Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach

Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach

Die Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach sind zwei Notenhefte von 1722 und 1725, die Johann Sebastian Bach und seine Frau Anna Magdalena zusammengestellt haben.

Die Notenbücher werden in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt. Auch für seinen Sohn Wilhelm Friedemann hat J. S. Bach ein Klavierbüchlein verfasst.

Inhaltsverzeichnis

Das Notenbuch aus dem Jahre 1722

Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin Anno 1722, Deckblatt
Diese Seite des Notenbüchleins von 1722 enthält in Anna Magdalenas Handschrift die Gavotte der Französischen Suite Nr. 5 (BWV 816).

Das Format des in Köthen entstandenen Buchs ist Klein-Querquart; die Deckel sind mit grünem Papier, Rücken und Ecken mit braunem Leder überzogen. Das Buch enthält 25 Blätter mit 48 beschriebenen Notenseiten, zwei Seiten sind liniert, aber unbeschrieben. Sämtliche Blätter haben sich aus dem Einband gelöst, einzelne Lagen sind verlorengegangen.

Die Innenseite des Deckels trägt den von fremder Hand geschriebenen Titel:

Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin ANNO 1722 B.

(Darunter notierte sich Johann Sebastian Bach die Titel dreier Bücher von August Pfeiffer, die sich auch alle drei in seinem Nachlass befanden: „Ante Calvinismus / Christen Schule item / Anti Melancholicus“ - vermutlich hatte Bach gerade kein geeigneteres Papier zur Hand. Mit dem Notenbuch selber hat die Aufzeichnung sicher nichts zu tun.)

Die meisten Musikstücke des Buches sind Kompositionen Johann Sebastian Bachs. Auch sind die ersten sechs Seiten von ihm mit den Ziffern 4 bis 9 nummeriert. Es fehlt also eine den Anfang bildende Lage von vier Seiten, die vermutlich den Titel und drei Notenseiten enthalten hat. Die handschriftliche Nummerierung endet aber damit; später wurde ohne Rücksicht auf fehlende Blätter eine Durchnummerierung vorgenommen.

Werke

Das Notenbuch umfasst folgende Kompositionen:

  • Französische Suite I d-Moll (BWV 812)
  • Französische Suite II c-Moll (BWV 813)
  • Französische Suite III h-Moll (BWV 814)
  • Französische Suite IV Es-Dur (BWV 815)
  • Französische Suite V G-Dur (BWV 816)
  • Fantasia pro Organo (BWV 573)
  • Air mit Variationen c-Moll (BWV 991)
  • Choralvorspiel über: Jesus meine Zuversicht (BWV 728)
  • Menuett (BWV 841 – dieses Menuett findet sich auch im Klavierbüchlein für W. F. Bach).

Das zur Französischen Suite II gehörende Menuett wurde von einem Unbekannten, das den Band abschließende Menuett von Anna Magdalena, alles Übrige von Johann Sebastian geschrieben. Die ersten drei Suiten haben wegen der fehlenden Blätter Lücken.

Das Notenbuch aus dem Jahre 1725

Das Format des Buches ist Groß-Querquart; die Blätter sind durch Goldschnitt, die mit grünem Papier überzogenen Deckel mit Golddruck verziert. Die Außenseite des Vorderdeckels trägt die mit Gold eingepressten Zeichen:

A. M. B. / 1725

Auf der Innenseite stehen folgende Worte seines früheren Besitzers C. F. Zelter:

Anna Magdalena, J. S. Bachs zweite Frau, deren Name dieses Buch ziert, soll eine treffliche Sängerin gewesen seyn.

Carl Philipp Emanuel Bach, aus dessen Besitz das Buch an Zelter überging, hat die Seiten des Notenteils von 1 bis 121 nummeriert. Die drei letzten Blätter des Buchs enthalten Texte und sind nicht nummeriert.

Werke

Das Notenbuch umfasst folgende Kompositionen:

  • Rezitativ „Ich habe genug“ und Arie „Schlummert ein, ihr matten Augen“ (aus BWV 82)
  • Vierstimmiger Choral Dir, dir, Jehova, will ich singen (BWV 299)
  • Geistliches Lied Dir, dir, Jehova, will ich singen (BWV 452)
  • Arie „Bist du bei mir“ (BWV 508) von Gottfried Heinrich Stölzel[1]
  • Weitere Arien und Lieder (BWV 509-518)
  • Choralbearbeitung Wer nur den lieben Gott läßt walten BWV 691
  • Französische Suite I d-Moll (BWV 812)
  • Französische Suite II c-Moll (BWV 813)
  • Partita III a-Moll (BWV 827)
  • Partita VI e-Moll (BWV 830)
  • Präludium C-Dur aus dem Wohltemperierten Clavier I (BWV 846)
  • Aria, die Johann Sebastian Bach später für die Goldberg-Variationen BWV 988 verwendete.
  • Fünfzehn Tänze, drei Märsche und andere Stücke (BWV Anh. 113-132)
  • Rondeau von François Couperin
  • Kompositionsversuch
  • „Menuet fait par Mons. Böhm.“

Den größten Teil der Musikstücke hat Anna Magdalena geschrieben, einzelnes hat Johann Sebastian eingetragen, auch fremde Handschriften finden sich. Von einzelnen Werken lässt sich der Komponist nachweisen, von den übrigen wird sich die Autorschaft kaum ermitteln lassen.

Einzelnachweise

  1. Andreas Glöckner in: Bach Jahrbuch 2002, S. 172-174.

Quellen

  • Im Artikel sind Teile des Vorworts der Bach-Gesamtausgabe eingearbeitet: Johann Sebastian Bachs Musikstücke aus den Notenbüchern der Anna Magdalena Bach. Herausgegeben von der Bach-Gesellschaft zu Leipzig. Vorwort von Paul Graf Waldersee († 1906), Königsberg in Franken, 1894. [1] [2]
  • Wolfgang Schmieder: Thematisch-systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke von Johann Sebastian Bach. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1990, ISBN 3-7651-0255-5

Weblinks


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