Onkel Toms Hütte

Onkel Toms Hütte

Onkel Toms Hütte (engl. Uncle Tom’s Cabin) ist ein 1852 veröffentlichter Roman von Harriet Beecher Stowe, dessen Hauptperson ein Afroamerikaner ist.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Diese Hütte in Bethesda, Maryland inspirierte Harriet Beecher Stowe zu dem Roman.

Der Roman schildert das Schicksal einer Reihe afroamerikanischer Sklaven und ihrer jeweiligen Besitzer in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Titelfigur Onkel Tom ist ein Sklave in Kentucky, der von seinem Besitzer Mr. Shelby aus Finanznot verkauft wird und nach dem überraschenden Tod seines zweiten Herrn, St. Clare, der ihn freilassen wollte, in die Hände eines brutalen Plantagenbesitzers gerät. Dieser misshandelt ihn zu Tode, da er sich nicht beugt, sondern seinen Idealen treu bleibt. Mr. Shelbys Sohn, George Shelby, versucht nach dem Tod seines Vaters vergeblich, das Tom gegebene Versprechen einzulösen, ihn zurückzukaufen, kann ihn aber nur begraben mit dem Versprechen, gut für seine Familie zu sorgen. Daraufhin lässt er seine Sklaven frei, um sie gegen Bezahlung in seinen Dienst zu nehmen.

Parallel dazu wird die Geschichte der Sklavin Eliza, die aus dem gleichen Haushalt wie Tom stammt, ihres Mannes George Harris und ihres Sohnes Harry erzählt, denen mit Hilfe von Quäkern die Flucht nach Kanada gelingt. Dort treffen sie auf Georges Schwester und Elizas Mutter, die beide ebenfalls auf unterschiedlichen Wegen der Sklaverei entronnen sind, und wandern am Ende nach Frankreich aus, wo George studieren will.

Rezeptionsgeschichte

Titelblatt der Erstausgabe

Der Roman erschien erstmals vom 5. Juni 1851 bis zum 1. April 1852 unter dem Titel Uncle Tom’s Cabin; or, Life Among the Lowly in der Zeitung The National Era, die von den Abolitionisten, den Gegnern der Sklaverei, herausgegeben wurde. Am 20. März 1852 wurde er in einer Auflage von 5.000 Stück als Buch herausgegeben und war innerhalb von 48 Stunden vergriffen. Im selben Jahr erreichten die Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten 300.000 Stück, in England wurden eine Million Exemplare verkauft, außerdem entstanden deutsche, niederländische, flämische, französische, spanische, italienische und schwedische Übersetzungen. Die frühesten deutschen Ausgaben erschienen 1852 gleichzeitig in mehreren renommierten Verlagen.

Harriet Beecher Stowe benutzte als Quelle für ihren Roman die Memoiren von Pfarrer Josiah Henson, eines früheren US-amerikanischen Sklaven. Henson flüchtete 1830 nach Kanada und lebte dort seit 1841 in Dresden, Ontario.

In den USA kam es zu einer Reihe von Dramatisierungen, auf deren Stil Harriet Beecher Stowe keinen Einfluss nehmen konnte. Dennoch blieb die Bühnenfassung in den nächsten 80 Jahren eines der erfolgreichsten Stücke in der Geschichte des amerikanischen Theaters. Nach Schätzungen waren allein in den 1890er Jahren rund einhundert Ensembles mit dem Stück auf Tournee.

1853 veröffentlichte Beecher Stowe ein zweites Buch: A Key to Uncle Tom’s Cabin. Dort brachte sie Belege für ihre Darstellungen und reagierte auf ihre zahlreichen Kritiker, die nach dem Erscheinen von Onkel Toms Hütte auf den Plan traten. In den Jahren bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges 1861 erscheinen allein 27 Romane, die sich mehr oder weniger als „Anti-Onkel-Tom-Romane“ verstehen lassen.

Der Abraham Lincoln zugeschriebene Satz, mit dem er Harriet Beecher Stowe während des Bürgerkrieges 1862 empfangen haben soll („So this is the little lady who started this big war.“, übersetzt „Das ist also die kleine Dame, die diesen großen Krieg begonnen hat.“), ist historisch nicht gesichert. Fest steht jedoch, dass Onkel Toms Hütte Abolitionisten wie John Brown den Weg ebnete.

Während das Buch in Deutschland sehr beliebt ist, erfährt es in den USA seit langem heftige Kritik aufgrund der von vielen als zu unterwürfig bezeichneten Darstellung der Sklaven. Uncle Tom („Onkel Tom“) gilt dort vielerorts sogar als Schimpfwort. So sind amerikanische Touristen in Deutschland häufig überrascht, wenn sie feststellen, dass in Berlin sogar eine Siedlung sowie ein U-Bahnhof danach benannt sind.[1]

1965 wurde der Roman in einer deutsch-französisch-italienischen Koproduktion mit O. W. Fischer verfilmt.

Die Schallplattenfirma Ariola-Eurodisc brachte 1972 eine Hörspielfassung in der Bearbeitung von Herbert Hennies auf den Markt. Die Regie hatte Benno Schurr, die Hauptrolle sprach Kurt Ebbinghaus. Das Hörspiellabel EUROPA brachte ebenfalls 1972 eine Hörspielfassung des Buches heraus. Die Nebenhandlung um die Sklavin Eliza wurde nicht berücksichtigt. Die Hauptrolle sprach Franz-Josef Steffens. In der DDR wurde das Stück schon 1968 von Dieter Scharfenberg für Litera als Hörspiel bearbeitet. Die Hauptrolle sprach Eberhard Mellies, weitere Rollen wurden von Ursula Figelius, Roman Kretschmer, Dieter Unruh, Anneliese Matschulat, Gerd Micheel, Horst Ziethen, Hans Rohde, Ralph Borgwardt und Peter Bause.

Literatur

  • Josephine Donovan: Uncle Tom’s cabin. Evil, affliction, and redemptive love. Twayne, Boston 1991. ISBN 0-8057-8095-5
  • Friedrich Lenger: Im Vorfeld des Bürgerkriegs. "Uncle Toms Cabin" von Harriet Beecher Stowe (1851/52), in: Dirk van Laak (Hrsg.): Literatur, die Geschichte schrieb, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 43-60. ISBN 978-3-525-30015-2.
  • Debra J. Rosenthal (Hrsg.): A Routledge literary sourcebook on Harriet Beecher Stowe’s “Uncle Toms’s cabin”. Routledge, New York 2004. ISBN 0-415-23474-3

Belege

  1. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,557949,00.html

Weblinks

 Commons: Onkel Toms Hütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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