Pelshofer

Pelshofer

Johann Georg Pelshofer, auch: Pelshöfer, Pelzhofer, Peltzhofer; (* 1599 in Graz; † 11. Juli 1637 in Wittenberg) war ein österreichischer Mediziner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pelshofer wurde als Sohn des Veit Pelshofer († 1609) und seiner Frau Sabina, die Tochter des Rats und Patriziers in Graz Georg Grebminger und seiner Frau Catharina von Rauchenberger von Hauffelden, geboren. Sein Vater war Agent und Diener am erzherzoglichen Hof in Österreich gewesen und hatte den Erzherzögen Carl von Österreich (1565–1566), Ernst von Österreich, Maximilian von Österreich und auch Kaiser Rudolf II. gedient. Als 1600 in der Steiermark, Kärnten und Krain die Verfolgung der Anhänger des Augsburger Bekenntnisses (Confessio Augustana) durch die Bewegung der Gegenreformation einsetzte, gestattete man seinem Vater bei seiner evangelischen Religionsüberzeugung zu bleiben und erhob ihn am 14. September in den Adelsstand [1].

Jedoch wollte er seine Kinder und Nachkommen nicht den theologischen Auseinandersetzungen jener Zeit aussetzen und begab sich mit seiner Familie 1601 nach Dresden [2]. Hier ließ er seinem Sohn eine gute Bildung durch Privatgelehrte zukommen, so dass dieser erfolgreich die Fürstenschule in Meißen besuchen konnte. Nachdem er sich dort die Hochschulreife erworben hatte, ging er im Wintersemester 1610 an die Universität Leipzig. Hier absolvierte er zunächst ein Studium der Artes Liberales, am 12. November 1617 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg, wechselte im November 1624 an die Universität Basel, wo er am 17. Dezember 1624 mit der Dissertation De sputo sanguinis zum Doktor der Medizin promovierte.

Nach einer Bildungsreise durch die Schweiz und Frankreich wurde er Stadtarzt in Haynau in Schlesien und trat am 11. Mai 1627 eine außerordentliche Professur in Wittenberg an. Am 17. Juni 1627 übernahm er die dritte ordentliche Professur für Anatomie und Botanik an der medizinischen Fakultät der Wittenberger Akademie und heiratete am 1. September 1628[3] Anna, die, Tochter des Physikprofessors Georg Wecker. Aus dieser Verbindung ist der Sohn Johann Georg Pelshofer bekannt. Pelshofer, der sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Wittenberger Hochschule beteiligte, wurde im Wintersemester 1633 auch Rektor der Hochschule, nachdem man ihn 1629 aufgrund eines biologisch bedingten Sprachfehlers übergangen hatte.

Er wurde ein Opfer seines Berufes und verstarb an der Pest. Am 13. Juli hatte man seinen Leichnam auf dem Wittenberger Stadtfriedhof vor dem Elstertor beigesetzt und einen Grabstein errichtet. Pelshofer hat sich Verdienste bei der Durchsetzung chemiatrischer Ideen, durch die mehrfache Bearbeitung von Jean Beguins (ca. 1550-1620) Tyrocinium chymicum und die Herausgabe von Johannes Hartmanns Tractatus de opio erworben. Nach dessen praktischen Übungen zur Zubereitung von Opium, fertigte er selbst das Laudanum opiatum und das magische alchemistischen Aurum potabile (englisches Trinkgold).

Werkauswahl

akademische Schriften

  1. De ileo theses disputationis medicae, Wittenberg 1622
  2. De sanitate et morbo (Resp. Caspar Kheil), Wittenberg 1629
  3. De variolis et morbillis (Resp. Majus, Suevus u. A. Mavius pro lic.), Wittenberg 1629
  4. De Paracelsistarum unguento armario (Resp. Hieronymus Wecker) Wittenberg 1630, Neudruck In: Theatrum sympatheticum auctum, Nürnberg 1661
  5. Decas paradoxorum chymicorum (resp. Johann Melchior Hupfauff), Wittenberg 1630
  6. De scabie vulgo sic dicta (resp. Johann David Ruland), Wittenberg 1630
  7. Theses iatromathematicae de diebus criticis eorumque causis (Resp. Nicolaus Schultz), Wittenberg 1632
  8. De purgatione (resp. Geiling), Wittenberg 1632
  9. De morbis totius substanriae et cognatis quaestionibus (resp. Sperling), Wittenberg 1633

Herausgeberschaften

  1. Tyrocinium chymicum Johannis Beguini. Wittenberg 1634, Wittenberg 1640, 1643, 1650, 1656, 1659, 1666,
  2. Tractatus physicomedicus de Opio, publice praelectus in academia Marpurgenis 1615 Johanne Hartmanno. Wittenberg 1635, Wittenberg 1658 und in Johann Hartmanns Opera omnia, hrsg. v. Conrad Johrenius (1653-1716), Bd. 5 (Frankfurt/Main 1684)

Literatur

  • Mecklin: Lindenius renovatus, 1686 p. 586
  • Witte: Diarium biographicum, 1688, Riga 1691
  • Manget: Biblotheca Scriptorum Medicorum, 1731, II. p 482
  • Kestner: Medizinisches Gelehrten-Lexikon, 1740 p. 634
  • Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexikon, 1751 Bd. III. Spalte 1363 und Rotermunds Fortsetzung und Ergänzungen, 1816, Bd. V, Spalte 1835
  • Johann Friedrich Gmelin: Geschichte der Chemie. 1797, p. 573
  • Fuchs: Repertorium der chemischen Literatur, 1806-08, p. 117
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917, S. 462
  • Hans Theodor Koch: Die Wittenberger Medizinische Fakultät (1502-1652) - Ein biobibliographischer Überblick, in Stefan Oehmig: Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit, 2007 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, ISBN 9783374024377

Weblink


Einzelnachweise

  1. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-lexicon, Leipzig, 1867, Bd. 7, S. 88
  2. Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für geneal. u. kulturhistorische Zwecke; 1967, Bd. 5. R 4627 S. 361
  3. vgl. Traubuch Wittenberg

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