3d-schach

3d-schach

Unter dem Begriff 3D-Schach (dreidimensionales Schach) fasst man alle Schachvarianten zusammen, die das „normale“ (zweidimensionale) Schach um eine Koordinatenachse erweitern. Neben unterschiedlicher Anzahl und Anordnung der Felder gibt es für die meisten 3D-Schachspiele auch verschiedene Regelwerke.

Inhaltsverzeichnis

Raumschach

Die Idee für ein dreidimensionales Schach ist relativ alt. Der baltische Schachmeister und frühere Mathematiklehrer Lionel Kieseritzky konstruierte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ein „Raumschach“, stieß aber, wie eine Schilderung des damals führenden deutschen Schachspielers Adolf Anderssen vermuten lässt, damit auf Desinteresse oder Belustigung. Anderssens Augenzeugenbericht („wo ich einen Gegenstand hängen sah, der nach Inhalt und Form mit einem Vogelgebauer Ähnlichkeit hatte“) ist ein frühes Zeugnis für die Konstruktionsprobleme, die eine Umsetzung des Raumschach-Gedankens erschweren.[1]

Eine der ältesten 3D-Schach-Varianten ist das Raumschach, das 1907 von Ferdinand Maack (1861-1930), einem Arzt und Verfasser esoterischer Werke, entwickelt wurde. Maack entschied sich seinerzeit, nachdem er zunächst mit acht Brettebenen experimentierte, für einen leichter bespielbaren „Würfel“ mit fünf übereinander liegenden Brettern mit je 5x5 Feldern.

Eine Weiterentwicklung hin zu 8x8x8 erarbeitete Werner Bäumler (Künstlername Laurin). Die Regeln streben, anders als bei der Raumschachversion von Maack, nach einer möglichst exakten Transformation des Flächenschachs in den Raum. Der Spielentwickler Waldemar Zöllmer präsentierte 2005 ein ähnlich ausgerichtetes Regelwerk. Bei dieser Konstruktion werden anstelle übereinander liegender Spielfelder die Figuren an Nylonfäden eingehängt, um eine größere Spieltransparenz herzustellen und alle 512 Felder auf einen Blick erfassen zu können.

Star-Trek-Schach

Eine andere sehr bekannte 3D-Schach-Variante ist jene, die 1965 zum ersten Mal in der Fernsehserie „Star Trek“ (deutscher Titel „Raumschiff Enterprise“) gezeigt wurde. Auf Grund seiner Herkunft wird dieses Spiel auch als Star-Trek-Schach bezeichnet.

Für Star-Trek-Schach gibt es keine offiziellen Regeln. Einzelne Anhänger erstellten daher abweichende Regelwerke. Zu den ältesten Regelwerken gehören die „Standard-Regeln, Version 1.0 von Andrew Bartmess“. Von diesen Regeln gibt es verschiedene zum Teil auch widersprüchliche deutsche Übersetzungen. Die am häufigsten im Internet vertretene Übersetzung ist von Martin Vorlaender. Inzwischen gibt es von diesen Regeln jedoch die Version 5.0, die sich zum Teil grundlegend von der ursprünglichen Version unterscheidet.

Ein ausführlicheres, anderes Regelwerk für Star-Trek-Schach sind die „Turnierregeln von Jens Meder, Michael Klein und anderen“, die auf den FIDE-Regeln des Weltschachbundes basieren. Inzwischen gibt es auch von Douglas M. Keenan ein 3D-Schach-Programm für Windows namens Parmen. Man kann sowohl gegeneinander als auch gegen einen Computer-Gegner spielen. Parmen bietet zwei verschiedene Regel-Varianten an: Eine ähnelt den Regeln von Andrew Bartmess, die andere basiert auf den „Turnierregeln von Jens Meder“. An einer vollständigen Umsetzung der Turnierregeln wird noch gearbeitet.

Weitere Varianten

Neben den oben vorgestellten 3D-Schach-Varianten lässt sich eigentlich aus einem fast unerschöpflichen Fundus schöpfen. Alle Varianten bis ins Detail zu beschreiben ist unmöglich. Oftmals wurden extra neue Figuren (Spielsteine) entwickelt. Am offensichtlichsten sind und bleiben die Unterschiede, die durch die verschiedenen 3D-Schach-Bretter hervorgerufen werden.

Eine große Gruppe bilden die zu Beginn erwähnten Würfelform-Schachspiele wie das Raumschach von Maack (5x5x5) oder die Übertragungen auf acht Brettebenen. Daneben erfreuen sich anderweitig auch Lösungen mit 4x4x4 und 6x6x6 einer gewissen Beliebtheit. Neben den Schachvarianten in Würfelform existieren ferner Spiele, in denen die Anzahl der Bretter nicht der Zahl der Linien und Reihen entspricht. Der beliebteste Vertreter in dieser Kategorie dürfte das 8x8x3 Schach sein. Zuletzt seien hier die Pyramiden-Schachspiele genannt, in denen die Bretter nach oben immer kleiner werden, bis schließlich nur noch ein Feld übrig ist.

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach Emil Schallopp: Der Schachkongress zu Leipzig 1877. Berlin 1878 (Nachdruck Zürich 1990), S. 5f.

Literatur

  • Ferdinand Maack: Das Schachraumspiel. Dreidimensionales Schachspiel. Eine neue praktisch interessante und theoretisch wichtige Erweiterung des zweidimensionalen Schachbrettspiels, Hamburg 1919

Weblinks

"Star-Trek-Schach":


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