- Osterspai
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Wappen Deutschlandkarte 50.2455555555567.616111111111165Koordinaten: 50° 15′ N, 7° 37′ OBasisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis Verbandsgemeinde: Braubach Höhe: 65 m ü. NN Fläche: 13 km² Einwohner: 1.234 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 95 Einwohner je km² Postleitzahl: 56340 Vorwahl: 02627 Kfz-Kennzeichen: EMS Gemeindeschlüssel: 07 1 41 108 Adresse der Verbandsverwaltung: Friedrichstraße 12
56338 BraubachWebpräsenz: Ortsbürgermeister: Helmut Bündgen Lage der Ortsgemeinde Osterspai im Rhein-Lahn-Kreis Osterspai (früher auch Osterspey) ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Braubach an und liegt im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind Braubach und Filsen und auf der anderen Rheinseite Spay.
Geschichte
Über die Rheinhöhe von Lahnstein nach Lorch verlief eine Römerstraße mit möglichem Zuweg zum Rhein über den heutigen Ellig (elatio = zur Höhe hin). Eine römische Besiedlung des Rheinufers an dieser Stelle ist jedoch nicht nachgewiesen, und es verlief auch keine römische Straße am Rhein.
1031 schenkte Kaiser Konrad II. dem seinerzeitigen Erzbischof von Trier, Poppo von Babenberg, die Grafschaft Marfels zwischen Lahn, Rhein, Wisper und Aar; das heutige Osterspai gehörte zu diesem Gebiet. Mit der Dagobert-Urkunde, die indes eine Fälschung darstellt, hätte Trier gerne bewiesen, dass das Gebiet um Speia dem Erzbistum schon im 7. Jahrhundert gehört hätte; nach neueren Erkenntnissen ist jedoch ohnehin Osterspai mit Speia nicht gemeint.
Kurtrier konnte keinen Einfluss ausüben. Vielmehr war Osterspai, das seit 1326 Stadtrechte hatte, spätestens seit dieser Zeit ein selbständiges reichsunmittelbares Territorium unter der Führung eines Reichsritters. Reichsritter waren bis 1637 die Herren von Liebenstein mit ihrer Burg Liebenstein über Kamp-Bornhofen, um die sich die Sage der Feindlichen Brüder rankt.
Am 31. Juli 1596 verstarb in Osterspai, wie auf seinem Grabmal in der Stiftskirche Sankt Arnual in Saarbrücken geschrieben steht, Franz-Friedrich von Liebenstein, der als Saarbrücker Stadthauptmann in den Diensten der Grafen von Nassau-Saarbrücken stand.
1637 starben die Liebensteiner aus und ging die Burg samt seinen Besitzungen an den Kurmainzer Kanzler Gerhard von Waldenburg über. Sein Nachfahre Karl Freiherr von Waldenburg ließ 1753 die erste Flurkarte für das Hoheitsgebiet Osterspai erstellen, in der auch die Grenzsteine der Gemarkung aufgeführt sind. Als dieser kinderlos starb, wurde Georg Ernst Ludwig v. Preuschen, „fürstlich Oranien-Nassauer geheimer Rat und Regierungspräsident“ zu Dillenburg, 1783 durch das fürstliche Gesamthaus Nassau mit der reichsunmittelbaren Burg Liebenstein und Osterspai belehnt. Die Nachfahren von Preuschen bewohnen noch heute die Burg Osterspai.
Im Zuge der napoleonischen Neuordnung durch die Rheinbundakte wurde Osterspai im Jahre 1806 vom Herzogtum Nassau übernommen. Nach der Annexion durch Preußen war der Ort von 1866 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau und kam danach zum Land Rheinland-Pfalz.
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es keine befestigte Rheinuferstraße. Die Ortsgeschichte dokumentiert, dass 1833 erstmals der Bauer Jakob Klein mit einem Pferdefuhrwerk über einen Fahrweg von Osterspai nach Braubach fuhr. Erst 1931 wurde die Rheinuferstraße in diesem Abschnitt asphaltiert.
Kirchliche Zuordnung
Die Gemeinde ist kirchlich zugeordnet dem Bistum Limburg (römisch-katholisch) bzw. der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Gemeinde Braubach.
Etymologie des Ortsnamens
Eine Dokumentationstafel am Rhein erklärt, der Name gehe auf niederländische Schiffer zurück, die bei ihren Fahrten stromabwärts gerufen haben sollen: We moeten naar Oosten bij. Gemeint war, dass Schiffer das rechte Rheinufer ansteuern sollten, um der Linksdrift der Strömung zwischen Filsen und Osterspai zu entkommen.
Jedoch muss es noch eine andere Erklärung geben, denn es bestand der Name Osterspai schon zu einer Zeit, als niederländische Schiffe an diesem Rheinabschnitt noch gar nicht vorbeikamen. Ob die Bezeichnung allerdings so alt ist, auf das keltische swa oder spa (= Mineralquelle, in diesem Fall vielleicht die Dinkholder Quelle) oder vielleicht auch spah (= spähen) zurückgeführt werden zu können, bleibt jeglichen Beweis schuldig. Neuere Forschungen suchen den etymologischen Ursprung des Ortsnamens im althochdeutschen spia (verwandt mit dem altniederländischen spoy - neuniederländisch spui = Wasserdurchlass / Schleuse). Bevor Mitte des 19. Jahrhunderts Stromregulierungsmaßnahmen vorgenommen, z.B. für die Schifffahrt störende Felsen im Flussbett beseitigt wurden, schäumte der Rhein zwischen Osterspai und dem linksrheinischen Niederspay sowie Oberspay kräftig an diesen Felsen, und es bildete sich ein starker Sog durch schmale und tiefe Rinnen, durch die sich das Wasser durch"schleuste". Diese Stellen nannte man auch das Enge Thürchen. Es ist möglich, dass diese Etymologie für alle drei Spay-Orte am Rhein gilt, von denen Osterspai der östliche (einzige rechtsrheinische) ist.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Osterspai besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[2]
SPD CDU FLB Gesamt 2009 7 3 6 16 Sitze 2004 5 4 7 16 Sitze Sport/Freizeit
Der größte Sportverein in Osterspai ist der VfL Osterspai 1920 e.V. Mit seinen fast 600 Mitgliedern bietet er fast für jeden Sportler etwas. Aktuell werden die Sportarten Fußball, Tischtennis und Tennis angeboten. Dabei gibt es aber auch noch zahlreiche kleinere Freizeitgruppen wie Volleyball, Kinderturnen, Jedermänner, Leichtathletik oder Aerobic.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten in Osterspai
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die katholische Pfarrkirche Sankt Martin und die im Zentrum des Ortes gelegene Burg Osterspai mit der ehemals dem St. Petrus geweihten Kapelle. Heute wird sie Jakobuskapelle genannt und beherbergt die Figur des Heiligen Jakobus von Compostela von Antonio Bernal Redondo aus Córdoba (Spanien).
St. Martin (Ersterwähnung 1076, die Turm-Untergeschosse sind noch romanisch) wurde 1620 im 30-jährigen Krieg zerstört und Ende des 17. Jahrhunderts wiederaufgebaut von Johann Philipp Boos von Waldeck. 1778/79 wurde das Kirchenschiff erneuert und 1837/38 der Kirchturm durch einen 8-eckigen Oberbau erhöht. Die Skulpturen der Innenausstattung sind barock (18. Jahrhundert), der Hochaltar frühklassizistisch.
Fachwerkhäuser, die überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert entstanden, prägen das Ortsbild des Dorfes. Beispiele:
- Altes Pfarrhaus (mittelalterlicher Vorläufer im 30-jährigen Krieg zerstört), 1689, mit Allianzwappen des Kirchen-Erneuerers Johann Philipp Boos von Waldeck
- Hauptstraße 4 ("Haus Bender"), zweizonig mit Mansarddach (ehemalige Weinwirtschaft)
- Gegenüber Rathaus: Eckbau mit massivem Untergeschoss und profiliertem Gesims, Obergeschoss, Giebel und Zwerchhaus (1619)
- Nr. 16, Eckhaus Hauptstraße/Schnatzenstraße (1579) – auch Haus „Schnatz“ genannt – ist das auffälligste Gebäude von Osterspai. Sein Formenreichtum am Schnitzwerk der Traufseite (Andreaskreuze, Viertelkreisbögen, Maskenköpfe) ist im Ort sonst unerreicht. Zusammen mit Nr. 18 mit Mansarddach und doppelgeschossigem giebelgekröntem Erker, datiert 1739, sowie Nr. 20, einem einfachen Fachwerkbau ebenfalls mit Mandarddach, bildet es ein harmonisches Ensemble.
- In der Breitenstraße Doppelhaus mit zwei Zwerchhäusern und verzierten Brüstungen.
Auf der Höhe über Osterspai liegt das Schloss Liebeneck.
Das Gebiet Auf der Schottel - ein ca. 2 km langer Streifen zwischen einer bei Niedrigwasser mit Osterspai verbundenen Steinmole und dem Rheinufer - wurde 1991 unter Naturschutzgebiet gestellt. Es dient zahlreichen Vogelarten - z.B. Tafelente, Zwergtaucher, Bläßhuhn, Reiherente, Höckerschwan, Kormoran und Lachmöve - als Rast- und Brutstätte sowie als Überwinterungsgebiet.
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Osterspai
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
- Burg Lahneck oberhalb der Lahnmündung bei Lahnstein
- Burg Liebenstein und Burg Sterrenberg bei Kamp-Bornhofen
- Marksburg bei Braubach
Wirtschaft und Infrastruktur
Osterspai gehört zu den Gebieten am Mittelrhein, in denen die Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts den Weinbau fast völlig vernichtete. Es gibt nur noch wenige Weingüter vor Ort, deren Anbaugebiete teilweise linksrheinisch im Bopparder Hamm liegen.
In weiten Teilen hat Osterspai auf Obstanbau - Apfel, Birne, Kirsche, Quitte, Pfirsich, Erdbeeren - umgestellt. Verkaufsstände an der Bundesstraße 42 bieten die lokalen Erzeugnisse an.
Wanderwege
Der Ort bietet einen guten Zugang zum Rheinhöhenwanderweg, Rheinburgenweg und dem Rheinsteig, sowohl in nördlicher Richtung (Marksburg, Braubach) als auch in südlicher Richtung (Kestert, St. Goarshausen). Der Zugang liegt am Bahnhof.
Der Jakobsweg Rhein-Lahn führt durch das Dorf, genauer gesagt der Rhein-Camino, ein Pilgerweg nach Santiago de Compostela.
Literatur
Bender, Karl: Ortsgeschichte Osterspai, 1. Aufl. 1993 (vergriffen)
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
Dokumente
- Bild von Osterspey aus J.F. Dielmann, A. Fay, J. Becker (Zeichner): F.C. Vogels Panorama des Rheins, Bilder des rechten und linken Rheinufers, Lithographische Anstalt F.C. Vogel, Frankfurt 1833
- Bild von Osterspey 2, dito
- Bild von Osterspey 3, dito
- Bild von Osterspey 4, dito
- Bild von Osterspey 5, dito
Weblinks
Commons: Osterspai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Internetpräsenz der Ortsgemeinde Osterspai
- Lebenslauf von Bernal Redondo
- Internetpräsenz des VfL Osterspai 1920 e.V.
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