- Palmesel
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Der Palmesel ist ein süddeutsches Brauchtum bei den Palmprozessionen der römisch-katholischen Kirche am Palmsonntag.
Die Palmprozession mit grünen Zweigen und Mymnen erinnert an den festlichen Einzug Jesu Christi in Jerusalem auf dem Rücken eines Esels. Seit dem 10. Jahrhundert ritten die Dorfpfarrer im Gedenken an dieses Ereignis auf einem Esel der Palmprozession voran. In der Lebensbeschreibung des heiligen Ulrich wird dieser Ritt ausführlich geschildert.
Da der Esel sich dabei häufig recht störrisch verhielt, wurde er bald durch einen hölzernen Esel, auf dem eine Christusfigur saß, ersetzt. Der Palmesel-Umritt wurde vor allem zur Zeit der Aufklärung zurückgedrängt. Ein künstlerisch bedeutender Palmesel aus dem späten Mittelalter befindet sich seit 1915 im Bode-Museum in Berlin.
In Kößlarn wird ein Palmesel erstmals 1481 in einer Kirchenrechnung erwähnt. Der spätgotische Palmesel wurde erst im Jahr 2002 durch einen neuen ersetzt. Das Kloster Metten besitzt einen Palmesel aus der Barockzeit, ebenso die Pfarrei Zwiesel. In St. Martin in Landshut steht als Dauerleihgabe ein neuer Palmesel, im dortigen Heimatmuseum eine der frühesten mittelalterlichen Figuren.
Der „Palmesel“ wurde auch zum geflügelten Wort für Menschen mit ähnlich ungebührlichem Verhalten. So nannte man lange Zeit den Jungen, der mit seinem Palmwedel als letzter die Kirche betrat, den Palmesel. In Würzburg war hingegen üblich, den Kirchenbesuchern, die entgegen der Tradition in abgetragener Kleidung zum Gottesdienst erschienen, einen mit Kreide eingestaubten Stoffesel auf die Kleidung zu drücken, sie sinnbildlich als Palmesel „abzustempeln“. Heute wird dasjenige Familienmitglied als Palmesel gehänselt, das als letztes am Palmsonntagmorgen aufsteht.
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Weblinks
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