- Oberostalpin
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Als Oberostalpin werden in der Geologie jene Teile des ostalpinen Deckensystems bezeichnet, die durch horizontale Überschiebungen bei der Entstehung der Alpen als oberstes zu liegen kamen. Ihre tektonischen Bewegungen – hauptsächlich Überschiebungen – fanden vor allem in der Oberkreide statt.
Geringere Nachbewegungen im Tertiär modifizierten das tektonische Bild noch an ihren Rändern – d.h. im Bereich der (v.a. nördlichen) Kalkalpen und der Grauwackenzone.Große Auffaltungen sind in den Ostalpen unbekannt, denn die ostalpinen Deckensysteme sind nicht durch Überfaltung, sondern durch Abscheren von ihrer Unterlage entstanden (Scherdecken).
Das Herkunftsgebiet des Oberostalpin und seiner Trägerdecke des mittelostalpinen Kristallins liegt weit im Süden; die Schätzungen reichen von etwa 100 bis zu 200 km. Beide Einheiten zählen zu der von Süden anrückenden Erdkrustenplatte, die zur großräumigen Subduktion des damaligen (penninischen) Ozeanbodens und der Alpenbildung geführt hat.Unter dem Mittelostalpin ist heute in 3 großen tektonischen Fenstern das Penninikum der Westalpen freigelegt: Im Engadiner und Tauernfenster sowie bei Rechnitz am Alpenostrand. Zwischengeschaltet finden sich mehr oder minder verschürfte Decken, die meist Unterostalpin genannt werden.
Das Oberostalpin umfasst vor allem
- den Bereich der Zentralalpen (an Gesteinen hauptsächlich das sogenannte Altkristallin),
- die vorgelagerten Bereiche der oberostalpinen Sedimente: Nördliche Kalkalpen, Drauzug und Karawanken),
- das oberostalpine Paläozoikum: nördliche Grauwackenzone, Landecker Quarzphyllit, Murauer und Grazer Paläozoikum.
Die oberostalpinen Decken sind vor allem durch voll entwickeltes Mesozoikum gekennzeichnet, während das Unterostalpin (z.B. Ostschweiz, westliche Niedere Tauern) geringmächtige Trias- und grobklastische Jura-Schichten aufweist.
Literatur
- Geologisches Wörterbuch, Ferdinand Enke-Verlag, Stuttgart
- Geologie in Stichworten, Verlag Ferdinand Hirt, Kiel
- Geologischer Aufbau Österreichts, Springer-Verlag, p. 73 ff und 379 ff
Siehe auch:
Kategorien:- Gebirgsbildung
- Geologie der Alpen
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