Para-Toluidin

Para-Toluidin
Toluidine
Name o-Toluidin m-Toluidin p-Toluidin
Andere Namen 2-Methylanilin,
1,2-Methylanilin,
1,2-Aminotoluol,
o-Tolylamin
3-Methylanilin,
1,3-Methylanilin,
1,3-Aminotoluol,
m-Tolylamin
4-Methylanilin,
1,4-Methylanilin,
1,4-Aminotoluol,
p-Tolylamin
Strukturformel
CAS-Nummer 95-53-4 108-44-1 106-49-0
Summenformel C7H9N
Molare Masse 107,16 g·mol−1
Aggregatzustand flüssig fest
Kurzbeschreibung farblos bis gelblich, verfärben sich an der Luft allmählich rotbraun
Schmelzpunkt −16 °C[1] −31 °C[2] 45 °C[3]
Siedepunkt 200 °C[1] 203 °C[2] 200 °C[3]
pKb-Wert 9,47 9,30 8,93
Löslichkeit 15 g·l−1 (20 °C)[1] 10 g·l−1 (20 °C)[2] 7,5 g·l−1 (20 °C)[3]
wenig löslich in Wasser
Gefahrstoff-
kennzeichnung

Giftig Umweltgefährlich
Giftig Umwelt-
gefährlich
(T) (N)
R-Sätze 45-23/25-36-50 23/24/25-33-50 23/24/25-36-40-43-50
S-Sätze 53-45-61 (1/2)-28-36/37-45-61 (1/2)-28-36/37-45-61
WGK 3[1] 2[2] 2[3]

Die Toluidine (auch als Aminotoluole (Aminotoluene) bzw. Methylaniline bekannt) bilden eine Stoffgruppe aromatischer, einfach methylierter Aniline. Die drei Mitglieder dieser Gruppe unterscheiden sich in der Position der Methylgruppe am aromatischen Ring. Sie sind in erster Linie als Vorprodukte bei der Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten von Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Darstellung

Die Toluidine werden aus Nitrotoluolen (aus Toluol durch Nitrierung zugänglich) durch Reduktion hergestellt. Die Reduktion kann zum einen mit Eisen, Essigsäure und Salzsäure durchgeführt werden (Bechamp-Reduktion). Heute überwiegt die katalytische Hydrierung mit Raney-Nickel. Als Lösungsmittel werden hier oft niedere, aliphatische Alkohole (Methanol, Ethanol, n-Propanol oder iso-Propanol) eingesetzt. Die Hydrierung findet in der Regel bei Drücken zwischen 3 bar und 20 bar H2-Druck (sog. Niederdruckhydrierung) oder bei 20 bis 50 bar (sog. Mitteldruckhydrierung) statt.

Eigenschaften

Die Toluidine besitzen nahezu gleich hohe Siedepunkte, unterscheiden sich dagegen deutlich in ihren Schmelzpunkten. Das p-Toluidin besitzt aufgrund seiner Symmetrie den höchsten Schmelzpunkt und ist ein Feststoff.

Die Toluidine sind schwache Basen, ihre Basenkonstanten (pKb-Werte) liegen in der gleichen Größenordnung wie Anilin (9,42).

Reaktionen

Die Toluidine bilden mit starken anorganischen und organischen Säuren stabile Salze.

Die wichtigsten Reaktionen sind die

Das chemische Verhalten der Toluidine wird also (wie beim Anilin) durch den aromatischen Kern und die Aminogruppe bestimmt.

Verwendung

Die Toluidine hatten früher fast ausschließlich als Zwischenprodukte zur Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten sehr große Bedeutung. Mittlerweile werden auch einige Herbizide auf Basis dieser Verbindungen hergestellt. o- und p-Toluidin sind wichtige Ausgangstoffe zur Herstellung von Chlortoluidinen und nitrierten Toluidinen. Diese dienen, neben den Toluidinsulfonsäuren, zur Herstellung von Pharmazeutika, Farbstoffen und Pigmenten.

Über eine Diazotierung (und anschließende „Verkochung“) können aus den Toluidinen die Kresole erhalten werden.

2-Methylanilin

2-Methylanilin ist Ausgangsstoff zur Herstellung der Kupplungskomponente Naphthol AS-D.

Wichtige Azofarbstoffe auf Basis des 2-Methylanilins:

  • Acid Red 24 (C.I. 16140)
  • Solvent Red 26 (C.I. 26120)
  • Solvent Yellow 3 (C.I. 11160)

Als Vorprodukt für die Herbizide Phenmedipham und Chlordimeform hat es Bedeutung.

Derivate

  • 6-Chlor-2-methylanilin (I in der Abbildung unten): für Pharmazeutika
  • 3-Chlor-2-methylanilin (II) als Diazokomponente für Naphthol-AS-Entwicklungsfarbstoffe, Ausgangsstoff für 2,6-Dichlortoluol
  • 4-Chlor-2-methylanilin (III): Diazokomponente für Naphthol-AS-Entwicklungsfarbstoffe, Vorprodukt für Indigo- und Thioindigofarbstoffe. Ausgangsstoff für 2,5-Dichlortoluol.
  • 5-Chlor-2-methylanilin (IV): Diazokomponente für Naphthol-AS-Entwicklungsfarbstoffe
  • 2-Aminotoluol-4-sulfonsäure (V) als Diazokomponente für Azofarbstoffe
  • 2-(Ethylamino)-toluol-4-sulfonsäure (VI) zur Herstellung von Farbstoffen
  • 2-Aminotoluol-5-sulfonsäure (VII) als Diazokomponente für Azofarbstoffe
  • 2-Amino-3-chlortoluol-5-sulfonsäure (VIII) ist ein Zwischenprodukt zur Herstellung von Pyrazolonfarbstoffen, z. B. Acid Yellow 18, C.I. 19020
  • 2-Amino-6-chlortoluol-3-sulfonsäure, Zwischenprodukt für Azofarbstoffe
  • 2-Amino-6-chlortoluol-4-sulfonsäure (IX) wird als sog. Ledersäure für Azofarbstoffe zur Ledereinfärbung eingesetzt, z. B. für Acid Brown 105, C.I. 13530

Strukturformeln verschiedener Derivate von 2-Methylanilin

3-Methylanilin

Wichtiger Azofarbstoffe auf Basis des 3-Methylanilins:

  • Direct Yellow 50 (C.I. 29025)

Derivate

  • 6-Chlor-3-methylanilin (I in der Abbildung) für Azofarbstoffe
  • 3-Aminotoluol-4-sulfonsäure (II) als Zwischenrodukt für Azofarbstoffe und Triphenylmethanfarbstoffe
  • 3-Aminotoluol-6-sulfonsäure (III) als Zwischenprodukt für Azofarbstoffe
  • 3-Amino-6-chlortoluol-4-sulfonsäure (IV) als Diazokomponente für Azofabstoffe

Strukturformeln verschiedener Derivate von 3-Methylanilin

4-Methylanilin

Wichtige Azofarbstoffe auf Basis des 4-Methylanilins:

  • Basic Red 9 (C.I. 42500)
  • Acid Green 25 (C.I. 61570)

Über eine Diazotierung und anschließende Reduktion des 4-Methylanilins kann p-Tolyl-hydrazin (vgl. Hydrazin) erhalten werden, welches als Vorprodukt für 3-Methyl-1-[p-tolyl]-5-pyrazolon (wichtiges Farbstoffzwischenprodukt; vgl. auch: Pyrazolone) dient.

Zur Herstellung von Triphenylmethanfarbstoffen und für 2,9-Dimethylchinacridon (vgl. Chinacridone), (= Pigment Red 122; C.I. 73915) wird 4-Methylanilin ebenfalls in großen Mengen eingesetzt.

Ferner dient es auch zur Herstellung des Pflanzenschutzmittels Oxythioquinox und vieler Pharmazeutika.

Derivate

  • 3-Chlor-4-methylanilin (I in der Abbildung): zur Herstellung von 3-Chlor-4-methyl-6-nitroanilin, um daraus das Herbizid Chlortoluron zu gewinnen.
  • 4-Aminotoluol-2-sulfonsäure (II): als Zwischenprodukt für Azofarbstoffe und optische Aufheller
  • 4-Aminotoluol-3-sulfonsäure (III): dient (nach Diazotierung und Reduktion zum entsprechenden Hydrazin) zur Herstellung wichtiger Pyrazolone
  • 4-Aminotoluol-2-sulfonsäureanilid (IV): als Diazokomponente für Azofarbstoffe
  • 4-Amino-6-chlortoluol-3-sulfonsäure (V): als Diazokomponente für Azofabstoffe und Vorstufe für Pyrazolone

Strukturformeln verschiedener Derivate von 4-Methylanilin

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Eintrag zu 2-Methylanilin in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 11. September 2007 (JavaScript erforderlich).
  2. a b c d Eintrag zu 3-Methylanilin in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 12. September 2007 (JavaScript erforderlich).
  3. a b c d Eintrag zu 4-Methylanilin in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 12. September 2007 (JavaScript erforderlich).

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