Ortsnamenkunde

Ortsnamenkunde

Die Toponomastik, auch Toponymie (von griech. τόπος, tópos, „Ort“ und ὄνομα, ónoma, „Name“), deutsch Ortsnamenkunde beziehungsweise Ortsnamenforschung, beschäftigt sich als Teilgebiet der allgemeinen Namenforschung und der Sprachgeographie mit allen Toponymen oder Örtlichkeitsnamen (Ortsnamen im allgemeinen Sinne).

Inhaltsverzeichnis

Toponyme

Der Ausdruck Toponym (mit ὄνομα „Name“), deutsch Ortsname, bezeichnet in den Geowissenschaften und der Namenkunde in einem allgemeinen Sinne den Namen eines beliebigen topografischen Objektes. Der deutsche Ausdruck ist insofern missverständlich als Ortsname im Speziellen auch der Name einer Siedlungsstelle ist.

Unter Toponym versteht man also insbesondere die Bezeichnungen:

Sprachwissenschaftliche Bedeutung

Gewässernamen spielen eine zentrale Rolle, weil sie in vielen Fällen die ältesten überlieferten Toponyme sind.

Geographische Bedeutung

Toponyme sind zentrale Datentypen in der Geoinformatik und Bestandteile der Kartographie und Topographie. Sie sind die Basiskategorie der Geographie im alten Wortsinne der „Erdkunde“.

Soziologisch-geschichtliche Bedeutung

Toponomastik ist eine wichtige Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaften und der Historischen Geographie: Toponyme sind langfristig stabil und oft hohen Alters, und dokumentieren die Siedlungsgeschichte. Hier sind die Endonyme (Eigenbezeichnungen) genauso aufschlussreich wie die Exonyme (Fremdbezeichnungen).

Auch für die Migrationsbewegungen der Individuen sind die Herkunftsnamen – die auf Toponyme bezogenen Anthroponyme – besonders aufschlussreich. Hier sind insbesondere die Wohnstättennamen zu erwähnen, die den Bezug der allgemeinen Toponyme zu den Ortsnamen im engeren Sinne darstellen.

Politische Bedeutung

Die Toponomastik kann unter Umständen auch eine bedeutende politische Rolle spielen, insbesondere bei nationalen oder ethnischen Konflikten. Häufig wird die Toponomastik instrumentalisiert, um den Beweis zu führen, dass ein gewisser Landstrich einer bestimmten nationalen oder ethnischen Gruppe zustehe. Beispiele im deutschen Sprachraum sind die Toponomastik der ehemaligen deutschen Ostgebiete, die Toponomastik Elsass-Lothringens und die Toponomastik Südtirols (Ettore Tolomei). Gerade der Streit um letztere ist auch heute noch von großer Aktualität.

Siehe hierzu:

Literatur

Deutsches Sprachgebiet:

  • Adolf Bach: Deutsche Namenkunde. Band II, 1 und 2: Die deutschen Ortsnamen. Heidelberg 1953/54
  • Dieter Berger: Duden. Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. 2. Auflage, Mannheim 1999, ISBN 3-411-06252-5
  • Ernst Förstemann, Hermann Jellinghaus (Herausgeber): Altdeutsches Namenbuch. Band II, 1 und 2: Ortsnamen. 3. Auflage, Bonn 1913/1916 (Nachdruck: Band II, 2, Hildesheim 1967/1983, ISBN 3-487-01733-4)
  • Henning Kaufmann: Bildungsweise und Betonung der deutschen Ortsnamen. 2. Auflage, München 1977
  • Ernst Schwarz: Deutsche Namenforschung. Band 2: Orts- und Flurnamen, Göttingen 1950. 

Nachschlagewerke, international:

  • Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226). Brüssel 1960. (Weblink)

Im speziellen siehe auch Literatur der Artikel Ortsname, Flurname sowie andere Fachartikel

Weblinks


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