Gottesdienst

Gottesdienst

Ein Gottesdienst ist eine religiös motivierte Zusammenkunft von Menschen mit dem Zweck, mit Gott in Verbindung zu treten, mit ihm Gemeinschaft zu haben oder Opfer zu bringen bzw. eine auferlegte religiöse Pflicht zu erfüllen. Er kann in einer eigens vorgesehenen Räumlichkeit (Gotteshaus, Kirche, Synagoge, Moschee, Pagode, Tempel, Königreichssaal etc.) stattfinden, wie auch im häuslichen Bereich oder in freier Natur.

Das deutsche Wort Gottesdienst entspricht dem lateinischen Begriff Kultus und bezieht sich vornehmlich auf religiöse Feiern im Christentum. Als Gottesdienst werden aber bei entsprechenden Zielsetzung auch spontane oder wenig strukturierte Zusammenkünfte bezeichnet.

Oft folgt ein Gottesdienst einem Ritus – einem durch Traditionen überlieferten Ablauf – der durch ein Zeremoniale (z.B. die katholische Liturgie oder die evangelische Agende) vorgegeben ist. Auch der Buddhismus kennt zahlreiche religiöse Zeremonien.

Derartige Hinweistafeln zeigen Reisenden in zahlreichen Städten (hier: Ilmenau) die Gottesdienstzeiten an, falls diese unterwegs an einem solchen teilnehmen möchten.

Inhaltsverzeichnis

Christentum

Geschichtliche Entwicklungen

Bereits in den Paulusbriefen und in der Apostelgeschichte werden verschiedene Formen von gottesdienstlichen Zusammenkünften der christlichen Gemeinde erwähnt. Ein Beispiel für den urchristlichen Gottesdienst findet sich in 1. Korinther 14: „Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder etwas mitgebracht: Der eine singt ein Lied, ein anderer legt die Heiligen Schriften aus. Wieder ein anderer spricht in Sprachen des Geistes, und ein anderer hat eine Erklärung dazu.“ Der Begriff „Gottesdienst“ (griechisch: leitourgia) wird für diese Versammlungen der Gemeinde nicht benutzt. Wenn im Neuen Testament von Gottesdienst gesprochen wird, geht es entweder um den Tempelgottesdienst des Alten Testaments oder um die Aufforderung, das gesamte Leben als Gottesdienst zu begreifen (Röm 12,1–2 EU).

Schon im 2. Jahrhundert kam es zu einer liturgischen Ausbildung der gottesdienstlichen Zusammenkünfte. Justin der Märtyrer († 165) zum Beispiel beschrieb einen christlichen Gottesdienst mit Leseordnung, Predigt, Fürbittgebet und Eucharistiefeier. Daraus entwickelten sich mit der Zeit besondere priesterliche Ämter, die schließlich zu einer Trennung der Gemeinde in „Geistliche“ und „Laien“ führte. Die Architektur der gottesdienstlichen Räume spiegelt diese Trennung; der Altarraum – durch einen Lettner vom Rest des Kirchenraumes getrennt – war den Geistlichen vorbehalten, während die anderen Gemeindemitglieder immer mehr zu Zuschauern und Zuhörern des gottesdienstlichen Geschehens wurden. Andere spätantike und frühmittelalterliche Sonderformen (Stationsgottesdienst) leben heute in Prozessionen fort.

Die Reformation versuchte diese Entwicklung rückgängig zu machen. Die reformatorischen Täufer und freikirchlichen Bewegungen der Neuzeit wie Baptisten, Freie evangelische Gemeinden und viele Pfingstgemeinden hoben die gottesdienstliche Trennung zwischen Geistlichen und Laien vollends auf. Auch das Zweite Vatikanische Konzil der Römisch-Katholischen Kirche wies den Laien wieder einen aktiven Platz im Gottesdienstgeschehen zu. In der Orthodoxen Kirche wurde diese Rückbesinnung auf den urchristlichen Gottesdienst allerdings nicht nachvollzogen.

Die Zahl der Teilnehmer am sonntäglichen Gottesdienst nimmt in der Bundesrepublik Deutschland ab und betrug nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im Jahr 2003 nur noch 3,98 Millionen Menschen gegenüber 6,19 Millionen Teilnehmern im Jahr 1990. Statistisch gingen im Jahr 2005 ein Drittel der Befragten aus Prinzip nicht in die Kirche, weitere 30 Prozent nur zu Weihnachten, zu Ostern oder zu Familienfesten. Lediglich 17 Prozent bezeichneten sich als regelmäßige Kirchgänger, wobei der Anteil im Westen höher ist als im Osten, bei den Frauen höher als bei den Männern und bei den über 60-Jährigen mit Abstand am höchsten. International gibt es große kulturelle Unterschiede: In weiten Teilen der Vereinigten Staaten sowie in einigen Teilen Europas, z. B. Polen, Italien, ist der Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes eine Selbstverständlichkeit.

Altkatholische Kirche

Der Gottesdienst in der altkatholischen Kirche steht in der Tradition der westlichen Kirche (Römischer Ritus).

Deutschland

Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland feiert ihn – von einigen kleineren Unterschieden abgesehen – in der Form, wie er auch in der erneuerten Liturgie der römisch-katholischen Kirche üblich ist. Da bereits seit 1885 die Landessprache in der Liturgie verwendet wird, sind die deutschen Gemeindeantworten i.d.R. älter und wurden – während anderes geändert wurde – beibehalten. Dazu zählen folgende Antworten:

  • nach den ersten beiden Lesungen: „Soweit die Worte der ersten (zweiten) Lesung.“ – „Gott, dem Herrn, sei Dank!“
  • zum Friedensgruß: „Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!“ – „Friede mit uns allen!“
  • nach der Gabenbereitung: „Betet, Brüder und Schwester, dass unsere Gaben angenommen werden von Gott, dem allmächtigen Vater!“ – „Zu seiner Ehre und zum Heil der Welt.“
  • während des Dialogs vor dem Eucharistiegebet: „Erhebet die Herzen!“ – „Wir erheben sie zum Herrn!“
  • nach dem Einsetzungbericht: „Christus ist gestorben! Christus ist erstanden! Christus wird wiederkommen!“
  • vor der Kommunion: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
  • zur Entlassung: „Gehet hin in Frieden!“ – „Preis und Dank sei unserm Gott!“

In der deutschen alt-katholischen Kirche sind die Händewaschung und die Mischung des Weines mit Wasser bei der Gabenbereitung fakultativ. Der Priester macht erst nach der Beendigung des Eucharistiegebets eine Kniebeuge. Der Friedensgruß kann auf die Fürbitten am Ende des Wortgottesdienstes folgen. In Gemeinden mit Kindern und Jugendlichen sind Ministranten üblich. Das, was man in der römisch-katholischen Kirche unter einem Hochamt versteht, ist in der alt-katholische Kirche eher die Ausnahme, da die Gemeinden meist von überschaubarer Größe sind und mehrheitlich schlichte Formen bevorzugt werden. An weiteren Gottesdienstformen ist vor allem die Vesper zu nennen, die in der altkirchlichen Form – sprich als Abendlob mit Lichtfeier und Weihrauchpsalm – in einigen Gemeinden regelmäßig gefeiert wird.

Schweiz

Der Aufbau der Eucharistiefeier in der Christkatholischen Kirche der Schweiz sieht wie folgt aus:

  • Der Messe gehen Gebete zur Vorbereitung voraus (Psalm 24,27 EU; 122 EU mit jeweils abschließender Oration), darauf folgt der Einzug (mit Versikel und Confiteor samt Lossprechung.
  • Der Wortgottesdienst umfasst an Sonn- und Festtagen drei Lesungen.
  • Das Credo folgt nicht der Homilie, sondern den Fürbitten.
  • Als Glaubensbekenntnis ist ausschließlich das Nicäno-Konstantinopolitanum in Gebrauch.
  • Der Friedensgruß wird vor der Gabenbereitung getauscht.
  • In Gedächtnissen werden die Namen derer, für die besonders gebetet wird, als fürbittendes Gedenken vor der Versikel „Betet, Brüder und Schwestern“ – „Orate, fratres“ verlesen.
  • Das Vaterunser folgt der Brotbrechung.

Der Aufbau der Messfeier in der christkatholischen Kirche weist eine Reihe von Parallelen zum ambrosianischen Ritus auf, während die Verlesung der Nomina defunctorum/offerentium in der Westkirche heutzutage sonst nur noch im Ritus von Toledo zu finden ist. Ein Gabengebet ist nicht vorgesehen. Die anamnetische Akklamation nach dem Einsetzungsbericht ist deklaratorisch und somit nicht an Christus selbst gerichtet:

„Den Tod des Herrn verkünden wir, und seine Auferstehung preisen wir, bis er kommt in Herrlichkeit.“

Daraufhin wird ein Klingelzeichen zum Niederknien während der Epiklese gegeben. Vor der Doxologie, zu der dreimal geläutet wird, ist folgende Akklamation vorgesehen:

„Gewähre uns dies, barmherziger, heiliger Gott, auf dass wir dich loben und preisen durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn.“

Nach dem Entlassungsruf wird der Segen gespendet.[1]

Freikirchen

Freikirchliche Gemeinden haben oft keine festgelegte Liturgie. Ausnahmen sind z.B. die methodistischen Kirchen und die Herrnhuter Brüdergemeine.[2] In vielen Gemeinden folgt einer lockeren Begrüßung und einem Informationsteil eine längere Anbetungszeit, die durch viele Lieder, Lesungen biblischer Texte und frei formulierte Gebete geprägt ist. Musikalisch steht nicht nur die Orgel im Mittelpunkt, sondern oft auch andere Tasten- und Rhythmusinstrumente. Auch persönliche Erfahrungsberichte, so genannte „Zeugnisse“ kommen häufig vor. Viele Gemeinden besitzen Chöre, Singkreise oder Musikbands, die den wöchentlichen Gottesdienst mitgestalten. Die Predigt steht im Mittelpunkt. Fürbitte und Segensbitte beschließen den Gottesdienst. In charismatisch geprägten Gemeinden gehören auch Gottesdienst-Elemente wie Glossolalie (Zungengebet) und Prophetie. Das Abendmahl wird regelmäßig gefeiert; in manchen Freikirchen wöchentlich (Brüdergemeinden), in manchen vierteljährlich (Adventgemeinden), in den anderen meist monatlich. In manchen Freikirchen finden allerdings auch hin und wieder Mahlfeiern im häuslichen Kreis statt. Für Kinder wird meistens parallel ein Kindergottesdienst angeboten.

Zu den gottesdienstlichen Veranstaltungen einiger Freikirchen zählen auch regelmäßige Gebetsversammlungen (wie so genannte Lobpreisgottesdienste). Auch die Bibelstunden haben in manchen freikirchlichen Gemeinden einen gottesdienstlichen Charakter. In einigen jüngeren Freikirchen, wie Willow Creek (USA), Hillsong (Australien), oder International Christian Fellowship (Europa), werden die Gottesdienste konsequent mit den Möglichkeiten aktueller Veranstaltungskultur (Musik, Licht, Ton, Videoprojektion) gefeiert.

Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Quäker gehen wie fast alle protestantischen Glaubensgemeinschaften vom Priestertum aller Gläubigen aus. Während es bei den frühen Quäkern Prediger und auch von Anfang an Predigerinnen gab, gibt es heute in evangelikalen Richtungen des Quäkertums Pastoren und Pastorinnen (vor allem in den USA und Afrika), während es in liberalen Richtungen des Quäkertums (vor allem in den USA und in Europa) meist auch keine Prediger und Predigerinnen mehr gibt. In ihren Andachten wollen sie sich der Gegenwart Gottes öffnen. Dabei kann – während einer meist einstündigen, schweigenden Meditation – jeder, der sich dazu getrieben fühlt, das Wort ergreifen. In den Shakergemeinden wurde sogar die alltäglich zu verrichtende Arbeit als Gottesdienst angesehen. Andachten von evangelikal geprägten Gemeinschaften sind dagegen „programmiert“; sie beinhalten neben Meditation auch Gebet, Gesang und Predigt.

Lutherische Kirchen

Predigt in einer evangelischen Kirche in Württemberg

Martin Luther ging es in seinem reformatorischen Wirken vor allem darum, die Gnade Gottes und die Ernsthaftigkeit des christlichen Lebens wieder herauszustellen. Dabei ging er davon aus, dass durch die Reformation die Alte Kirche wiederhergestellt sei. Für den Gottesdienst bedeutete dies, dass Luther sich zunächst um eine möglichst große Kontinuität in der Liturgie bemühte. Die ersten liturgischen Entwürfe Luthers sahen daher eine im Vergleich zum römisch-katholischen Gottesdienst fast unveränderte Messfeier vor: die sogenannte „gefegte (= gereinigte) Messe“. Luther tilgte nur jene Passagen, die den Vollzug des Abendmahls als erneutes Opfer Jesu Christi verstehen ließen, und führte die deutsche Sprache ein. In späteren Arbeiten wurden weitere Veränderungen vorgenommen. Die größten Differenzen ergaben sich beim eucharistischen Hochgebet.

Die lutherischen Kirchen orientieren sich bis heute an diesem Verständnis und an der Sprache Martin Luthers, so dass in ihnen sowohl von „Gottesdiensten“ als auch von „Messen“ gesprochen wird. Gottesdienste werden in allen ihren Elementen – Bibellesungen, Gebete, Predigt, Gesänge, Bekenntnisse – grundsätzlich nur in den Landessprachen gefeiert; Ausnahmen gelten lediglich für die feststehenden liturgischen Gesänge – Gloria patri, Kyrie, Gloria, Sanctus, Agnus Dei –, die zuweilen in ihrer altkirchlichen Form und Sprache angestimmt werden, sowie für neueres Liedgut, das auch in sprachlicher Hinsicht bestimmten Modetrends folgt und daher derzeit oft englische Texte aufweist. Die gottesdienstlichen Lesungen folgen der Perikopenordnung.

Gottesdienstformen in lutherischen Kirchen:

Evangelisch-Lutherische Kirchenagende
  • Abendmahlsgottesdienste in Anlehnung an die Ordnung der Lutherischen Messe
  • Beichtgottesdienst vor der Lutherischen Messe
  • Predigtgottesdienste
  • Gottesdienste zum Buß- und Bettag mit besonderer Bußliturgie und Beichte
  • Andachten wie zum Beispiel Advents- und Passionsgottesdienste in der Woche
  • Stundengebet
  • Gottesdienste zum Gedenken der Heiligen Apostel und Evangelisten, Gedenktag der Heiligen, Gedenktag der Augsburgischen Konfession etc. an den entsprechenden Gedenktagen
  • Kasualgottesdienste (wie zum Beispiel Beerdigungen, Trauungen)
  • Es werden auch teilweise neuere Gottesdienstformen angeboten.

Taufen, Ordinationen etc. werden in der Regel im Rahmen eines Sonntagsgottesdienstes vollzogen. Ausnahmen sind möglich.

Orthodoxe Kirchen

Die Ostkirchen hingegen halten an der Bezeichnung Heilige Liturgie für ihre Form des eucharistischen Gottesdienstes fest. Nur die Eucharistiefeier heißt hier folglich „Liturgie“; andere Gottesdienste (Liturgien), zum Beispiel die Taufe oder die „Krönung“ (= Trauung), werden mit ihrem eigenen Namen benannt.

Reformierte Kirchen

Der Gottesdienst in Kirchen der reformierten Tradition ist in Deutschland wortbetont, sein wesentlicher Bestandteil ist die Predigt. Die Liturgie ist schlicht. Das Abendmahl wird als Erinnerungsfeier verstanden. Unter Zwinglis Führung war das Herrenmahl in Zürich nur zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Kirchweih gefeiert worden. In Anlehnung an diese Tradition sehen viele Gemeinden eine Abendmahlsfeier nur vier bis fünf Mal im Jahr vor; übliche Termine dabei sind für die erste Feier im Kirchenjahr Weihnachten, für die zweite Gründonnerstag, Karfreitag oder Ostern, sowie für die weiteren Pfingsten und Erntedank; mancherorts wird auch in den Konfirmationsgottesdiensten zum Abendmahl eingeladen. – Auch im Abendmahlsgottesdienst steht die Wortverkündigung im Zentrum des Ganzen.

Das grundlegende Modell der reformierten Liturgie baut auf dem oberdeutschen Prädikantengottesdienst auf. In ihr stehen trinitarisches Votum (Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.), biblisches Votum (häufig Ps 124,8 LUT, daher auch Adjutorium genannt) und Begrüßung sowie ein Gemeindelied am Anfang. Darauf folgen Psalm, der zuweilen in einer Nachdichtung als eröffnendes Gemeindelied gesungen wird, Eingangsgebet mit Schuldbekenntnis, Bibellesung, Predigt, Glaubensbekenntnis, Lied, Abkündigungen, Fürbittengebet, Unser Vater, Ausgangslied und Segen. – Die Reihenfolge zwischen Votum/Begrüßung und Lied, zwischen Predigt und Glaubensbekenntnis sowie zwischen Ausgangslied und Segen ist in den unterschiedlichen Gemeinden verschieden geregelt.

Die gottesdienstlichen Lesungen folgen in vielen Gemeinden der Perikopenordnung. Daneben sind aber seit der Reformationszeit vor allem in den niederrheinischen Gemeinden auch „Continua-Predigten“ gebräuchlich. Dabei folgen die Predigten dem fortlaufenden Text eines biblischen Buches. In anderen Gemeinden schließlich können weder fortlaufende Lesungen noch Perikopenordnung als feststehende Tradition beobachtet werden.

Römisch-katholische Kirche

Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nahm sich die Römisch-Katholische Kirche auch des Gottesdienstes als „Sacra Liturgia“ (Heilige Liturgie) an. Er wird verstanden als priesterliches Handeln des beständig in seiner Kirche gegenwärtigen und diese in sein Tun einbeziehenden Jesus Christus. In der kirchlichen Liturgie aller Zeiten, auch der Gegenwart, spricht Er selbst aus den biblischen Lesungen, bewirkt durch sinnenfällige Heilige Zeichen (große und kleine Sakramente) das Heil der Menschen und vollzieht vereint mit seiner Gemeinde die öffentliche Verehrung (Kult) des einen und dreifaltigen Gottes.

Die Leitung einiger Gottesdienstformen ist einem geweihten Geistlichen vorbehalten, wie etwa die Feier der Heiligen Messe, die Spendung der meisten Sakramente und bestimmte Segnungen und Weihen. Laien wirken dabei im Rahmen vorgegebener Rollen mit, etwa als Kantoren, Ministranten oder Lektoren. Zur Feier von Stundengebet oder Wort-Gottesdiensten ist keine Weihe notwendig, jedoch in manchen Fällen eine besondere Beauftragung.

Formen des römisch-katholischen Gottesdienstes sind:

Judentum

Im Judentum finden die Gottesdienste in der Synagoge statt. In allen Richtungen des Judentums werden Gottesdienste und Feiern am Sabbat (Freitagabend bis Samstagabend) und an den Feiertagen durchgeführt. Hinzu kommen in orthodoxen und einigen konservativen Gemeinden Gottesdienste am Morgen (Schacharit), Nachmittag (Mincha) und Abend (Maariv) an den Wochentagen.

Ein vollständiger Gottesdienst erfordert ein Quorum (hebräisch Minjan) von sieben erwachsenen Männern. In orthodoxen, teilweise auch in konservativen und liberalen Gemeinden, zählen nur Männer (ab 13 Jahren) zum Minjan. In vielen konservativen und allen Reform-Gemeinden in den USA und in vielen liberalen Gemeinden in Europa und anderswo werden auch Frauen (ab 12 Jahren) zum Quorum hinzugerechnet.

Der Gottesdienst besteht aus Gebeten und Liedern, an Samstagen und Feiertagen, in einigen Gemeinden auch montags und donnerstags, erfolgt morgens eine Lesung aus der Tora, an Jom Kippur noch zusätzlich nachmittags, an Simchat Tora oft auch abends. Die Gottesdienstordnung ist je nach Richtung und Gemeinde unterschiedlich.

Islam

Der Islam versteht unter Gottesdienst (Ibada) Unterordnung und Ergebung an Gott. Das islamische Ritualgebet findet fünfmal täglich statt.

Das Freitagsgebet (arabisch: ṣalāt al-ǧumʿa) ist für Männer in der Gemeinschaft in der Moschee verpflichtend. Es ist gegenüber den an anderen Tagen stattfindenden Ritualgebeten um eine Predigt (Khuṭba) erweitert. In traditionellen islamischen Gemeinschaften nehmen Frauen nur ausnahmsweise am Freitagsgebet teil. Für diesen Fall gibt es einen abgetrennten Frauenteil, der oft für Männer nicht oder nur schwer einsehbar ist.

Hinduismus

Seit den Puranas entstand ein zusätzliches Yoga im Hinduismus: die Bhakti, die liebende Hingabe an einen persönlichen Gott wurde für viele Hindus zum wichtigsten Element der Religiosität. Die populärste Form des Gottesdienstes ist die Anbetung Gottes in einem Bild oder einem Emblem im Rahmen einer Puja, der traditionellen Verehrungszeremonie, die oft im häuslichen Rahmen stattfindet. Der Gläubige kann selbst aussuchen, in welcher der vielen Formen er das Göttliche verehren möchte, wenngleich Familientraditionen hierbei eine Rolle spielen. Pujas können grundsätzlich von jedem durchgeführt werden. Eine formelle, öffentliche Puja folgt einem strengen Ritus, der meist in den Samhitas (gehört zu den Veden ) Agamas, Tantras, sowie Ritualhandbüchern seine Grundlage hat [3]. Das Verfahren einer Puja variiert nach Schulrichtungen und Region. Daneben gibt es auch noch Yajnas, Feuer-Zeremonien zur Verehrung der Vorfahren und der Familiendeitäten, welche nur Brahmanen vorbehalten sind (zum Beispiel bei einer Hochzeit).

Im hinduistischen Tempel bietet sich ebenfalls die Möglichkeit zum Gottesdienst. Anfang und Ende sind offen, jeder Tempel entwickelt seinen eigenen Ablauf. Zentraler Aspekt des hinduistischen Gottesdienstes ist das Darshan, der wechselseitige Anblick von Gläubigen und Gott[4]. Meist ist der Besuch im Tempel mit einer Opfergabe verbunden.

Siehe auch

Verschiedene Formen des Gottesdienstes

Fachbegriffe

Einzelnachweise

  1. Handreichung für Ministranten
  2. Handbuch für Versammlungen in der Brüdergemeine, 2. Aufl. 2006
  3. Axel Michaels: Der Hinduismus, Geschichte und Gegenwart, Verlag C.H.Beck München, z.B. Seite 266
  4. Axel Michaels: Der Hinduismus, Geschichte und Gegenwart, Verlag C.H.Beck München S.254

Literatur

  • Evangelisches Gottesdienstbuch. Taschenausgabe; Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft 2005; ISBN 3-7461-0141-7
  • Mathias Christiansen (Hrsg.): Almanach der frohen Botschaft – Ein Begleiter durch das Kirchenjahr; Münster: Monsenstein und Vannerdat, 2006; ISBN 3-86582-219-3
  • Annette Böckler: Jüdischer Gottesdienst; Berlin 2002; ISBN 3934658199
  • Gerhard Hennig: Der evangelische Gottesdienst in Württemberg; 1989
  • Peter Bukowski, Arend Klompmaker, Christiane Nolting, Alfred Rauhaus und Friedrich Thiele (Hrsg.): Reformierte Liturgie. Gebete und Ordnungen für die unter dem Wort versammelte Gemeinde; Wuppertal: Foedus, 1999; ISBN 3-932735-36-6; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener-Verlag, 1999; ISBN 3-7887-1777-7; 1999; darin: Alfred Rauhaus: Einführung, S. 23–52
  • katholisch: Thomas Schumacher: Die Feier der Eucharistie. Liturgische Abläufe - geschichtliche Entwicklungen - theologische Bedeutung; München: Pneuma, 2009; ISBN 978-3-942013-00-0
  • missional: Johannes Reimer: Gott in der Welt feiern. Auf dem Weg zum missionalen Gottesdienst. Edition IGW, Bd. 3. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2010, ISBN 978-3-937896-90-8.
  • Axel Michaels: Der Hinduismus, Geschichte und Gegenwart, Verlag C.H.Beck München, 1998

Weblinks

 Commons: Christlicher Gottesdienst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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