Nihongi

Nihongi
Nihonshoki: Ausgabe aus der Azuchi-Momoyama-Zeit (1599)

Das Nihonshoki (jap. 日本書紀, dt. „Chronik Japans in einzelnen Schriften“) ist nach dem Kojiki das zweitälteste noch existierende Geschichtswerk Japans (es wurde 720 vollendet[1]) und die erste der sechs offiziellen Reichsgeschichten (Rikkokushi). Das Buch ist in klassischem Chinesisch geschrieben und in 30 Faszikel (+ 1 Band Genealogien, heute verloren) unterteilt. Es umfasst eine Kosmogonie (Weltentstehungssage) und eine Genealogie der antiken japanischen Kaiser (Tennō), die bis zum Leben der Kaiserin Jitō (645–703) reicht. Es enthält auch Auszüge aus dem chinesischen Wei Zhi und den koreanischen Paekche ki, Paekche pon'gi, und Paekche sinch'an. Das Werk ist auch als Nihongi (日本紀, dt. „Chronik Japans“) bekannt, wird heute aber meist als Nihonshoki bezeichnet.

Der Autor des Nihonshoki war dem Vorwort des Werks zu Folge Prinz Toneri (舎人親王, Toneri-shinnō, 676735), der heute im Allgemeinen als Herausgeber angesehen wird. Er war der Sohn Kaiser Tenjis, der das Projekt der Abfassung einer nationalen Chronik im chinesischen Stil ins Leben rief. Da die Zusammenstellung bereits unter der Vorherrschaft der Fujiwara erfolgte, trägt das Werk teilweise tendenziösen Charakter. Außerdem waren zweifellos auch zahlreiche andere Autoren, möglicherweise sogar chinesische und koreanische, sowie buddhistische Mönche an der Abfassung beteiligt, was sich aus den unterschiedlichen Stilen und dem überhaupt sehr fragmentarischen Charakter des Werkes ablesen lässt.

Das Nihonshoki beruht auf verschiedenen Quellen. Es wurde nach dem Vorbild chinesischer Geschichtswerke angelegt und zitiert zahlreiche „Schriften“ (), deren genaue Quelle aber nicht genannt wird. Angeblich stützt es sich auf ältere Geschichtsbücher wie Tennōki und Kokuki, die 620 verfasst wurden, aber nicht mehr erhalten sind. Beide sollen beim Isshi-Zwischenfall (乙巳の変, Isshi no hen) – mit dem die Vorherrschaft des Soga-Klans bei Hofe gebrochen wurde – im Jahr 645 verbrannt worden sein. Seit der Kamakura-Zeit wurde das Werk als heiliger Text des Shintō betrachtet.

Trotz der im Vergleich zum Kojiki viel stärker sachlichen, historiografischen Anlage des Werks, die der chinesischen Geschichtstradition entspricht, beinhaltet auch das Nihonshoki sehr viel religiöses und mythologisches Material und besitzt daher sowohl für die allgemeine Frühgeschichte als auch für die Religionsgeschichte Japans einen unschätzbaren Wert, sollte jedoch nur bedingt als objektive historische Quelle verwendet werden.

Die erste Übersetzung des Nihonshoki ins Englische wurde bereits 1896 von W. G. Aston herausgebracht und gilt noch heute als Standardübersetzung (Nihongi, Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697), in Auszügen wurde das Werk aber auch von Karl Florenz ins Deutsche übertragen (Japanische Mythologie, 1901).

Literatur

  • Karl Florenz: Japanische Mythologie. Nihongi. „Zeitalter der Götter“; Tokyo, 1901
  • Karl Florenz: Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Aus dem Altjapanischen und Chinesischen übersetzt und erklärt. Göttingen, 1997, ISBN 3525541198
  • Nelly Naumann: Die Mythen des alten Japan. München, 1996, ISBN 3406411479

Einzelnachweise

  1. Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697, translated from the original Chinese and Japanese by William George Aston. Seite xv (Introduction). Tuttle Publishing. Tra Edition (Juli 2005). Erste Edition publiziert: 1972. ISBN 978-0-8048-3674-6

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