- Nutritionday
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nutritionDay in Europe ist die bisher größte europaweite Untersuchung zur Ernährungssituation in europäischen Krankenhäusern und Pflegeheimen mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit für Mangelernährung bei Patienten und alten Menschen zu erhöhen.
Inhaltsverzeichnis
Adipositas und Mangelernährung
Weltweit liegt der Fokus im Gesundheitswesen auf der zunehmenden Adipositas. Der „nutritionDay in Europe“ zeigt, dass auch die Prävalenz der krankheitsassoziierten Mangelernährung inakzeptabel hoch ist. Das bedeutet eine eingeschränkte Lebensqualität für die Patienten, einen längeren Krankenhausaufenthalt und enorme Kosten für das Gesundheitssystem (mehr als 7,3 Milliarden Pfund in Großbritannien pro Jahr).
Lange ist man davon ausgegangen, dass nur Patienten mit einem zu niedrigen Körpergewicht bzw. niedrigen Body-Mass-Index (BMI < 18,5) mangelernährt sind. Heute ist bekannt, dass Patienten, die ungewollt Gewicht verlieren, nicht ausreichend essen können/wollen bzw. keinen Appetit haben, ebenfalls das Risiko einer Mangelernährung haben. Es können also normalgewichtige ebenso wie übergewichtige Patienten betroffen sein. Krankheit und Nicht-Essen sind häufig miteinander gekoppelt. Es ist nicht neu, dass eine geringere Nahrungsaufnahme von Kranken und die damit zusammenhängende Verschlechterung des Ernährungszustands häufig unerkannt bleiben bzw. der Erkrankung per se zugeschrieben wird.
Mangelernährung im Spital
Die Problematik der Mangelernährung im Krankenhaus behandelt auch eine Resolution des Europarates („Resolution ResAP (2003)3 über die Verpflegung und Ernährungsversorgung in Krankenhäusern“). Sie wurde von 18 Staaten unterzeichnet. Die Resolutionen des Europarates sind politische Willenserklärungen. Sie haben allerdings keinen zwingenden, höchstens normativen Einfluss auf die Praxis in den Mitgliedsstaaten.
Die Lösung dieses Problems beginnt mit der Sensibilisierung aller Beteiligten (BehandlerInnen, PatientInnen, Angehörige, Spitalsverwaltungen, politische Verantwortungsträger) für die Wechselbeziehung zwischen Ernährung und Genesung. Das Erkennen der Wechselwirkung wird dadurch erschwert, dass (im Gegensatz zu Medikamentengaben) der Zusammenhang zwischen Essen/Ernährung und Genesung nicht unmittelbar sichtbar ist.
Das Projekt nutritionDay in Europe
Der nutritionDay in Europe wurde von der österreichischen "Arbeitsgemeinschaft für Klinische Ernährung" (AKE) gemeinsam mit der „European Society of Clinical Nutrition“ (ESPEN) unter der Leitung von a.o. Univ. Prof. Dr. Michael Hiesmayr (Medizinische Universität Wien) im Januar 2006 zum ersten Mal durchgeführt. Eine erste Wiederholung fand im Januar 2007 statt. 2007 wurde das Projekt auf Pflegeheime und Intensivstationen ausgedehnt.
Anhand von vier Fragebögen werden Informationen über die teilnehmenden Stationen eines Krankenhauses und deren Patienten erhoben. Der Station als unmittelbare Betreuungseinheit einer Gruppe von Patienten mit allen ihren spezifischen Eigenschaften, ihren Berufsgruppen, ihrer Patientenpopulation und der lokalen Kultur gilt besonderes Interesse.
Eine Besonderheit des Projektes ist die direkte Befragung der Patienten nach ihrem Essverhalten am Aktionstag („Wieviel der angebotenen Portion haben Sie gegessen?“) und den Gründen für Nicht-Essen.
Transnationaler Ansatz
Die Fragebögen sind in den meisten europäischen Sprachen verfügbar und erlauben es somit, häufig benachteiligte Gruppen (z.B. Personen, die die Landessprache nicht beherrschen) gleichwertig zu berücksichtigen.
Jede Station erhält ihre eigenen Ergebnisse, sowie die Referenzwerte aller teilnehmenden Stationen der gleichen Fachrichtung. Durch eine mehrmalige Beteiligung am Projekt wird so ein Leistungsvergleich möglich.
In den ersten beiden Jahren haben bisher europaweit etwa 1 000 Stationen mit über 30 000 Patienten aus 25 Ländern teilgenommen. An der Pilotuntersuchung in deutschsprachigen Pflegeheimen etwa 90 Einheiten teilgenommen. Es ist geplant, auch dieses Projekt auf weitere europäische Länder auszudehnen.
Ziele von nutritionDay
- Sensibilisierung für den Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und Genesung. Zielgruppen sind sowohl Angehörige der Gesundheitsberufe als auch Patienten, ihre Angehörigen, politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger.
- Wissen gewinnen über unzureichende Nahrungsaufnahme in Zusammenhang mit Risikofaktoren, medizinischer Fachrichtung, Organisationseinheiten und Ländern in europäischen Krankenhäusern.
- Linderung menschlichen Leids und Reduktion der Kosten für das Gemeinwesen
- Einleitung von Forschungsprojekten für „Essen trotz Krankheit“ und optimale Nutzung der Möglichkeiten der künstlichen Ernährung.
Quellen
- Stratton, IM, et al., The cost of diseaserelated malnutrition in the UK and economic considerations for the use of oral nutritional supplements (ONS) in adults., de. M. Elia. BAPEN. 2005
- Hill GL, Blackett RL, Pickford I, et al., Malnutrition in surgical patients. An unrecognised problem. LANCET. 1977; 1(8013):689-92
- Bistrian BR, Blackburn GL, Vitale J, Cochran D, Naylor J., Prevalence of malnutrition in general medical patients. Jama. 1976;235(15):1567-70.
Weblinks
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