Optisches Institut

Optisches Institut

Das Unternehmen Leitz wurde 1869 von Ernst Leitz (1843–1920) als Nachfolgeunternehmen des von Carl Kellner 1849 in Wetzlar gegründeten Optischen Instituts gegründet.

Geschichte 1869 bis 1920

Ernst Leitz Mikroskop ca. 1910

Carl Kellner, Mechaniker und mathematischer Autodidakt, hatte 1849 die Abhandlung Das orthoskopische Ocular, eine neu erfundene achromatische Linsencombination veröffentlicht, in der er eine von ihm entwickelte Linsenkombination beschrieb. Dieses Okular konnte ein perspektivisch richtiges Bild erzeugen ohne die bei den Mikroskopen der Zeit üblichen Verzerrungen. Nach Kellners frühem Tod am 13. Mai 1855 führte seine Witwe das Unternehmen weiter.

Im Jahr 1869 übernahm der aus Baden stammende Feinmechaniker Ernst Leitz das Unternehmen, dem er seinen Namen gab und das er weiter ausbaute. Der hochbegabte und engagierte Leitz hatte eine Ausbildung als Instrumentenbauer für physikalische und chemische Geräte sowie mehrjährige praktische Erfahrung in der Schweizer Uhrenindustrie. Bereits 1865 war er in das wetzlarer Unternehmen als Teilhaber eingetreten und bemühte sich, es aus seinem Tief herauszuführen. Dies gelang ihm unter anderem durch seinen enormen Erfolg mit dem binokularen Mikroskop, von dem trotz Fertigung von Hand im Jahr 1887 bereits das 10.000 Stück ausgeliefert wurde. Zahlreiche weitere Mikroskopmodelle folgten.

Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Firma Leitz aus Wetzlar bereits einen Weltruf made in Germany. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts führte Leitz in seinem Betrieb den Achtstundentag ein und gründete einen Krankenversicherungsverein für seine Mitarbeiter. Der Erste Weltkrieg ging an Leitz nicht spurlos vorbei, die Wirtschaftslage nach dem verlorenen Krieg war sehr schwer. Ernst Leitz starb im Juli 1920, die Führung des Unternehmens lag nun allein in den Händen seines Sohnes, Ernst Leitz II.

Geschichte 1920 bis 1970

Gravur auf einem Leitz Mikroskop

Ernst Leitz II traf 1924 die schicksalhafte Entscheidung, trotz schwieriger Marktlage den Apparat seines Mitarbeiters Oskar Barnack in Serie zu fertigen. Barnack hatte im Zuge von Entwicklungsarbeiten für den aktuellen Kinofilm aus dessen 35-mm-Filmmaterial kurzer Hand den noch heute genutzten Kleinbildfilm entwickelt. Da für ihn das Seitenverhältnis von 2:3 ideal harmonisch erschien ergab sich zu der Bildhöhe von 24 mm eine Breite von 36 mm. Um dieses Filmformat herum konstruierte er noch einen Belichtungsapparat mit festem Verschlussablauf und Brennweite und fertig war die moderne Kleinbildkamera für den Schnappschuss zwischendurch. Auf diesem Konzept beruhte dann die Fertigung der Ur-Leica (Leitz-Camera), wie sie auf der Frühjahrsmesse 1925 in Leipzig dem interessierten Publikum vorgestellt wurde. Der Erfolg war enorm und nicht vorhersehbar.

Zwischenzeitlich traten nacheinander die drei Söhne von Ernst Leitz II in den Betrieb ein. Sie übernahmen gemeinsam die Leitung der Ernst Leitz GmbH nach dem Tod des Vaters im Jahr 1956. Die Firma Leitz war während des Zweiten Weltkriegs von Zerstörungen verschont worden und konnte so die Produktion nach Kriegsende sofort wieder aufnehmen. 1948 kam ein eigenes Entwicklungslabor für optisches Glas dazu, das im Laufe der Zeit einige sehr bedeutende Entwicklungen in der Glasproduktion für Leitz gemacht hat.

Geschichte nach 1970

Anfang der 1970er Jahre firmierte man in Ernst Leitz Wetzlar GmbH um, da man befürchtete, den bekannten Namen Wetzlar durch die Städtezusammenlegung von Gießen und Wetzlar zur Stadt Lahn zu verlieren. Die Verbindung hielt aber nicht lange, die Städte Gießen und Wetzlar wurden wieder selbständig. Eine seit dem Jahr 1972 wachsende Zusammenarbeit mit dem Schweizer Konzern Wild Heerbrugg AG führte im Jahr 1985 zur Übernahme der letzten Familienanteile durch die neu gegründete Wild Leitz Holding AG. Das war das Ende des Familienunternehmens Ernst Leitz. 1986 ging der Fotobereich an die Leica Camera AG in Solms, 1987 fusionierten die Wild Heerbrugg AG und die Ernst Leitz Wetzlar GmbH zum Wild Leitz Konzern. In Wetzlar hat die Leica Microsystems GmbH weiterhin ihren Hauptsitz.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik — Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: rechtlich selbständig Mitgliedschaft: Leibniz Gemeinschaft Standort der Einrichtung: Freiburg im Breisgau Außenstelle: O …   Deutsch Wikipedia

  • Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts — Das Max Planck Institut für die Physik des Lichts (MPL) arbeitet an Themen der Grundlagenforschung in den Bereichen optische Messverfahren, optische Kommunikation, optische Materialien sowie Optik in Biologie und Medizin. Es entstand am 1. Januar …   Deutsch Wikipedia

  • Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme — Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: Fraunhofer Gesellschaft Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein Sitz des Trägers: München Standort der Einrichtung …   Deutsch Wikipedia

  • Astronomisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik — Das 2m Teleskop Das astronomische Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik[1] wurde 1954 gegründet. Das Institut hat heute seinen Sitz in der Sternwarte Ondřejov, ungefähr 35 km südöstlich von Prag. Eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Merz — Merz, 1) Georg, Optiker, geb. 26. Jan. 1793 in Bichl bei Benediktbeuern, gest. 12. Jan. 1867 in München, trat 1808 als Arbeiter in Utzschneiders Kunstglasschleiferei und Mechanisch optisches Institut in Benediktbeuern, ein, studierte in seinen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Carl Kellner — Carl Cellner (né le 26 mars 1826 à Hirzenhain; mort le 13 mai 1855 à Wetzlar), était un mécanicien allemand et un mathématicien autodidacte qui a fondé en 1849 « un institut optique » qui deviendr …   Wikipédia en Français

  • Carl Kellner (optician) — For other people of the same name, see Carl Kellner (disambiguation). Carl Kellner Carl Kellner (March 26, 1826 – May 13, 1855) was a German mechanic and self educated mathematician who founded in 1849 an Optical Institute that later became the… …   Wikipedia

  • Carl Kellner (Unternehmer) — Carl Kellner Linsenaufbau eines Kellner Okulars …   Deutsch Wikipedia

  • John Dollond — (* 10. Juni 1706 in Spitalfields, London; † 30. November 1761 in London) war ein britischer Optiker und Teleskopbauer von französischer Herkunft. Leben Er stammte aus einer …   Deutsch Wikipedia

  • Leitz — ist der Name folgender Unternehmen: Leitz (Optik), 1869 von Ernst Leitz in Wetzlar als Optisches Institut gegründete Firma, vor allem durch die Leica Kamera bekannt Leitz (Büroartikel), 1871 von Louis Leitz in Feuerbach bei Stuttgart gegründete… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”