Papphocker

Papphocker
Papphocker (Hannover 2005)
Zusammenfalten und mitnehmen (Hannover 2005)

Der Papphocker ist ein Kartonmöbel zum Sitzen, das zur schnellen und kostengünstigen Bestuhlung von großen Hallen beispielsweise bei Deutschen Evangelischen Kirchentagen und Deutschen Katholikentagen verwendet wird. Es handelt sich um einen einfachen quaderförmigen Hocker aus Wellpappe, die sich mit wenigen Handgriffen auseinanderfalten und zusammenstecken lässt.

Vorteile

Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielseitig: Ob zentrale Ausrichtung, Umstellen in jede Kreisform mit oder ohne Mittelpunkte, Tische, Bänke zum Entspannen, Regalwände (ohne und mit Versteifungen), Theken, Stehpulte, Häuschen, Burgen, Türme, Schreib- und Malflächen, Springwürfel, Kopfmasken, Versorgungs- und Aufbewahrungscontainer und mehr – alles ließ sich im Nu bauen und mit allem konnte man gefahrlos arbeiten und spielen.

Geschichte

Die Idee, einfache Hocker aus Wellpappe bei kirchlichen Veranstaltungen zu verwenden, stammte von Friedrich Karl Barth, dem ehemaligen Leiter der „Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen“ in Frankfurt am Main. Zusammen mit einem Organisationsteam des Evangelischen Kirchentages stand er vor dem Problem, eine angemessene Bestuhlung für die „liturgische Nacht“ bereitzustellen. Da versucht werden sollte, ein neuartiges Raumkonzept umzusetzen, konnte man nicht auf eine herkömmliche Bestuhlung zurückgreifen, weil diese nicht die benötigte Flexibilität in der Raumgestaltung gewährleistete. Der Versuch, hierfür auf Luftmatratzen und Bierkisten als Sitzmöbel zurückzugreifen erwies sich als wenig befriedigend. Basierend auf dieser Erfahrung entwickelte Barth den Entwurf des ersten „Papphockers“. Auf dem Kirchentag 1975 in Frankfurt wurde diese Idee zum ersten Mal umgesetzt. Für die „liturgische Nacht“ wurden von der Firma „Stabernack“ die ersten 2.500 Papphocker geliefert und fanden von Beginn an regen Zuspruch. Die einfachen, in ihrer Verwendung flexiblen „Papphocker“ fanden ab 1975 zunehmend Verwendung auf kirchlichen Großveranstaltungen.

Obwohl Friedrich Karl Barth und die evangelische Kirche die Erfindung des „Papphockers“ zu Recht für sich reklamieren dürfen, wurde die Erteilung eines Patents nie gesucht und erwirkt. Ebenso wenig kam es zu einer Serienfertigung des Hockers, da jede Kartonagenfirma derartige Hocker kurzfristig nach Bedarf herstellen kann, es bedarf nur des Schnittmusters.

Maßgeblich verantwortlich für die Verbreitung und den langjährigen Einsatz des Papphockers auf evangelischen Kirchentagen ist Heinz Steege, der von 1970 bis 1998 als Organisationsleiter des Kirchentages fungierte. Im Laufe der Jahre ließ er an die 750.000 derartiger Papphocker aufstellen. Das Konzept überzeugte und so fanden sich derartige Papphocker bald an diversen anderen Veranstaltungsorten.

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