Paralogie

Paralogie

Paralogie (gr. παρὰ parà „neben“ und λόγος lógos „Lehre“, „Sinn“) bedeutet das Benennen oder Beschreiben von Dingen in einer Weise, die den Sachverhalt undeutlich werden lässt. In der Genetik wird davon abweichend mit Paralogie das Verwandtschaftsverhältnis von Genen beschrieben, die durch Genduplikation entstanden sind.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutungsvarianten

Biologie

Die Paralogie ist neben der Orthologie ein weiteres Teilgebiet der Homologie (Biologie).

Genetik

Paralogie bezeichnet in der Genetik das Verhältnis verwandter Gene innerhalb eines Genoms, die möglicherweise unterschiedliche Funktionen haben. Dieses beruht auf einer Duplikation (Vervielfältigung) eines Gens innerhalb des Genoms und der Akkumulation von Mutationen in einer der Kopien. Ein Beispiel ist die Paralogie von α- und β-Untereinheiten des Hämoglobins.

Handelt es sich um Paraloge, die aus einem whole-genome-duplication-Ereignis (WGD) stammen, so spricht man von Ohnologen.

Linguistik

  1. Die Bedeutungsverschiebung des Wortes „geil“ als Synonym für „hervorragend“ oder „sehr gut“ entspricht nicht dem historisch ursprünglichen Sinn des Wortes und stellte daher in seiner Anfangsphase des veränderten Gebrauchs eine Paralogie dar.
  2. Neologismen, die gebildet werden, um Eigenschaften zu beschreiben, die sich durch den normalen Wortschatz nicht oder nur in umständlichen Beschreibungen erschließen lassen, stellen eine Paralogie dar, bis sie in den allgemeinen Sprachgebrauch eingehen. Ein prominentes Beispiel ist das von Lewis Carroll erfundene Verb "to galumph".

Logik und Rhetorik

  1. Das Verwenden unscharfer Beschreibungen oder Euphemismen ist oft ein Fall von Paralogie. (z. B. wenn eine Rentenkürzung von ihren politischen Befürwortern als "Modernisierung des Rentensystems" bezeichnet wird).
  2. Im weitesten Sinn ist auch der Paralogismus als unabsichtlicher Fehlschluss als Spezialfall der Paralogie zu betrachten. Dasselbe gilt für den Sophismus, der bewusst mit Scheinbeweisen arbeitet, um gegnerische Thesen zu diskreditieren.

Philosophie

Für Jean-François Lyotard erfüllt die Paralogie die Funktion der postmodernen Legitimierung des Wissens. Die Paralogie ermöglicht in diesem Zusammenhang durch Unschärfen und Fehlschlüsse die Aufmerksamkeit vom gewöhnlichen Denken auf die Regeln, nach denen die jeweiligen Diskurse geführt werden, zu verschieben:

„Das postmoderne Wissen ist nicht allein das Instrument der Mächte. Es verfeinert unsere Sensibilität für die Unterschiede und verstärkt unsere Fähigkeit, das Inkommensurable zu ertragen. Es selbst findet seinen Grund nicht in der Übereinstimmung der Experten, sondern in der Paralogie der Erfinder.“

Lyotard[1]

Psychologie

Die Störung der grammatischen Sprachstruktur, beispielsweise bei Psychosen.

Siehe auch: Pseudologie und Konfabulation

Einzelnachweise

  1. Jean-François Lyotard: Das postmoderne Wissen. Wien 1994. S. 16.

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