Nubbelverbrennung

Nubbelverbrennung
Nubbel in der Kölner Südstadt

Der Nubbel, eine angekleidete mannsgroße Strohpuppe, ist die Figur des Sündenbocks im rheinischen Karneval. Der Nubbel hängt in der Karnevalszeit über vielen Kneipen und wird in der letzten Karnevalsnacht verbrannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nubbel ist ein kölscher Begriff, der schon im 18. Jahrhundert im Sprachgebrauch war. Er wird benutzt, wenn man keine näheren Angaben machen kann oder will z. B. „Nubbels Chris“ („irgendwer“), „dä es beim Nubbel“ („der ist irgendwo“), „dat wor dä Nubbel“ („das war irgendwer“).

Vorläufer des Nubbels war der „Zacheies“ (kölsche Form des hebräischen Zachäus), der zum Ausklang einer Kirmes verbrannt wurde. In Köln-Poll hat sich die Tradition über die Jahrhunderte zumindest erhalten.[1], Heute wird dort der Zacheies vom Poller Maigeloog symbolisch in den Rhein geworfen[2] und in der Nacht zum 1. Mai wieder gefischt.[3] In Köln-Buchheim wurde 1913 eine Verbrennung anlässlich einer der ältesten rechtsrheinischen Kirmessen, der Buchheimer Kirmes, angekündigt. Daraufhin wurde die Kirmes verboten. Erst ab 1950 gibt es anläßlich der Kirmes von St. Severin wieder eine Zacheiesverbrennung in der Kölner Innenstadt. Eine Strohpuppe wird zu Beginn der Kirmes auf dem Kirmesplatz oder vor einer Wirtschaft aufgehängt. Diese Puppe verkörpert die Kirmes. Am letzten Kirmestag wird sie verbrannt oder begraben. Dieser Zacheies wird auch Nubbel genannt.

Den Nubbel im Zusammenhang mit dem Karneval gibt es ebenfalls noch nicht seit langer Zeit. Er muss mit dem Ausgang des Karnevals sterben. Vielleicht stellvertretend und als Sühne für alle „Sünden“ die im Karneval begangen wurden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Franzosen Köln besetzt hatten, wurde zum Ende der Fastnacht die Zeremonie des „Begrabens“ vollzogen. Sie war wohl nur eine symbolische, von einer Strohpuppe war hierbei nicht die Rede. Es bildete sich ein Trauerzug, der mit Trompetenbegleitung durch die Straßen zog. James Frazer schrieb allerdings 1880 in seinem Buch „Der goldene Zweig“ etwas über das Begraben des Karnevals.

Laut dieses Buches gab es in den Ardennen einen Mann, der in Stroh gehüllt den Karnevalsdienstag als den letzten Tag des Karnevals verkörperte. Er wurde vor ein Scheingericht gestellt und zum Tode verurteilt. Man schoss mit Platzpatronen auf ihn.

Ablauf

Der genaue Ablauf dieser Tradition ist von Stadt zu Stadt und Kneipe zu Kneipe unterschiedlich. Meist wird der Nubbel an den Kneipen am 11. November befestigt, dem Auftakt der neuen Karnevalssaison. In einem kurzen Umzug um den Block wird er am Karnevalsdienstag um 24 Uhr feierlich bei Kerzenlicht zu Grabe getragen.

Dann wird eine Anklageschrift vorgetragen, meistens in Mundart und oft auch gereimt. Der Ankläger ist ein Karnevalsjeck, der sich als Geistlicher verkleidet hat. Zunächst verteidigt die Menge den Nubbel, am Ende ist sie von seiner Schuld überzeugt und fordert Rache. Die Anklage gipfelt dann beispielsweise in rhetorischen Fragen wie: „Wer hat Schuld, dass wir unser ganzes Geld versoffen haben? Wer hat Schuld, dass wir fremdgegangen sind?“. Die johlende Menge antwortet dem Redner mit einem lauten „Dat wor der Nubbel!“, „Der Nubbel hat Schuld! Er soll brennen!“ oder ähnlichem.

Nach dem Volksglauben werden mit dem Nubbel auch alle in der Karnevalszeit begangenen Sünden und Verfehlungen getilgt. Nach der Nubbelverbrennung geht es wieder zurück in die Kneipe und es wird zu Karnevalsmusik weitergefeiert, bis schließlich am Morgen der Aschermittwoch beginnt und die Karnevalszeit vorbei ist.

Das Brauchtum der Nubbelverbrennung ist in weiten Teilen des Rheinlandes verbreitet, doch die Bedeutung variiert regional. So gilt in einigen Gegenden der Nubbel (der hier andere Namen trägt) als „Pate“ des Karnevals, dessen Leben am Aschermittwoch endet. Dabei fließt auch die eine oder andere (nicht ganz ernst gemeinte) Träne in Trauer um die nun vergangene Karnevalszeit[4].

Ähnliche Bräuche

Es gibt im Rheinland und darüber hinaus eine ganze Reihe ähnlicher Zeremonien, die sich teilweise auf deutlich ältere Traditionen berufen. Hier einige Beispiele:

Medien

Einzelnachweise

  1. Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, Peter Simons, Nagelschmidt, Köln-Deutz 1913, Kirmes in Poll, S.336
  2. [1] Porz-online, Minister rettet Zacheies
  3. [2]Poller Heimatmuseum, Kirmes in Poll
  4. [3]Poller Heimatmuseum, Kirmes in Poll

Weblinks


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