- Packfong
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Neusilber bezeichnet eine gebräuchliche Nickel-Kupfer-Zink-Legierung. Es existieren auch noch die veralteten Namen Alpaka (Alpacca), Argentan, Minargent, die französische Bezeichnung Cuivre blanc sowie die aus dem Chinesischen stammende Bezeichnung Packfong. Auch die Bezeichnung Hotelsilber wird verwendet. Im Spanischen ist Neusilber auch als plata alemana und im Englischen als German Silver (deutsches Silber) bekannt. Galvanisch versilbertes Neusilber wird als Chinasilber bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Neusilber ist eine silberweiß glänzende Legierung aus 45–70 % Kupfer, 5–30 % Nickel, 8–45 % Zink, eventuell mit Beimischungen von Spurenelementen wie Blei, Zinn oder Eisen. Es zeichnet sich wegen des Nickelgehalts durch besondere Härte und Korrosionsbeständigkeit aus. Das amtliche Erkennungszeichen ist der Gewichtszahlenstempel.
- Schmelzpunkt: ab ca. 900 °C, je nach Legierung ansteigend
- Dichte: 8,1 g/cm³ bis 8,7 g/cm³ (je nach Mischung)
- Elektrische Leitfähigkeit: ca. 3–5·106 (Ωm)−1
- Wärmeleitfähigkeit: ca. 25–35 W/(m·K)
- Wärmeausdehnungskoeffizient: 16·10-6 K−1 bis 17·10−6 K−1
Wie alle Kupferlegierungen kann Neusilber nur mechanisch gehärtet werden, beispielsweise durch Kaltschmieden oder Walzen. Eine Erwärmung (Glühen) über ca. 500 °C ordnet das Kristallsystem neu, so dass das Material wieder weich wird.
Geschichte
Bereits im Laufe des 17. Jahrhunderts kamen erste Metallwaren aus einer Packfong genannten Legierung aus dem Kaiserreich China nach Europa. Doch erst im 18. Jahrhundert erkannte man, dass Packfong aus Kupfer, Zink und Nickel besteht. In den Metallwerken von Suhl gelang es schon etwa 1770, eine dem Packfong ähnliche Legierung zu erzeugen. Sie wurde bald als Suhler Weißkupfer bekannt. Die industrielle Erzeugung von Kupfer-Zink-Nickel-Legierungen wurde 1823 durch ein Preisausschreiben des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes initiiert. Gefordert wurde die Herstellung einer weißen Legierung, die im Aussehen dem Silber 750/000 (fein) gleichen und auch für Speisegerätschaften geeignet sein sollte. Zudem sollte es nur 1/6 des damaligen Silberpreises kosten. Diese Aufgabe lösten fast zur gleichen Zeit Dr. Ernst August Geitner, der 1823 in Auerhammer bei Aue die Legierung Argentan entwickelte, und 1824 die Gebrüder Henniger in Berlin mit der ähnlichen Legierung Neusilber.
Verwendung
Nach der Entwicklung der Löffelwalze in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Alfred Krupp wurde Neusilber zur industriellen Fertigung von Essbestecken verwendet. Noch heute ist es das Basismaterial für oberflächenversilbertes Besteck. Es wird eingesetzt für feinmechanische und elektrotechnische Geräte, medizinische Gerätschaften, Reißverschlüsse, Schmuckgegenstände, Spardosen, Trensengebisse, Teile von Blasinstrumenten sowie als Material für Bundstäbe bei Saiteninstrumenten. Die Schienenprofile von Modelleisenbahnen, feinmechanische Federn und Steckverbinder der Elektrotechnik bestehen mitunter aus Neusilber. Bei Hieb- und Stichwaffen ist Neusilber ein gängiges Material für die Parierstange. Zahlreiche Münzen der DDR wurden aus Neusilber hergestellt. Auch Schlüssel, insbesondere solche für hochwertige Schließzylinder und Schließsysteme, werden oft zugunsten der Verschleißarmut aus Neusilber gefertigt. Einige Hersteller führen den Zylinderkern auf Sonderwunsch in Neusilber aus (Bezeichnung „verschleißarmer Kern“).
Als Neusilberlot wird in der Praxis oftmals ein Hartlot bezeichnet, das aus jeweils ca. 50 % Kupfer, 10 % Nickel, 40 % Zink und jeweils ca. 0,2 % Silicium, Mangan und Zinn besteht. Der Schmelzbereich ist 890–920 °C.
Literatur
- Deutsches Kupfer-Institut (Hrsg.): Kupfer-Nickel-Zink-Legierungen. Berlin 1980.
- Dieter Bialas: Röntgenographische Strukturbestimmung mit Hilfe der anomalen Dispersion an ordnungsfähigen Neusilber-Legierungen. Berlin 1966 (Dissertation, Frei Universität Berlin, Math.-naturwiss. Fakultät).
- Forschungsgesellschaft Blechverarbeitung Düsseldorf (Hrsg.): Chemisches Glänzen von Messing und Neusilber. Westdt. Verl., Köln 1953.
Weblinks
- Neusilber ist eine Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink. In: Schmuckwissen. BeyArs GmbH. Abgerufen am 24. Nov. 2008.
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