- Markt
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Der Begriff Markt (von lat.: mercatus Handel, zu merx Ware) bezeichnet im engeren Sinne den Ort, an dem Waren regelmäßig gehandelt oder getauscht werden (Handelsplatz). Im weiteren Sinne bezeichnet der Begriff heute das geregelte Zusammenführen von Angebot und Nachfrage an Waren, Dienstleistungen und Rechten. Das traditionelle Zeichen eigener Markthoheit einer Stadt war früher in Teilen Europas der Roland.
Inhaltsverzeichnis
Marktrecht und Marktplatz
Ein Marktplatz ist ein städtischer Platz (z. B. Gendarmenmarkt in Berlin), auf dem regelmäßig Verkaufsveranstaltungen (Märkte) abgehalten werden oder wurden. Dieser so genannte Marktplatz ist in der Regel der zentrale Platz in einer Stadt, an dem auch das Rathaus errichtet wurde. In größeren Städten existierten oft mehrere Marktplätze, auf denen früher spezifische Waren angeboten wurden. Um Märkte nicht unter freiem Himmel abhalten zu müssen, wurden in vielen Städten Markthallen errichtet. Das Recht, einen Markt abzuhalten (Marktrecht) war im Mittelalter für die städtische Entwicklung entscheidend, und galt als erste Stufe zum Stadtrecht. Der Roland als traditionelles Symbol der Markthoheit findet sich heute noch als Standbild in etlichen deutschen Städten, z. B. in Brandenburg an der Havel, Halberstadt, Stendal, Wedel und Zerbst.
„Markt“ ist auch in einigen Bundesländern wie zum Beispiel Bayern die offizielle Bezeichnung für eine Gemeinde, die einen Status zwischen Dorf und Stadt einnimmt. Dieser Status war früher mit der Verleihung des Marktrechts verbunden. In anderen Bundesländern gibt es dafür andere Bezeichnungen. In Bayern und Österreich ist der Begriff Markt bis heute teilweise offizieller Bestandteil des Ortsnamens. So weisen Ortsnamen wie Sobótka, Szombathely oder Samstagsberg auf das samstägliche Marktrecht hin.
Siehe auch: Minderstadt, Flecken (Ort), Liste der Märkte in Bayern
Entwicklung von Märkten
Externe Märkte
In frühen Gesellschaften betrieben Stammesgemeinschaften Handel mit nahestehenden Gruppen. Dieser Handel in externen Märkten war primär eine Angelegenheit zwischen verschiedenen ethnischen Gruppierungen und geschah weniger innerhalb der Mitglieder eines Stammes.[1]
Händlermarkt
Während interne Märkte typischerweise lokale Märkte waren, an denen sich die Menschen mit den unmittelbar benötigten Gütern versorgten, tauchten sehr früh auch zwischenstaatliche Märkte auf. Dieser Handel über lange Distanzen war zwar mit größeren Schwierigkeiten verbunden als der lokale Handel, er konnte aber auch sehr profitabel sein. Eine ursprüngliche Form des Austausches von Gütern zwischen Händlern war die Messe.[2] Diese fanden periodisch statt. Die meisten europäischen Händlermärkte fanden im Raum zwischen Italien und Flandern statt. Auf diesen Messen wurden wesentlich Güter des Südens, inklusive Gewürze aus Asien, mit Gütern aus dem Norden, vor allem Wolle aus England und Flandern ausgetauscht. Diese Messen hatten ihre Hochblüten zwischen dem 11. und dem 14. Jh.[3] Die Messen waren nicht nur Ort des Handels. Auf ihnen fanden eine Reihe von festlichen und andern Aktivitäten statt, welche den eigentlichen Austausch von Gütern einrahmte. Sie waren offen für gewöhnliche Leute. Messe bedeutete Lärm, Unruhe, Musik, fröhliche Menschen, Unordnung. Auch deshalb hatten diese Messen sogar eigene Richter, die für Ruhe und Ordnung zu sorgen hatten und für Rechtsprechung im Streitfall sorgten.[4]
Nationale Märkte
Unter einem nationalen Markt versteht man einen einheitlichen und nicht beschränkten Handelsraum innerhalb der Grenzen eines Nationalstaates. Während im Mittelalter Märkte regional stark beschränkt und durch Zölle geschützt waren, wurden während des Merkantilismus Handelsbarrieren gelockert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts innerhalb von Nationalstaaten vollständig aufgelöst. Treiber dieser Entwicklung war nicht die ökonomische Macht, sondern politische Entscheidungen wie z. B. die Niederlassungsfreiheit und die technologische Entwicklung von Kommunikationsmöglichkeiten.
Internationale Märkte
Ab 200 v. Chr gab es die ersten Handelsrouten zwischen dem Mittelmeerraum und China, hierauf wurden sowohl auf Landweg als auch auf Seeweg vor allem Luxusgüter transportiert. Durch Entwicklungen in der Seefahrt konnten ab dem 13. Jahrhundert auch Güter des täglichen Gebrauchs gewinnbringend transportiert werden. Die industrielle Revolution in Europa führte zu einer Explosion des internationalen Handelsvolumen. Auf Grund seiner Vormachtstellung nahm Europa hierbei eine führende Position ein.[5] Sowohl die beidem Weltkriege als auch die Depression der 1920er Jahre verlangsamten den Entwicklungsprozess des Welthandels. Danach bauten die USA den internationalen Handel wieder auf und unterstützt durch einen europäischen Aufschwung entwickelt sich eine Global Economy.[6]
Geld- und Kapitalmärkte
Ursprünglich wurden Geld und Kapital weitgehend als neutrales Gut betrachtet. Die Entwicklung des eigentlichen Bankenwesens in Europa setzte mit der Lockerung des kirchlichen Zinsverbotes in der Renaissance ein. Damals war das Zielpublikum dieser Dienstleistung eher eine vermögende, politische und unternehmerisch einflussreiche Elite. Mit der Industrialisierung wuchs die Anzahl Lohnarbeiter sprunghaft an, welche die Möglichkeit und das Bedürfnis hatten, Geld zu sparen. Zu dieser Zeit nahm die Wichtigkeit der Zentralbanken und organisierten Börsen zu, dies auch auf Grund der Internationalisierung. Man erreichte einen ersten Höhepunkt vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Diese Zeit, auch die Zeit der Robber Barrons in den Vereinigten Staaten, zeichnet sich durch eine kaum existente Regulierung des Kapitalmarkes aus. Nach einer Regulierungswelle der 1930er Jahre und nach dem Zweiten Weltkrieg sind diese Märkte heute sehr dynamisch und liberal organisiert. Das richtige Ausmaß der Regulierung ist Teil der zeitgenössischen Diskussion.
Arten von Märkten
Aus dem ortsbezogenen Marktbegriff hat sich im Laufe der Zeit ein auf die Verkaufsform bezogener Marktbegriff abgeleitet. Heute unterscheidet man eine ganze Reihe unterschiedlicher Märkte.
Markt als offene Verkaufsveranstaltung
Markt ist ebenfalls die Bezeichnung der Verkaufsveranstaltung an sich, zu der in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen an einem bestimmten Ort - meist dem Marktplatz in der Stadtmitte - Händler zusammenkommen, um Waren des täglichen Bedarfs an Ständen zu verkaufen (so genannte Krämer- oder Krammärkte), oft in Form eines Wochen- oder Jahrmarktes. Werden auf einem Markt gebrauchte Waren wie beispielsweise benutzte Haushaltsgegenstände oder Kleidung aus zweiter Hand angeboten, spricht man von Flohmarkt oder Trödelmarkt.
Neben solchen allgemeinen Marktveranstaltungen hat sich im Lauf der Geschichte eine ganze Reihe spezieller Veranstaltungen in Marktform entwickelt; hierzu zählen beispielsweise Obst- und Fischmärkte (wie zum Beispiel der Viktualienmarkt oder der Hamburger Fischmarkt), Bauernmärkte, aber auch Weihnachtsmärkte und Messen.
Großmarkt
Ein Großmarkt ist ein Ort (oft eine Großmarkthalle), an dem zum Beispiel Lebensmittel und Blumen an Wiederverkäufer (z. B. Einzelhandelsgeschäfte, Gastronomie) verkauft werden (Großhandel).
Supermarkt
Ein Supermarkt ist ein Laden, der verschiedene Waren des täglichen Bedarfs anbietet. Die moderne Markthalle nimmt mit ihren meist festen Ständen eine Zwischenstellung zwischen Markt und Supermarkt ein.
Börse
Börsen sind Spezialmärkte für Aktien, Kuxe, Obligationen, Versicherungen, Öl, Immobilien u. a. m. Nach der Art des Handels lassen sie sich unterteilen in Börsensegmente genannte Teilmärkte wie geregelter Markt, amtlicher Markt und Freiverkehr.
Marktbegriff in der Wirtschaft
Der Begriff Markt bezeichnet in der Wirtschaft ganz allgemein den (realen oder virtuellen) Ort des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage von und nach einem Gut. Ist das Angebot größer als die Nachfrage, spricht man von einem Käufermarkt. Wenn das Angebot kleiner ist als die Nachfrage, handelt es sich um einen Verkäufermarkt. Stimmen Angebot und Nachfrage bei einem Gut überein, so spricht man vom Marktgleichgewicht. Es ist gekennzeichnet durch den Gleichgewichtspreis (vulgo auch Marktpreis) und die durch ihn bestimmte gleichgewichtige Menge. Unter bestimmten Bedingungen erreicht eine Ökonomie, in der alle Güter auf Märkten frei getauscht werden, eine pareto-effiziente Ressourcenallokation (Erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik). Diese Aussage bildet das theoretische Fundament für das in vielen Ländern vorherrschende Wirtschaftssystem der Marktwirtschaft. Sind die Annahmen des Ersten Hauptsatzes der Wohlfahrtsökonomik verletzt, so ist die Güterallokation über Märkte im Allgemeinen ineffizient (sog. Marktversagen).
Andreas Scharf und Bernd Schubert definieren den Markt folgendermaßen: Ein Markt besteht aus allen tatsächlichen und potenziellen Abnehmern mit einem spezifischen Bedürfnis, welches die Unternehmung mit ihrem Produkt zu befriedigen versucht.
Paul Samuelson und William Nordhaus definieren den Markt wie folgt: Ein Markt ist ein Mechanismus, mit dessen Hilfe Käufer und Verkäufer miteinander in Beziehung treten, um Preis und Menge einer Ware oder Dienstleistung zu ermitteln.
Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet zwei Marktarten, die Faktormärkte und die Gütermärkte:
Faktormärkte Marktart Merkmale Arbeitsmarkt Handel von Arbeitsleistungen gegen Arbeitsentgelte. Immobilienmarkt Handel mit Grundstücken und Gebäuden. Kapital- und Geldmarkt Handel, bzw. Vermittlung von lang- und kurzfristigen Krediten. Gütermärkte Marktart Merkmale Konsumgütermärkte Handel mit Konsumgütern. Beispiele: Mobilfunkmarkt, Automobilmarkt, Heim-PC-Markt
Investitionsgütermärkte Handel mit Investitionsgütern. Beispiele: Maschinenmarkt, Werkzeugmarkt
Dabei erfüllt ein Markt folgende Funktionen:
- Versorgungsfunktion,
- Koordinationsfunktion,
- Preisbildungsfunktion und
- Verteilungsfunktion.
Aus unternehmerischer Sicht bezeichnet man als Markt ein Absatzgebiet. Der Terminus neue Märkte erschließen bezeichnet heute eine Grundanforderung für jedes wachstumsorientierte Unternehmen. Der relevante Gesamtmarkt lässt sich dabei in Marktsegmente unterteilen. Aus der großen Bedeutung des Absatzgebietes für ein Unternehmen hat sich in der Betriebswirtschaftslehre das Fachgebiet Marketing entwickelt.
„Markt“ im Sinne des Marketing bezeichnet Kundengruppen, die einem spezifischen Bedürfnis bzw. Bedürfniscluster zugeordnet werden können und kombiniert dieses mit Produkten und Serviceleistungen der Anbieter. Auf dem Markt treffen also Bedürfnisse und Lösungen zusammen. Bedürfnisse/ Kundengruppen oder Lösungen jeweils allein bilden keinen Markt. Erst wenn Bedürfnisse und Lösungen kombiniert werden, ergibt sich ein Markt (vgl. auch Begriff relevanter Markt).
Märkte haben im Zusammenhang mit Marketing allgemein eine doppelte Funktion, denn sie sind Bezugsobjekte und Zielobjekte des Marketing zugleich. In der Tat stellen Märkte als Bezugsobjekte des Marketing die Rahmenbedingungen für das Marketing eines Unternehmens, da das Marketing auf den Märkten stattfindet und dementsprechend stark von den Marktakteuren geprägt wird. Gleichzeitig streben Unternehmen mit ihren Marketingaktivitäten jedoch auch eine Gestaltung bzw. Beeinflussung der Märkte und Marktakteure an, wodurch die Märkte zu Zielobjekten des Marketing werden. Dabei sollte die Marktgestaltung bzw. -beeinflussung sich so darstellen, als dass das (potenzielle) Kundenverhalten möglichst zum Vorteil des Unternehmens ist.
Die Betriebswirtschaftslehre des Handels hat ein eigenständiges Märktegenerierungskonzept entwickelt. Danach generieren und organisieren Handelsunternehmen, und zwar schon jedes einzelne Unternehmen, komplette Märkte als spezifische (tertiäre) Güter: Absatzmärkte für Lieferanten und gleichzeitig Beschaffungsmärkte für Kunden.[7] In dieser permanenten und gleichzeitigen Organisation von Warenmärkten für verschiedene Marktteilnehmer liegt die fundamentale Bedeutung des Handels für die Marktwirtschaft.
Nach der Zahl der Anbieter und Nachfrage werden Märkte in Marktformen eingeteilt. Diese Einteilung wird vor allem zur Erklärung der Marktpreisbildung genutzt. Man unterscheidet
- Polypol (viele Anbieter)
- Oligopol (wenige Anbieter; Bsp.: Mineralölmarkt) und
- Monopol (ein Anbieter).
Marktbegriff in der Soziologie
In der Soziologie wird der Markt als allgemeines Muster gesellschaftlichen Handelns seit Ferdinand Tönnies (für „Gesellschaft“ gegenüber „Gemeinschaft“) und Max Weber genutzt, er umfasst in seiner weitest greifenden Ausprägung jeden Tausch sozialer Sanktionen (also auch negativer Sanktionen bis hin zum Krieg). Der Ethnosoziologe Georg Elwert hat diesen Ansatz benutzt, um die „Gewaltmärkte“ von Warlords zu analysieren.[8]
Siehe auch
Weblinks
Commons: Markets – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Markt – ZitateWiktionary: Markt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenAnmerkungen
- ↑ Weber [1923], 1981:195
- ↑ (engl. Fair, ital feria (Weber (1923) 1981:220)
- ↑ Huvelin 1897, Verlinden 1963, Lopez 1976
- ↑ Braudel (1979) 1985b:85
- ↑ Marx und Engels [1848]1978:475; Kuznets 1966:306-307
- ↑ Block 1977; Shoup und Minter 1977; Braudel[1979] 1985:21-22
- ↑ Hans-Otto Schenk: Marktwirtschaftslehre des Handels, Wiesbaden 1991, S. 550 f., ISBN 3-409-13379-8
- ↑ Vgl. Julia M. Eckert (Hrsg.), Anthropologie der Konflikte. Georg Elwerts konflikttheoretische Thesen in der Diskussion, Bielefeld 2004, ISBN 3-89942-271-6.
Kategorien:- Ökonomischer Markt
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