- Wehrkreis
-
Die Wehrkreise (WK) teilten das Gebiet der Weimarer Republik und später des nationalsozialistischen Deutschen Reiches in Reichsverteidigungsbezirke, die jeweils für Rekrutierung und Ausbildung von Teilen des Heeres der Reichswehr bzw. der Wehrmacht verantwortlich waren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Wehrkreise entsprachen ihrer Funktion nach den früheren Korpsbezirken der (mit letztem Friedensstand 24) Armeekorps des Heeres im Deutschen Kaiserreich. In der Reichswehr existierten gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags anfangs sieben Wehrkreise, deren Wehrkreisbefehlshaber zugleich Kommandeur der jeweils gleich nummerierten Infanteriedivision waren. Die drei Kavalleriedivisionen waren ohne eigenen Wehrkreis. Übergeordnete Kommandobehörden waren die Gruppenkommandos 1 (Berlin) und 2 (Kassel). In jedem Wehrkreis gab es auch Dienststellen, die für den Ersatz und die Versorgung dieser Heeresteile zuständig waren.
Im Zuge der Erweiterung des Heeres wurde die Zahl der Infanteriedivisionen 1934 zunächst insgeheim auf 21 verdreifacht. Die Wehrkreisbefehlshaber übernahmen somit die Funktion eines Kommandierenden Generals eines Armeekorps von je drei Divisionen. Die Enttarnung dieser neu aufgestellten Verbände erfolgte mit der Verkündung der Wehrfreiheit im März 1935. Die Zahl der Wehrkreise wurde im Zuge der weiteren Aufstellung von Verbänden bis 1937 auf 13 vermehrt, verbunden mit verschiedenen territorialen Neugliederungen. Bei der Luftwaffe der Wehrmacht bestand ab 1936 eine (nicht immer deckungsgleiche) territoriale Einteilung in Luftgaue. Die Nummern XIV bis XVI wurden für sogenannte motorisierte Armeekorps, die zur Führung der „Schnellen Truppen“ (motorisierte Infanteriedivisionen, Leichte Divisionen, Panzerdivisionen) bestimmt waren, vorbehalten und fehlen somit in der Zählung.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurden die Wehrkreise XVII (Wien) und XVIII (Salzburg) gebildet, zu denen ein Generalkommando für das XIX. Armeekorps (mot.) trat. Bei der Mobilmachung vor dem Polenfeldzug 1939 bildeten die Wehrkreiskommandos die Generalkommandos von Armeekorps, zurück blieben die sogenannten Stellvertretenden Generalkommandos, denen die Ersatztruppenteile im jeweiligen Wehrkreis unterstanden. Nach der Bildung der Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland kamen die Wehrkreise XX (Danzig) und XXI (Posen) hinzu. Daneben gab es zwei Stellvertretende Generalkommandos, eines im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und eines im Generalgouvernement Polen; das Generalgouvernement bildete ab September 1942 einen eigenen Wehrkreis. Nach dem Westfeldzug 1940 wurden die Wehrkreise V (Stuttgart), VI (Münster) und XII (Wiesbaden) um die besetzten Gebiete Elsass, Lothringen, Eupen-Malmedy sowie Luxemburg erweitert, die als CdZ-Gebiete unter deutscher Zivilverwaltung standen und zur Eingliederung in das Reich vorgesehen waren.
Wehrkreise nach 1939
Wehrkreis Gebiet Hauptquartier I Ostpreußen Königsberg II Pommern, Mecklenburg Stettin III Altmark, Neumark, Brandenburg Berlin IV Sachsen, Ost-Thüringen, Nord-Böhmen, nördliches Sudetenland Dresden V Elsass, Baden, Württemberg Stuttgart VI Westfalen, nördliches Rheinland, Ost-Belgien Münster VII Süd-Bayern München VIII Schlesien, Sudetenland Breslau IX Hessen, West-Thüringen Kassel X Provinz Schleswig-Holstein, nördliches Hannover Hamburg XI Braunschweig, Anhalt, südliches Hannover Hannover XII südliches Rheinland, CdZ-Gebiet Lothringen, Pfalz, Luxemburg Wiesbaden XIII Nord-Bayern, West-Böhmen Nürnberg XVII Gaue Wien, Niederdonau, Oberdonau (mit südlichem Sudetenland) Wien XVIII Gaue Salzburg, Tirol/Vorarlberg, Kärnten, Steiermark (mit nördlichem Slowenien) Salzburg XX Freie Stadt Danzig, Polnischer Korridor, westliches Ostpreußen Danzig XXI Wartheland Posen Böhmen und Mähren Reichsprotektorat Böhmen und Mähren Prag Generalgouvernement besetzte polnische Gebiete Krakau Siehe auch
- Wehrbereichskommando (Bundeswehr)
- Division (Reichswehr)
Literatur
- Rudolf Absolon: Die Wehrmacht im Dritten Reich. 6 Bde. Boldt-Verlag, München 1969 ff.
- Georg Tessin: Deutsche Verbände und Truppen 1918 – 1938, Biblio Verlag, Osnabrück 1974, ISBN 3-7648-1000-9.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945. Band 16. Standortverzeichnis. Gegliedert nach Wehrkreisen bzw. außerdeutschen besetzten Ländern. Mit Angabe der Friedensstandorte 1932-1939. 4 Teile. Herausgegeben von Christian Zweng. Biblio-Verlag, Bissendorf 1996/1997, ISBN 3-7648-1745-3.
- Günter Wegmann, Hrsg.: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815 – 1990, Biblioverlag Osnabrück,
- Teil I, Bd. 1 Wegner, Günter , Die Höheren Kommandobehörden, 1990, ISBN 3-7648-1780-1.
- Teil IV, Abt. 1 Günter Wegmann, Christian Zweng: Die Dienststellen, Kommandobehörden und Truppenteile des Heeres 15.10.1935 – 08.05.1945.
- Bd. 1 Nr. 1 – 10, 1998, ISBN 3-7648-2531-6.
- Bd. 2 Nr . 11 – 30, 2000, ISBN 3-7648-2548-0.
Kategorien:- Deutschland im Zweiten Weltkrieg
- Wehrmacht
- Reichswehr
Wikimedia Foundation.