- OFLAG II C
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Das OFLAG II C (Offizierslager II C) war ein deutsches Kriegsgefangenenlager im zweiten Wehrkreiskommando in der Nähe von Woldenberg, dem heutigen Dobiegniew. Es lag in Westpommern, im Bezirk Grünberg, an der Bahnlinie von Posen über Kreuz nach Stettin.
Die Größe des Lagers betrug etwa 25 Hektar mit 25 Baracken und weiteren Administrations- und Wirtschaftsgebäuden. Das Lager wurde am 21. Mai 1941 eröffnet, am 21. Januar 1945 verließen die letzten Gefangenen das Lager. Im Lager wurden zumeist polnische Offiziere gefangengehalten. Die Anzahl der Gefangenen betrug etwa 6.000 Offiziere und 1.000 Unteroffiziere und Mannschaften zu deren Bedienung. (nach Vogt: maximal 6.800)
Berichten zufolge seien die Offiziere zuvor in Braunschweig gewesen. Dort war auch ein OFLAG XI B, dessen Insassen am 20. Juni 1940 nach Dössel zum Aufbau des OFLAG VI B verlegt wurden. (so Vogt)
Inhaltsverzeichnis
Lagerleben
Deutschland hatte die Genfer Konvention bzgl. Kriegsgefangene unterzeichnet.
Demnach sollten kriegsgefangene Unteroffiziere und Mannschaften ihre Ernährung durch „Arbeit“ verdienen, während Offizieren der gleiche Sold wie einem Offizier gleichen Ranges der gewahrsamnehmenden Nation auszuzahlen sei. Mit anderen Worten: Wenn ein deutscher Hauptmann z.B. 400 RM im Monat erhielt, so sollten einem (polnischen) Offizier ebenfalls 400 Mark ausgezahlt werden. Damit aber nach einem erfolgreichen Fluchtversuch kein Geld in deutscher Währung zur Verfügung stand, wurde in „Lagermark“ ausgezahlt, die innerhalb des Lagers zur Bezahlung diente.
Der polnische Zahlmeister erhielt also einen bestimmten Betrag, der für die 6.000 polnischen Offiziere bestimmt war. Von diesem Betrag wurden zunächst 5 % einbehalten, um daraus die rd. 1.000 Unteroffiziere und Mannschaften zu besolden, die ja sonst keine Einkünfte hatten. Weitere 5 % wurden einbehalten und dem Fonds „FWS“ zugeführt. Einige Offiziere waren mit dieser Regelung nicht einverstanden, wurden jedoch von ihren Kameraden handgreiflich darüber „belehrt“, dass sie sich von diesem sozialen Verhalten nicht ausschließen könnten.
Im Lager wurden zahlreiche „Clubs“ und soziale Einrichtungen geschaffen, um den Insassen Möglichkeit zur geistigen und körperlichen Tätigkeit zu geben. Es wurden Kurse von Universitäts-Niveau gehalten, deren Abschluss-Zeugnisse später von den polnischen Universitäten anerkannt wurden. Zwei Insassen, welche im Lager arabisch (?) gelernt hatten, waren später im Dienst des Außenministeriums im Nahen Osten tätig.
Auflösung
Am 21. Januar 1945 um 09:00 Uhr zunächst Abmarsch des Lagerteils „West“ in sechs Kolonnen, die sich später weiter aufteilten. Eine Gruppe von rd. 400 Mann kam am 21. März 1945 im OFLAG VII A in Murnau an.*
Der Lagerteil „Ost“ verblieb noch und am 30. Januar 1945 wurden etwa 4.000 Gefangene von sowjetischen Truppen befreit. Vor allem von diesen (auch durch die Schaffung von drei Briefmarken und einem Block) wurde die Mär von einem „Todesmarsch“ aufgebracht und von polnischer Seite natürlich aufrechterhalten. Da ein Tagebuch über diesen sogen. „Todesmarsch“ erhalten geblieben ist, ist diese Bezeichnung umstritten, so wird argumentiert, dass auch die deutschen Bewacher unter gleichen Bedingungen marschiert sind.
Lagerpost
Dauer der Lagerpost: 7. Mai 1942 bis 20. Januar 1945
Anzahl der Ausgaben: 23 Ausgaben mit insgesamt 51 Briefmarken; 1 Dienstmarke; 4 Portomarken; 6 Postkarten. Verwendet wurden 4 verschiedene Tagesstempel und 21 Sonderstempel. Von den Marken wurden meist Farbproben angefertigt und nach deren Außerkurssetzung vom entwerteten Druckstock eine Anzahl von Abzügen in schwarz. Über die Ausgaben, ihre Farben, Papiere, Anzahl wurde sorgfältig Protokoll geführt, das noch heute erhalten ist. Außerdem sind 2 Entwürfe, 4 Vignetten und 1 Tauschmarke bekannt. Dazu kommen von der Lagerdruckerei: 45 Bildpostkarten (Ansichtskarten) in teils verschiedenen Farben; 17 Blindprägungen und 14 Drucke. Vom Sammlerclub im Lager wurde auch ein „Katalog“ (der Marken) hergestellt, von dem nur noch 6 Stück bekannt sind.
Die Lagerpost wurde ins Leben gerufen, um den Austausch der traditionellen Osterglückwünsche zu erleichtern. Sie hatte einen derartigen Erfolg, dass aus der für kurze Zeit geplanten „Osterpost“ eine „Lagerpost“ wurde, die bis zum Ende des Lagers bestand. Wie sehr sie angenommen wurde, lässt sich daraus ersehen, dass fast alle der rd. 40.000 gedruckten Marken (der Osterpost und der 1. Ausgabe der Lagerpost) verkauft worden sind.
Der Reinerlös der Lagerpost (auch die Zuschläge von Marken) ging an den Fonds „FWS“ für die Witwen und Waisen des Krieges. Als er von den Deutschen verboten wurde, arbeitete er im Geheimen weiter. Bis 1945 wurden etwa 250.000 Mark auf illegalen Wegen nach Polen transferiert.
Nach Bekanntwerden der Existenz einer „Lagerpost“ in Woldenberg sind in drei anderen Lagern mit polnischen Offizieren: II D- Groß-Born; II E - Neubrandenburg und VII A - Murnau ebenfalls „Lagerpost“-Anstalten ins Leben gerufen worden, mit sehr unterschiedlichen Ausgaben, was Quantität und Qualität betrifft.
Die Ausgaben der Lagerpost dieses Lagers (und der anderen Lager) werden von den polnischen Philatelisten als „vollwertige Briefmarken“ anerkannt, die auch international ausgestellt werden dürfen, während die Oberen der deutschen Verbands-Philatelie sie negieren. Deshalb gibt es derzeit nur einen (deutschen) Prüfer dafür, der dem deutschen Prüfer-Verein nicht angehört.
Literatur
- ... Vogt ... ohne nähere Angaben im Text zitiert
- Manfred G. Heber: Katalog der Lagerpost um 1945. Elmshorn 1986
- Manfred G. Heber: Handbuch der Lagerpost um 1945. Maspalomas 1995
Weblinks
- http://www.lagerpost.info (Informationen zur Lagerpost)
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