St. Severin (Köln)

St. Severin (Köln)
St. Severin in Köln

Die katholische Pfarrkirche St. Severin ist eine der zwölf romanischen Basiliken Kölns, deren Erhalt vom Förderverein Romanische Kirchen Köln unterstützt wird. Sie ist dem dritten Bischof von Köln, dem Heiligen Severin geweiht.

Die Pfeilerbasilika St. Severin ist eine ehemalige Stiftskirche. Den Titel Basilika minor erhielt St. Severin 1953 durch Papst Pius XII..

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

St. Severin und Severinstorburg. Holzschnitt, Ausschnitt aus Woensam „Große Ansicht von Köln“ von 1531

Die heutige Severinstraße, benannt nach der Kirche St. Severin, war in römischer Zeit die nach Bonn führende südliche Ausfallstraße. Zu beiden Seiten der Straße befanden sich im direkten Umfeld der Stadt Begräbnisstätten (eines der hier gefundenen Grabmale, das des Poblicius, befindet sich heute neben dem Dionysosmosaik im Römisch-Germanisches Museum). Im 4. Jahrhundert entstand hier (unter dem heutigen Mittelschiff von St. Severin) ein kleiner rechteckiger Saalbau (cella memoriae) mit Apsis nach Westen. Nach Erweiterungen im 6. und im 8. Jahrhundert wird der Neubau einer romanischen Basilika begonnen (fertiggestellt um 900). Anlass für den Neubau könnte die Überführung der Reliquien des Hl. Severin in die damals neue karolingische Krypta sein. In salischer Zeit, 1043, wurde die Hallenkrypta, deren westlicher Teil noch erhalten ist, geweiht. War der östliche Teil der Basilika bereits im ersten Drittel des 13. Jahrhundert vollendet, so waren die Arbeiten am südlichen Teil erst um 1300 abgeschlossen. Teile der südlichen Apsis sind als Mauerwerk im noch heute erhaltenen Chor von 1237 erhalten. Der romanische Westturm wurde zu Gunsten des spätgotischen Nachfolgebaus 1393 abgebrochen. Während der Zeit vom Ende des 14. Jahrhundert bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde das Langhaus im spätgotischen Stil erneuert. Aus dieser Zeit, um 1500, stammt das Netzgewölbe des Mittelschiffs. Vom ursprünglichen Bodenbelag des Mittelschiffs ist nur ein achteckiges Labyrinth erhalten, das allerdings heute zum Bestand des Diözesanmuseums gehört.

Reliquien des Heiligen Severin

Zur wissenschaftlichen Untersuchung des Inhalts wurde 1999 der Reliquienschrein geöffnet. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Reliquien gemeinsam mit Textilien in einem eigenen Reliquienkasten aus Eichenholz befinden. Der Sarg besitzt Siegel von früheren Öffnungen, darunter eines aus der Zeit von Erzbischof Hermann III. von Hochstaden. Dadurch wird die Umbettung der Gebeine durch Bischof Wichfried von Köln (924–953) bestätigt. Die vorgefundenen Gebeine und die kostbaren Seidengewebe, in die sie eingeschlagen waren, stammen nach den vorgenommenen Untersuchungen aus der Zeit um 400, also aus der Zeit, zu der Bischof Severin der Überlieferung nach gelebt haben soll. Anhand von Untersuchungen einer Zahnwurzel muss der Verstorbene 55 Jahre alt geworden sein. Der hölzerne Schrein ist nach den dendrochronologischen Untersuchungen der Jahresringe des Holzes zwischen 939 und 949 entstanden. Objekte im Schrein werden in die Zeit zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert datiert. Die Textilien sowie die Severinusscheibe werden seit 2005 in der Südkrypta der Kirche in einem Sakrarium ausgestellt.[1][2]

Bau und Ausstattung

Chor und Kruzifix

Sie wurde in ihrem heutigen Erscheinungsbild nach dem Zweiten Weltkrieg wieder errichtet. Grundlage war die vom 9. bis zum 15. Jahrhundert während verschiedener Bauphasen erbaute romanische Kirche. Der hoch aufragende zweigeschossige Westturm mit Knickhelm ist im spätgotischen Stil der Nachfolger eines romanischen Turms. Zwischen dem ebenfalls zweigeschossigen Langhaus mit Netzgewölbe und dem Chor ist ein Querhaus eingefügt. Der spätromanische Chor ist zweigeschossig und wird außen von einer Zwerggalerie abgeschlossen. Flankiert ist er von zwei Türmen, die spätgotische Aufbauten tragen. Innen ist der Chor mit einem Muster aus schwarzem und gelbem Marmor ausgelegt. Reste des früheren Kreuzgangs befinden sich am Pfarrgebäude.

Die Innenausstattung der Basilika ist trotz herber Verluste in der Vergangenheit und während des Krieges noch reich. Neben dem Severinsschrein aus dem frühen 19. Jahrhundert (das Original aus dem 11. Jahrhundert wurde 1798 zur Begleichung der Kriegslasten zu Gunsten der napoleonischen Besatzung eingeschmolzen) beherbergt sie ein Chorgestühl aus dem späten 13. Jahrhundert, einen Wandtabernakel des frühen 17. Jahrhunderts und einen in das 14. Jahrhundert datierten Reliquienschrank. Die Severinslegende, gemalt vom Meister von St. Severin, findet sich in der Kirche ebenso wie zwei ihm zugeschriebene Altarflügel mit Heiligendarstellungen. Nahe dem Westturm ist im südlichen Seitenschiff außerdem ein romanisches Glasfenster erhalten. Das Pestkreuz im südlichen Querschiff stammt aus dem 14. Jahrhundert. Und schließlich befindet sich in der Marienkapelle eine Pietà des 15. Jahrhunderts.

Glocken

Glockenstube

Das Geläut besteht aus vier Glocken. Die drei Barockglocken zeugen von der hohen Gießerkunst des Martin Legros aus dem belgischen Malmedy. Die ursprünglich kleine Glocke wurde durch Kriegseinwirkung zerstört, jedoch im gleichen Ton ihrer 1959 nachgegossen.[3] Die Glocken hängen an Holzjochen im zweistöckigen Stahlglockenstuhl. Aus statischen Gründen müssen die beiden kleineren Glocken mit Gegenpendel geläutet werden. Die halben Stunden schlägt Glocke 3, die vollen Stunden Glocke 2. Zum Angelus erfolgen zunächst 3×3 Schläge auf Glocke 1, Glocke 4 läutet für drei Minuten nach.

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Ø
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Vorgängerin
1 Severinus 1771 Martin Legros, Malmedy 1462 1928 des1 ±0
2 Maria 1771 Martin Legros, Malmedy 1301 1400 es1 +1
3 Donatus 1771 Martin Legros, Malmedy 1155 930 f1 –2
4 Cornelius und Cyprianus 1959 Karl Otto, Bremen-Hemelingen 1088 800 ges1 ±0 M. Legros, 1771, 776 kg

Maße

St.Severin ist mit 72,90 m die zweithöchste der romanischen Kirchen Kölns. Nur die etwa 3 m tiefer am Rhein stehende Kirche Groß St. Martin überragt sie mit 75,20 m ein wenig. Die Firsthöhe des Hauptschiffs beträgt 26 m, die Traufhöhe 17,70 m.

Pröpste der Stiftskirche

Nachfolgend eine Auflistung der Pröpste bis zur Aufhebung des Stifts[4].

Name von bis
Thiedo n. 966 973
Sigizo 1003 1015
Acichius 1019
Sigebold um 1036
Engelbert 1041
Erenfrid 1041 1047
Ekezzo 1061
Everard 1070 1074
Arnold 1074 1094
Ingeram 1100 1103
Bernhard 1107
Wezelo 1109 1110
Eggebert 1115 1117
Gottfried von Xanten 1122 1132
Theobald 1135 1149
Reginbold 1149
Hermann 1152 1158
Philipp 1160 1165
Konrad von Blankenheim 1165 1196
Hermann 1197 1205
Name von bis
Engelbert von Berg 1210 1216
Heinrich von Bilstein 1217 1261
Heinrich von Neuerburg 1264 1276
Konrad 1278 1279
Arnold von Solms 1279 1282
Gottfried de Fontibus 1287 1306
Adolf von der Mark 1308 1309
Johann von Houwischilt 1309 1310
Heinrich Heidenreich 1314 1331
Gottschalk von Kierberg 1331 1349
Gerhard von Amerongen 1349 1378
Bernhard von Berne 1378 1381
Huprecht Molghin 1381 1390
Elger von Deutz 1390 1398
Heinrich Sticher 1398 1420
Heinrich Bruno von Erpel 1422 1454
Wilhelm Hugo de Stagno 1454 1455
Prosper Colonna 1456 1463
Heinrich Grimont 1470
Johann Reusch 1470 1488
Name von bis
Johann Menchen 1488 1504
Johann Ingenwinkel 1504 1535
Reiner von Leinigen-Westerburg 1535 1540
Nikolaus Winkel 1540 1546
Jodokus Hoetfilter 1546 1551
Christoph von Stolberg 1555
Konrad von der Reck 1554 1556
Heinrich von der Reck 1561 1563
Johann Fonck 1563 1585
Karl Gaudenz von Madruzzo 1586 1594
Jakob Chimarrhaeus 1594 1614
Hartger Henot 1614 1637
Wilhelm von Bayern 1637 1657
Ernst Michael von Billehé 1657 1674
Jakob Emmerix 1674 1676
Egbert von Westrenen 1676 1687
Peter Josef von Quentel 1687 1747
Johann Thomas von Quentel 1747 1776
Maximilian Johann von Fabri 1777 1802

Einzelnachweise

  1. Der Heilige, der durch den Regen kam in: FAZ vom 13. August 2011, Seite Z4
  2. Gebeine des Heiligen Severin echt in: epoc, Heft 6/2011, Seite 10
  3. Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns, Köln 2009, S. 223, PDF-Dokument.
  4. H. Schmidt-Bleibtreu: Das Stift St. Severin in Köln. Bonn 1980, S. 397–417 sowie H. H. Roth: St. Severin in Köln. Augsburg 1925, S. 100–107.

Literatur

  • Bernd Päffgen: Die Ausgrabungen in St. Severin zu Köln. Kölner Forschungen 5. Mainz 1992.
  • Sabine Czymmek, Die Kölner romanischen Kirchen, Schatzkunst, Bd. 2, Köln 2009 (= Colonia Romanica, Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e. V., Bd. XXIII, 2008), S. 177-223 (ISBN 978-3-7743-0422-2)
  • Rudolf Tillmann: Die mittelalterliche Grundherrschaft im Sauerland; Der kurkölnische Haupthof Blintrop-Niedernhöfen des Kölner St. Severinstiftes. Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften, Saarbrücken 2011, ISBN 978-3-8381-2508-4.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: St. Severin (Köln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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