- Palastbürokratie
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Eine Palastwirtschaft, auch redistributive, also umverteilende Palastwirtschaft genannt, ist eine (die zentralistische) der beiden Formen der Koordination arbeitsteiliger Gesellschaften; die andere (dezentrale) ist der Austausch mittels Handel über den Markt. Bei der Palastwirtschaft wird die Wirtschaft zentral über einen Palast gelenkt. Der Austausch zwischen den Spezialisten verläuft über das Einsammeln von Abgaben und das Verteilen von Gaben durch den Palast.
Die Palastwirtschaft ist relativ gut belegt für die alten Hochkulturen des Vorderen Orients und des östlichen Mittelmeerraums, z. B. für die Mykenische Kultur. Die Merkmale des Zentrums einer Palastwirtschaft sind:
- das Zentrum einer Gesellschaft ist eine Oberschicht, die in einem Palast (oder einem Tempel) residiert (Palast als Wohnstätte des Königs und seiner Verwaltung bzw. des Hohepriesters und seiner Priesterschaft)
- der Palast soll die Herrschaft des Königs rechtfertigen und die eigene Bevölkerung sowie Mitglieder anderer Gesellschaften einschüchtern, deshalb ist er im Monumentalbaustil gehalten (Palast als Repräsentationsbau)
- der Palast lenkt die gesamte Wirtschaft
- im Palast werden alle Waren gesammelt; deshalb gibt es dort große Lagerräume (Palast als Sammelstätte)
- vom Palast aus werden zahlreiche Güter verteilt (Palast als Verteilungsstätte)
- im Palast werden Güter hergestellt, dort gibt es Handwerker und Werkstätten (Palast als Produktionsstätte)
- der Palast ist gleichzeitig das Zentrum des Fernhandels mit anderen Gesellschaften
Literatur
- Frank Zeeb: Die Palastwirtschaft in Altsyrien nach den spätaltbabylonischen Getreidelieferlisten aus Alalaḫ (Schicht VII) (Dissertation 2000), Ugarit, Münster 2001, ISBN 3-934628-06-0
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