Opus (Werk)

Opus (Werk)

Opus (Mehrzahl: Opera, Abkürzung: op.) ist die lateinische Bezeichnung für ein Werk, insbesondere eines Komponisten, eines anderen schöpferischen Künstlers[1] oder eines (Kunst-) Handwerkers wie beispielsweise eines Orgelbauers.[2] Es kann auch das Gesamtwerk einer Person gemeint sein.

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen in der Musikliteratur

Die Abkürzung „opp.“ steht für die Mehrzahl Opera und wird gelegentlich bei der Nennung mehrerer Opusnummern verwendet; „op. post(h).“ bedeutet „opus post(h)umum“ und bezeichnet ein Werk, das nach dem Tod des Komponisten herausgegeben wurde; Werke ohne Opusnummer werden auch oft mit „o. op.“ oder „WoO“ (= Werk ohne Opuszahl) gekennzeichnet; „op.cit.“ (= opus citatum) dagegen ist Teil eines Zitatnachweises und entspricht dem Deutschen „a.a.O.“ (= am angegebenen Ort).

Geschichte

Fortlaufende Opuszahlen wurden zunächst von Musikverlegern zur Bezeichnung der im Druck erschienenen Werke eines Komponisten eingeführt. Seit der Romantik nummerierten Komponisten ihre Werke durch, unabhängig davon, ob sie gedruckt waren oder nicht.[3] In der Moderne gaben viele Komponisten (z. B. Alban Berg) Opusbezeichnungen auf, und in der Gegenwartsmusik sind sie unüblich geworden. Abhängig von der Reihenfolge der Veröffentlichung lassen Opuszahlen oft keinen Rückschluss auf die Reihenfolge oder den Zeitpunkt der Entstehung zu. Oft veröffentlichten Verleger nach dem Tod eines Komponisten im Nachlass aufgefundene Früh- oder Jugendwerke durch Weiterzählen der Nummern, so dass Felix Mendelssohn Bartholdys Klaviersonate g-Moll von 1821 die Opuszahl 105 trägt, während das letzte zum Druck autorisierte Werk, die Sechs Kinderstücke von 1847, als op. 72 firmiert. Auch schon zu Lebzeiten verwandten Verleger gelegentlich hohe Opuszahlen, um besonders neue oder reife Werke vorzuspiegeln; so erhielt Dvoraks Symphonie Nr. 5 die Opuszahl 76, höher als die der späteren Nr. 6 und 7.

Zu den ersten Komponisten, deren Kammermusikwerke bis heute mit ihrer originalen Opusnummer benannt werden, gehörten Corelli und Händel. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, mehrere Werke gleicher Besetzung in einer Ausgabe zusammenzufassen und mit einer Opusnummer zu versehen: in der Barockzeit zwölf oder sechs, danach bis zur Klassik vor Beethoven in der Regel sechs Werke. Beethoven veröffentlichte maximal drei Werke unter einer Opuszahl (Klaviertrios op. 1, Klaviersonaten op. 2, Streichtrios op. 9, Klaviersonaten op. 10, Violinsonaten op. 12 etc. – die sechs Streichquartette op. 18 sind eine signifikante Ausnahme), aber schon sein Streichtrio Es-Dur von 1792 erschien als individuelles Werk mit eigener Opuszahl. Später wurden selbst kleinste Stücke wie ein einzelnes Lied (op. 32) mit eigener Nummer verlegt (was aber nicht zwingend auf Beethovens Willen zurückgehen muss, sondern durchaus auf die Eigenmächtigkeit seiner Verleger).

Auch Haydn und Mozart veröffentlichten ihre Streichquartette unter Opuszahlen, während die für bestimmte Anlässe geschriebenen Orchesterwerke, Messen, Opern usw. erst später im Druck erschienen und heute durch nachträglich erarbeitete Werkverzeichnisse (z. B. Köchelverzeichnis) erschlossen werden. Auch bestimmte Gattungen wie Variationen oder Gelegenheitskantaten wurden nicht mit einer Opuszahl versehen, wenn der Komponist sie als zu leichtgewichtig erachtete.[4] Erst Beethoven brachte einen so hohen Anteil seiner Produktion bei Verlegern unter, dass sein Gesamtwerk – mit Ausnahme der posthum katalogisierten „Werke ohne Opuszahl“ (WoO), zu denen etwa die meisten seiner Variationen gehören – bis heute anhand der originalen Opuszahlen bezeichnet wird.

Literatur

  • Axel Beer: Musik zwischen Komponist, Verlag und Publikum: die Rahmenbedingungen des Musikschaffens in Deutschland im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, Schneider, 2000, ISBN 3795210275

Einzelnachweise

  1. vergleich Eintrag „Opus“ im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
  2. siehe beispielsweise die Werke von Friedrich Goll
  3. Eintrag „Opus“ in Meyers Großes Konversations-Lexikon
  4. Gertraut Haberkamp:Musikbibliographische Arbeiten Band 1, Verlag H. Schneider, 1986, ISBN 3795204623, Seite 38f

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