- Palast des Nestor
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Palast des Nestor ist die etablierte Bezeichnung für die Überreste eines großen mykenischen Palasts aus der späthelladischen Zeit nördlich des heutigen Pylos in der Gemeinde Nestoras. Fundstücke aus der Ausgrabung befinden sich in einem Museum in Hora, dem Hauptort der Gemeinde.
Die mykenische Siedlung, die von Carl Blegen 1952 ausgegraben wurde, liegt nahe dem heutigen Ano Englianos etwa 9 km nordöstlich der Bucht von Navarino. Blegen entdeckte hier den unbefestigten Palast eines mykenischen wanax, eines Königs. Blegen gab den umfangreichen mykenischen Palastruinen den Namen „Palast des Nestor“, benannt nach dem gleichnamigen Herrscher über das „sandige Pylos“ in Homers Ilias. Es ist umstritten, ob dieser Palast tatsächlich bei Homer erwähnt wird. Zwar belegen die von Blegen gefundene Linear-B-Tafeln eindeutig, dass der Ort von seinen Bewohnern Pulos (���� pu-ro) genannt wurde und die Hauptstadt eines bedeutenden mykenischen Staats war, der ganz Messenien umfasste. Die topographischen Angaben in der Ilias und der Odyssee über den Sitz Nestors passen jedoch besser zu einer mykenischen Siedlung in der Nähe des heutigen Kakovatos in Triphylien (nördlich an Messenien anschließend). Hier hat Wilhelm Dörpfeld Reste eines bescheideneren mykenischen Palasts und drei reiche Kuppelgräber entdeckt. Wahrscheinlich gehörte dieser Ort um 1200 v. Chr. aber zum Machtbereich des Herrschers des Pylos bei Ano Englianos. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Palast durch Feuer zerstört und nicht kontinuierlich wiederbesiedelt. Nach dem 8. Jahrhundert v. Chr. wurde der Ort aufgegeben und geriet in klassischer Zeit in Vergessenheit.
In den Linear-B-Tafeln werden die Verwaltungsbezirke von Pylos erwähnt. Das Reich bestand demnach aus zwei Provinzen (Deweroaikoraja im Westen um Pylos und Peraikoraja im Osten um Lefktron). Diese Provinzen bestanden aus sieben bzw. neun Distrikten.
Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten gehört der große kreisrunde Feuerplatz mit noch erhaltener Bemalung der Einfassung im Thronsaal des Palastes und ein regelrechtes „Badezimmer“ mit einer „Badewanne“. Die vormals mehrgeschossige Anlage, von der noch bis zu einem Meter über dem Boden aufragendes Mauerwerk erhalten ist, wurde überdacht, um die aus Bruchstein und Stampflehm errichteten Mauern vor Witterung zu schützen.
In unmittelbarer Nähe des Palastes befinden sich zwei Kuppelgräber; die Steinkuppel des besser erhaltenen wurde wieder aufgebaut.
Gegenwärtig (2007) laufende Ausgrabungen betreffen vor allem einen direkt daneben liegenden älteren Palast und das Umfeld.
Legende zum Plan der Palastanlage: 1-Eingang. 2-Hof. 3-Vorhalle. 4-Megaron(Hauptsaal). 5-Lagerräume für Olivenöl. 6-Lagerräume für Wein. 7-Archive. 8-Propylon. 9-Bad. 10-Kleines Megaron.
Literatur
- Giorgos Pathanasopulos, Thanos Pathanasopulous: Pylos – Pylia, Reisebuch in Land und Zeit. ISBN 960-214-197-2.
37.02741666666721.694833333333Koordinaten: 37° 1′ 38,7″ N, 21° 41′ 41,4″ OKategorien:- Archäologischer Fundplatz in Griechenland
- Peloponnes
- Mykenische Stadt
- Pylos-Nestoras
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