- Ahrer
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Jakob Ahrer (* 18. November 1888 in Sankt Stefan ob Leoben; † 11. März 1962 in Wien) war ein österreichischer Rechtsanwalt und Politiker (CS).
Seine kurze Amtszeit als Finanzminister während der Ersten Republik (20. November 1924 bis 15. Jänner 1926) war mit diversen Finanzskandalen verknüpft. Ahrer setzte sich, für die Öffentlichkeit überraschend, Ende September 1926 nach Kuba ab, um dort eine neue Existenz zu gründen, kehrte aber bald nach Europa zurück, lebte einige Zeit in der Schweiz und blieb im wesentlichen unbehelligt.
Leben
Jakob Ahrer, Sohn eines Försters, wurde mit relativ jungen Jahren als Protégé des steirischen Landeshauptmanns Anton Rintelen Landeshauptmann-Stellvertreter der Steiermark, eine Position, die er von 1919 bis 1924 ausübte. Er galt als Verbindungsmann zwischen Industrie und Heimwehren und war großdeutsch gesinnt, insbesondere auch als Freund von Dr. Viktor Wutte. Auf internationaler Ebene war Ahrer relativ unerfahren. Während seiner Tätigkeit als Finanzminister bemühte er sich nach eigener Aussage, die hohe Zahl der Banken durch Zusammenlegungen zu reduzieren. Dabei kam es allerdings dazu, dass auf Drängen des Finanzministers diesem politisch nahestehende, in Schwierigkeiten befindliche Finanzinstitute wie die niederösterreichische Bauernbank oder die Steirerbank der Centralbank der deutschen Sparkassen aufgebürdet wurden, was diese letztlich nicht durchstehen konnte. Auch in den Postsparkassenskandal war Ahrer verwickelt, unter anderem dadurch, dass er es dem Spekulanten Siegmund Bosel, welcher der PSK enorme Summen schuldete, ermöglichte, einen Großteil seines Vermögens offiziell in die Schweiz zu transferieren. Kurz vor Aufdeckung dieser Transaktionen mit Bosel durch den Centralbank-Untersuchungsausschuss kam es zu Ahrers überstürzter Auswanderung. Am 24. März 1927 tauchte Ahrer zwar, mitten im Wahlkampf, kurz in Wien auf und erklärte, er werde alles aufklären und gegen seine Verleumder gerichtlich vorgehen, verschwand aber binnen weniger Tage wieder in der Versenkung. 1930 hat Ahrer ein Rechtfertigungsbuch publiziert ("Erlebte Zeitgeschichte"), er spielte jedoch in der Folge keine politische Rolle mehr. Nach 1945 war er nur mehr als Rechtsanwalt tätig.
Literatur
- Karl Ausch: Als die Banken fielen - zur Soziologie der politischen Korruption, Wien 1968
- Der österreichische Volkswirt, 1925 -26, insbesondere vom 12. September 1925
Weblinks
- Artikel Jakob Ahrer im Österreich-Lexikon von aeiou
- Literatur von und über Jakob Ahrer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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Personendaten NAME Ahrer, Jakob KURZBESCHREIBUNG österreichischer Politiker GEBURTSDATUM 18. November 1888 GEBURTSORT Sankt Stefan ob Leoben STERBEDATUM 11. März 1962 STERBEORT Wien
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