Johannes Scharff

Johannes Scharff

Johannes Scharff (auch: Scharf, Scharfius, Scharffius; * 13. Juni 1595 in Kroppenstedt; † 6. Januar 1660 in Wittenberg) war ein deutscher lutherischer Theologe und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren als Sohn des Juristen Janus Scharf und seiner Mutter Margaretha, die Tochter des Kroppenstedter Bürgermeisters Heinrich Vogler, verlor er seine Eltern im Alter von einem dreiviertel Jahr. Er kam zu Verwandten die ihn zum Lernen anhielten, so dass er die St. Martins Schule in Halberstadt besuchen konnte. Von dort zog er auf das Gymnasium in Berlin, wechselte auf die Schule in Brandenburg an der Havel und nach Eisleben. Ausreichend vorgebildet, begab er sich am 8. September 1617 an die Universität Wittenberg, wo er zunächst ein Studium an der philosophischen Fakultät absolvierte und dabei unter anderem von Jakob Martini angeleitet wurde.

Nebenher besuchte er die öffentlichen Vorlesungen der Theologen Friedrich Balduin, Balthasar Meisner, Nikolaus Hunnius und Wolfgang Franz. Am 26. September 1620 erwarb er den damals höchsten akademischen Grad an der philosophischen Fakultät den eines Magisters der freien Künste. Im Anschluss hielt er viele philosophische Vorlesungen ab und da er sich darin als nützlich erwies, berief man ihn 18. Oktober 1623 zum Adjunkten an die philosophische Fakultät. 1627 wurde er Professor der Metaphysik und Logik und veröffentlichte eine Vielzahl an Schriften, die auch außerhalb Wittenbergs großes Interesse fanden und an verschiedenen Universitäten eingeführt wurden.

Neben der Philosophie befasste er sich laufend mit der Theologie und erhielt 1627 die Erlaubnis an der theologischen Fakultät Vorlesungen zu halten. 1635 avancierte er zum Lizentiaten der Theologie, wurde nachdem er 1639 die Professur für Ethik übernommen hatte, am 23. März 1640 vom Kurfürsten zum außerordentlichen Professor der Theologie ernannt und nachdem er 1647 zum Doktor der Theologie promoviert hatte, wurde er am 16. Februar 1649 ordentlicher Professor der Theologie und verwaltete die Kurfürstlichen Stipendiaten. Nach dem Tod von Martini übernahm er noch im selben Jahr die Stelle des Propstes an der Wittenberger Schlosskirche, verwaltete sechs Mal das Dekanat der Theologischen Fakultät, zudem vier Mal das der philosophischen Fakultät und war dreimal Rektor der Wittenberger Akademie. Theologisch hat er sich als Vertreter der lutherischen Orthodoxie an den konfessionellen Streitigkeiten gegen Georg Calixt beteiligt.

Werkauswahl

  • Metaphysica exemplaris. Wittenberg 1623 und öfter
  • Pneumatica seu scientia spirituum naturalis. Wittenberg 1656
  • Istitutiones logicae. Wittenberg 1656

Familie

Scharff war zweimal verheiratet. Die erste Ehe schloss er Ende Oktober 1632 mit Maria, der Tochter des Magdeburger Kanonikers an der St. Nicolaikirche Martin Praetorius. Sie verstarb jedoch schon nach einem dreiviertel Jahr, sodass diese Ehe kinderlos blieb. Am 1. September 1635 ging er seine zweite Ehe mit Anna Catarina († 2. November 1662 in Wittenberg), der Tochter des Veit Pelshöfer, ein. Aus dieser Ehe sind zwei Söhne und eine Tochter hervorgegangen. Die Kinder waren Johann Veit Scharff (* 23. Juli 1636 in Wittenberg; † 14. September 1637 in Wittenberg); Anna Sabina Scharff (* 28. Juli 1637 in Wittenberg, heiratet am 12. August 1656 Johann Andreas Quenstedt; † 1. Oktober 1700 in Wittenberg, in Schlosskirche begraben) und Johann Friedrich Scharff (* 20. April 1639 in Wittenberg; † 23. März 1710 in Wittenberg).

Literatur

  • Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Band 5, R 4189
  • Johann Christoph Erdmann: Biographie sämtlicher Pröpste an der Schloss und Universitätskirche zu Wittenberg. Wittenberg 1802
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. 1917
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-04402-4
  • Julius August Wagenmann: Scharff, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 587 f.
  • Scharff, Johann. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 34, Leipzig 1742, Spalte 932–935.

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