Voltaire (1694-1778)
Voltaire war einer der einflussreichsten Autoren der europäischen Aufklärung. In Frankreich galt er schon zu Lebzeiten als so bedeutend, dass man das ganze 18. Jahrhundert gern als „Le siècle de Voltaire“ bezeichnet. Mit seiner Kritik der Missstände des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie auch des Deutungs- und Machtmonopols der katholischen Kirche war er ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution.
Denis Diderot (1713-1784)
Denis Diderot war ein französischer Schriftsteller. Zu Lebzeiten weniger bekannt als Voltaire, gilt Diderot heute als einer der originellsten Köpfe der europäischen Aufklärung.
Diderot erhielt 1746 von einem Pariser Buchhändler-Verleger den Auftrag, die kürzlich abgeschlossene Cyclopedia or Universal Dictionary of the Arts and Sciences zu übersetzen. Er nahm an, beschloss aber, das Werk beträchtlich zu erweitern um daraus eine Summa des gesamten Wissens seiner Zeit zu machen. Hierzu gewann er als Mitarbeiter zuerst seinen Freund d'Alembert, einen Mathematiker und Naturwissenschaftler, sowie nach und nach andere Autoren (die teils sonst wenig bekannte Spezialisten, teils aber auch berühmte Leute waren wie z.B. Montesquieu und Voltaire).
1750 verfasste er einen in ganz Europa verschickten Prospekt, in dem er Interessenten zur Subskription der Encyclopédie aufrief. 1751 erschienen die beiden ersten Bände der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des arts et métiers, par une société de gens de lettres. Er brachte bis 1765 Bände heraus, zog sich dann aber – nach 20 Jahren Arbeit – zurück und überließ seinen Nachfolgern die Herausgabe der letzten Abbildungsbände.
Immanuel Kant (1724-1804)
Immanuel Kant gilt als einer der bedeutendsten Philosophen. Mit seinem kritischen Denkansatz (Sapere aude) ist Kant der wohl wichtigste Denker der deutschen Aufklärung. Üblicherweise unterscheidet man bei seinem philosophischen Weg zwischen der vorkritischen und der kritischen Phase, weil seine Position sich spätestens mit Veröffentlichung der Kritik der reinen Vernunft erheblich verändert. Noch bis in die 60er Jahre kann man Kant dem Rationalismus in der Nachfolge von Leibniz und Wolff zurechnen. In der Zeit danach arbeitete Kant seine neue, als Kritizismus bekannte und heute noch maßgeblich diskutierte Erkenntnistheorie aus. Erst nach elf Jahren intensiver Arbeit wird diese dann 1781 in der Kritik der reinen Vernunft veröffentlicht.
Die Kritik der reinen Vernunft (KrV), in der Kant seine Erkenntnistheorie niederlegt, ist eine Auseinandersetzung einerseits mit der rationalistischen, andererseits mit der empiristischen Philosophie des 18. Jahrhunderts, die sich vor Kant unversöhnlich gegenüberstanden. Zugleich wird die KrV eine Auseinandersetzung mit der traditionellen Metaphysik. Für Kant war es ein Skandal der Philosophie, dass man es bisher nicht geschafft hat, die Metaphysik von Spekulationen zu befreien.
Für Kant erfolgt Erkenntnis sprachlich durch Urteile (Aussagen, die ein Subjekt und ein Prädikat enthalten) und brachte so eine Verbindung zum Denken der Menschen. In diesen Urteilen werden die empirischen Anschauungen der Sinnlichkeit mit den Vorstellungen des Verstandes verbunden (Synthesis). Sinnlichkeit und Verstand sind die beiden einzigen, gleichberechtigten und voneinander abhängigen Quellen der Erkenntnis. „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“
Wie kommt es nun zu empirischen Anschauungen? Wir verfügen einerseits über einen äußeren Sinn, der uns Vorstellungen im Raum gibt. Wir haben andererseits einen inneren Sinn, mit dem wir Vorstellungen in der Zeit erzeugen. Raum und Zeit sind Voraussetzung von Erkenntnis. Gleichzeitig sind unsere Sinne rezeptiv, d. h. sie werden von einer begrifflich nicht fassbaren Außenwelt („dem Ding an sich selbst“) affiziert. Nun kommt Kants berühmte kopernikanische Wende: Wir erkennen nicht das Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung. Diese Erscheinung wird aber durch uns als Subjekt, durch unseren Verstand geformt. Die sinnliche Anschauung wird in unserem Gehirn umgewandelt in das, was uns erscheint. Solche aus einzelnen Elementen zusammengesetzten und im Gehirn umgewandelten empirischen Anschauungen nennt Kant Empfindungen. Raum und Zeit aber werden als reine Formen der sinnlichen Anschauung den Empfindungen (der Materie) hinzugefügt. Dies bedeutet, dass Erkenntnis immer vom Subjekt abhängig ist. Unsere Realität sind die Erscheinungen, d. h. alles was in Raum und Zeit ist. Ob Raum und Zeit in den Dingen an sich existieren, können wir nicht wissen.
Empfindungen allein führen aber noch nicht zu Begriffen. Die Begriffe kommen aus dem Verstand, der diese spontan durch die produktive Einbildungskraft nach Regeln bildet. Hierzu bedarf es des transzendentalen Selbstbewusstseins als Grundlage allen Denkens. Das reine, d. h. von allen sinnlichen Anschauungen abstrahierte Bewusstsein des „Ich denke“, das man auch als die Selbstzuschreibung des Mentalen bezeichnen kann, ist der Angelpunkt der Kantischen Erkenntnistheorie. Dieses Selbstbewusstsein ist der Ursprung reiner Verstandesbegriffe, der Kategorien. Quantität, Qualität, Relation und Modalität sind die vier Funktionen des Verstandes, nach denen Kategorien gebildet werden. Anhand der Kategorien verknüpft der Verstand mit Hilfe der Urteilskraft (dem Vermögen unter Regeln zu subsumieren) die Empfindungen nach so genannten Schemata. Ein Schema ist das allgemeine Verfahren der Einbildungskraft, einem Begriff sein Bild zu verschaffen.
Nachdem beschrieben wurde, wie Erkenntnis überhaupt möglich ist, kommt nun die grundlegende Frage Kants, ob wir Aussagen machen können, die die Wissenschaftlichkeit der Metaphysik begründen. Gibt es aus reinen Verstandesüberlegungen Aussagen, die unsere Erkenntnisse inhaltlich vermehren? Kants Antwort ist „Ja“. Wir können durch die Kategorien synthetische Erkenntnisse a priori gewinnen. So sind z. B. unter dem Begriff der Relation die Kategorien der Substanz, der Kausalität und der Wechselwirkung erfasst. Am paradigmatischen Beispiel der Kausalität kann man Folgendes sehen: In unserer sinnlichen Wahrnehmung erkennen wir zwei aufeinander folgende Phänomene. Deren Verknüpfung als Ursache und Wirkung entzieht sich aber unserer Wahrnehmung. Kausalität wird von uns gedacht und zwar mit Allgemeinheit und Notwendigkeit.
Wie kommt es nun zu den metaphysischen Theorien? Dies ist eine Frage der Vernunft, die den Teil des Verstandes bezeichnet, mit dem wir aus Begriffen und Urteilen Schlüsse ziehen. Es liegt im Wesen der Vernunft, dass diese nach immer weiter gehender Erkenntnis strebt und am Ende versucht, das Unbedingte oder Absolute zu erkennen. Dann aber verlässt die Vernunft den Boden der sinnlich fundierten Erkenntnis und begibt sich in den Bereich der Spekulation. Dabei bringt sie notwendig die drei transzendentalen Ideen Unsterblichkeit (Seele), Freiheit (Kosmos) und Unendlichkeit (Gott) hervor. Kant zeigt nun in der Dialektik als der Wissenschaft vom Schein, dass die Existenz dieser regulativen Prinzipien weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Damit kann man an Gott glauben, viele haben versucht ihn zu beweisen, aber alle Gottesbeweise müssen letztlich scheitern.
In der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) und stärker ausformuliert in der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) untersucht Kant die Bedingungen der Möglichkeit von Sollensaussagen. Seine theoretische Überlegungen zur Ethik bestehen aus drei Elementen: Dem sittlich Guten, der Annahme der Freiheit des Willens und der allgemeinen Maxime des kategorischen Imperativs. Kants Ethik ist eine Pflichtethik. Die konkrete Ausformulierung seiner Ethik nimmt Kant in der Metaphysik der Sitten vor.
Literatur
- Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Bd. 3: Herbert Schnädelbach (Hrsg.): Neuzeit bis Kant. Teil 1: 17. Jahrhundert. Teil 2: Aufklärung. Teil 3: Kant in einem Band. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990, ISBN 3-499-55494-1
- Emerich Coreth, Harald Schöndorf: Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts. 3. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 2000, ISBN 3-17-015973-9
- Sicco Lehmann-Brauns: Weisheit in der Weltgeschichte. Philosophiegeschichte zwischen Barock und Aufklärung. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-36599-4
- Martin Schneider: Das Weltbild des 17. Jahrhunderts. Philosophisches Denken zwischen Reformation und Aufklärung. WBG, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-15764-8
- Ernst Cassirer: Die Philosophie der Aufklärung. Meiner, Hamburg 1998. ISBN 978-3-7873-1362-4
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