- Peter Reichel (Politikwissenschaftler)
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Peter Reichel (* 19. September 1942 in Rendsburg) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Historiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Reichel war zunächst Buchhändler, studierte dann Politische Wissenschaft, Neuere Geschichte und Philosophie, promovierte 1972, war in Saarbrücken, Bonn und Hamburg tätig und habilitierte 1981 an der Freien Universität Berlin.
In den Jahren 1981/82 war er Privatdozent, bevor er 1983 als Professor für Politische Wissenschaft an die Universität Hamburg berufen wurde. Von 1986 bis 2007 lehrte er dort Historische Grundlagen für Politik.
Das Wirken
Der Arbeitsbereich von Professor Reichel liegt in der politischen Kulturgeschichte Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert. Besondere Schwerpunkte seiner Forschung und Lehrveranstaltungen sind insbesondere:
- Nationalismus
- Faschismus- / Totalitarismustheorie
- Rechtsextremismus und Antisemitismus
- Kulturgeschichte des NS-Staates
- Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur im Nachkriegsdeutschland
- Film und Politik
- politische Architektur; politische Symbolik; Memorialkultur
- Zitat:
- „Im Land, aus dem die Täter kamen, muss an erster Stelle die Auseinandersetzung mit den Massenmördern stehen, den Planern, Bürokraten und Exekutoren der Gewaltverbrechen. Aber es ist eben sehr viel leichter und angenehmer, sich mit den Opfern zu beschäftigen als mit der Frage, wie man in Deutschland, aus durchaus bürgerlichen Verhältnissen kommend, Massenmörder werden und nach 1945 gleichwohl wieder zu bürgerlicher Reputation kommen konnte.“
Das Interesse an den Themen und Thesen, die Anerkennung für deren Vermittlung in engagierter und Studenten zugewandter Lehre findet Professor Reichel in seinen Hamburger Studenten und in Interessierten weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus. Das Prädikat „Standardwerk“ wurde u. a. seiner Trilogie zur Vergangenheitsbewältigung, bestehend aus „Politik mit der Erinnerung“ (1995), „Vergangenheitsbewältigung in Deutschland“ (2001) und „Erfundene Erinnerung“ (2004), verliehen.
Reichel emeritierte 2007, sein „Abschiedsgeschenk“ an die Universität Hamburg bestand aus einer Vorlesungsreihe für seine Studenten, Freunde und Kritiker, in der er noch einmal seine wichtigsten Arbeitsgebiete vorstellte. Dies waren die „zweite Geschichte“ des Nationalsozialismus und die Geschichte des politischen Festes als Teil der politischen Kultur und Symbolik Deutschlands. Peter Reichel forscht auch nach seiner Emeritierung weiter.
Werke (Auswahl)
- Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur von 1945 bis heute. C.H.Beck Verlag, München 2001 (beck'sche reihe 1416)
- Politik mit der Erinnerung. Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit. München 1995 (2.Aufl. 1999)
- Das Gedächtnis der Stadt. Hamburg im Umgang mit seiner NS-Vergangenheit. Hamburg 1997 (Hg.)
- Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und der Nationalsozialismus nach 1945. Hamburg 2005 (zus. mit Harald Schmid)
- Erfundene Erinnerung. Weltkrieg und Judenmord in Film und Theater. Carl Hanser Verlag, München 2004.
- Schwarz-Rot-Gold. Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945. Verlag C.H. Beck, München 2005.
- Der schöne Schein des Dritten Reiches. Faszination und Gewalt des deutschen Faschismus. Neuausgabe mit erweitertem Bildteil. Ellert und Richter Verlag, Hamburg 2006 (München 2.Aufl. 1993)
- Robert Blum. Ein deutscher Revolutionär 1807-1848, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36136-8.
Aufsätze
- Über das Totengedenken nach Auschwitz. Vom politischen Totenkult zur politischen Erinnerungskultur. In: Kulte, Kulturen, Gottesdienste. Öffentliche Inszenierung des Lebens (FS Peter Cornehl). Göttingen 1996. 70-80.
- Aufdringliche und anmaßende Anbiederung. Eine Zwischenbilanz zum Streit um das nationale Holocaust-Monument. In: FAZ, 19. November 1998.
- Wenn Auschwitz aufhört weh zu tun. Kontinuität und Wandel im deutsch-jüdischen Schuldverhältnis. In: FAZ, 25. Januar 2000.
- Wie in der Nachkriegszeit der Mythos von der sauberen Wehrmacht entstand. In: SZ, 27. November 2001.
Weblinks
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