Niederösterreichische Bauernbank

Niederösterreichische Bauernbank

Die Niederösterreichische Bauernbank war ein im Mai 1920 gegründetes österreichisches Finanzinstitut, das im Gefolge verlustbringender Börsenspekulationen von der Centralbank der deutschen Sparkassen aufgefangen werden musste und dessen Geschichte im Gefolge des Zusammenbruchs des letztgenannten Instituts vom Centralbankausschuss aufgearbeitet wurde.

Die niederösterreichische Bauernbank wurde 1920 unter Beteiligung der Prominenz des niederösterreichischen Bauernbundes gegründet. Auch Landeshauptmann Karl Buresch zählte zu den Proponenten. Die Bank bot für Einlagen übermäßig hohe Zinsen, und übernahm so bald de facto die Agenden der Genossenschaftlichen Zentralkasse und somit die Funktion als Zentralinstitut der niederösterreichischen Raiffeisengenossenschaften, war dadurch allerdings auch gezwungen, auf der Kreditseite selbst nach der Währungsstabilisierung hohe Zinsen zu verlangen. Die Bauernbank versuchte auch im Börsegeschäft als aggressiver Mitbewerber aufzutreten. Laut Ausch (S 218f) eröffnete sie in der Wiener Innenstadt eine Filiale, bei der „jedermann nach Anzahlung von etwa 30 Prozent nach Herzenslust Aktien kaufen konnte“. Nach dem Kurssturz im Frühjahr 1924 stellte sich aber heraus, dass die bei der Bank verpfändeten Aktien nur einen Bruchteil des Betrages der von ihr vergebenen Effektenkredite deckten - zum Teil hatte die „Straßenkundschaft“ sogar falsche Namen und Adressen angegeben. Die Direktoren und Verwaltungsräte der Bank hatten sich an den Spekulationen beteiligt und schuldeten dem Institut nach dem Börsenkrach riesige, de facto uneinbringliche Beträge. Im Mai 1925 kam es ungeachtet der Warnungen des vorherigen Finanzministers, Viktor Kienböck, auf politischen Druck der Regierung Ramek unter Finanzminister Ahrer zur Übernahme der Bauernbank durch die Centralbank.

Literatur

  • Karl Ausch: Als die Banken fielen – zur Soziologie der politischen Korruption. Europa-Verlag, Wien 1968

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ahrer — Jakob Ahrer (* 18. November 1888 in Sankt Stefan ob Leoben; † 11. März 1962 in Wien) war ein österreichischer Rechtsanwalt und Politiker (CS). Seine kurze Amtszeit als Finanzminister während der Ersten Republik (20. November 1924 bis 15. Jänner… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Zwetzbacher — (* 17. Oktober 1874 in St. Pölten Wagram; † 25. Dezember 1942 in Wien)[1] war österreichischer Politiker (CS), Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag, Landeshauptmannstellvertreter von Niederösterreich und Mitglied des Bundesrats.… …   Deutsch Wikipedia

  • Centralbank der deutschen Sparkassen — Die Centralbank der deutschen Sparkassen, kurz Centralbank, war ein zuletzt in Wien domiziliertes österreichisches Finanzinstitut, das Mitte der 1920er Jahre in Schwierigkeiten geriet. Die von der Regierung Ramek im Juli 1926 geplante Rettung der …   Deutsch Wikipedia

  • Jakob Ahrer — (* 18. November 1888 in Sankt Stefan ob Leoben; † 11. März 1962 in Wien) war ein österreichischer Rechtsanwalt und Politiker (CS). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Landeshauptmann Stellvertreter 1.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Buresch — (* 12. Oktober 1878 in Groß Enzersdorf, Niederösterreich; † 16. September 1936 in Wien) war Rechtsanwalt und christlichsozialer Politiker. Leben Der Sohn eines Kaufmanns musste infolge des frühen Todes seines Vaters sein Studium durch… …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaftsgeschichte Österreichs — Die Darstellung der Wirtschaftsgeschichte Österreichs wird durch die dramatischen historischen Änderungen des Inhalts und Umfangs des Österreichbegriffes [1] verkompliziert. Die gängige Literatur geht hier rückblickend vom geographischen Raum der …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”